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Beschreibung von Cod. Guelf. 518 Helmst.
geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil IV: Cod. Guelf. 462 bis 615 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung

Alexander de Villa Dei

Pergament — 32 Bl. — 24,5 × 15,5 cm — Südniedersachsen — 14. Jh., 2. Hälfte

Lagen: 4 IV (32). Reklamanten, auf dem Kopfsteg der ersten Rectoseite der dritten Lage Lagenzählung: III. Bleistiftfoliierung modern: 132. Der Text ist durch den Verlust der letzten Lage fragmentiert. Die Bl. 3032 sind durch den unregelmäßigen Beschnitt des Randes auf die Größe des Schriftraumes reduziert, z. T. Textverlust. Schriftraum: 17 × 8 cm, einspaltig, 34 Zeilen, Blindliniierung, Punkturen an den Blatträndern sichtbar. Haupttext in regelmäßiger Textualis von einer Hand, Kommentar- und Korrekturmarginalien in Bastarda und jüngerer gotischer Kursive von mehreren weiteren Händen. Rubriziert, am Beginn der einzelnen Kapitel rote Lombarden über 3 Zeilen, z. T. mit filigranen schwarzen Mustern im Buchstabenkörper. 1r schlichte rote Initiale S in Unzialform über 10 Zeilen mit ausgesparten kleeblattförmigen Vierpässen im Buchstabenkörper.

Gotischer Holzdeckelband mit Halbbezug aus ungefärbtem und unverziertem Schafsleder. 3 Doppelbünde. Eine mittig angebrachte Riemenschließe mit Fensterlager, Schließenriemen und -haken bis auf Gegenblech und Riemenrest verloren.

Fragmente, VS: Pergament, ein Bl., 24,5 × 16 cm, mitgeheftet und um die erste Lage gehängt. Schriftraum: 21 × 14 cm (beschnitten), einspaltig, noch 17 Zeilen, Tintenliniierung. Textualis, 13. Jh., 2. Hälfte. Rubriziert. Psalterium feriatum. Erhalten sind die über der Zeile mit adiastematischen deutschen Neumen notierte Antiphon CAO 2664 (feria III per annum) sowie Ps 21,2–11. Auf dem Kopfsteg, z. T. mit dem Rest des Helmstedter Signaturschilds überklebt, der Beginn eines nicht weiter ausgeführten Kommentars zum ersten Teil des Doctrinale: Subiectum prime partis est pars … nabilis et coniugabilis … adtribucionem [!] (Text bricht ab). — HS: Pergament, ein Bl., 24,5 × 16 cm, separat geheftet. Schriftraum identisch. 10./11. Jh. Anicius Manlius Severinus Boethius: De institutione arithmetica (Figura mathemathica de ordinibus numerorum ex libro I desumpta). Die komplexe Darstellung gehört als Erläuterung zu cap. I,11–12 und besteht aus einem großen Quadrat, das in 16 kleinere Quadrate eingeteilt ist; alle Konturen bestehen aus einer doppelten Linie. In das große Quadrat ist ein Inkreis einbeschrieben, den seinerseits vier (2 x 2) ineinander verschlungene kleinere Kreise von gleicher Größe schneiden. Über jeder Außenkante des großen Quadrats ist ein Halbkreis errichtet, in dem sich wiederum drei verschlungene kleinere Halbkreise befinden. Das Schema ist von außen in Capitalis quadrata beschriftet, und zwar oben und unten waagerecht je zweimal mit LONGITVDO und senkrecht mit je zweimal LATITVDO. Im Inneren der Figur sind die der Darstellung im Kapitel entsprechenden römischen Zahlen in Capitalis rustica eingetragen. Sehr ähnlich z. B. in der Hs. Bamberg, SB, Msc.Class.7, 80v (Katalog der illuminierten Handschriften der Staatsbibliothek Bamberg, Bd. 1, Die Handschriften des 8. bis 11. Jahrhunderts der Staatsbibliothek Bamberg, Teil 1: Texte, beschrieben von G. Suckale-Redlefsen, Wiesbaden 2004, 71–73 Nr. 55); ausführlicher und umfangreicher als in Cod. Guelf. 1027 Helmst., 16r, und 51.9 Aug. 4°, 13r. Druck des Kapitels (mit vereinfachter Darstellung des Schemas): Anicii Manlii Torquati Severini Boetii de institutione arithmetica libri duo. De institutione musica libri quinque. Accedit Geometria quae fertur Boetii, e libris manuscriptis edidit G. Friedlein, Leipzig 1867, 25–30 (mit Falttafel); CC SL 94A, 30–36; Boèce: Institution arithmétique. Texte établi et trad. par J.-Y. Guillaumin, Paris 1995 (Collection des universités de France. Série latine 329), 28. Vgl. dazu D. Illmer, Die Zahlenlehre des Boethius, in: Geschichte der Musiktheorie, hrsg. im Auftrag des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz Berlin von F. Zaminer, Bd. 3: Rezeption des antiken Fachs im Mittelalter, von M. Bernhard u.a., Darmstadt 1990, 219–252, bes. 224–226; CPL 879; CALMA 2, 429f. Nr. 11. — Zwischen Bl. 8 und 9 ein einfaches Lesezeichen aus Papier (4,5 x 1–1,5 cm), mit Federproben beschriftet (quod, quia, ave).

