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Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (Copyright Information
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Aus vier Teilen zusammengesetzt: I
Der gesamte Buchblock wurde bei der Neubindung an den Rändern um z. T. mehrere Zentimeter beschnitten, daher vor allem im marginalen Kommentar, bei den Seitentiteln und Bordürenausläufern der Initialen Verluste.
Liber.Acad Juliæ Helmæstadiemiae
Renaissanceeinband (Mitte 16. Jh.) aus dünnen, mit Pergamentmakulatur (siehe unten) überzogenen Buchenholzdeckeln. Darüber zusätzlicher Halbbezug aus rotgefärbtem Schafsleder. Eine Riemenschließe mit Stiftlager in Gabelform, Schließenriemen und -haken verloren. Ehemals 4, jetzt nur noch 3 Doppelbünde, Kapitalbünde ebenfalls verloren.
Die Hs. befand sich mit den drei übrigen Aristotelescodices des Helmstedter Fonds (Cod. Guelf. 577 Helmst., 593 Helmst. und 1105 Helmst.) und Cod. Guelf. 810 Helmst. mit Kommentaren des 16. Jh. zur Rhetorik, Nikomachischen Ethik und zu De mundo, im Besitz von Ethica A
), die von der gleichen Hand wie in Cod. Guelf. 462 Helmst., 1r, und damit von einem Mitarbeiter oder Schreiber der "Magdeburger Centurien" stammen, hatte er diesen und die übrigen drei Codices den Centuriatoren zur Auswertung zur Verfügung gestellt. Inhalt und Einband lassen den Schluss zu, dass die Teile der Hs. erst in Norddeutschland (Magdeburg?) in den gegenwärtigen Überlieferungsverbund gebracht wurden (vgl. auch Cod. Guelf. 577 Helmst.). Da nicht mehr zu ermitteln ist, ob der in Cod. Guelf. 810 Helmst. eingelegte Brief des Domino Matthiæ Illyrico Magdeburgæ agenti detur
. Zwar verfügten Flacius und die Zenturiatoren über Verbindungen zu mehreren französischen Gelehrten, es sind jedoch keinerlei Nachrichten über einen Handschriftentransfer aus Frankreich zu Flacius erhalten (vgl.
Zusammen mit der übrigen Bibliothek des Matthias Flacius am 17
der Libri Ethici in folio
als Ethica Aristotelis ad Nicomachum, Politica eiusdem, Eiusdem magna moralia, Eiusdem Rhetorica, Eiusdem problemata, Eiusdem liber de Mundo, Eiusdem Poetica. Alles auf Pergament geschrieben in groß Quarto
(entspricht der Angabe Miscellanei MSS
als ti in folioAristotelis Ethica ad Nicomachum, Politica, magna Moralia, Rhetorica, Problemata, Liber de Mundo, Poetica, Latinè, in membrana
genannt, im Handschriftenverzeichnis von 273
beschrieben.
Regelmäßige, kaum gebrochene französische Textualis von einer Hand.
Qüber 7 Zeilen, Buchstabenkörper blau, Hintergrund rosa. Im Binnenfeld links ein thronender, blau und rosa gewandeter König mit roter Krone und Gerichtsschwert, die Rechte im Redegestus erhoben, vor den ein weltlicher (rosa Übergewand, weiße Mütze, rote Beinkleider und Schuhe) und ein blau gekleideter geistlicher Untertan (tonsuriert) hintreten. Ihre im Rede- bzw. Ablehnungsgestus erhobenen Hände deuten auf eine erregte, vermutlich gerichtlich motivierte Diskussion. Die gesamte Szene ist auf die gerechte Regierung des Staatles, den Gegenstand des Buches, hin zu deuten. Die Bordürenstäbe sind außen blau, innen rosa mit Weißlinienfiligran und Dornenbesatz, oben mit einem rund gegabelter Ausläufer mit je drei (rot, blau, golden) Efeublättern am Ende. Der lang geschwungene untere Stab ist beschnitten und endet ebenfalls in sechs noch erkennbaren Efeublättern in den gleichen Farben wie oben. In der Mitte des Bordürenstabes steht ein grauer Kranich (Beine durch Beschnitt verloren), der als Sinnbild der Wachsamkeit (Staats- und Herrschertugend) in seinem roten Schnabel einen goldenen Stein hält. – 2.
Yüber 14 Zeilen. Der Buchstabenkörper besteht aus einem langgezogenen rhombischen Kasten mit dünnem blauem Rahmen, der durch Stege in drei übereinanderliegende Kompartimente geteilt ist, die oben und unten mit Blattgoldauflage, in der Mitte mit einem rot-weißen Schachbrettmuster gefüllt sind. Da die aristotelische Ökonomie im wesentlichen mit der wirtschaftlichen Haushaltsführung befasst ist, sind in der Initiale untereinander die Mitglieder eines Haushalts (Kleinfamilie) dargestellt; oben der blau gewandete paterfamilias mit einer Rolle in der Hand, darunter seine Ehefrau mit rotem Unter-, blauem Übergewand, Gebende und Rise. Ganz unten ein Knabe mit langem rosa Übergewand und roten Schuhen. Die langgezogene geschwungene Unterlänge des Y bietet auf dem Fußsteg Platz für einen mi-parti rosa und blau gewandeten Jäger, der einen Pfeil auf einen grauen Vogel abschießt, der auf einem der 9 Dornblätter sitzt, in welche die Ranke ausläuft. Je drei Dornblätter wachsen auch aus den oberen Ecken des Buchstabenkörpers. Zwischen diesen befindet sich als Sinnbild haushälterischer Vorratshaltung ein graues Eichhörnchen, das eine Nuss verzehrt. – 3.
Qüber 6 Zeilen. Buchstabenkörper blau, Hintergrund rosa. Quer zweigeteiltes Binnenfeld, oben ein blau gekleideter dozierender Gelehrter hinter einem Pult mit Buch, rechts davon drei Studenten oder Schüler in blauen und roten Gewändern, die die Gestik der Aufmerksamkeit bzw. des Zuhörens zeigen. Darunter zwei erregt disputierende Personen. Der nach oben verlaufende Bordürenstab ist durch einen roten Tierkopf mit dem Rahmen verbunden und läuft in einer locker gerollten Volute mit zwei Efeublättern aus. Die untere Bordürenranke ist nur an Ende geschwungen und mit neun Efeublättern besetzt; auf der Ranke flieht ein brauner Hase mit erschrockenem Gesichtsausdruck vor einem blaugrauen Windhund. – 4.
Rüber 6 Zeilen. Buchstabenkörper rosa, Hintergrund blau. In Binnenfeld links ein dozierender Gelehrter in blauem Gewand, der mit übereinandergeschlagenen Beinen hinter seinem Pult sitzt, auf dem ein geöffnetes Buch liegt. Von rechts treten zwei Zuhörer in einem roten bzw. blauen Gewand an ihn heran, der vordere ist durch seine Tonsur als Weltgeistlicher oder Scholar kenntlich. Er hat die Rechte im Redegestus erhoben und diskutiert offenbar mit dem Lehrer. Die nach oben gerichtete Bordüre ist nur eine kurze, geschwungene Ranke mit drei Efeublättern in Rot und Blau, der nach unten gerichtete gerade Bordürenstab endet in einer fast kreisrund gebogenen Ranke mit fünf endständigen Efeublättern. Auf diesen landet ein brauner Vogel, im Kreisbogen der Ranke sitzt ein blaugrauer Hase. – 5.
Düber 6 Zeilen. Buchstabenkörper blau, Hintergrund rosa. In Binnenfeld thront ein rot gekrönter König mit roter Tunika und blauem Übergewand, in der Linken ein Schwert (wie oben
Nach Ausweis der paläographischen Merkmale und des Buchschmucks wurde der Codex im ersten Viertel des 14. Jh. in Nordfrankreich geschrieben. Zur Datierung und Lokalisierung verglichen u. a. mit Cambridge, UL, Ff.3.3, dazu mit Abb.
Regelmäßige französische Textualis von einer Hand.
Püber 5–6 Zeilen in sorgfältiger Deckfarbenmalerei. Der tiefblaue Buchstabenkörper mit Weißlinienfiligran in diversen geometrischen Mustern (Kopfstempel u. a.) ist vor einem dunkelrosa gefüllten quadratischen Hintergrund mit dünnem Blattgoldrahmen angebracht (nur auf Bl.
Eauf
Nach Ausweis der paläographischen Merkmale und des Buchschmucks wurde der Codex, aus dem das Fragment stammt, um 1300 in Nordfrankreich geschrieben. In Schrift und Ausstattung sehr nahe stehen die Hss. Cambridge, UL, Ii.2.10, dazu mit Abb. Frankreich
3, 455 mit Pl. LXX und 505 mit Pl. LXXI.
