Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil III: Cod. Guelf. 371 bis 460 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser (in Vorbereitung). (Vorläufige Beschreibung)
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 416 Helmst.
Nicolaus de Tudeschis
Papier — 408 Bl. — 28 × 21 cm — Leipzig (?) — 15. Jh., 2. Drittel
Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber einkonturige Stange, darüber Stern: DE2730-PO-76017, DE4620-PO-76051 (beide 1432), AT5000-225_11, AT5000-225_48, AT5000-225_112 (alle 1434/1435), AT5000-637B_6 (1435), DE4620-PO-74902 (1451), DE8730-PO-74914 (1452), DE1335-PO-75389 (1450), CH0780-PO-75501 (1449), CH0780-PO-75625 (1450), DE2925-PO-76617 (1448), DE8100-PO-76660 (1449, zwei weitere Typen nicht nachweisbar). Lagen: 34 VI (407)! Im ersten Teil Reklamanten und Kustoden auf dem Fußsteg des ersten Bl. jeder Lage. Bleistiftfoliierung modern: 1–407, Zählfehler: Bl. 237 doppelt gez. Bl. 228v und 229r stark angeschmutzt, möglicherweise zunächst in zwei separaten Teilen aufbewahrt. Schriftraum: 20–22 × 13–14 cm, einspaltig, je nach Hand 23–45 Zeilen. Sechs Hände, mit Ausnahme von Hand 3 sämtlich Bastarda, Hand 1: 1r–96v; Hand 2: 97r–162v; Hand 3: jüngere gotische Kursive, 163r–228v; Hand 4: 229r–323v; Hand 5: 324r–359v; Hand 6: 360r–407r. Im Text sind die Rubriken durch Textualis bzw. vergrößerte Bastarda als Auszeichnungsschrift hervorgehoben. Im gesamten Codex Marginalien, Korrekturen und Notazeichen der anlegenden Hände. Rubriziert, rote Lombarden.
Spätgotischer Holzdeckelband, mit gepresstem Kalbsleder überzogen, stark berieben. Streicheisenlinien. Einzelstempel Rosette, ein Blattkranz, sechsblättrig: s033730, der nicht näher bestimm- oder lokalisierbaren Werkstatt "Wolfenbüttel 416 Helmst.*" ( w004522) zugeschrieben. Drei Doppelbünde, dazwischen alternierend zwei einfache Bünde. Zwei Langriemenschließen verloren, Dornen auf dem VD umgebogen, Gegenblech unten erhalten. Auf dem VD Papierschild (11 × 6 cm) mit Titel und Signatur: Nicolaus de Cecilia [!] super decretales Montis sancti Georgii. C. IIII.
Herkunft: Der Codex wurde im mitteldeutschen Raum, möglichweise an der Universität Leipzig, geschrieben. Nach Ausweis der Wasserzeichen wurde die Schreibtätigkeit für etwa 15 Jahre unterbrochen; der erste Teil (Lage 1–14, bis Bl. 168) entstand um 1435, der übrige Teil wurde um 1450 vollendet. — Die Hs. gelangte zu einem unbekannten Zeitpunkt ins Augustiner-Chorherrenstift Georgenberg bei Goslar, wo sie das typische Titel- und Signaturschild erhielt (s. oben). — Der Codex wurde 1603 mit der übrigen Konventsbibliothek in die Wolfenbütteler Hofbibliothek überführt, 1614 in deren Gesamtkatalog von Liborius Otho (p. 155 [151]) unter den Libri Iuridici in folio als Nicolaus de Sicilia super Decreto manuscriptus mit der Signatur M 13 nachgewiesen. 1618 in die Universitätsbibliothek Helmstedt überführt, 1644 in deren Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 25r) als Abbas Panormitanus in V decretalium unter den Juridici MSSti in folio nachgewiesen; im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 51) unter Nr. 90 aufgeführt.
, 78 Nr. 8.21. — Nr. 451. — , 25. — , 92, 95, 119, 149, 246, 301–303, 493, 495 und 498.
1r–407r Lectura in librum V decretalium (redactio longior). ›De accusacionibus‹. Hec Rubrica duobus modis continuatur primo ad precedencia secundo ad sequencia: Primo sic supra visum est de accusacionibus civilibus sequitur nunc videre de criminalibus … — … et hoc habet in se dacio spiritualium quia subiectus debet obedire prelato etc. Auch in Cod. Guelf. 104 Helmst., 1r–335r. Drucke: M47787 (vergl.), M47800–M47943, M47995, M48001, M48003, M48012–M48025, zahlreiche weitere Ausgaben im 16. Jh. 2, 312f. Nr. 126.1 (Hs. genannt); , 497; 6, 1195–1215; , 381; , I codici Vat. lat. 2551 e Vat. lat. 2552 autografi del Panormitano, in: Niccolò Tedeschi (Abbas Panormitanus) e i suoi 'Commentaria in Decretales', hrsg. von , Roma 2000 (I libri di Erice 25), 69–88 (78 Hs. genannt).
:Abgekürzt zitierte Literatur
Dictionnaire de droit canonique, Bd. 1–7, hrsg. von R. Naz, Paris 1935–1965 | |
Einbanddatenbank (http://www.hist-einband.de/, besonders die Sammlung Wolfenbüttel) | |
Gesamtkatalog der Wiegendrucke, Bd. 1–, Leipzig 1925–1938, Stuttgart 1978– | |
H. Härtel, Untersuchungen zur Bibliotheksgeschichte in Niedersachsen an der Wende vom 15. und 16. Jahrhundert, in: Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte 11 (1986), 1–32 | |
O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3) | |
A. van Hove, Commentarium Lovaniense in Codicem Iuris Canonici, Vol. 1,1: Prolegomena ad Codicem Iuris Canonici, editio altera, Mecheln 1945 | |
Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, Bd. 1: Mittelalter (1100–1500): Die gelehrten Rechte und die Gesetzgebung, hrsg. von H. Coing, München 1973 (Veröffentlichung des Max-Planck-Instituts für Europäische Rechtsgeschichte) | |
J. Schevel, Bibliothek und Buchbestände des Augustiner-Chorherrenstifts Georgenberg bei Goslar. Ein Überblick über die Entwicklung im Mittelalter bis zur Zerstörung 1527, Wiesbaden 2015 (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 27) | |
K. P. C. Schönemann, Zur Geschichte und Beschreibung der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, in: Serapeum 18 (1857), 65–91, 97–107 | |
J. F. von Schulte, Die Geschichte der Quellen und Literatur des Canonischen Rechts…, Bd. 1: … von Gratian bis auf Papst Gregor IX. Stuttgart 1875; Bd. 2: … von Papst Gregor IX. bis zum Concil von Trient, Stuttgart 1877 | |
Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php) | |
Wasserzeichen des Mittelalters (WZMA). Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien (http://www.ksbm.oeaw.ac.at/wz/wzma.php) |