Herkunft: Der Codex wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jh. im südniedersächsischen Raum geschrieben. Format und Schrift lassen auf eine Benutzung im Schulbetreib schließen. Unter den verblassten oder radierten Marginalien findet sich auf Bl. 1r der Rest eines auf rode endenden Ortsnamens; eine sichere Lesung ist jedoch nicht möglich. — Der weitgehend mit Cod. Guelf. 504 Helmst. übereinstimmende Einband könnte auf eine Herkunft aus Braunschweig schließen lassen. Möglicherweise gelangten beide Codices später ins Benediktinerinnenkloster Lamspringe, was sich für diese Hs. (im Gegensatz zuCod. Guelf. 504 Helmst.) jedoch nicht sicher nachweisen läßt. — Sofern dies zutrifft, wurde die Hs. am 10.4.1572 mit den übrigen Lamspringer Codices in die Wolfenbütteler Hofbibliothek überführt. Sie ist erstmals eindeutig 1614 im Gesamtkatalog von Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav., p. 5 [1]) unter Nr. A 8 der Libri Grammatici nachgewiesen: Grammatica in membranis conscripta versibus. 1618 aus Wolfenbüttel in die Universitätsbibliothek Helmstedtüberführt. Die auf dem VS im 18. Jh. angebrachte Helmstedter Signatur Misc. 4to 32 ist offenbar fehlerhaft, denn sie verweist auf einen Eintrag im Handschriftenkatalog der Helmstedter Universitätsbibliothek (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 31r: Grammatica Latina metricè, cujus initium: Scribere clericulis paro doctrinale novellis cum miscellis aliis), der offenbar zu Cod. Guelf. 604 Helmst. (siehe dort) gehört. Der zutreffende Vermerk müsste hingegen die Signaturnummer 2 tragen, vgl. Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 30v: Grammatica Latina Metricè in membrana. Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) ist der Codex dagegen korrekt unter Nr. 572 aufgeführt.

Heinemann Nr. 565. — Bursill-HallCensus, 280 Nr. 310.5.

