Gaius Julius Solinus, De statu mundi
Blois, Benediktinerkloster Saint Laumer — 10. Jh., 2. Hälfte
Provenienz: Einträge: 1r oberer Blattrand: Hic liber est ecclesie sancti Launomari. 1r unterer Rand und 110v Ex bibliotheca Mazarina Gabriel Naudaeus. Laut dem Besitzeintrag aus dem 10. Jh. auf 1r (oberen Blattrand) stammt die vorliegende Handschrift aus dem Loirekloster Saint Laumer in Blois, wo sie vermutlich auch geschrieben wurde. Später gehörte sie der Bibliothek des Diplomaten und Kardinals Jules Mazarin (1602-1661) an (vgl. Einträge 1r und 110v von Hand Gabriel Naudés, dem Bibliothekar Mazarins), aus dessen Besitz sie nach seinem Ableben in die Hände von Marquard Gude gelangte. Gude befand sich nachweislich zum Todeszeitpunkt Mazarins in Paris, um Handschriften einzusehen und zu studieren (zum Ankauf vgl. , 306, Anm. 124-126). Zusammen mit den übrigen Gudiani gelangte die Handschrift 1710 nach Wolfenbüttel (zur Erwerbung der Handschriften durch Gude vgl. ).
Pergament — 110 Bl. — 23,5 × 16,8 cm
Lagen: 2 IV (16). IV-1 (23). 4 IV (47). IV-1 (54). 4 IV (86). III (92). IV+1 (101). IV-1 (108). I (110). Lagenbezeichnungen in römischen Ziffern zum Ende jeder Lage, unterer Blattrand. III-XV mit Wellenlinienverzierung. Neuere Tintenfoliierung. Blattverlust Bl. 108, untere Hälfte. Schriftraum: 17,0 × 11,5 cm, einspaltig, 20 Zeilen. Karolingische Minuskel von einer Hand. Verstitel in Capitalis Rustica. Zu Beginn der Textabschnitte 1-3zeilige Initialmajuskeln.
Roter Schafsledereinband (17. Jh.).
INHALT
1r-108r : Collectanea rerum memorabilium (Edition: ). , Bd. 1, 28, 12, Sigle G; Literatur: , Une édition critique de Solin au IXe siècle, in: Scriptorium 50 (1996), 22-87; , 117 108v leer. 109r-110v : De bello civili. Fragment, I, 135-170, 325-362 ( , 86; , Bd. 4,1, 83-87).
AUSSTATTUNG
Zahlreiche Initialen und verzierte Initialmajuskeln.Initialen: Zu den Versanfängen verzierte, unkolorierte Initialen und einfach verzierte Initialmajuskeln (Übergänge fließend; 2-4,5 cm). Die Buchstaben ausgeführt in einfacher Silhouette, gelegentlich partiell gefüllt (29v, 31r, 43v, 62v). Die Buchstabenstämme mit auffälligen Punktverdickungen (vgl. 21r). Der Endbesatz mit Knospen und anschließenden, lappigen Profilpalmetten (vgl. 17r), Pfeilen (vgl. 101r), kleinen Blütenmedaillons (27v, 29v) und einem Vogelkopf (31r). Als Stammfüllungen, hell ausgespart, ein Knospenfries (62v), Tropfenformen (29v) und randständiges Blattwerk (29v, 43v). Einige Buchstaben mit grünen Begleitfeldern, bzw. -strichen (vgl. 17r).
STIL UND EINORDNUNG
Der Buchschmuck der vorliegenden Handschrift beschränkt sich auf die Hauptschrift, den Solinus, dessen Text eng verwandt ist mit einer Pariser Handschrift (Paris, BnF, lat. 6810, Blois, Ende 10. Jh.; zur Handschrift vgl. V. von Büren, Une édition critique de Solin au IXe siècle, in: Scriptorium, Bd. 50 [1996], 22-87, hier 64-71; Die Orvaler Handschriften bis zum Jahr 1628 in den Beständen der Bibliothèque nationale de Luxembourg und des Grand Séminaire de Luxembourg. Beschrieben von T. Falmagne unter Mitwirkung von L. Deitz, Bd. 2, Beschreibungen und Register, Wiesbaden 2017, 262f.). Auch der Wolfenbütteler Solinus stammt aus dem Loirekloster Saint-Laumer in Blois, wo er vermutlich entstand (vgl. Provenienz). Seine Datierung schwankt paläographisch zwischen dem 10. Jh. ( , Nr. 4467; , Bd. 1, 28, 12, Sigle G; , 117) und dem 11. Jh. ( , 56-57, 86). Die Ausstattung der Wolfenbütteler Handschrift zeigt Parallellen zu Handschriften aus der Zeit des späten 10. Jh. und des 11. Jh., die in Klöstern Zentralfrankreichs entstanden. Direkte Vergleiche aus dem Kloster Blois liegen nicht vor. Die in Aussparungstechnik verwendete Vierpassblüte begegnet in einer Handschrift des frühen 11. Jh. aus Cluny (Bamberg, SB, Msc.Bibl.26, 225v; , Nr. 54, Abb. 284). Ähnlich, aber im Detail differenziertes Blattwerk zeigen Handschriften aus Limoges (vgl. Cod. Guelf. 79 Gud. lat.; vgl. )., Nr. 4467. — , Bd. 1, 28, 12. — , 56-57, 86. — , Bd. 2, 519. — , Iacopo Sannazaro in Francia. Scoperte di codici all'inizio del XVI secolo, Padua 1988, 90, Anm. 71. — , 306, Anm. 124, 125. — , 117.
Abgekürzt zitierte Literatur
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel.