Beschreibung von Cod. Guelf. 22 Weiss.
Die illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 1: 6. bis 12. Jahrhundert, beschrieben von Stefanie Westphal (in Bearbeitung)
Handschriftentitel: Flavius Josephus, antiquitates iudaicae, interprete Rufino
Entstehungsort: Weißenburg
Entstehungszeit: 9. Jh., 3. Viertel
Beschreibstoff: Pergament
Umfang: 249 Bl.
Format: 31,5 × 24,5 cm
Seitennummerierung: Neuere Tintenfoliierung.
Lagenstruktur: 25 IV (192). V-2 (200). 3 IV (224). II (228). 2 IV (244). III-1 (249). Lagenbezeichnungen in schwarzen römischen Zahlen mittig am unteren Blattrand.
Zustand: Guter Zustand.
Seiteneinrichtung: 23,5 × 17 cm, zweispaltig, 31 Zeilen.
Hände: Karolingische Minuskel von mehreren Händen. Eine der Hände (151r) wurde von Kleiber in der Wiener Otfrid-Handschrift nachgewiesen (Wien, ÖNB; Cod. 2687; zur Handschrift vgl. H. J. Hermann, Die frühmittelalterlichen Handschriften des Abendlandes, Leipzig 1923 [Beschreibendes Verzeichnis der illuminierten Handschriften in Österreich 8,1; Die illuminierten Handschriften und Inkunabeln der Nationalbibliothek in Wien 1], Nr. 35, 126-131.; , 77 Anm. 361, Taf. XIIIb).
Schrift: Zu den Kapiteln Überschriften in roter Capitalis Rustica, die Textanfänge mit roten, unverzierten 2-6zeiligen Federinitialen.
Zu den Kapiteln Überschriften in roter Capitalis Rustica, die Textanfänge mit roten, unverzierten 2-6zeiligen Federinitialen.
Zu den Kapiteln Überschriften in roter Capitalis Rustica, die Textanfänge mit roten, unverzierten 2-6zeiligen Federinitialen.
Auszeichnungsschriften / Buchschmuck:
- 6 initialen. 2 verzierte Randzeichnung. Ritzungen.
-
Initialen:
Einleitend zu den Buchanfängen zwei Zierinitialen (Deckfarbeninitialen; 1v, 6,6 und 4r, 15,5) und vier unkolorierte Federinitialen (50r in Schwarz - 60r, 61r, und 62v in Rot; 2,5-8,5). Desweiteren auf 197v drei verzierte tintenfarbige Initialmajuskeln. Die Deckfarbeninitialen vorgezeichnet mit roter Feder und zum Teil mit Tinte nachgezogen. Die farbig gefüllte Initiale auf 1v im Stamm vertikal gespalten und durch rechteckige Schnallen in Segmente gegliedert. Als Füllmotive dienen das Augenmotiv und die Raute. Im Binnenfeld großflächig angelegtes, schlaufenförmiges Flechtband mit zugrundeliegender Achterschlaufe und spitzwinklig verlaufendem, dornartig endendem Gegenpart. Die Deckfarbeninitiale auf 4r angelegt als Hohlinitiale ohne kolorierten Hintergrund. Der obere Initialabschluss ringförmig mit stabartigen, x-förmig angelegten, schlanken Hörnern. Als Ringbesatz kleine dreieckige Dornfortsätze mit Kleeblattkronen. Der untere Ausläufer als hakenförmige Palmette und vertikal farbig geteilt. Segmenteinteilung durch doppelte Schnallen. Als Füllmotive des Initialstamms dienen eine große angelegte Seilschlinge und Achterschlaufen. Die schwarze Federinitiale auf 50r mit in den Initialstamm eingefügten Flechtbandpaneelen. Der Hintergrund jeweils in vier Quadranten geteilt. Im Besatz zwei Palmetten mit rückwärts gebogener Spitze. Der obere Initialabschluss mit Dreiecksverzierung. Die drei roten Federinitialen gefüllt mit ausgesparter Seilschlinge (60r) und einfachem Stufenband (61r und 62v - mehrbahnig). Auf 197v drei tintenfarbig ausgeführte, verzierte Initialmajuskeln. Hier als Bogenschaft die Palmette und als Binnenverzierung eine kelchförmige Blüte. -
Randzeichnung:
Auf dem Blattrand von 144v eine in Tinte ausgeführte Flechtbandprobe - das obere Endgeflecht eines Initialstammes mit Hörnern und nach unten spitz zulaufenden Schlaufen. 177r Blattrand unten ein Hippocamp (?). Ritzungen: 186v P. 186r unten rechts Palmette. 185v Blattrand unten B. -
Farben:
Eingeschränkte Farbpalette mit Grün und Gelb.
