Fulgentius, Mythologiae et Expositio Virgilianae continentiae
Eichstätt, Dom — 11. Jh., 1. Drittel
Provenienz: 36v Besitzeintrag des Augsburger Benediktinerklosters St. Ulrich und Afra Sactorum Oudalrici et Affre. Zur weiteren Provenienz vgl. Provenienz zu Cod. Guelf. 335 Gud. lat.
Pergament — 69 Bl. — 13,6 × 11,4 cm
Lagen: Eine Lage Papier vorgeheftet. 5 IV (40). IV+1 (49). 2 IV (65). II (69). Lagenbezeichnung in römischen Ziffern auf Blattmitte unten zu Beginn der Lage. Neuere Tintenfoliierung. Blattmitte unten ältere Blattzählung. Hier das eingefügte Blatt 45 nicht mitgezählt. Schriftraum: 10,0–11,3 × 8,2 cm, einspaltig, 20 Zeilen. Karolingische Minuskel von mehreren Händen. Hand A: 1r–4v, 8r Z. 1–9, 25r Z. 1–9, 28r Z. 5–28v Z. 2, 30r Z. 1–4, 34r Z. 11–16, 68v–69r. Hand B: 5r–7v, 8r Z. 9–34r Z. 10 und Z. 17–20. Hand C: 34v Z. 3- Z. 18, 36v Z. 3-Z. 19, 37r Z. 4–38r. Hand D: 35v Z. 2-Z. 20. Hand E: 38v Z. 7–39r Z. 10. Hand F: 39v ab Z. 6. Hand G (=A?): 45r. Hand H: 47v ab Z. 11. Hand I: 51r–57v, 58v–59v Z. 16, 60r Z. 4–63r Z. 12, 63v Z. 6–64r Z. 15 (?), 64v Z. 5–65v, 66r Z. 3–66v Z. 8, 69v Z. 1–20 (?). Nach Hoffman: Hand A = Hand A und Hand I = Hand C von Cod. Guelf. 335 Gud. lat. (vgl. , 123f.). Weitere, von Hoffmann paläographisch nach Eichstätt in das 1. Drittel des 11. Jh. verortete Handschriften und Fragmente: Hamburg, SUB, Cod. in scrin. 31 Fragm. 11; München, BSB, Clm 19416, 91r–193r; München, BSB, Clm 29880/2 (Zusammenstellung bei , 121–133). Text- und Verstitel in Capitalis Rustica, teils rot hinterlegt. Zu den Textanfängen 1–2zeilige Initialmajuskeln, teils mit rot gefüllten Binnenfeldern.
Kalbledereinband mit Streicheisenrahmung (17. Jh.). In den Ecken und mittig Blüten- und Staudenverzierung. Das Wasserzeichen des Vorblattes verweist auf Nürnberg, 1612 (Wasserzeichensammlung, Piccard, Nr. 25261).
INHALT
1r–49r : Mythologiae ( , 3–80, 83–107). 49r–63r : Expositio Virgilianae continentiae. 63r De Virgilio ( 16845). 63v–66v : Disputatio ( 101, Sp. 975–980; 2, 164–165; 1, 149 Nr. 31). 66v–67r Aenigmata Symphosii ( 133A, 614; Aenigmata Symphosii, hrsg. von M. Bergamin, Florenz 2005; Symphosius "The Aenigmata". An introduction, text and commentary, hrsg. von T. J. Leary, London 2014 in beiden Editionen Nr. 1, 13–17, 19, 21). 67v Gebet mit Neumen ( 3897). 67v–68r Aenigmata Aldhelmi ( 133). 68v–69r Kreisdiagramme (zu den vier Kardinaltugenden mit Text aus Macrobius' Commentarii in Somnium Scipionis, Lib. 1,8; vgl. , 280 Anm. 16, 281). 69v Aenigmata Aldhelmi ( 133, 135 und 363).
AUSSTATTUNG
2 Initialen.Initialen: Auf 1r zu Beginn des Textes eine Spaltleisteninitiale mit abgerundeten Spangen. Als Cauda (2,7 cm) ein wellig gefaltetes Profilblatt. Vom Initialstamm ausgehend symmetrisch verschlungene Knollenranken mit großen Knospenendungen. Die Knospen mit spitz zulaufendem Mittelblatt. Auf 33r ein Q-Initiale mit einbeschriebenem Mönchsgesicht (0,6 cm).
Farben: Die Initiale in Tintenfarbe gezeichnet; das Binnenfeld dunkelbraun und gelb hinterlegt.
STIL UND EINORDNUNG
Basierend auf den vorhandenen Lagenbezeichnungen gelang P. Carmassi der Nachweis, dass es sich bei der vorliegenden Handschrift 331 Gud. lat. ursprünglich um den 1. Teil eines Codex handelte, dessen 2. Teil in der Wolfenbütteler Handschrift Cod. Guelf. 335 Gud. lat. vorliegt ( , 278f.). Beide Sammelhandschriften beinhalten Texte, die zum Erwerb und der Vertiefung von Kenntnissen im Bereich des triviums (Grammatik, Dialektik und Rhetorik) dienten. Einträge belegen in beiden Handschriften, dass sie ehemals zum Bestand des Augsburger Klosters St. Ulrich und Afra gehörten. Nach Hoffmann zeigen beide Gudiani engste Parallelen zu einem Einzelblatt aus einem verlorenen Eichstätter Kopialbuch, das eine Abschrift der Urkunde des Bischofs Oudalfrid von Eichstätt (916–933) zeigt (München, BSB, Clm 29880/2, , 165; , 123f.), was ihn dazu veranlasst, für beide Codices eine Herkunft aus Eichstätt (Domschule?) anzunehmen. Unter Bischof Gundekar II. von Eichstätt (1057–1075) bestanden nachweislich Kontakte zwischen Augsburg und Eichstätt, da Gundekar bei der Weihe beider Kirchen in Augsburg (Dom 1065/St. Ulrich und Afra 1071) zugegen war ( , Das Bistum Eichstätt. 1: Die Bischofsreihe bis 1535, Berlin 2006 (GermSac N.F. 45), 68). In dieser Zeit dürften die Handschriften nach Augsburg gelangt sein. Zu vergleichender Eichstätter Buchschmuck aus der 1. Hälfte des 11. Jh. liegt nicht vor. Die Gruppe von Eichstätter Handschriften um Cod. Guelf. 268 Gud. lat. datiert bereits in die 2. Hälfte des Jahrhunderts. Anknüpfungspunkte zeigen großzügige Knospenendungen, wie sie auch in den Handschriften München, BSB, Clm 3728, 1r, Augsburg, 2. Hälfte 11. Jh. ( , Nr. 184, Abb. 370) und München, BSB, Clm 14396, 1r–37v, Diözese Eichstätt (?), Ende 11. /Anfang 12. Jh. ( , 441–444) vorkommen, Nr. 4638. — , 146. — , Bd. 1,1.2, 493. — , 138f., 141 — , 123f. — , 278f.
Abgekürzt zitierte Literatur
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Teil I (6.–11. Jh.).