Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung
Expositio in Psalterium. Ps.-Alanus ab Insulis
Papier — 222 Bl. — 30 × 21 cm — Hildesheim — um 1420
Wasserzeichen: Zwei Schlüssel im Kreis, einkonturiger Schaft: DE8730-PO-121473, DE8730-PO-121494 (beide 1420, weiterer Typ nicht nachweisbar). Zwei Schlüssel, gekreuzt, zweikonturiger Schaft, herzförmiger Griff: DE9045-PO-121199, DE9045-PO-121200 (beide 1418). Zwei Schlüssel, gekreuzt, zweikonturiger Schaft, runder Griff: DE6300-PO-120912 (1418). Lagen: VI+1 (13). 17 VI (213)! VI–3 (ungez.). Reklamanten. . Tintenfoliierung modern: 1–213, die neun letzten leeren Bl. ungez. In den ersten elf Lagen starker Tintenfraß, teilweise bis zur Zerstörung des Schriftträgers. Schriftraum: 21–21,5 × 14,5–15 cm, mit Ausnahme des ersten Bl. zweispaltig (Spalten bis Bl. 133r regelmäßig 6 cm breit, danach meist 6,5 cm breit), je nach Hand 32–35 Zeilen. Drei Hände, 2ra–133rb regelmäßige, aufrecht wirkende Bastarda von einer Hand, der übrige Text von einer zweiten Hand in jüngerer gotischer Kursive; die Übersicht über die biblischen Bücher auf Bl. 1r wurde von einer dritten Hand in Bastarda nachgetragen. Nur einige Blätter (171va–177rb) rubriziert, rote Lombarden, sonst Raum ausgespart, Repräsentanten meist erkennbar.
Spätgotischer Holzdeckelband mit ungefärbtem Schweinslederbezug. Streicheisenlinien. Einzelstempel Löwe schreitend: s003001. Ornament, Pflanze: s003231. Der vermutlich nach Hildesheim zu lokalisierenden Werkstatt mit dem Notnamen "Ornamental Helmst. 357" ( w001468) zugeschrieben. Fünf Doppelbünde. Kapital an Kopf und Schwanz von ungefärbten Lederstreifen umflochten. Zwei Riemenschließen mit einfachem rechteckigem Fensterlager. Auf VD und HD ursprünglich jeweils fünf halbkugelförmige Schonernägel, von jedem Deckel je einer verloren. Titelaufschrift: Exposicio psalterii. Zwei weitere Aufschriften stark verblaßt, lesbar: … sunt XXXIIII …, darunter: … gentibus … se ma …nantibus. Teilweise überklebt von den Resten zweier Signaturschilder (Papier, ursprüngliche Maße 8 x 2 bzw. 6 x 2 cm), auf dem oberen noch der rubrizierte Signaturbuchstabe ›D‹ erkennbar, der den in der Bibliothek des Benediktinerklosters Clus benutzten gleicht.
- VS. 1408. Hildesheim. Pergament. 1 Bl. 29 × 20 cm. Schriftraum: 29 × 20 cm, einspaltig (am linken und rechten Rand beschnitten), 56 Zeilen. Kanzleikursive (Notula) von einer Hand. VS Instrumentum notarii publici (Hildesheim, 10.4.1408). In nomine domini amen. Anno nativitatis eiusdem Mo quadringentesimo octavo indictione prima mensis Aprilis decimo die … infrascriptorum presencia personaliter constitutus honorabilis vir Thydericus Dusterdal… sancte Crucis Hildensemensis ecclesie canonicus … — … domini Thiderici Dusterdal in curia sue habitacionis … discretis viris domino Ottone Boedeker plebano in nova civitate sub castro Hartesborch Conrado Remensnider clerico Hildensemensis diocesis testibus ad premissa vocatis specialiter et rogatis. Unter dem Text befindet sich das Testimonium des beurkundenden Notars Ludolfus Alshusen (Et ego Ludolfus Alshusen clericus Hildensemensis diocesis publicus imperiali auctoritate notarius … signavi in fidem et testimonium omnium premissorum rogatus et requisitus), daneben sein Notariatssignet in Federzeichnung (gekröntes V auf Podest). :
- HS. 1389–1404. Rom. Pergament. 1 Bl. 29,5 × 20 cm. Die offenbar originale Urkunde ist beschnitten und kopfständig eingeklebt. Schriftraum: 15 × 14 cm, einspaltig (beschnitten), 11 Zeilen. Sorgfältige Cancelleresca von der Hand des 1380–1407 als päpstlicher Kanzleischreiber nachgewiesenen Kalligraphen Stephanus de Aquila, vgl. B misst 7 x 7 cm, und ist als littera duplex mit filigranen vegetabilen Schaftaussparungen versehen und mit konturbegleitenden Palmetten und Fadenranken verziert. HS : Bulla 'Vitae ac morum honestas' (pro ecclesia parochiali in Salzgitter-Gitter, Rom, 20.6.?). Bonifatius episcopus [servus servorum dei]… ecclesie in Gitter Hildesemensis diocesis salutem et apostolicam benedictionem. Vite [ac morum honestas aliaque laudabilia probitatis et virtutum merita] super quibus apud nos fidedigno commendaris testimonio nos inducunt … — … de speciali gratia dispensamus proviso quod [praedicta parochialis ecclesia debitis obsequiis non fraudetur et animarum] cura in ea nullatenus negligatur. Nulli ergo omnino hominum … Si quis autem … Datum Rome apud sanctum Petrum XII kalendas Julii … (Text bricht ab). Die Jahreszahl (durch Angabe der Pontifikatsjahre) ist durch Beschnitt verloren. Darunter Kanzleivermerk: ·S· de Aquila. Die Urkunde ist in den einschlägigen Repertorien nicht nachgewiesen. HS Probationes pennae. Über dem Text Federproben von anderer, späterer Hand: Sancta Maria virgo ora, auf dem Kopfsteg Gebetsbitte einer weiteren Hand: Orate deum pro Iohanne Harden sacerdote. Requiescat in pace. Johannes Harden, wahrscheinlich der Besitzer des Bandes, dürfte mit dem 1395 und 1398 genannten Kanoniker im Kollegiatstift St. Crucis in Hildesheim identisch sein, vgl. zu ihm 2, 651; 2, 582 Nr. 1036. , Scribes, pen-flourishers and illuminators in papal charters from the great western schism to the age of the councils (1378–1447), in: Illuminierte Urkunden. Beiträge aus Diplomatik, Kunstgeschichte und Digital Humanities, hrsg. von und , Köln, Weimar, Wien 2018 (Archiv für Diplomatik, Schriftgeschichte, Siegel- und Wappenkunde. Beiheft 16), 153–178, hier 155–169. Der Name des Ausstellers ist in elongierten, mit Palmetten und Fibrillen verzierten Fleuronnéelombarden in Unzialform gestaltet; die Satzmajuskeln des Urkundentextes sind kleiner, aber identisch ausgeführt. Die einleitende Fleuronnéeinitiale
Herkunft: Der Codex wurde nach Ausweis der als Makulatur verwendeten Urkundenfragmente in der Diözese Hildesheim, wahrscheinlich in der Stadt Hildesheim selbst geschrieben. Ob der auf dem HS genannte Johannes Harden nur der Besitzer oder auch einer der Schreiber der Hs. war, ist nicht mehr nachweisbar. — Später gelangte sie auf unbekanntem Wege ins Benediktinerkloster Clus (vgl. Signaturschilder). — Am 3.2.1624 wurde der Codex von dort in die Universitätsbibliothek Helmstedt überführt. 1644 in deren Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 6v) als Collectio Expositoria super Psalterium ex glossa ordinaria et Postillis breviter excerpta unter den Theologici [MSSti] in folio nachgewiesen; mit der gleichen Formulierung im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 188 aufgeführt.
Nr. 392. — , 218.
1r Tabula librorum bibliae sacrae. Genesis L. Exodus XL. Leviticus XXVIII. Numeri XXXVII … — … Iohannis prima V. Iohannis secunda V. Iude I. Apokalipsis XXII. Die Anzahl der Kapitel ist jeweils darübergeschrieben. Ungedruckt.
1v Enthält lediglich eine Notiz (17. Jh.): Collectio expositoria super Psalterium vide 124.
2ra–196va Expositio in Psalterium.
(2ra–12va) Prologus. Psalterium nomen accepit a psalmo grece quod dicitur instrumentum musicum latine … — … Esdras qui hunc psalmum sue collectioni proposuit per modum prologi etc.
(12va–196va) Textus. Beatus vir … [Ps 1,1]. Auctor huius psalmi proprie ignoratur tamen magis communiter creditur fuisse Esdras propheta qui legem reparavit … — … unam per quam inflatur et aliam per quam sonum emittit etc. Die anonym überlieferte, ungedruckte Expositio steht offenbar in engem Zusammenhang mit den Psalmenkommentaren von Ps.-Alanus ab Insulis ( 5429;
1, 96 Nr. 5), Iordanus de Quedlinburgo ( 5430), Ludolphus de Saxonia ( 5428;
5, 970) und Johannes de Sommerfeld ( 4965, vgl. in Cod. Guelf. 13.1 Aug. 4°, 1r–132v), mit denen sie ungeachtet der weitgehend übereinstimmenden Initien nicht gleichgesetzt oder verwechselt werden darf. Das genaue Verhältnis dieser Texte untereinander ist noch weitgehend ungeklärt, vgl. einstweilen , Untersuchungen zu den Passionsbetrachtungen in der Vita Christi des Ludolf von Sachsen, Bd. 1, Salzburg 1977 (Analecta Cartusiana 44), 86–97. Zum Text selbst vgl. 5431 (Hs. genannt).
196va–213va Expositio in Canticas Veteris et Novi Testamenti. ›Incipit glosatura magistri Alani super cantica beate virginis‹. Hic considerandum est quid sit canticum et quod sunt species cantici et unde dicatur. Canticum est interna mentis exultacio … — … excellencia quam habebant in legis dignitate. Von den neutestamentlichen Cantica ist nur das 'Magnificat' enthalten. Die Initien entsprechen der bei 946 abgedruckten Fassung der Hs. Prag, NKCR, VII.B.25, die Explicits der einzelnen Auslegungsabschnitte weichen z. T. ab. Der Text ist ungedruckt. Literatur: 947; , Alain de Lille. Textes inédts, Paris 1965 (Études de philosophie médiévale 52), 75–79 (mit Abdruck des Prologs, 77 Hs. genannt); , Commentaries on the Pseudo-Athanasian Creed, in: Mediaeval studies 34 (1972), 208–252 (240 Nr. VI.7 Hs. genannt); 1, 96 Nr. 7. – I*r–IX*v leer.
:Abgekürzt zitierte Literatur
C.A.L.M.A. Compendium auctorum latinorum medii aevi, hrsg. von M. Lapidge u.a., Bd. 1–, Firenze 1999– | |
Urkundenbuch der Stadt Hildesheim, Bd. 1–8, hrsg. von R. Doebner und H. Brandes, Hildesheim 1881–1901, ND Aalen 1980 | |
Einbanddatenbank (http://www.hist-einband.de/, besonders die Sammlung Wolfenbüttel) | |
O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3) | |
B. Lesser, Die Benediktiner von Clus und ihre Bücher. Exemplarische Analyse und Rekonstruktion der Konventsbibliothek, in: Zentrum oder Peripherie? Kulturtransfer in Hildesheim und im Raum Niedersachsen (12.–15. Jahrhundert), hrsg. von M. E. Müller und J. Reiche, Wiesbaden 2017 (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 32), 165–228 | |
Repertorium Germanicum. Verzeichnis der in den päpstlichen Registern … vorkommenden Personen, Kirchen und Orte des Deutschen Reiches …, Bd. 1–, Berlin 1916– | |
F. Stegmüller, Repertorium biblicum medii aevi, Bd. 1–11, Madrid 1950–1980 | |
Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 12 Bde., hrsg. von K. Ruh u. a., 2., völlig neu bearbeitete Aufl., Berlin/New York 1978–2005, Ergänzungsbde.: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon, Bd. 1–3, hrsg. von F. J. Worstbrock, Berlin/New York 2005–2015 | |
Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php) |
- Manuscripta Mediaevalia Objektnummer hinzugefügt. (schassan, 2019-08-20)
- Normdaten ergänzt bzw. korrigiert. (schassan, 2015-09-04)
- Überarbeitung abgeschlossen; gleicher Stand wie im gedruckten Katalog. (lesser, 2023-01-15)
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil II.