de :: en
Permalink: PURL

Suche

Anzeigen als: OAI :: XML :: Print :: Faksimile in der WDB

Beschreibung von Cod. Guelf. 43 Weiss.
Die illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 1: 6. bis 11. Jahrhundert, beschrieben von Stefanie Westphal (in Bearbeitung)

Gregorius I. Papa, Homiliae in evangelia. Regula Basilii. Caesarius Arelatensis, Sermones

Weißenburg, Benediktinerkloster — um 800

Provenienz: 1r und 74v/75r Benediktinerkloster Weißenburg, Besitzvermerke: Codex monasterii sanctorum Petri et Pauli apostolorum in Wissenburg (1r). 74v/75r Liber sanctorum Petri et Pauli apostolorum in Wijssenburg ordinis sancti Benedicti. 1r Weißenburger Signaturenbuchstabe: .E. (14. Jh.). 1r Liber secundus (tercius) continet XL omelie sancti Gregorii Regula monachorum sancti Basilii abbatis XII omilie sancti Cesarii episcopi. Die Handschrift gelangte über Heinrich Julius von Blum 1690 in den Besitz des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig. Wiener Liste 2°24 (Butzmann Weißenburg, 3–18).

Pergament — 141 Bl. — 29, 8 × 21, 3 cm

Lagen: 2 IV (16). II (20). 7 (76). II (80). IV-1 (87). 3 IV (111). IV-1 (118). IV (126). IV+1 (135). III (141). Lagenbezeichnungen jeweils unten mittig auf dem letzten Blatt: 1–80 I-X (unter und über der Ziffer je zwei geschwungene Striche) und 81–141 A-G (Lage E ohne Bezeichnung). Moderne Tintenfoliierung 1-141. Guter Zustand. Schriftraum: 24 × 18 cm, einspaltig, 32 Zeilen. Karolingische Minuskel von mehreren Händen. Adallandus-Gruppe, zugehörig: 10 Weiss., 14 Weiss., 17 Weiss., 18 Weiss., 24 Weiss., 13 Weiss., 43 Weiss., 13 Weiss., 67 Weiss. (?), und 81 Weiss. (Butzmann Weißenburg, 51–59). 1r80r Textbeginn in roter Capitalis, Textanfänge im Text in roter Unzialis. 81r-141r Textanfänge in tintenfarbiger Unzialis und vergrößerte einfache Satzmajuskeln. Blindzeichnungen am unteren Blattrand: 87v Geflecht mit Tierkopf; 88r, 104v, 105r Fadengeflecht.

Roter Ledereinband (Nigerziegenleder; Neubindung 1972).

INHALT

1r80r Gregorius I. Papa: Homiliae in evangelia (PL 76, 1169–1312; CC SL 141; CPL 1711). 81r118v Basilius Caesariensis: Regula Basilii (PL 103, 485–554; CSEL 86). 119r141r Caesarius Arelatensis: Sermones (CPL 1008; zu den Texten vgl. ausführlich Butzmann Weißenburg, 167).

AUSSTATTUNG

45 Initialen.

Initialen: Die Textanfänge der Homilien mit farbig hinterlegten Initialen (1r, 2r,9v, 12r, 25v, 30r, 32v, 33r, 50r, 72r; 3–7,5 cm), kolorierten Hohlbuchstaben (1r, 9r, 12r, 30r, 2x 41r, 50r, 54v, 55r, 61r, 65v, 2x 75v; 5–7,5 cm) und Federinitialen (4r, 7v, 8r, 16r, 16v, 19v, 21r, 21v, 25r, 36v, 67r, 66r, 71v; 2,5–9,5 cm). Das daran anschließende Wort gelegentlich in kolorierten Hohlbuchstaben (vgl. 30r). Zur Regula Basilii und den Sermones unkolorierte Hohlinitialen (2–6 cm; 2x 81r, 118r, 119r, 132v, 134v, 136v, 137v, 139r). Die Federinitialen in den Homilien (1r80r) häufig als Ligaturen. Stämme oder Binnenfelder farbig gefüllt (7v mit ausgesparten rot/pergamentfarbenen Kreisen), Buchstabenkörper mit roter Punktrandung umschlossen. 20r Initialstammendung oben mit Voluten. Serifen und Initialstammendungen sämtlicher Initialtypen spiralartig eingerollt. Die Stammendungen gegabelt, mit einfachen Blüten (vgl. 9v), Tierköpfen (54v Vogelkopf), randständigem Kreismotiv (75v), Voluten (20r) oder teils farbig hinterlegten Bandverflechtungen (vgl. 21v). Die Ausläufer einiger Initialstämme nach unten breit angelegt, mit unregelmäßigen Lappungen und Pfeilmuster (vgl. 33r, 139r). Die farbig hinterlegten Initialen als Randleisteninitialen mit Flechtbandfüllung. Farbfelder der Initialstämme durch Schnallen gegliedert. Weitere Füllmotive: gedrehte volumige Bänder (vgl. 30r) und Zickzackbänder mit eingefügten Knospen (vgl. 65v), Dreiecke kombiniert mit Palmettenlappungen (139r) und Gabelungen, Vierpassblüten (75v), gegenständige Halbpalmetten und M-Formen (55r). Die Kombination der Motive wirkt gestückelt (vgl. 30r). Im Besatz: Halbpalmetten mit unregelmäßigen, etwas unförmigen Lappungen und rückwärts stark eingerollten Spitzen (3v, 33r). 61r eine nachträglich hinzugefügte Initiale (zeitnah) mit rechteckig segmentierten Feldern und angedeuteten, gekreuzten Achterschlingen.

Farben: Minium, Gelb und Braun.

STIL UND EINORDNUNG

Die Handschrift wird von Butzmann Weißenburg (1. Hälfte 9. Jh.) und Bischoff Katalog 3 (um 800) paläographisch nach Weißenburg lokalisiert. Der Buchschmuck mit seinem Initialtypus und den Füllmotiven (Hohlinitialen mit kräftige Schnallen, gegenständige Halbpalmetten und Zickzackband mit Knospen; Federinitialen mit ausgesparten, farblich alternierenden Kreismotiven), lässt sich den Weißenburger Handschriften der Zeit um 800 (vgl. 14 Weiss., 24 Weiss., 17 Weiss.) zuordnen. Die engsten Parallelen zeigt 24 Weiss.

Wolfenbüttel Weiss., Nr. 412 (Heinemann Nr.). — Lesne, 706. — Butzmann Weißenburg, 166–168. — Kleiber Otfrid von Weißenburg, 123–128. — Kurz 5/2, 528. — Hellgardt, 91, 94, 210. — Cames, 19. — Krämer, Bd. 1,1.2, 824. — Bischoff Katalog 3, Nr. 7393. — Westphal Buchmalerei Weißenburg, 361.


Abgekürzt zitierte Literatur

Bischoff Katalog 3 B. Bischoff, Katalog der festländischen Handschriften des neunten Jahrhunderts (mit Ausnahme der wisigotischen), Teil 3: Padua–Zwickau, aus dem Nachlass hrsg. von B. Ebersperger, Wiesbaden 2014
Butzmann Weißenburg H. Butzmann, Die Weissenburger Handschriften, Frankfurt/M. 1964 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die Neue Reihe 10)
Cames G. Cames, Dix siècles d'enluminure en Alsace, Contades 1989
CC SL Corpus Christianorum. Series Latina, Bd. 1–, Turnhout 1954–
CPL Clavis patrum Latinorum, hrsg. von E. Dekkers, Steenbrugge u.a. 31995 (Corpus Christianorum. Series Latina)
CSEL Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum, Bd. 1–, Wien 1866–
Hellgardt E. Hellgardt, Die exegetischen Quellen von Otfrids Evangelienbuch. Beiträge zu ihrer Ermittlung, Tübingen 1981 (Hermaea; N.F. 41)
Kleiber Otfrid von Weißenburg W. Kleiber, Otfrid von Weißenburg. Untersuchungen zur handschriftlichen Überlieferung und Studien zum Aufbau des Evangelienbuches, Bern/München 1971 (Bibliotheca Germanica 14)
Krämer S. Krämer, Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters, Bd. 1–3, München 1989–1990 (Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Ergänzungsband 1)
Kurz 5/2 R. Kurz, Die handschriftliche Überlieferung der Werke des heiligen Augustinus, Bd. 5/2: Bundesrepublik Deutschland und Westberlin, Verzeichnis nach Bibliotheken, Wien 1979 (Veröffentlichungen der Kommission zur Herausgabe des Corpus der lateinischen Kirchenväter 10 = Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte 350)
Lesne E. Lesne, Histoire de la proprieté ecclésiastique en France, Lille 1938
PL Patrologiae cursus completus. Series Latina, Bd. 1–221, hrsg. von J. P. Migne, Paris 1844–1865
Westphal Buchmalerei Weißenburg S. Westphal, Karolingische Buchmalerei aus dem elsässischen Kloster Weißenburg, in: Die Handschriften der Hofschule Karls des Großen. Individuelle Gestalt und Europäisches Kulturerbe, Tagung Trier 2018, Trier 2019, 357–391
Wiener Liste Liste der von H. J. Blum im Jahre 1673 der Wiener Hofbibliothek angebotenen Handschriften meist Weissenburger Herkunft, in: T. Gottlieb, Die Weissenburger Handschriften in Wolfenbüttel, Wien 1910 (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse 163,6)
Wolfenbüttel Weiss. Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, Abt. 3: Die Weissenburger Handschriften, beschrieben von O. von Heinemann, in: Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, Abt. 2 Teil 5, Wolfenbüttel 1903, 268–443

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Teil I (6.–11. Jh.).
  • Weitere Literaturnachweise im OPAC suchen.
  • Weitere Literaturnachweise suchen (ehem. Handschriftendokumentation)
Für die Nutzung weiterer Daten wie Digitalisaten gelten gegebenenfalls andere Lizenzen. Vgl. die Nutzungshinweise der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel.