Beschreibung von Cod. Guelf. 323 Helmst. (Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil II: Cod. Guelf. 277 bis 370 Helmst. Mit einem Anhang: Die mittelalterlichen Handschriften und Fragmente der Ehemaligen Universitätsbibliothek Helmstedt, beschrieben von Bertram Lesser. Wiesbaden 2022.) Beschrieben von Bertram Lesser Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung Elektronische Ausgabe nach TEI P5 TEI-P5 konforme Kodierung durch Bertram Lesser Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

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Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (Copyright Information

Neu katalogisiert durch Bertram Lesser.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil II .

Manuscripta Mediaevalia Objektnummer hinzugefügt. Normdaten ergänzt bzw. korrigiert. Überarbeitung abgeschlossen; gleicher Stand wie im gedruckten Katalog.
Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Helmstedter Handschriften Cod. Guelf. 323 Helmst. Heinemann-Nr. 358 Manuscripta Mediaevalia Objektnummer 32412188,T Gregorius I papa Oberitalien 9. Jh., 1. Hälfte 1r Mehrere Titelvermerke: Moralia pars secunda (zeitgenössisch); Moralia beati Gregorii super Iob (15. Jh., vermutlich in der Bibliotheksheimat eingetragen); S. Gregorii Moralia sive expositio in Iob pars II cont. libr. VI–VIII (deficiunt IX et X) Cod. Saecul. IX–X. (19. Jh., von der Hand des Wolfenbütteler Bibliothekars K. P. C. Schönemann). Buch- und Schriftwesen Titel- bzw. Inhaltsvermerk (zeitgenössisch) Buch- und Schriftwesen Titel- bzw. Inhaltsvermerk (neuzeitlich) 1v–143v Gregorius I papa Moralia in Iob<note> (pars II, libri VI–X, partim)</note> Im einzelnen sind folgende Stücke enthalten: 1v–23r Liber VI Explicit Liber VI 23r–50v Liber VII Incipit Liber VII Explicit Liber VII 50v–84r Liber VIII<note> (cap. 1–42 und 54)</note> Incipit Liber VIII Explicit Liber VIII Durch Schreiberversehen bricht der Text auf Bl. 82v bei VIII,42,66 (quia per eius dona non eius gloriam sed proprios favores querunt ) ab; der folgende Text VIII,54,91 ( et tabernaculum impiorum non subsistit. Tabernaculum quippe construitur) ist ohne Satztrennung direkt angeschlossen. Von einer Hand des 12. Jh. interlinear eingetragen und der Beginn des korrekt anschließenden Textes: Cumque precepta bona. In marg. dazu Erläuterung: Multa hic desunt †. Quę desunt in eodem libro completa invenies quamvis secundum ordinem posita non sint. Sed notam abecedarii quere et ita omnia iuste invenies. Am Ende des regulären Textes steht der Majuskelbuchstabe A, am anschließenden Beginn der Buchstabe D. Die zugehörige Fortsetzung, gekennzeichnet mit den Buchstaben B–C, s. unten, 134r–143v. Buch- und Schriftwesen Korrekturvermerk 84r–101v Liber IX<note> (cap. 1–15, 50–53 und 61–66)</note> Incipit Liber VIIII Explicit Liber VIIII Durch Schreiberversehen bricht der Text auf Bl. 94r bei IX,15,66 (et quam placare humilitas poterat inextinguibiliter superbia accendat. Unde apte quoque de hac eadem ira protinus subditur ) ab, in marg. dazu Erläuterung: Verte folium, interlinear die Fortsetzung des regulären Textes Deus cuius resistere, dazu als Verweis der Majuskelbuchstabe F, am anschließenden Beginn der Buchstabe H mit Korrekturzeichen; den zugehörigen Text mit diesem Verweis s. unten, 126r–133v. – 94r–95v folgt direkt im Anschluss der Text IX,50,76–IX,53,81 ( Memento quęso quod sicut lutum feceris me iustitie dona non adiuvat si prius misericorditer ante ), der durch Blattverlust am Seitenschluss mitten im Wort abbricht und 96r in cap. IX,61,92 ( Igitur cum culpa animum temptat mens necesse est ut brevitatem suae deiectionis aspiciat) wieder einsetzt und bis zum Schluss des Buches in cap. IX,66,106 reicht. Buch- und Schriftwesen Korrekturvermerk 101v–125av Liber X Incipit liber X Bl. 106v ohne Textverlust freigelassen, der Text bricht bei X,31,54 (ad statutum tempus ventura praeparatur. Quia ipse pec ) ab, da das letzte Bl. mit dem Textschluss ausgeschnitten wurde. Buch- und Schriftwesen Korrekturvermerk 126r–133v Liber IX<note> (cap. 16–31)</note> Die von anderer Hand hinzugefügte Ergänzung enthält cap. IX,16,26–IX,31,47 ( Deus cuius resistere ire nemo potest et sub quo curvantur qui portant orbem. Mirum valde quod ire dei nullum posse resistere dicitur Qui crebro etiam cum altitudinem divinitatis asspiciunt ) und gehört zum Text oben, 94r, dazu die Majuskel F mit Verweiszeichen als Kennzeichnung am Beginn des Abschnittes. Durch Blattverlust fehlen der Schluss von cap. 31 und vermutlich auch cap. 32–49 mit der zugehörigen Majuskel G. 134r–143v Liber VIII<note> (cap. 42–53)</note> Die von anderer Hand hinzugefügte Ergänzung enthält cap. VIII,42,66–VIII,53,90 ( Cumque per accepta bona in sua laude levant ipsis muneribus contra largitorem pugnant quia sola hic transeuntia dilexerunt unde et apte mox subditur. Et tabernaculum impiorum ) und bietet damit den oben, 82v, fehlenden Text; dazu die Majuskeln B und C mit Verweiszeichen als Kennzeichnung an Beginn und Schluss des Abschnittes. – Buch- und Schriftwesen Korrekturvermerk Alle im Text ausgelegten Schriftzitate sind jeweils in marg. durch Anführungszeichen (diple) in Doppel-s-Form gekennzeichnet. Aus welchen Gründen die Abschrift mehrfach unterbrochen und durch Nachträge ergänzt wurde, ist nicht erkennbar. Buch VI–X vollständig in Cod. Guelf. 443 Helmst.; Buch XVII–XXIX in Cod. Guelf. 10 Helmst.; vollständig in Cod. Guelf. 385 und 386 Helmst. sowie Cod. Guelf. 27.12 Aug. 2°. Größere Exzerpte in Cod. Guelf. 615 Helmst., 21v–22v; 87.6 Aug. 12°, 212r–219v; 50.4 Aug. 4°, 1r–24v. Fragmente: Cod. Guelf. 404.5 Novi (3); 404.8.2 Novi (12); 404.8.2 Novi (21); 404.8.5 Novi (4b). Edition (in der Abfolge der Hs.) CC SL 143, 284–433 Z. 16, 453–455, 456–473 Z. 1, 510 Z. 1–512 Z. 59, 522 Z. 10–533, 534–577 Z. 67, 473 Z. 1–489 Z. 23, 433 Z. 16–453 (XXIX Hs. genannt). Literatur CPL 1708; Stegmüller RB 2634; Rep. font. 5, 229; CPPM 2231; Straw, 49f.; Te.Tra. 5, 44–68; CALMA 4, 418f. Nr. 6.

