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Beschreibung von Cod. Guelf. 356 Helmst. (Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil II: Cod. Guelf. 277 bis 370 Helmst. Mit einem Anhang: Die mittelalterlichen Handschriften und Fragmente der Ehemaligen Universitätsbibliothek Helmstedt, beschrieben von Bertram Lesser. Wiesbaden 2022.)
Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil II: Cod. Guelf. 277 bis 370 Helmst. Mit einem Anhang: Die mittelalterlichen Handschriften und Fragmente der Ehemaligen Universitätsbibliothek Helmstedt, beschrieben von Bertram Lesser (im Erscheinen).
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung

Graduale. Kyriale

Papier — 121 Bl. — 29 × 21 cm — Südniedersachsen — 1450–1460

Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber einkonturige Stange, darüber Stern: WZIS CH0780-PO-74370, DE1695-PO-74373 (beide 1455). Lagen: 4 VI (48). VI+1 (61). 5 VI (121). Lagensignaturen in Minuskelbuchstaben (af, nur in den ersten drei Lagen) und arabischen Ziffern (16) jeweils wechselnd auf dem Kopf- und Fußsteg. Bleistiftfoliierung modern: 1121. Der als Bl. 53 modern gez. Schaltzettel (16. Jh.) misst nur 16 x 12 cm. Schriftraum: 23,5 × 15,5 cm, einspaltig, 10 Zeilen. Regelmäßige schlaufenlose Bastarda von einer Hand. Über jeder Textzeile ein Notensystem aus fünf Linien, Mischform aus gotischer Choral- und Metzer Notation mit f-Schlüssel, teilweise auch g- und c-Schlüssel, Weisern (Kustoden) und Akzidentien für b-rotundum und b-quadratum. Der Nachtrag 121v ist mit gotischer Choralnotation auf den bereits vorbereiteten fünflinigen Notensystemem des Haupttextes versehen und mit c- und f-Schlüsseln ausgestattet. Rubriziert. Am Beginn der Introitus, Gradualresponsorien, Offertorien und Communiones schlichte rote Satzmajuskeln in Unzialform, am Beginn der einzelnen Offizien zu sekundären Initialen mit vielfältigen Zierformen, wie weißen Schaftaussparungen, Punktverdickungen, Fibrillen u. a. vergrößert, ebenso bei Herren- und Marienfesten, sowie am Beginn aller Versikel rot-schwarze, kunstvoll variierte Cadellen. Auf den äußeren Deckeln befinden sich mehrere eingeritzte Linien, auf dem HD außerdem die Ritzzeichnung einer stark stilisierten menschlichen Gestalt.

Spätgotischer Koperteinband aus Kalbspergament (Fleischseite außen), Verschlussklappe und Schließe entfernt. Lagen ursprünglich auf vier Heftverstärkungen (Pergament, 3,5–5 cm breit, nur noch eine am Kopf erhalten) und einen inneren Papierumschlag (s. Fragment) lagenweise geheftet, die durch sekundäre Schnürung mit dem Umschlag verbunden waren; die sehr lose Schnürung ist nur noch am Kopf erhalten. Eine äußere Rückenverstärkung fehlt.

Fragment: Umschlag. Südniedersachsen. 15. Jh., 1. Hälfte. Papier. 1 Bl. 29 × 11 cm. Das Blattfragment dient als Papierfalz, der um den Buchblock gelegt und mitgeheftet wurde. Schriftraum: 20 × 11 cm, einspaltig (beschnitten), noch fünf Textzeilen erhalten. Textualis von einer Hand. Über jeder Textzeile ein fünfliniges Notensystem, Mischform aus Hufnagel- und Metzer Notation mit f-Schlüssel, teils auch c-Schlüssel und Weisern (Kustoden). Rubriziert. Antiphonale (Proprium de tempore). Antiphonen (CAO 4920, CANTUS 204117, CAO 1373) und Responsorium mit Versikel (CAO 6566 mit 6566a) für feria II und III post pentecosten.

