Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms "Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung"
Vocabularius latinus
Papier — 102 Bl. — 30 × 11 cm — Thüringen — 14. Jh., 4. Viertel
Wasserzeichen: Mohrenkopf mit Stirnband, zwei Schlaufenenden: NL8370-PO-20496 (1382). Ochsenkopf mit Augen, darüber einkonturige Stange, darüber Stern: NL0360-PO-66847, NL0360-PO-66851 (beide 1382), DE9090-PO-67733 (1383), DE9090-PO-67734, DE9090-PO-67738 (beide 1380). Lagen: 5 VIII (80). VI (92). V (102). Moderne Bleistiftfoliierung auf dem Fußsteg. Sämtliche Bl. der Hs. weisen im oberen Teil Spuren eines Wasserschadens auf, die ersten und letzten Bl. sind an dieser Stelle aus- und abgerissen. Schriftraum: 23 × 6 cm, einspaltig, 40–42 Zeilen. Bastarda, eine Hand. Am Beginn jeder Seite litterae elongatae oder cadellenartig verzierte Majuskeln als Auszeichnungsschrift. Rubriziert, rote und braune Lombarden.
Koperteinband aus zwei stark beriebenen Urkunden (Kalbspergament, Haarseite außen) mit Klappe. Lagen direkt durch den Umschlag auf durchgängige, beschädigte Rückenverstärkung aus Horn geheftet. Kettenstichheftung an Kopf, Mitte und Schwanz, dazwischen zwei Langstichheftungen mit außen verdrillten Heftfäden.
Herkunft: Die für den Koperteinband zweitverwendeten Urkunden lassen vermuten, dass die Handschrift im mitteldeutschen Raum, vermutlich in Thüringen, entstanden ist. Warum das ungewöhnliche, sonst eher bei Rechnungsbüchern u.ä. für den mobilen Gebrauch bevorzugte Halbfolioformat gewählt wurde, ist unbekannt. Die Wasserzeichen sprechen für eine Entstehung im letzten Viertel des 14. Jh. — Wann und auf welche Weise der Band in die Hofbibliothek nach Wolfenbüttel gelangte, ist unbekannt; er ist erstmals eindeutig 1644 im Handschriftenkatalog der Helmstedter Universitätsbibliothek (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 31r) als Dictionarium latinum, langlicht, hinten und forn zerrissen, ligt quer über unter den Miscellanei MSSti in quarto beschrieben; im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 704 aufgeführt.
Nr. 326.
1r–102v Vocabularius latinus. (Text setzt ein) … dici valet ex … ad presens esset tedium enarrare. 'A' Littera in omnibus gentibus prior est littera A ideo quod ipse primis nascentibus vocem aperuit. Abba graecum nomen significat … Abiecticisses [!] … Abactus … Abacus … — … Ysagoga … Yschines … Ypocausa [!] beatus Ambrosius sic ait: De hyeme forsitan queris quia nulla tibi ypocausa [!] anhelantibus ignibus vaporetur [Ambros. hexaem. 6,8,52] … (Text bricht ab). Text an Beginn und Schluss unvollständig. Wie aus dem aufgrund eines Wasserschadens fragmentierten Prolog hervorgeht, handelt es sich bei dem ungedruckten und in dieser Form bislang nur hier nachgewiesenen Text um eine abbreviierende Bearbeitung (compilatio) des "Elementarium doctrinae erudimentum" des Papias (vergl. mit Cod. Guelf. 21 Aug. 2°, 1ra–249va); die Lemmata sind meist gekürzt und umgestellt, es sind nur wenige, zumeist auf entsprechende Bibelstellen bezogene Ergänzungen vorhanden. Der Koperteinband und das Format der Handschrift lassen auf ein leicht transportables Gebrauchsexemplar schließen.
Abgekürzt zitierte Literatur
O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3) | |
Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php) |
- Manuscripta Mediaevalia Objektnummer hinzugefügt. (schassan, 2019-08-20)
- Normdaten ergänzt bzw. korrigiert. (schassan, 2015-09-04)
- Überarbeitung abgeschlossen; gleicher Stand wie im gedruckten Katalog. (lesser, 2023-01-15)
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil II.