Pergament

145 Bl. 29 18 Bleistiftfoliierung modern: 1143, Zählfehler: Je ein Bl. nach Bl. 34 und 125 übersprungen. 8 IV (63)! IV–1 (70). 3 IV (94). I (96). IV (104). I (106). 2 IV (122). III–2 (125)! 2 IV (141). I (143). Buch- und Schriftwesen Kustoden Bl. 24–104 Kustoden auf der Versoseite des letzten Bl.: quaternio III–XIIII.

23–24 14 , einspaltig, je nach Hand 31–39 Zeilen, Blind- und Tintenliniierung, Punkturen z. T. an den Blatträndern noch sichtbar.

Schriftarten Karolingische Minuskel Buch- und Schriftwesen Diple Unregelmäßige, stellenweise regelrecht ungeübt wirkende karolingische Minuskel von mehreren, schwer unterscheidbaren Händen, häufige Handwechsel. Sieben Haupthände:

Hand 1: 1r–24v;

Hand 2: 25r–81r;

Hand 3: 81r–83v;

Hand 4: 83v–86v und 87v–88v;

Hand 5: 86v–87v und 88v–94v;

Hand 6: 107r–125v;

Hand 7: 126r–143v.

Schriftarten Auszeichnungsschrift Capitalis rustica Die Lage 81r–106v stammt von mehreren Schreibern, darunter dem sich auf dem Fußsteg von Bl. 106v in ungefüger Capitalis nennenden Lupus: DEO GRATIAS EGO LVPVS FECIT MANIBVS MEIS.

Am Beginn der einzelnen Bücher federgezeichnete unkolorierte Hohlbuchstaben als Initialen. Buchschmuck Initialen Hohlbuchstaben

84r federgezeichnete Flechtbandinitiale P über 10 Zeilen, Buchstabenstamm mit Flechtbandknoten, Stufenband und einer vierblättrigen Blüte gefüllt, oben und unten in Halbpalmetten auslaufend; im Binnenfeld endet die innere Kontur des Buchstabens in zwei gegenständigen Profilpalmetten. Buchschmuck Initialen Flechtbandinitiale

101v historisierte Gesichtsinitiale Q über 5 Zeilen in Federzeichnung mit quer geschwungener Halbpalmette als Cauda, im Binnenfeld das Gesicht eines bärtigen, tonsurierten Mönchs. Buchschmuck Initialen historisierte Initiale

Der ursprüngliche karolingische Einband ist verloren.

Gegenwärtig in einen spätgotischen Holzdeckelband mit dunkelbraunem Kalbslederbezug gebunden, dessen Rückenüberzug an Kopf und Schwanz abgerissen ist. Streicheisenlinien. Einzelstempel Laubstab ohne Astgabel: EBDB s005639. Ornament, Punkte: EBDB s003460. Ornament, Raute: EBDB s009203. Rosette, zwei Blattkränze, fünfblättrig: EBDB s006859. Rosette, ein Blattkranz, sechsblättrig: EBDB s007830, s007068. Wirbelfigur, Rosettenwirbel: EBDB s004671. Sämtlich aus der Werkstatt "Johannes Bernardi" in Braunschweig ( EBDB w000217). Drei Doppelbünde. Zwei Langriemenschließen, Schließenösen mit Ring für Zugband. An VD und HD je zwei unverzierte umgreifende Eck- und zwei Kantenbeschläge aus Messing, jeweils fünf Schonernägel entfernt. Liber catenatus, nur noch das Loch der Halteöse und Rostspuren auf dem HS erkennbar. Auf dem VD Titelschild (8 × 8 cm, Papier, 15. Jh., Bastarda): Moralia beati Gregorii pape super Iob pars secunda. Analoge Einbandgestaltung wie bei Cod. Guelf. 301 Helmst. und weiteren Bänden, vgl. Lesser/Prinsen, 72f. mit Abb. 34. Einband Schließen Langriemenschließen Einband Beschläge Schonernägel (entfernt) Einband Beschläge Kette (Spuren) Einband Beschläge Eck- und Kantenbeschläge Einband Titelschild Einbände, bemerkenswerte gotische Stempeleinbände (Werkstatt nach EBDB) Braunschweig Johannes Bernardi Einbände, bemerkenswerte Kettenbände (libri catenati)

Aufgrund der paläographischen Merkmale lokalisierte B. Bischoff den Codex nach Oberitalien und datierte ihn ins 1. oder 2. Viertel des 9. Jh. ( Bischoff Katalog 3 , 503 Nr. 7328), wozu auch die Gestaltung der Initialen passt.

Wann und auf welchem Wege der Codex nach Niedersachsen gelangte, ist nicht mehr eindeutig nachweisbar. Nicht zuletzt aufgrund seines hohen Alters dürfte er bereits zur Gründungsausstattung des Kanonissenstiftes Gandersheim gehört haben. Ob er möglicherweise noch von den Begründern des Stiftes, dem sächsischen Adligen Liudolf, seiner Frau Oda Billung und dem Bischof Altfrid von Hildesheim, anlässlich ihrer Pilgerfahrt nach Rom 845/46 zusammen mit den Reliquien der Päpste Anastasius und Innocentius aus Italien ins neu gegründete Stift gebracht wurde ( Goetting 1, 81–83), ist eine verlockende, aber nicht mehr beweisbare Hypothese. —

Am Ende des 15. Jh. dürfte sich der Codex jedoch im benachbarten Benediktinerinnenkloster St. Maria in Gandersheim befunden haben. Die Bibliothek des kleinen Konvents, der nicht über ein eigenes Skriptorium verfügte, wurde im Jahre 1477 von Werner Raphon, Notar und Sekretär des Kollegiatstiftes St. Alexander zu Einbeck und Vikar des Marienklosters († nach 1481), gestiftet und offenbar später ergänzt (vgl. H. Herbst, Eine Bibliotheksgründung beim St. Marienkloster vor Gandersheim im Jahre 1477, in: Braunschweigisches Jahrbuch 30 (1949), 48–64; Goetting 2, 99–101, 155). Für diese Provenienz sprechen das vom Bibliotheksgründer Werner Raphon ausgestellte Notariatsinstrument auf dem VS und der gleichzeitige Kettenband, da Raphon seinen Buchbestand ausdrücklich als Kettenbibliothek vorgesehen hatte. Da die Codices dieses Konvents zum Grundbestand der Universitätsbibliothek Helmstedt gehörten, gelangten sie direkt von Gandersheim nach Helmstedt und sind daher 1588 und 1614 nicht in den Katalogen der Wolfenbütteler Hofbibliothek nachweisbar.

Der Codex ist erstmals 1644 im Helmstedter Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 6v) als Gregorii Papae Moralium super Iob pars secunda in membrana unter den Theologici MSSti in folio beschrieben; im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 180 vermerkt.

Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil II: Cod. Guelf. 277 bis 370 Helmst. Mit einem Anhang: Die mittelalterlichen Handschriften und Fragmente der Ehemaligen Universitätsbibliothek Helmstedt, beschrieben von Bertram Lesser (im Erscheinen). Heinemann Nr. 358. Krämer, 608 (fälschlich zu Northeim, Benediktinerkloster St. Blasius). Härtel Lamspringe , 116. Bischoff Katalog 3 , 503 Nr. 7328. Lesser Johannes von Brakel , 114. Kat. Illuminierte Hs. HAB 1 (in Vorb., vorläufige Beschreibung in der Handschriftendatenbank der HAB). VS Einbeck 1440 VS Wernerus Raphon Instrumentum notarii publici<note> (<rs type="place" ref="#einbeck">Einbeck</rs>, <date>2.11.1440</date>)</note> Anno etc. XL die vero Mercurii secunda mensis Novembris hora vespertina Teoderico Lisenberge decano ecclesie beate Marie virginis prope et extra muros Embecensis Anno etc. XL die vero Mercurii secunda mensis Novembris hora vespertina Teoderico Lisenberge decano ecclesiae beatae Mariae virginis prope et extra muros Embecensis discretis honorabilibus viris domino presbytero testis etc. Wernerus Raphon Zu Dietrich Liesenberg, Dekan des Kollegiatstiftes St. Maria vor Einbeck, vgl. Niedersächsisches Klosterbuch 1, 376; zu Werner Raphon vgl. unten. Urkunden (Fragmente) lat.

Pergament

1 Bl. 4 17

Der Streifen diente als Hinterklebung für den eigentlichen, verlorenen Spiegel.

4 12 , einspaltig, noch 10 Zeilen.

Kanzleikursive von einer Hand. Schriftarten Gotische Schriften Kanzleikursive (Notula)

HS Erfurt, Universität 1441 HS Conradus Roeper Instrumentum notarii publici<note> (Erfurt, <date>Juli 1441</date>)</note> In nomine domini Amen. Nativitatis eiusdem anno millesimo quadringentesimo quadragesimo primo Bertholdus Moller clericus Maguntinensis diocesis ac alme universitatis studii Erfordensis scolaris In nomine domini Amen. Nativitatis eiusdem anno millesimo quadringentesimo quadragesimo primo Bertholdus Moller clericus Maguntinensis dioecesis ac almae universitatis studii Erfordensis scholaris viris Henrico Fabri et Tilemanno Bertoldi clericis Maguntinensis diocesis testibus specialiter vocatis et rogatis Die Datumszeile ist durch Anobienfraß zerstört; die Datierung wird ermöglicht durch das im Dokument angegebene Pontifikatsjahr Papst Eugens IV.: Anno suo undecimo mensis Julii . Unter dem Text der Notarsvermerk (Ego Conradus Roeper clericus Maguntinensis diocesis publicus imperiali auctoritate notarius testimonium omnium et singulorum premissorum rogatus et requisitus), daneben das federgezeichnete Notariatssignet des Conradus Roeper (ein Hexagramm auf einem Sockel). Buchschmuck Federzeichnung Ikonographie Notariatssignet Hexagramm auf Sockel (Conradus Roeper) Urkunden (Fragmente) lat.

Pergament

1 Bl. 28 17

Das Bl. ist halb vom Deckel abgelöst und weist erhebliche Anobienfraßschäden auf.

17 16 , einspaltig, 36 Zeilen.

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