geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil IV: Cod. Guelf. 462 bis 615 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung (Vorläufige Beschreibung)
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 467 Helmst.
Ps.-Caesarius Nazianzenus
Papier — 144 Bl. — 28,5 × 20 cm — Norditalien (Venedig?) — 16. Jh., Mitte
Wasserzeichen: Anker im Kreis, darüber Stern: AT3800-PO-119162 (1547, weiterer Typ nicht nachweisbar). Lagen: 5 IV (40). III (46). 5 IV (86). III (92). 6 IV (140). II (144). Reklamanten, Lagenzählung auf dem Fußsteg der ersten Rectoseite jeder Lage durch griechische Kustoden. Bleistiftfoliierung modern: 1–144. Im gesamten Codex Spuren eines Wasserschadens, Schrift in den Rubriken z. T. verblasst. Schriftraum: 21,5–22 × 11–11,5 cm, einspaltig, 28 Zeilen. Sorgfältige griechische Minuskelschrift (junge Minuskel) von einer Hand. Rubriziert, der Text der Dialogfragen vollständig rot geschrieben. Am Beginn der Antwortabschnitte federgezeichnete rote, mit floralen Motiven (Blättchen und Ranken) verzierte Initialen über 3–4 Zeilen. Auf Bl. 1r Zierbalken aus zwei verbundenen ornamentierten Flechtwerkbändern.
Halbledereinband mit dunkelbraunem Kiebitzpapierüberzug wie bei Cod. Guelf. 462 Helmst., angefertigt zwischen 1763 und 1785 vom Buchbinder Anton Friedrich Wirck in Helmstedt.
Herkunft: Der Codex wurde um 1550 vermutlich im norditalienischen Raum geschrieben, denn Wasserzeichen, Mise en page und Illuminationsstil sind weitgehend identisch mit Codices norditalienischer, zumeist venezianischer Produktion aus dem Umfeld der Werkstatt von Nikolaos Choniates, siehe dazu . — Später im Besitz des weitgereisten Gräzisten und Rechtsgelehrten Johannes Leunclavius (1541–1594), dem auch , Pseudo-Kaisarios. Überlieferungsgeschichte und Verfasserfrage, München 1969 (Byzantinisches Archiv 12), 77f. u.ö. mit Taf. 13Cod. Guelf. 262 Helmst., 663 Helmst. und 1237 Helmst. gehörten. Vgl. zu ihm , Johannes Löwenklau, in: Westfälische Lebensbilder Bd. 13, hrsg. von , Münster 1985, 19–44. — Im Januar 1589 sandte Leunclavius diesen und die drei genannten Codices (eine weitere Hs. mit den Novellen des Konstantinos Porphyrogenitos wird seit 1810 vermisst) an Herzog Julius von Braunschweig-Lüneburg, den er im Jahr zuvor auf einer Deutschlandreise mit seinem Dienstherrn, dem mährischen Adligen Karl d. Ä. von Žerotín (1564–1636), kennengelernt haben dürfte, vgl. dazu , Johannes Löwenklau (siehe oben), 42. Ein enstprechender Titel- und Schenkungsvermerk von der Hand des herzoglichen Kanzleibeamten Elias Bodenburg befindet sich auf Bl. 1r: Cæsarii fratris Diui Gregorii Nazianzeni liber Illustrissimo Julio etc. Von Hanß Lewenklawen Zerotinischem hoffmeister vndertheniglich vberschicket vnd alhir presentirt den 4 Januarii Anno etc. 89. 1614 von Liborius Otho im Gesamtkatalog der Wolfenbütteler Hofbibliothek (Cod. Guelf. A Extrav.) auf p. 208 (203) unter Nr. B 35 der Patres in folio als Cæsarii fratris Divi Gregorii Nazianzeni liber manuscriptus integer Græcus beschrieben. — Seit 1618 in der Universitätsbibliothek Helmstedt, 1644 im Katalog der Helmstedter Universitätsbibliothek (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 1r) als Cæsarii Fratris Gregorii Nazianzeni Quæstiones, ohne band unter den Theologici in folio beschrieben. Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 1006 genannt.
, Copistes et collectionneurs de manuscrits grecs au milieu du XVIe siècle: Le cas de Johann Jakob Fugger d’Augsbourg, in: Byzantinische Zeitschrift 84/85 (1992), 354–390. Zu nennen sind hier beispielsweise München, BSB, Cod. graec. 139 und München, BSB, Cod. graec. 145 (letzterer u. a. mit dem gleichen Text), vgl. dazu , 168–171 mit Abb. 26 und 196–206;Nr. 147. — Nr. 501.
Schreibsprache: Spätantikes Griechisch.
Bl. 1r Schenkungsvermerk (siehe oben), 1v leer.
2r–144r Quaestiones et responsiones. ›Τοῦ σοφωτάτου Καισαρίου ἀδελφοῦ Γρηγορίου τοῦ θεολόγου‹. Πεύσεις προσαχθεῖσαι ὑπὸ Κωνσταντίου Θεοχαρίστου Ἀνδρέου … — … ὅπερ ἐστὶν πᾶς βροτὸς διὰ πίστεως καὶ εὐσεβείας γνῶσιν ἔχων θεοῦ σωθήσεται. Das Kapitelverzeichnis fehlt; die letzte und umfangreichste Interrogatio (nach der Zählung der kritischen Ausgabe Nr. 218) ist wie in einigen anderen Codices weggelassen. Im laufenden Text ist außerdem auf Bl. 122r, Z. 7, zwischen folgenden Passagen Text ausgelassen: … τοῦ νοῦ ἀποψήσασα παρέχει … ἑταιριζομένη οὐδὲν ἄτοπον πιστεύει … (den fehlenden Text vgl. bei Pseudo-Kaisarios: Die Erotapokriseis, siehe unten, 166,27–168,51). Druck: 38, 852–1189; Pseudo-Kaisarios: Die Erotapokriseis. Erstmals vollständig hrsg. von , Berlin 1989 (Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte 66), 1–231, hier 9–200.Literatur: 7485 und Suppl. Der Codex ist bei , Pseudo-Kaisarios (siehe oben) nicht verzeichnet.
:Abgekürzt zitierte Literatur
Clavis patrum Graecorum, Bd. 1–6, hrsg. von M. Geerard und J. Noret, Turnhout 1974–2003 (Corpus Christianorum. Series Graeca) | |
F. A. Ebert, Bibliothecae Guelferbytanae Codices Graeci et Latini Classici, Leipzig 1827 (Zur Handschriftenkunde 2) | |
O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3) | |
Katalog der griechischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München, Bd. 3: Codices Graeci Monacenses 110–180, neu beschrieben von K. Hajdú, Wiesbaden 2003 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis 2,3) | |
Patrologiae cursus completus. Series Graeca, Bd. 1–161, hrsg. von J. P. Migne, Paris 1857–1866 | |
Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php) |