Herkunft: Um 1455 im südlichen Niedersachsen für ein Bursfelder Benediktinerkloster geschrieben. Eine nähere Bestimmung der Schriftheimat bzw. der Provenienz ist mangels Besitzvermerk bzw. Kalendar nicht möglich. — Der Codex ist seit 1614 in der Wolfenbütteler Hofbibliothek nachgewiesen; im Gesamtkatalog von Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav., p. 297 [292]) unter den Papalia Miscellanea als Missale in gelb pergament genehet manuscriptum mit der Signatur Y 35 genannt. — 1618 aus Wolfenbüttel in die Universitätsbibliothek Helmstedt überführt, wo 1r auf dem Kopfsteg ein Titelvermerk (17. Jh.) angebracht wurde: Missale. 1644 im Katalog der Helmstedter Universitätsbibliothek (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 8v) als Missale pro Choro, eingenehet unter den Theologici [MSSti] in folio beschrieben, auf dem VS die zugehörige Helmstedter Signatur T. 157. Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 51) unter Nr. 126 aufgeführt.

Heinemann Nr. 391.

1r–121r Graduale secundum usum congregationis Bursfeldensis OSB. Enthält mit Ausnahme des Sequentiars folgende Abschnitte:
(1r–83v) Proprium de tempore. ›Dominica prima adventus domini‹. Ad te levavi animam meam deus meus in te confido non erubescam neque irrideant me inimici mei [Ps 24,1-3] … — … Amen dico vobis quicquid orantes petitis credite. Enthält die Introitus und Psalmverse, Gradualresponsorien und Psalmverse, Alleluia bzw. Tractus, Offertorien und Communiones vom ersten Adventssonntag bis zum letzten Sonntag vor Advent: (1r–7r) Offizien der vier Adventssonntage sowie feria IV, feria VI und Sabbatum der Adventsquatember, darin 5v–6r zu Sabbato Quatuor temporum wie in den Drucken der Hymnus trium puerorum CANTUS g00523.1 (= Dn 3,52–56 bzw. Chevalier 2453). (7r–8r) ›In vigilia nativitatis‹, (8r–9v) ›In gallicantu‹, (9v–10r) ›In die sancto‹, (10r–11r) ›De sancto Stephano‹ (nochmals im Sanctorale unten, 86r–v), (11r–12r) ›De sancto Iohanne‹ (nochmals im Sanctorale unten, 86v–87r), (12r–v) ›In festo Innocentum‹ (nochmals im Sanctorale unten, 87r–v), (12r–13v) In festo circumcisionis domini, (13v–14r) ›Dominica infra octavam‹, (14r–15r) ›In Epiphania domini‹ (mit Erläuterungsrubrik zur Vigil), (15r–18v) Dominica I–III post epiphaniam (dominica IV und V weggelassen, fehlen auch in Cod. Guelf. 171 Helmst., 17r), (17v–18v) ›Dominica LXX‹, (18v–19v) ›Dominica LX‹, (19v–20v) ›Dominica in L‹, (20v–23r) ›In capite ieiunii‹ mit anschließenden Ferialtagen, (23r–29r) ›Dominica in XL‹ mit Ferialtagen, (29r–32v) ›Dominica secunda‹ mit Ferialtagen, (33r–37v) ›Dominica tercia‹ mit Ferialtagen, (37v–42) ›Dominica quarta‹ mit Ferialtagen, (42v–47r) ›Dominica in passione‹ mit Ferialtagen, (47r–52v) ›Die palmarum‹ mit Ferialtagen bis ›Feria quinta‹, (52v–56r) ›In parasceve‹, (56r–v) ›In vigilia pasche‹, (56v–61v) ›In sancta die pasche‹ mit Ferialtagen, (61v–64v) Dominica I–V post pascha, (64v–65r) ›In rogationibus‹, (65r–v) ›In vigilia ascensionis‹, (64v–66v) ›In sancta die‹, (66v) ›Dominica post ascensionem‹, (66v–67r) ›In vigilia pentecostes‹, (67r–70r) ›In die sancta pentecostes‹ mit Ferialtagen (69v auf dem Fußsteg von anderer Hand die sechs Alleluiaverse nach den Lesungen der Messe am Quatembersamstag), (70r–v) ›Trinitatis‹, (70v–71r) ›In festo corporis Christi‹, (71v–78r) Dominica I–XV post Trinitatis, (78r–79r) Quatuor tempora crucis (›Feria IV quatuor temporum‹, ›Feria VI‹ und ›Sabbato‹, entspricht dem Druck, dort allerdings nach dem letzten Sonntag vor Advent), (79r–83v) Dominica XVI–XXV post Trinitatis. Die erläuternden Rubriken und Verweise (mit Seitenzahlen) auf bereits benutzte Stücke sind durch kleinere Schrift abgesetzt.
(83v–84r) ›In dedicacione templi‹. Terribilis est locus iste hic domus dei est et porta celi et vocabitur aula dei … — … et qui querit invenit et pulsanti aperietur.