Sehr regelmäßige französische Semitextualis von einer Hand.
Püber 6 Zeilen in sorgfältiger Deckfarbenmalerei. Der tiefblaue Buchstabenkörper mit Weißlinienfiligran ist vor einem dunkelpurpurnen quadratischen Hintergrund angebracht; in den Zwickeln ebenfalls Weißlinienfiligran und runde Blattgoldpollen. Die Unterlänge des P und der ausgezogene Rahmen bilden einen nach unten gerichteten geraden, in eine tiefblaue und eine dunkelpurpurne Hälfte geteilten Bordürenstab mit zwei volutenartig gerollten Enden, die mit Dornen besetzt sind und in Tütenblättern (beschnitten) auslaufen. Der nach oben gerichtete Bordürenstab ist analog gestaltet, aber kürzer und gewellt. Das Binnenfeld des P ist wechselnd blau oder mit Blattgold belegt. Darauf liegen zwei geschwungene rosafarbene Ranken, die in je zwei abwechselnd rote und blaue Blätter auslaufen, die fünffach handförmig gefiedert sind und in der Form an Kastanienblätter erinnern. Die Initiale
Eauf
Nach Ausweis der paläographischen Merkmale und des Buchschmucks wurde der Codex, aus dem das Fragment stammt, zwischen 1290 und 1310 in Frankreich geschrieben. Sehr ähnlich sind Reims, BM, ms. 697 (dazu Stones, Gothic manuscripts 1260–1320, siehe oben, Bd. 1/1, Abb. 82–84, beschrieben in Bd. 1/2, 36–42 Nr. I-19Binski/Zutshi, Western illuminated manuscripts, siehe oben, 299 Nr. 325).
Abest autem à libris melioribus ista comparationis particula nec agnoscit eam antiquissima versio Latina, prima, quæ manuscripta extat in Acad. nostræ bibliotheca, ita enim vertit: Fines magis quæ apud finem(aus dieser Hs., 187va).
Sehr regelmäßige Textualis rotunda ("littera Bononiensis") von einer Hand.
Rbzw. die Cauda des
Qkurzen Ausläufern mit weichlappig, fast tuchartig gezackten bzw. gewellten Profil- und Tütenblättern, welche die blauen rechteckigen Rahmen der Initiale durchbrechen und verformen. Der blaue Grund ist mit konturbegleitendem, arabeskenartig geschwungenem Weißlinienfiligran besetzt. In den Binnenfeldern aller drei Initialen ist jeweils in Halbfigur im Profil bzw. in Schrägansicht Aristoteles in zeitgenössischer Gelehrtentracht dargestellt, die aus einem langen roten oder grauen Untergewand, darüber jeweils ein schwungvoll zurückgeschlagener Talar in der Gegenfarbe, einer barettartigen Mütze mit Ohrenklappen und einem detaillliert dargestellten Buch mit hellbraunem Einband besteht. Der Gelehrte hält das Buch jeweils in der Linken, die Rechte ist im Redegestus erhoben. Von den Initialen gehen Blattrankenstäbe aus, die die betreffende Textspalte von drei Seiten umrahmen und am oberen und unteren Ende stark geschwungen bzw. eingerollt sind. Sie setzen sich aus mehreren gereihten lappigen Profil- bzw. Tütenblättern in den wechselnden Farben Grau, Blau, Rosa und Weiß zusammen, die umgeklappten Innenseiten der Blätter sind rot. Die Blattfolgen sind von mehreren manschettenartig aufgesetzten Farbperlen durchbrochen. Auf dem unteren Ende der Ranken auf Bl.
Nach Ausweis der paläographischen Merkmale und des Buchschmucks wurde der Codex, aus dem das Fragment stammt, zwischen 1320 und 1330 in Norditalien, mit ziemlicher Sicherheit in Bologna, geschrieben. Vergleichbar sind z. B. die Bologneser Codices München, BSB, Clm 18047 und Clm 23553 (Illuminierte Hss.
6,1, Katalogbd., 208–210 Nr. 198 und Tafelbd., 98f. mit Abb. 169–171; Katalogbd., 215–217 Nr. 203 und Tafelbd., 104f. mit Abb. 180–182