1r32v Alexander de Villa Dei: Doctrinale (in fine mutilum, partim cum commento). (1r32v) Textus. Scribere clericulis paro doctrinale novellis | Pluraque doctorum sociabo scripta meorum … — … [m]e te se longis simul e de pre sociabis | [n]e nisi quod dabit an produc firmeque fereque | [a]ut ve facit curtam dabit interiectio longam … (Text bricht ab). Enthalten sind die Verse 1–803, 904 und 905, 804–903, 906–1197, 1231–1258, 1260–1265, 1198–1229, 1266–2217 mit folgenden Abweichungen: Im laufenden Text fehlen die Verse 7 und 8, 119, 134, 174, 214, 399, 421 und 422, 435, 607 (radiert), 740, 871, 1666, 1668, 1717, 1773, 1781–1784, 1812, 1824 und 1825, 1881, 1910, 1917, 1945, 1951, 1959, 1964, 19982 und 1983, 1999, 2006, 2033, 2040, 2081–2086, 2091, 2098, 2102, 2112 und 2113, 2155, 2160 und 2181 fehlen. Die Verse 81, 96, 471, 491, 575, 759, 816, 1155, 1319, 1671 und 1672 sind von späteren Händen in marg. nachgetragen, Vers 975 ist auf einer Rasur vor Vers 974 nachgetragen, Vers 1054 ist auf einer Rasur nach Vers 1061 wiederholt, nach Vers 1396 ist 1395 wiederholt. Folgende Verse sind umgestellt: Jeweils in der Reihenfolge vertauscht sind die Verse 82 und 83, 780 und 781, 831 und 832, 1296 und 1297 (Homoioteleuton, nachträglich durch die vorangestellten Buchstaben a und b korrigiert), 1459 und 1460, 1473 und 1474, 1547 und 1548 (beide außerdem zwischen 1445 und 1546 verschoben), 1758 und 1759 sowie 1923 und 1924. Außerdem steht Vers 172 nach Vers 168, 369 und 1370 stehen nach 375, Vers 387 steht nach 394, 813 steht nach 810, die Verse 899 und 900 stehen nach 896, 945 steht nach 938, die Verse 1093 und 1094 (in marg. nachgetragen) stehen nach 1098, Vers 1336 steht nach 1338, und Vers 1687 steht nach Vers 1674. Folgende Zusatzverse sind enthalten: Nach Vers 359 Zusatzvers: Ille refert monstrat non facit hoc aliud. Zwischen Vers 474 und 475 zwei Zusatzverse eingeschoben: Ante senex iuvenis adolescens quatuor ista | Sola quidem solis utuntur comparativis. Nach Vers 603 Zusatzvers: Multus erat murmur veteris quoque sit posuere. Vor Vers 939 zwei Zusatzverse: Hec tria si dicas orior morior pociorque | Declinando potes iris vel eris reperire. Nach Vers 1310 zwei Zusatzverse: Hic casus tamen existens accenditur extra | Aut ablativus in prevalet ille resolvi. Nach Vers 1339 ein Zusatzvers: In verbis lepidis in factis esto facetus. Weitere Zusatzverse nach den Versen 955, 979, 1201 und 1727 sind jeweils im Apparat der Ausgabe angegeben. (16v23v) Commentum ad secundam partem Doctrinalis. Notandum est quod circa inicium librorum vel scienciarum opportet [!] fieri de quinque causis scilicet de utilitate de tytulo de intencione … — … Ihesus Christus homo … homo et asinus … (Text bricht ab). Wie in den meisten unten genannten Überlieferungsträgern ist auch hier pars II (behandelt die Rektion der Kasus und die Satzkonstruktion) am ausführlichsten kommentiert; alle übrigen Passagen sind nur mit spärlichen Anmerkungen versehen. Auch in Cod. Guelf. 595 Helmst., 1r–59v (pars III = Verse 1550–2298 mit vier Zusatzversen, ausführlicher Kommentar); 604 Helmst., 1r–134v (vollständiger Text mit Marginal- und Interlinearkommentar); 625 Helmst., 2r–48r (partes I und II = Verse 1–1549 mit Marginal- und Interlinearkommentar); 654 Helmst., 1r–154v (vollständiger Text mit Marginal- und Interlinearkommentar); 700 Helmst., 1r–71r (partes I und II = Verse 1–1440 mit Marginal- und Interlinearkommentar); 892 Helmst., 72r–114v (pars II = Verse 1074–1549 mit Marginal- und Interlinearkommentar); 37 Gud. lat., 1r–47v (vollständiger Text mit Interlinearglossen); 790 Novi, 1r–52v und 77r–110v (partes I und II = Verse 1–1384 mit partiellem Marginal- und Interlinearkommentar); 791 Novi, 1r–95v (partes I und II = Verse 1–1549 [fehlen Vv. 1074–1093] mit partiellem Marginal- und Interlinearkommentar); 792 Novi, 2r–107r (partes I und II = Verse 1–1549 mit partiellem Marginal- und Interlinearkommentar); 793 Novi, 1r–30r (pars I = Verse 313–1073 mit wenigen Interlinearglossen); 795 Novi, 1r–104r (pars I = Verse 1–1073 mit Marginal- und Interlinearkommentar); 796 Novi, 5r–236v (fortlaufender Kommentar, Gedichtform aufgelöst, Verse 1074–1531 der pars II jeweils nur noch vor dem entsprechenden Lemma zitiert); 797 Novi, 1r–69v (pars I = Verse 1–1073 mit wenigen Interlinearglossen) und 71r–187r (pars II = Verse 1074–1549 mit ausführlichem Marginal- und Interlinearkommentar); 798 Novi, 1r–157v (vollständiger Text mit Marginal- und Interlinearkommentar); 799 Novi, 1r–79r (pars II = Verse 1074–1549 mit Marginal- und Interlinearkommentar). Das Verhältnis der Kommentartexte untereinander sowie zu den bislang gedruckt vorliegenden Kommentaren ist noch ungeklärt. Fragmente des Doctrinale in Cod. Guelf. 19 Helmst., HS; 213 Helmst., VS; 246 Helmst., VS; 371 Helmst., VS und HS; 458 Helmst., VS und HS; 544 Helmst., 1r–v und 43r (Umschlag); 699 Helmst., VS und HS; 715 Helmst., VS und HS; 721 Helmst., HS; 771 Helmst., VS; 961 Helmst., VS und HS; 1081 Helmst., VS; 1235 Helmst., VS und HS; 1295 Helmst., VS; 1300 Helmst., Ir–v; 19.15 Aug. 2°, VS und I*r–v; 38.8 Aug. 2°, VS; 71.4 Aug. 2°, HS; 79.3 Aug. 2°, HS; 13.1 Aug. 4°, VS; 23.24 Aug. 4°, HS; 404.3 Novi (12) und 404.3 Novi (14). Edition: Reichling Doctrinale, 7–178, hier bis 149 (ohne diese Hs., Angaben zur Wolfenbütteler Überlieferung unvollständig); RETM A2350-50/5–2205 (ältere Ausgaben, z. T. mit Kommentar). Literatur: Glorieux Faculté 86–88 Nr. 23c; Walther I 17375; CALMA 1, 177 Nr. 6; 2VL 11, 59–61.


