Beschreibung des Cod. Guelf. 226 Extrav.
Butzmann, Hans: Die mittelalterlichen Handschriften der Gruppen Extravagantes, Novi und Novissimi. Frankfurt/M.: Klostermann, 1972. (Kataloge der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Neue Reihe, Bd. 15) S. 101–105
REZEPTE · DEUTSCHER TOBIAS · DEUTSCHER CATO · FEMRECHT GÜLDENE KRON UNSER LIEBEN FRAUEN
ACHTUNG: Weitgehend unkorrigierter OCR-Text aus einer Digitalisierungskampagne des Projektes Handschriftenportal.
Papier. 163 blatt. Bl. 19,5 x 15 cm. cm. XV. Jh. (1469 (?)). Augsburg.Wechselnde Zeilenzahl, bis 24 Zeilen. Bl. 1–142 unliniert. Bl. 5–22 alte Blattzählung
2-19. 23-33 Zählung22–32. 34-83MO-99. 84-92:110-118. 93-117:
120-144.118-140:147-168.141-142:100-101.143-152:170-179. EineReihe
von Blättern ist also verloren, 100–101 alter Zählung sind an falscher Stelle eingebunden.
Flüchtige schlichte Bastarda mit Antiqua-Einschlag. Kleinere Zusätze
von anderen Händen, vor allem auf den letzten Blättern. Rubra. Bl. 143–147
(beigebunden) 19 Zeilen. Blindlinierung. Ausgebildete Bastarda. Hier auch rote
Überschriften und rote Anfangsbuchstaben. Registerzungen mit jüngeren Aufschriften.
Einband des XVI. Jhs. Holzdeckel mit übergreifendem Schweinslederrücken.
Parallele Rollenstempel (Vasen) nur flach eingedrückt. Auf dem unteren Schnitt
die Jahreszahl 1469.
Mundart bairisch-schwäbisch. Bl. Ir die Jahreszahl 1469. Daneben das Zeichen
M.S. unter der Jahreszahl 1SS4. Wie aus der Eintragung Bl. 148v hervorgeht,
handelt es sich um Matthaeus Schwarz zu Augsburg (1497–1574, Buchhalter bei
Fugger), den Sohn des Weinhändlers Ulrich Schwarz, dessen Vater Ulrich Schwarz
d. Ä. (f 1478, Bürgermeister von Augsburg) das Buch besessen, vielleicht gar geschrieben
haben mag. Es wurde wohl zusammen mit den Schwarzschen Trachten-
büchem im Jahre 1658 von Herzog August erworben. Vgl. August Fink, Die
Schwarzschen Trachtenbücher, Berlin 1963, S. 9 ff. Auf dem Vorderdeckel alte
Signatur N. 81. Auf dem ersten Vorbl. die Signaturi/—/ (Herzog August).
Joh. Joach. Eschenburg, Denkmäler altdeutscher Dichtkunst, Bremen 1799,
S. 275. Friedrich Zamcke, Der deutsche Cato, Leipzig 1852, S. 14–15. Theodor
Lindner, Die Verne, Münster 1888, S. 208–209. G. Homeyer, Die deutschen Rechtsbücher
des Mittelalters, 1931/34, S. 275, Nr. 1225.
1 r Altes Inhaltsverzeichnis der gesamten Handschrift. A: Item ain groß bett…
Mit dem ursprünglichen Bl. 1 auch der Anfang des Gebets verloren.
5r Gebet. Anfang verloren (s. Ir). Setzt ein: — selben sein lieb junger den
selben gelauben…
6v Practica Bartholomaei. Nur der Anfang. A: Daz buoch dichtet ain mai-
ster… Bricht ab:… von der feicht wirt ez dicke —
7r Feuerwerkbuch. Der Anfang verloren; von Bl. 7 die innere Ecke abgerissen.
Text setzt ein: — fliegentz fewr daz da fert… Der folgende Absatz
beginnt: Item will machen ain starck fayr so nim alleritram … 31r letzter
Absatz. A: Item den allerpesten koln … 31v E: … daz der dunst nit dar
von gang. Der koll ist über ander kollen.
31v U:Gesegent öl zuoprennen.
34r Kellermeisterei. A: Item wen der wein verrückt wirt…
41r Kellermeisterei. Ü: Hie hebt an ain ander maister von wein. A: Item
wer schimlingen wein hab … 44v Nachträge hierzu.
46r Arzneibuch. Ü: Hie hebt sich an allerlay abentürr. A: Item nim rechtich
samen und stoß die ze pulver… Anschließend:
53r Krankheitssegen. A: Item der segen ist guot und bewert für den kalten
siechtung…
53v Ablassgebet. A: An dem palmtag werd du ain geerter küng…
54r Benedictio Tobiae, deutsch. Ü: Sant Thobias segen. A: Der guot her sant
Thobias / Der gotez weyssag waz … 55v E: … Auch segen dich got f mit
dem segen da mit er segnot / Dain draü kind Sydrach, Mysaach, Abdenago.
Joh. Joach. Eschenburg, Denkmäler altdeutscher Dichtkunst, Bremen 1799,
S. 275 ff.; daselbst auch das folgende Gedicht. Es folgt ein Stoßgebet an
Maria.
56r Disticha Catonis, deutsch. Friedrich Zamcke, Der deutsche Cato, 1852,
S. 27–57. In der vorliegenden Handschrift fehlen die Verse 261–456. 64v
Schlußschrift: Hie hat Katho ain end / Got uns sein gnad send.
65r Kochbuch. Ü: Hie sagt der maister von allerlay kochen. A: Item wiltu
machen gefult ayr so nymm und said si waich … 83v letztes Rezept: Item
ain guot muoß von ziger milich … E: … tuo gewirctz und zucker dar ein
gib hin.
84r Rezepte zur Frauenheilkunde. Im XVI. Jh. nachgetragen. Wieder Haupthand:
84v Arzneien und Hausmittel. Darunter 86r: Gebet bei der Entbindung. A:
Unser fraw waz schwanger… Gebet gegen Unglück. A: Dez namen …
Alz wenig müß kain ungelick schlacken zuo … 86v Gebet: Ave der gruoß
kam von got / Den sagt dir der englische pot…
92r A: Hie send geschriben die krefft und tugent die da hat der driacker
(Theriak). Nycolaus der schreybt —. Bricht ab.
92v Sankt Johannis Minne. A: Daz ist sant Johannes minne / Der uns got
ginne….
93r Pestrezepte. Ü: Die hernach geschriben ärtzney wart gesant paubs Leo
von dem greßten mayster und besten artzat der zuo den zeytten ze Bareyß
waz. A: Item wer begryffen wirt mit der bestelentz…
95v Heilkräfte des Geiers. A: Wer die hauptsucht hat der nem dez geirs
haupt… Weitere Rezepte dieser Art.
97r Von den Krankheitszeichen. A: Daz haupt wirt jetwan siech von seiner
krankheit… Anschließend Rezepte nachgetragen.
104–105r leer.
105v Geistliche Übungen. Ü: Daz ist die rytter schaf ft Christi diesolman
geben die gantze karwuchen, die ward geeffnet durch einsprechen dez
hayligen gaistz ainem hailigen kartauser in welchs enlanden (!)… Darunter
U: Am palmtag. A: Am palmtag so fach an und uebe dich wider hoff hart…
107v Die Zehn Gebote und die Sieben Todsünden.
108r Rezept gegen Frauenfluss.
108v t]:Vor Essenn. Verzeichnis von Gerichten. Zweispaltig, im XVI. Jh. nachgetragen.
109r unten: Diss obgemelt hatt Lauenschwantz der ölltter
geschriben.
109v—UOr leer.
1 10v Gebete. A: O hailige dryfaltikayt…
112v Lebensregeln. Über Sünden und Gnaden. Corporaliter und Spiritualiter.
Eingeschaltet Gebete, darunter 115v: Lob und danck sey dir gesagt mein
got und mein her deiner traw …
118r Waffensegen. A: Nu gesegen mich noch häutt der erst gespan / Den gott
an dem hayligen fron kreutz nam …
118v Femrechtliche Aufzeichnungen. 118v Ü: Die himach geschriben artickel
die den faymanden zuo gehör ent. Es folgen die Femewrogen aus § 1 der
Arnsberger Reform. Vgl. Theodor Lindner, Die Verne, 1888, S. 286–288.
Anschließend 121r Die Urkunde des Dortmunder Kapitels v. 2. Sept. 1430.
Vgl. Lindner S. 227. Anschließend 122v Die Frankfurter Fragen. Ü: Nota
diß nachgeschriben artickels sind durch ler und widerweyßung dez frey-
graffen zuo Dorckmunde geschechen. Vgl. Lindner S. 282–285. Anschließend
125r ohne Uberschr. angehängte Artikel. Vgl. Lindner S. 285–286.