(84v–85v) Officium defunctorum. Si enim credimus quod Ihesus mortuus est et resurrexit ita et deus eos qui dormierunt per Ihesum adducet cum eo … — … dona eis domine et lux perpetua luceat eis. R. Fac eas. Vgl. F. K. Prassl, Ein fehlender Gesang im Ordo Cantus Missae. Der Introitus "Si enim credimus", in: Christliche Begräbnisliturgie und säkulare Gesellschaft, hrsg. von A. Gerhards und B. Kranemann, Leipzig 22003 (Erfurter theologische Schriften 30), 120–131. Marginal Verweise auf an anderer Stelle stehende Teile des Formulars von Schreiberhand, dazu weitere Vermerke, z. B. 85v zur Communio: Non dicitur.
(86r–102v) Proprium de sanctis. Etenim sederunt principes et adversum me loquebantur et iniqui persecuti sunt me adiuva me domine deus meus … — … at illi relictis retibus et navi secuti sunt dominum. Enthält die Introitus und Psalmverse, Gradualresponsorien und Psalmverse, Alleluia bzw. Tractus, Offertorien und Communiones zu den nachfolgend genannten Heiligenfesten; die in den Drucken nur als Verweise gen. Gesangsteile aus dem Commune, die in den zahlreichen Heiligenfesten mit minderen Festgraden eingesetzt werden, fehlen hier, ebenso bemerkenswerterweise das Offizium für Benedikt. Verweise auf abgekürzt zitierte Teile der Offizien sind in kleinerer Schrift abgesetzt: (86r–v) ›In die sancti Stephani‹. (86v–87r) ›Iohannis evangeliste‹. (87r–v) ›In festo innocentum‹. (87v–88r) ›In commemoracione [sic, recte: conversione] sancti Pauli apostoli‹. (88r–89r) ›In purificacione beate Marie‹. (89r) ›Agathe virginis‹. (89r–v) ›In kathedra [sancti Petri apostoli]‹. (89v–91v) ›In annunciacione beate Marie virginis‹. (91v–92r) ›De sanctis post pascha‹. Nur eines der möglichen Formulare ausgewählt. (92r–v) ›De sancto post pascha‹. Nur eines der möglichen Formulare ausgewählt. (92v–93r) ›De sanctis Philippi et Iacobi‹. (93r–94r) ›In exaltacione [sic, recte: inventione] sancte crucis‹. Introitus und Gradualresponsorium zunächst irrtümlich aus dem Formular in festo Exaltationis sanctae crucis, von anderer Hand supra lin. korrigiert. (94r) ›Pancracii martiris‹. (94r–v) ›Gervasii et Prothasii martirum‹. (94v–95r) ›In vigilia sancti Iohannis‹. (95r–v) In festo nativitatis sancti Iohannis Baptistae. (95v–96r) ›In vigilia sancti Petri‹. (96r–v) ›In sancta die‹. (96v) ›In visitacione [BMV]‹. (96v–97r) ›Septem fratrum‹. (97r) ›Marie Magdalene‹. (97r–v) ›Appollinaris‹. (97v–98r) ›In vigilia beati Laurencii‹. (98r–v) ›In die sancti Laurencii‹. (98v–100r) ›In vigilia assumpcionis [BMV]‹. (100r) ›In assumpcione beate Marie‹. (100r) ›In octava beati Laurencii‹. (100r–v) ›In decollacione beati Iohannis Baptiste‹. (100v) ›Sabine martiris‹. (100v–101r) ›In nativitate beate Marie virginis‹. (101r–v) ›De sancto Michaele archangelo‹. (101v–102r) ›Martini episcopi‹. (102r) ›Elizabeth vidue‹. (102r) ›Clementis pape‹. (102r–v) ›In vigilia beati Andree apostoli‹. (102v) ›In sancta die‹.
(102v–121r) Commune sanctorum. ›In vigilia unius apostoli‹. Ego autem sicut oliva fructificavi in domo domini speravi in misericordia dei mei et exspectabo nomen tuum … — … inventa una preciosa margarita dedit omnia sua et comparavit eam. Introitus und Psalmverse, Gradualresponsorien und Psalmverse, Alleluiaversikel bzw. Tractus, Offertorien und Communiones, meist wie in den Drucken mehrfach zur Auswahl, aber nicht immer vollständig, z. T. auch in abweichender Reihenfolge, zu (102v–103v) ›In vigilia unius apostoli‹, (103v–105v) ›De apostolis‹, (105v–110v) ›Introitus de martiribus‹, (110v–114r) ›De uno martire‹, (114r–117r) ›De confessore‹, (117r–121r) ›De virginibus‹. Darunter zwei weitere, nicht notierte Zeilen mit einem nicht näher identifizierbaren, unvollständigen Alleluia. Ein weiteres notiertes Bursfelder Graduale mit abweichender Textanordnung in Cod. Guelf. 171 Helmst., 1r–193v. Druck (als Teil des Bursfelder Plenarmissales, in dieser Reihenfolge): GW M24127 (= Weale/Bohatta 1681), IraCXLIIrb (Temporale), CXCVIrbCXCVIIrb (Dedicatio ecclesiae), CLXIXvbCLXXrb (Officium defunctorum), CXCVIIIvaCCLIIIva (Sanctorale) und CLXXVrbCXCVIrb (Commune sanctorum).

121v Kyriale (partim). Von späterer Hand in drei Zeilen der Beginn eines notierten Kyriale nachgetragen, mit drei Modi (De domina = BMV, de apostolis minus und De apostolis maius) für das Kyrie und zwei (de domina und de apostolis minus) für das Sanctus, mehr nicht ausgeführt. Die Modi im Graduale Bursfeldense (Cod. Guelf. 171 Helmst., 186v–193r, vergl.) sind zwar ähnlich, aber die Melodien stimmen nicht überein.

121v Probationes pennae. Von einer anderen Hand in grober Bastarda Lc 1,28 (Ave Maria) nachgetragen, außerdem zahlreiche Einzelbuchstaben und Ziffern mit Bleistift.


Abgekürzt zitierte Literatur

CANTUS CANTUS: A Database for Latin Ecclesiastical Chant. Indices of chants in selected manuscripts and early printed sources of the liturgical Office (http://cantus.uwaterloo.ca//)
CAO R.-J. Hesbert, Corpus antiphonalium officii, Bd. 1–6, Rom 1963–1979 (Rerum ecclesiasticarum documenta. Series maior 7–12)
Chevalier Repertorium hymnologicum. Catalogue des chants, hymnes, proses, séquences, tropes en usage dans l'église latine depuis les origines jusqu'à nos jours, Bd. 1–6, ed. par U. Chevalier, Louvain 1892–1921 (Subsidia hagiographica 4)
GW Gesamtkatalog der Wiegendrucke, Bd. 1–, Leipzig 1925–1938, Stuttgart 1978–
Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
Weale/Bohatta Bibliographia liturgica. Catalogus Missalium ritus Latini ab anno M.CCCC.LXXIV impressorum collegit W. H. Jacobus Weale iterum edidit H. Bohatta, London 1928
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Revisions:
  • Manuscripta Mediaevalia Objektnummer hinzugefügt. (schassan, 2019-08-20)
  • Überarbeitung abgeschlossen; gleicher Stand wie im gedruckten Katalog. (lesser, 2023-01-15)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil III.
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