Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel. Abth. 4: Die Gudischen Handschriften: Die griechischen Handschriften bearbeitet von Franz Köhler; Die lateinischen Handschriften bearbeitet von Gustav Milchsack. Wolfenbüttel: Zwissler, 1913. S. 224 (Vorläufige Beschreibung)
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 269 Gud. lat.
Tractatus sancti Hieronimi [in psalmos]
Perg. — 238 Bll. — 20 × 15 cm — 7 Jhdt.
Perg. Meist grobes Pergament, dazwischen aber auch sehr feines. Lagen: Quaternen, wovon das letzte leer ist. Mehrere Blätter sind beschädigt, z. B. 93 und 208 durch Risse. Bl. 190 war schon in alter Zeit einmal ausgeschnitten und ist dann mit Riemchen wieder eingeknüpft worden. Von mehreren Händen gleichzeitig in Unzialschrift geschrieben.
Roter Schweinslederband des 17 Jhdts mit dem goldenen Rückentitel: S. HIERONYMI IN PSALMOS MS. VETVSTISS. den jedenfalls Gude selbst hat machen lassen. Einen ganz gleichen Einband haben nur noch das Etymologium Gud. (4216. 4217) und der Nonius Marcellus (4400), deren Wert Gude offenbar ebenfalls sehr hoch bemass.
Herkunft: Auf Bl. 1 oben, nach Anwendung einer Reagenz ganz deutlich zu lesen: liber fc̄i uiti i in corbea, darunter von einer Hand des 11 Jhdts.: ⁜ Liber fc̃i stephani tuitj. Nach Mabillon, Iter germanicum (in den Analecta vetera. Paris 1723, 2°), sind viele Corveyer Handschriften im dreissigjährigen Krieg nach Wolfenbüttel gekommen. Vgl. auch Ziegelbauer, Historia rei literariae ord. S. Benedicti. Aug. Vind. 1754, p. 487. Das ist wohl nur eine Sage; nur diese Handschrift aus Corvey ist in der Herzoglichen Bibliothek nachweisbar.
Uebereinstimmend mit dem Text des Breviariums in Psalterium bei Vallarsius, S. Eusebii Hieronymi stridon. presb. Operum VII, 2, S. 3 ff., nur dass in unserer Handschrift das Proemium (Vallarsius VII, 2, 557 ff.) vorangeht und mit dem Text des Breviariums enger verknüpft ist, auch die grössere Zahl von Psalmen fehlt. Unsere Handschrift beginnt: Psalterium ita est quasi magna domus. Es folgen Ps. 1 (Bl. 1-7'=Vall. 558-64). 5 (Bl. 7'-13'=Vall. 564-565 + 10-15). Ps. 7 (Bl. 13'-19=Vall. 565-568+18-21). Ps. 9 (Bl. 19-20=Vall. 568-569). Ps. 14 mit Ps. 149. Nochmals 8.9 Aug. 4°. Vgl. Ludwig Traube, Vorlesungen u. Abhandlungen, I. Zur Paläographie u. Handschriftenkunde (München 1909), S. 258.