Evangeliar cum glossis
Weißenburg, Benediktinerkloster — 9. Jh., 3. Viertel
Provenienz: 1r Benediktinerkloster Weißenburg, Besitzeintrag: Codex monasterii sancti Petri in Wissenburg ordinis sancti Benedicti (1r). 178r Codex monasterii sancti Petri in Wissenburg sancti Benedicti ordinis. 1r Weißenburger Signaturenbuchstabe: .D. (14. Jh.). 1r Canones evangeliorum. Interpretatio et mistica expositio nominum hebraicorum. Evangelii liber generationis. 4or evangeliste cum glosa. Capitulare evangeliorum per anni circulum (16. Jh.).
Pergament — 287 Bl. — 30,5 × 25,7 cm
Lagen: III+1 (7). III (13). 19 IV (165). IV+1 (174). 11 IV (262). IV-2 (268). IV (276). III (282). III-1 (287). Neuere Tintenfoliierung. Guter Zustand. Schriftraum: 22,5 × 9,6 cm, einspaltig, 27 Zeilen. Karolingische Minuskel von mehreren Händen. Glossentext von einer Hand (Otfrid von Weißenburg). Kleiber nennt 4 verschiedenen Händen im Haupttext (genaue Auflistung von Hand A-E
, 105; , 82ff.). Von der Hand Otfrids von Weißenburg: der gesamte Glossenkommentar (mit geringen Ausnahmen); Text und Zahlen der Kanontafeln, inkl. Überschriften; zahlreiche Korrekturen, Nachträge und Ergänzungen im gesamten Werk und im Damasus-Brief; Prologus commentariorum (in roter Auszeichnungsschrift nachgetragen; Worttrennungsstriche im Bibeltext; Capitularien; Romanusbuchstaben (vgl. ausführlich , 106). Überschriften in roter Capitalis Rustica, Prologe und Argumenta in roter Capitalis Quadrata oder Unzialis, Buchanfänge in roter Capitalis Quadrata. Incipits und Explicits in roter Capitalis Rustica. In der Glosse kleine rote Initialmajuskeln in roter Capitalis Rustica - im Text in roter oder tintenfarbiger Capitalis Quadrata außerhalb des Textspiegels. Obere Blattränder mit Buchtiteln in Unzialis (unregelmäßig), zahlreiche rote Verweiszeichen, vgl. , 391, 392. Kapitelzahlen mit Bleistift oder Tinte nachgetragen (15. Jh.).Hellbrauner Schafsledereinband (1689 - Pertz und Wiedemann/Wolfenbüttel).
INHALT
Evangeliar. (14r–89r) Mt Voran 1r–2r Hieronymus, Praefatio ad Damasum ( 590 E [A]). 2v–3v Hieronymus, Commentarii in evangelium Matthaei ( 3372; 0590). 4r–4v Capitula. 5v–10v Kanontafeln (unverziert). 11r Interpretationes nominum hebraicorum mit Carmen suscipe rex … ( 100, 726–34; 1, 294). (92r–136r) Mc , voran 89r–90r Prolog ( 5169). 90r–91v Capitula. (136r–213v) Lc , voran 136r–137r Sedulius Scotus, Argumentum ( 103, 1851). 137r–139v Capitula. (214r–268r) Io , voran 214r–214v Beda, Commendatio in Johannem und Breviarium Johannis ( 92, 635–636). (268v) : Carmen ( 1, 293). (14r–268r) : Glosse (zu den Vorlagen, vgl. 134–136. Zum Matthäuskommentar , Otfridi Wizanburgensis Glossae in Matthaeum, Turnhout 2003 [Corpus Christianorum. Continuatio mediaevalis 200]).
AUSSTATTUNG
Farbig hinterlegte Buchanfänge.Die ansonsten völlig unverzierte Handschrift besitzt zu den Buchanfängen farbig hinterlegte Schriftzüge (0,5–5 cm). Die Binnenfelder der Buchstaben sind hierbei immer zweifarbig wechselnd hinterlegt. Zu Matthäus dunkelblau/gelb (14r); zu Markus gelb/rot (92r); Explicit der Capitula und Textbeginn zu Lukas dunkelblau/gelb (139v); vgl.139v) und 216r (zu Johannes dunkelblau/gelb). Die Kanonbögen unkoloriert und unverziert mit roter Feder in Doppellinien gezeichnet (10–12 cm).
STIL UND EINORDNUNG
26 Weiss. gilt nach Kleiber neben 8 weiteren Weißenburger Handschriften (Cod. Guelf. 10 Weiss., 77 Weiss., 32 Weiss., 33 Weiss. - kommentierte Bibelhandschrift, 36 Weiss. - kommentierte Bibelhandschrift, 50 Weiss., 59 Weiss. - kommentierte Bibelhandschrift, 87 Weiss.) und dem Wiener Evangelienbuch (Wien, ÖNB, Cod. 2687; vgl. , Die frühmittelalterlichen Handschriften des Abendlandes, Leipzig 1923 (Beschreibendes Verzeichnis der illuminierten Handschriften in Österreich 8,1; Die illuminierten Handschriften und Inkunabeln der Nationalbibliothek in Wien 1), Nr. 35, S. 126–131; , Nr. 81) mit seinen Einträgen als einer der Otfrid-Autographen (Zusammenstellung und paläographischer Nachweis vgl. , 102–125, 133–135). Die von Otfrid kommentierten Bibelhandschriften dürften nach seinem Aufenthalt in Fulda in Weißenburg im 3. Viertel des 9. Jh. entstanden sein, was auch der paläographischen Datierung nach , Nr. 7380. (3./4. Viertel 9. Jh.) entspricht., Nr. 4110 (Heinemann Nr.). — , 707. — 134–136. — , zahlr. Nenn., vgl. 410. — , 13, Anm. 45, 16–18, 64, 91, 92, 97–106, 110, 111, 114–118, 144, 145, 169, 189, 210, 229. — , 223, 224A. — , 31, 42, 43. — , Bd. 1,1.2, 824. — , Nr. 7380. — , Alcuin and Manuscript Illumination, in: Alkuin von York und die geistige Grundlegung Europas. Akten der Tagung vom 30. September bis zum 2. Oktober 2004 in der Stiftsbibliothek St. Gallen, hrsg. von , , St. Gallen 2010, 195–228, hier 223 Anm. 101. — , 83–85, 88, 90, 92–94, 96, 101.
Abgekürzt zitierte Literatur
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Teil I (6.–11. Jh.).