Einband: Roter Ledereinband (Nigerziegenleder; Neubindung 1983).
Geschichte der Handschrift:
Die Handschrift wird von , Nr. 7377. nach Weißenburg gegegeben und in das 3. Viertel des 9. Jahrhunderts datiert. 131, 132 nennt Weißenburg unter Vorbehalt und datiert den Codex in die Mitte des 9. Jahrhunderts. , 77 Anm. 361, 134, 136, 138 gelingt die Identifizierung eines Schreibers des Weißenburger Josephus mit einer Hand der Wiener Otfrid-Handschrift (s.o.), wodurch die Lokalisierung nach Weißenburg gesichert erscheint und die von Bischoff in das 3. Viertel des 9. Jahrundert favorisierte Datierung in den Vordergrund rückt.
Der Buchschmuck der Handschrift gibt sich mit seinen vier Initialvarianten eher unheitlich und steht mit den Deckfarbeninitialen innerhalb des Skriptoriums ohne direkte Vergleiche. Zur Federinitiale auf 50r mit den Flechtbandpaneelen vor quadratischen Feldern und den angefügten Halbpalmetten lassen sich in 61 Weiss. (Weißenburg, 2. Viertel 9. Jahrhundert) und Wien, ÖNB, Cod. 1239 (Weißenburg, 3. Viertel 9. Jahrhundert; zur Handschrift vgl. , Farbabb. 7) Parallelen finden. Übereinstimmung hingegen zeigen die tintenfarbigen Initialmajuskeln mit Palmettenbe- und -ersatz, wie sie in zahlreichen Weißenburger Handschriften vorliegen (vgl.4 Weiss., 74v; 63 Weiss., 10v; 46 Weiss., 170v; 60 Weiss., 78r und 49 Weiss., 197v).
Als Parallele zu den Deckfarbeninitialen ist die in St. Gallen im 3. Viertel des 9. Jahrhunderts entstandene sogenannte große Hartmut-Bibel zu nennen (St. Gallen, StiB, St. Gallen, StiB, Cod. 77-83; , Kat.Nr. 89, 90, 91, 92, 93, hier 93), die im letzten Band (Cod. 83) eine ähnliche Farbgebung (gelb/grün) und vergleichbare Flechtbandabläufe aufweist (vgl. insb. p. 257; , Abb. 302).
Provenienz der Handschrift: Kloster Weißenburg, Besitzeintrag. 2r Signaturenbuchstabe .B.1r in Unzialis Hic liber est sancti Petri de Wizenburg. Darüber Josephus historiagrafus(!) antiquitatum. Darüber de R R (15. Jh.). 248v unterer Blattrand H sknrkcxslfsccbtp R. Wiener Liste 2° 36.
Inhalt:
Bibliographie
- , Nr. 4106 (Heinemann Nr.).
- , 707.
- F. Blatt, The Latin Josephus. Introduction and text. The Antiquities. Books I-V. Kopenhagen 1958 (Acta Jutlandica 30,1. Humanities series 44), 40, Pl. VII.
- 131, 132.
- , 77 Anm. 361, 134, 136, 138.
- , 89, 193 Anm. 147, 188, 208.
- , Nr. 7377.
Korrekturen, Ergänzungen:
- Lizenzangaben korrigiert (schassan, 2020-04-17)
Abgekürzt zitierte Literatur
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