Abgekürzt zitierte Literatur

CALMA C.A.L.M.A. Compendium auctorum latinorum medii aevi, hrsg. von M. Lapidge u.a., Bd. 1–, Firenze 1999–
CAO R.-J. Hesbert, Corpus antiphonalium officii, Bd. 1–6, Rom 1963–1979 (Rerum ecclesiasticarum documenta. Series maior 7–12)
CC SL Corpus Christianorum. Series Latina, Bd. 1–, Turnhout 1954–
CPL Clavis patrum Latinorum, hrsg. von E. Dekkers, Steenbrugge u.a. 31995 (Corpus Christianorum. Series Latina)
Glorieux Faculté P. Glorieux, La Faculté des Arts et ses maîtres au XIIIe siècle, Paris 1971 (Études de philosophie médiévale 59)
Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
Reichling Doctrinale Das Doctrinale des Alexander de Villa-Dei. Kritisch-exegetische Ausgabe mit Einleitung, Verzeichniss der Handschriften und Drucke nebst Registern, bearbeitet von D. Reichling, Berlin 1893 (Monumenta Germaniae paedagogica 12)
RETM Repertorium edierter Texte des Mittelalters aus dem Bereich der Philosophie und angrenzender Gebiete, 2. Aufl., hrsg. von R. Schönberger u. a., Bd. 1–4, Berlin 2011
2VL Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 1–12, hrsg. von K. Ruh u. a., 2., völlig neu bearbeitete Aufl., Berlin, New York 1978–2005, Ergänzungsbde.: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon, Bd. 1–3, hrsg. von F. J. Worstbrock, Berlin, New York 2005–2015
Walther I H. Walther, Initia carminum ac versuum medii aevi posterioris Latinorum, Göttingen 1959 (Carmina medii aevi posterioris Latina 1)

Korrekturen, Ergänzungen:
  • Manuscripta Mediaevalia Objektnummer hinzugefügt (schassan, 2019-08-20)
  • Normdaten ergänzt bzw. korrigiert. (schassan, 2015-09-04)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil III.
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