de :: en
Permalink: PURL

Suche

Anzeigen als: OAI :: XML :: Print :: Faksimile in der WDB

Beschreibung des Cod. Guelf. 146.2 Extrav.
Hans Butzmann: Die mittelalterlichen Handschriften der Gruppen Extravagantes, Novi und Novissimi. Frankfurt/M.: Klostermann, 1972. (Kataloge der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Neue Reihe, Bd. 15) S. 8384

PSALTERIUM MIT MITTELHOCHDEUTSCHEN GLOSSEN

ACHTUNG: Weitgehend unkorrigierter OCR-Text aus einer Digitalisierungskampagne des Projektes Handschriftenportal.

Pergament. 158 blatt. Bl. 21 x 16 cm. cm. XIII. Jh., Anf.. 2. H. d. XIII. Jhs. (Glossen). Rheingebiet.
Quaternionen. Blindlinierung. 18 Zeilen Text, dazwischen die (kleineren) Glossen.
Tinte des Textes hellbraun, der Glossen und der Zusätze zum Kalender schwarz.
Große und kleine gotische Buchschrift, letztere für die Glossen (Textualis formata
und Textualis). Größere und kleinere rote Anfangsbuchstaben. Am Schluß fehlt
eine Lage. Buchschmuck s. u.
Brauner Lederband des XVII. oder XVIII. Jhs. auf Pappe. Das Leder befindet
sich im Zustand des Roten Verfalls und blättert zunderartig ab. Reste von Kanten,
Stehkanten und Rückenvergoldurrg. Goldschnitt stark beschnitten.
Der Kalender ist überarbeitet worden. Neue Heiligennamen sind, teilweise
über Rasur, mit schwarzer Tinte eingetragen, wohl erst nach 1250. In der älteren
Namenreihe erscheint der h. Wido von Pomposia (31.3), dessen Gebeine in Speyer
ruhen. Das Fest des h. Germanus von Paris (28.5), der vor allem in Westdeutschland
verehrt wurde, gehört noch zum ersten Bestand, seine Translatio (25.7.)
ist nachgetragen. Unter den neu eingetragenen Heiligen befindet sich Curinus
(Quirinus), der im gesamten Rheintal verehrt wird. Die Eintragung zum 24. Mai:
Translatio sancti Dominici confessoris festum duplex beweist, daß der Kalender
nicht vor 1234 überarbeitet sein kann, denn in diesem Jahre wurde der Ordensgründer
kanonisiert. Die Handschrift wurde für ein Frauenkloster geschrieben;
die Gestalt der Nonne in der Initiale Bl. 91 (s. u.) zeigt es. Sie trägt ein weißes
Habit, eine weiße Haube und einen bräunlichen Mantel. Sie als Dominikanerin
zu deuten, wäre voreilig. So sei nur darauf hingewiesen, daß die ersten Dominikanerinnen
(Anfang des XIII. Jhs.) einen braunen Mantel trugen (s. Doye, Die
alten Trachten der männlichen und weiblichen Orden, Leipzig 1930, S. 62,
Fig. 198). Sicher ist, daß Dominikanerinnen die Handschrift noch später besaßen,
wahrscheinlich, daß die mittelhochdeutschen Glossen in einem ihrer Klöster entstanden
sind. Der Kalender enthält nekrologische Eintragungen (noch XIII. Jh.),
es sind Frauennamen: obiit Bertradis laica (1r), Mechtilde, Hedevic (5r), luthe
(5v), Helevic (6r), Mer gart, Wolfframe (6v). Die Mundart der Glossen zeigt alemannische
und mitteldeutsche Züge (F. Hopfenbeck; s.u.). Nach Langers Vermutung
war der Band im Besitz von Johann Georg Eckhart (Eccard; 1664–1730),
von dessen Hand dann auch die reichhaltigen Randbemerkungen zum deutschen
Text stammen mögen. Auf einem neueren Vorblatt Rundstempel mit dem Monogramm
P. L. (wohl XVIII. Jh.).
A. Schönbach, Psalmenbruchstücke, in: Zeitschr. f. dt. Altert. 35, S. 225. Wil-
heim Walther, Die deutsche Bibelübersetzung des Mittelalters, T. 3,1892, Sp. 587/
588. A. Schönbach, Bruchstücke einer fränkischen Psalmenversion, in: Zeitschr.
f. dt. Altert. 45, 1901, S. 186. E. Rooth, Eine westfälische Psalmenübersetzung,
Uppsala 1919, S. 17 u. LXI. Franziska Hopfenbeck, Codex Nr. 146.2 Extrav. der
Landesbibliothek Wolfenbüttel. Diss. München 1929. Eine handschriftliche Beschreibung
von Henrici im Handschriftenarchiv der Deutschen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin.
Psalterium. Ir Kalender. 7r Psalmi. 145r Cantica. 155v Te Deum. 156v Qui-
cumque. 159v Ordinarium officii. Nur vier Zeilen erhalten. Nicht glossiert.
Glossen. 7r Vorspruch zu Ps. 1 (durch Beschneidung verstümmelt): Disen salm
saltu wi(zzen) daz in David lichte unde daz gotiz wort da mit an (uch) rihtete.
„Beatus“ ist nicht glossiert. A: man der nie kere in dem rate der ubelen …
Zusätze im Kalender, 1v Berechnung der Fastenzeit. A: Swanne sancte Mathie
tac gevellet an den mentac … Hopfenbeck (s. o.) S. 3. 2r Gebärmuttersegen. A:
Ich beswer dich quele muter… Hopfenbeck S. 3.
Größere Initialen (7–11 cm hoch) Bl. 7r (Ps. 1), 27v (Ps. 26), 40r (Ps. 38), 51v
(Ps. 51), 52v (Ps. 52), 65v (Ps. 68), 81r (Ps. 80), 96r (Ps. 95), 98r (Ps. 101), 112r
(Ps. 109). Gespaltene Schäfte, im Innern Blattvoluten. Die Felder der Initialen
farbig unterteilt. Schlecht koloriert: Das Gold der Buchstabenkörper ist unsauber
aufgetragen, die Konturen sind oft überdeckt, auch durch die wolkige Kolorierung.
Schmutziges dunkles Grün, dunkles Blau, Braun. 51v Q mit lang herabhängendem
Cauda-Drachen. 98r Initiale D (Unzial-Form) mit Figuren. Unten kniet,
von der Rankenspirale umstrickt, eine Nonne (s.o.). Im gewundenen Ansatz des
Buchstabens links oben erscheint Christus mit segnender Hand. Der Ausdruck
dieser Figuren, die Feinheit, mit der sie gezeichnet sind, überrascht angesichts
der nicht sehr lebendigen Ornamentik.
  • Weitere Literaturnachweise im OPAC suchen.
  • Weitere Literaturnachweise suchen (ehem. Handschriftendokumentation)
Dieses Dokument steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz (CC BY-SA). Für die Nutzung weiterer Daten wie Digitalisaten gelten gegebenenfalls andere Lizenzen. Vgl. die Nutzungshinweise der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel.