Beschreibung von Cod. Guelf. 323 Helmst. (Die illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 1: 6. bis 11. Jahrhundert, beschrieben von Stefanie Westphal (in Bearbeitung)) Katalogisiert durch Stefanie Westphal Elektronische Ausgabe nach TEI P5 TEI-P5 konforme Kodierung durch Stefanie Westphal Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (copyright information)

Neukatalogisiert durch Stefanie Westphal.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Teil I (6.–11. Jh.) .

Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Helmstedter Handschriften Cod. Guelf. 323 Helmst. Gregorius I papa, Moralia in Iob Oberitalien 9. Jh., 1. Hälfte 1v–143v Gregorius I papa Moralia in Iob Libri VI-X ( CPL 1708; Stegmüller RB 2634; CALMA 4, 418f, Nr. 6; CC SL 143). Zum Text vgl. ausführlich Wolfenbüttel Helmst. Lesser [in Vorb.].

Pergament

145 Bl. 29 18 Moderne Bleistiftfoliierung. Zählfehler (je eine Blatt nach Bl. 34 und Bl. 125 übersprungen). Vorderer Spiegel (Pergamentstreifen): Wernerus Raphon Instrumentum notarii publici <note>(1440, Einbeck)</note> . Hinterer Spiegel: Bertholdus Moller Instrumentum und Conradus Roeper Testimonium notarii publici. Neben dem Text auf einem Sockel ein Hexamter mit einbeschriebener Blüte (Notarssignet des Conradus Roeper). Zu den Texten, vgl. Wolfenbüttel Helmst. 3 (in Vorb.). 8 IV (63)! IV-1 (70). 3 IV (94). I (96). IV (104). I (106). 2 IV (122). III-2 (125)! 2 IV (141). I (143) Lagenbezeichnungen in römischen Ziffern, mittig auf dem unteren Blattrand am Ende der Lage. Links daneben die Abkürzung qr. Beides häufig verziert mit kleinen Herzblättern (vgl. 78v).

23–24 14 , einspaltig, 31–39 Zeilen (nach Händen wechselnd).

Karolingische Minuskel von mehreren Händen.

Hand 1: 1r–24v, Hand 2: 25r–81r, Hand 3: 81r–83v, Hand 4: 83v–86v und 87v–88v, Hand 5: 86v–87v und 88v–94v, Hand 6: 107r–125v, Hand 7: 126r–143v, mehrere Schreiber: 81r–106v - darunter ein Lupus (106v in Capitalis) DEO GRATIAS EGO LUPUS FECIT[sic] MANIBUS MEIS.

Buchtitel und Explicits in Capitalis. Vier Initialen.

Initialen: Zu einigen Textanfängen unkolorierte Initialen in Federzeichnung (1v, 23r, 84r, 101v; 2,7–7,3 ). Die Buchstabenstämme als gefüllte Hohlbuchstaben. Die Konturlinie des Buchstabenbogens auf 84r nach innen abzweigend und in zwei Profilpalmetten endend. Als Füllmotive werden der gewinkelte Flechtbandknoten, das Stufenband und die vierblättrige Blüte im Schrägkreuz (sämtliche Motive auf 84r, hier die initiale durch Querstriche in Segmente unterteilt) sowie angedeutete Fische mit gedoppelten Trennsegmenten (23r). Im Besatz die Profilpalmette (1v, 84r - mit fadenförmig auslaufender Spitze, 101v - als Cauda) und eine angefügte Perlenkette als oberer Initialabschluss (84r). Die Q-initiale auf 101v Buchschmuck, Ikonographie und Einbände Initialen Gesichtsinitiale als Mönchsgesicht mit Tonsur und Bart.

Buchschmuck, Ikonographie und Einbände Initialen Hohlbuchstabe (Hohlinitiale) Buchschmuck, Ikonographie und Einbände Buchschmuck 8.-9. Jh.

Farben: Initialen in Tintenfarbe, unkoloriert.

Spätgotischer Holzdeckelband mit dunkelbraunem Kalbslederbezug. Rückenüberzug an Kopf und Schwanz abgerissen. Streicheisenlinien. Einzelstempel Laubstab ohne Astgabel: EBDB 00639 . Ornament, Punkte: EBDB s003460. Ornament, Raute: EBDB s009203 . Rosette, zwei Blattkränze, fünfblättrig: EBDB s00689 . Rosette, ein Blattkranz, sechsblättrig: EBDB s007830 . Wirbelfigur, Rosettenwirbel: EBDB s004671 . Sämtlich aus der Werkstatt "Johannes Bernardi" in Braunschweig ( EBDB w000217 ). Drei Doppelbünde. Zwei Langriemenschließen, Schließenösen mit Ring für Zugband. An VD und HD je zwei umgreifende, unverzierte umgreifende Eck- und Kantenbeschläge aus Messing, jeweils fünf Schonernägel entfernt. Liber catenatus, nur noch das Loch der Halteöse und Rostspuren auf dem HS erkennbar. Auf dem VD Titelschild (8 × 8 cm, Papier, 15. Jh., Bastarda): Moralia beati Gregorii pape super Iob pars secunda. Analoge Einbandgestaltung wie bei Cod. Guelf. 301 Helmst. und weiteren Bänden, vgl. Lesser/Prinsen , 72f. mit Abb. 34. Angaben zum Einband aus Wolfenbüttel Helmst. Lesser ; vgl. auch Lesser/Prinsen, 71–73. Buchschmuck, Ikonographie und Einbände Einbände, bemerkenswerte gotische Stempeleinbände (Werkstatt nach EBDB) Braunschweig w000217

Bischoff Katalog 3 , 503, Nr. 7328 gibt den Wolfenbütteler Codex nach Oberitalien und datiert ihn in das 1. oder 2. Viertel des 9. Jh. Die Initialornamentik untermauert diese Einordnung. Für Italien (Oberitalien) sprechen unterschiedliche Stilelemente, wie die nach innen aufgerollte Kontur des Buchstabenbogens und die segmentartige Unterteilung des Buchstabenstammes auf 84r (vgl. Stuttgart, WLB, HB XIV 14, 2r, Mailand, 2. Hälfte 9. Jh.; Burkhart Ill. Hss. 1 , Nr. 62, Abb. 254) und der nach oben gerade abschließende Initialstamm mit aufgelagerten Reihungen oder Verzierungen (84r, vgl. München, BSB, Clm 6344, 27r, Italien, 3. oder 4. Viertel 9. Jh.; Bierbrauer Ill. Hss. , Nr. 267, Abb. 586). Ebenfalls auf den italienischen Raum verweist die auf 101v verwendete Kopfinitiale mit Palmettencauda (vgl. München, BSB, Clm 14008, 140r, 180v Rom, letztes Drittel 9. Jh.; Bierbrauer Ill. Hss. , Nr. 268, Abb. 590, 591). Das Füllmotiv des Schrägkreuzes mit Blüte findet sich bereits in spätantiken Handschriften, wie dem Wolfenbütteler Arcerianus (Cod. Guelf. 36.23 Aug. 2° (Burghardsevangeliar), 78v - hier mit Kreis statt Blüte; Nordenfalk Zierbuchstaben , Taf. 38, b und g) und dem Evangeliar (Würzburg, UB, M. p. th. f. 68, 65r, Italien [Kampanien], 2. Hälfte 6. Jh.; Nordenfalk Zierbuchstaben , Taf. 44, b und c). Es ist jedoch auch ein beliebtes Füllmotiv süddeutscher Handschriften des 9. Jh. (u.a. München, BSB, Clm 4564, 1r, Benediktbeuern, um 800; Abb. in Bierbrauer Ornamentik , Taf. 22,10; Bierbrauer Ill. Hss. , Nr. 88; Zusammenstellung für das Motiv des Schrägkreuzes mit Blüte, vgl. Bierbrauer Ornamentik , 65).

Die frühe Provenienz des Codex ist unklar. Sein Eintreffen in Niedersachsen> im Zuge einer Pilgerfahrt des sächsischen Herzogs Liudolf und seiner Frau Oda Billung nach Rom 845/46, bleibt Hypothese. Zum Ende des 15. Jh. befand sich die Handschrift nachweislich im Benediktinerinnenkloster St. Maria in Gandersheim (Wernerus Raphon hier 1477 als Stifter der Bibliothek bezeugt, vgl. vorderer Spiegel; Verwendung als Kettenband für den von Raphon als Kettenbibliothek geführten Bestand). Die Codices dieses Konventes gehörten zum Grundbestand der Helmstedter Universitätsbibliothek. Die Handschrift 323 Helmst. wurde 1644 im Helmstedter Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 6v) erwähnt und als Gregorii Papae Moralium super Iob pars secunda in membrana unter den theologici in folio erwähnt und im Handschriftenverzeichnis von 1797 unter der Nummer 180 vermerkt (BA III, 52). Ausführlich zur Provenienz vgl. Wolfenbüttel Helmst. Lesser .

Die illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 1: 6. bis 11. Jahrhundert, beschrieben von Stefanie Westphal (in Bearbeitung) Wolfenbüttel Helmst., Nr. 358 (Heinemann Nr.). Härtel Lamspringe , 116. Bischoff Katalog 3 , 503, Nr. 7328. Lesser Johannes von Brakel , 114. Wolfenbüttel Helmst. 2, 312–315 (Beschreibung in der Handschriftendatenbank der HAB).