Ohne Absetzen 125v ein von Lindner „interessante Erzählung“ genannter
Text. A: Nota ainer der frayschepff ist… Vgl. Lindner S. 289–290. 126r
Die Arnsberger Reformation von 1437. Gleichfalls ohne Absatz. Ü: Nota
reformacion dez haimlichen gerichtz wie man dez ordenlich nach dem alten
gesetzt halten soll… A: Zuom ersten sol unser genadigster her der
remmischß kaiser … Friedrich Philipp Usener, Die frei- und heimlichen
Gerichte Westphalens, Frankfurt a. M. 1832, S. 114–119. Anschließend
129r Die Arnsberger Weistümer von 1437. Ohne Überschrift. A: Ich Gebhart
der faimmer freygraffe … Usener S. 119–124. Anschließend 133r
Briefe in einem vor dem Freigrafen Heinrich von Vörde geführten Prozeß.
A: Bekenen und dicen (duen?) kund aller mencklich mit disem brieff so alz
der erber N. freygraff zuo Solmenstain … 135v A: Dem ersamen Hengin
von Fort freygraff zuo Solmastain … Enthält die Datierung:… uf dinstag
nach sant Martins tag … 1416 jare … 154v A: Burger bey woner gemain-
lich der stat ze Mentz… 135v A: Wir Gotfryd herre zuo Eppenstain,
Schencke Eberhart her zuo Erbach … Enthält den Namen Peter Phellewa.lt.
136r A: Dem ersamen Hengin von Fort Freygraff zuo Solmerstain enbitten
wir die burgermaister und ratt der stat ze Mentz … 137r E: … alz sich
daz nach recht und herkomen der haimlich acht gebüren wurd. Versiglet…
Peter Bochtell. 137r unter der Überschrift 1417 Wiederholung der letzten
Sätze der Arnsberger Reformation.
137r Notiz über das Wetter am 17. März 1473.
137v Bauernregeln. A: Item wan ez regnett an Fylipp und Jacobs tag so wärt
wenig fuoter daz selb jar von hee. 138r E: Etlich sprechent sant Gilg ist er
schenn so würt der herbst sehen, ist er naß so wärt der herbst naß.
138v Rossarznei. A: Wan ain roß vernaglett ist…
139r Kochrezepte. Darunter: A: Item wil machen guott westfelisch schweinnen
fläschß…
139v Gedicht. A: Wer erhalten dingen wyl und großen Ion / Der haißet im
billich ain geniegen ton…
140r Waffensegen. A: In dem namen … Ich beschwer hüt hie die waffen und
alle waffen ez sey pfeyl spieß messer degen oder Schwert…
140v Hohlmasse in Bayrisch Schwaben. Vergleiche zwischen den Städten Memmingen,
Augsburg, Nördlingen, Buchhorn, Lindau, St. Gallen, Regensburg,
Wangen.
141r Kochrezepte. A: Item ein turten nim oppffel und reib si… Weiterhin
andere praktische Ratschläge: Fischfang, gegen Natterbiß u. a.
142v Pelzbuch. Nur die Überschrift: Hie sagt dermayster…
Von anderer Hand:
143r Marienandacht (rot). Das haisset das guldin krönt pet unser lieben
frawen … Darunter (schwarz) A: Nu wölt ir wissen wie das pet auf erttrich
komen ist… 147r E:… und dein liebs kind unser lieber herr Jhesus Christus
Amen. Vgl. Cod. Guelf. 274 Blankenburg, 115v. Es folgen Eintragungen
verschiedener Hände.
147v Ereignisse des Jahres 1471. U. a. über den Aufenthalt Kaiser Friedrichs III.
in Regensburg.
148v Hier und auf den folgenden ursprünglich leeren Seiten noch Notizen über
Kräuter und Heilmittel. 151r: Diss obgemelltt hatt mein vatter (vom Schreiber
eingefügt: Ulrich Schwarz) im 1494 geschriben, der dan starb den achten
November 1J19. Das bezieht sich wohl nur auf die Eintragungen der letzten
Seiten und ist offenbar von Matthäus Schwarz (s. o. Geschichte der Handschrift)
geschrieben.
151v–152r leer.
152v Noch einige Notizen.
153–163 leer.
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