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Beschreibung von Cod. Guelf. 519 Helmst.
Die illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 2: 12. Jahrhundert, beschrieben von Stefanie Westphal (in Bearbeitung)

Gregorius I. papa, Dialogorum libri IV

Lamspringe — 12. Jh., 3. Viertel

Provenienz: Besitzeintrag: 1r Liber sancti incliti martiris Adriani in Lamespringe. Vermerke von mehreren Händen auch in 145 Helmst., VS; 204 Helmst., 1r; 443 Helmst., 1r; 447 Helmst., 5r; 475 Helmst., 1r; 480 Helmst., 1r; 482a Helmst., 1r; 504 Helmst., VS; 511 Helmst., 1r; 519 Helmst., 1r; 553 Helmst., 1r; 650 Helmst., 1r; 723 Helmst., 1r; 943 Helmst., 1r; 1012 Helmst., 1r; 1030 Helmst., 1r; 1034 Helmst., 1r; 1113 Helmst., 1r und 1196 Helmst., 1r. 1572 mit den übrigen Lamspringer Codices in die Bibliotheca Julia in Wolfenbüttel überführt. Im Gesamtkatalog von Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav., p. 289) unter den Papalia Miscellanea als Liber dialogorum Petri et Gregorii in membranis mit der Signatur Y 56 aufgeführt. Im Helmstedter Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 13v als Gregorii Papæ Dialogi. In membrana unter den Theologici MSSti in quarto erwähnt. Die Helmstedter Signatur T 4° 17 auf dem Kopfsteg des VS. Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter der Nr. 458 genannt.

Pergament — 107 Bl. — 23,5 × 15 cm

Lagen: 13 IV (104). I+1 (107). Lagensignaturen: IIus-XIIus. VS Psalterfragment (Carolino-Gothica, 12./13. Jh.; zum Text vgl. Kat. Helmstedt 4 (in Vorb., vorläufige Beschreibung in der Handschriftendatenbank der HAB). ). Moderne Tintenfoliierung. Grobes Pergament mit zahlreichen Nähten und Löchern. Schriftraum: 18,5 × 10,5 cm, einspaltig (Kapitelverzeichnisse zweispaltig), 31 Zeilen. Carolino-Gothica von der Hand der Schreiberin Scriptrix (zur Schreiberin vgl. 943 Helmst.. Zur Gruppe gehörig: 443 Helmst., 447 Helmst., 482a [1r-81v], 510 Helmst., 511 Helmst., 718 Helmst. [10v-97r], 723 Helmst., 903 Helmst. [1r-75r], 943 Helmst., 1030 Helmst.). Rubrizierte Überschriften in Unzialis und Capitalis Rustica. Rote 2-4zeilige Initialmajuskeln mit Verzierungen (s.u.).

Gotischer Holzdeckeleinband mit braunem Schafslederüberzug. Streicheisenlinienverzierung. Einzelstempel: Ornament, Rosette, ein Blattkranz, sechsblättrig: EBDB s007095; Ornament, Rosette, ein Blattkranz, sechsblättrig: EBDB s007095. Zugehörig der südniedersächischen Werkstatt "Streu-Stempel Helmst. 447" EBDB w000317. Riemenschließe mit Stiftlager (Riemen, Haken und Gegenblech verloren).

INHALT

1r Besitzvermerk. 1v-107r Gregorius I, Papa: Dialogorum libri IV (Druck: CPL 1713; CALMA 4, 413-415 Nr. 1). 107v Anathema.

AUSSTATTUNG

Verzierte Satz- und Initialmajuskeln. 3 Initialen.

Verzierte Satz- und Initialmajuskeln: Einige Sätze mit rubrizierten Satzmajuskeln, die im Endbesatz oder als Buchstabenersatz federartig gebogene Blätter (Profilblättern, vgl. 53v), Punktverzierungen (vgl. 67v), Fabelwesenköpfe (vgl. 73r) und Knospen (vgl. 33v) aufweisen.

Initialen: Zu den Anfängen von drei Büchern Spaltleisteninitialen mit kreuz- oder blütenverzierten Spangen (1v lib. I, 43v lib. 3, 77v lib. 4). In den Binnenfeldern bewegt verlaufende Spiralranken, auf 1v axialsymmetrisch als Staude angelegt. Als Endbesatz Knollenblätter, Palmetten- und Profilpalmettenblätter mit Äderung/Schraffur. Besonders hervor tritt die Ranken-/Knospenvariante mit der in den Ablauf integrierten Palmette und der am Ende rückwärtsgebogenen Knospe (1v). In den Rankengabelungen große Knospenansätze. Als Caudaersatz auf 1v ein großer, geflügelter Drache mit kreisverziertem Leib und gedrehtem Palmettenschwanz. 5,4-8,0 cm.

Farben: Rote Federinitialen mit orange lavierter Hinterlegung.

STIL UND EINORDNUNG

Die vorliegende Gregoriushandschrift wird von Härtel der sich selbst als Scriptrix bezeichenden Lamspringer Schreiberin zugeordnet (zur Schreibergruppe vgl. 943 Helmst.; Härtel Geschrieben und gemalt, 21f.). Sie zeigt die in dieser Gruppe häufig vorkommenden, verzierten Initial- und Satzmajuskeln, wie sie auch aus510 Helmst., 943 Helmst. und 723 Helmst. bekannt sind (Abb. vgl. Härtel Geschrieben und gemalt, 23, Marg. 1-3). Der verwendete Initialschmuck ist eng verwandt mit der Ausstattung von 510 Helmst., 511 Helmst., 1030 Helmst. und 943 Helmst., wobei 510 Helmst. und 1030 Helmst. mit ihren bereits plastisch angelegten Rankengabelungen und die den Initialstamm überschneidenden oder umschlingenden Abläufen und Blättern eine ähnliche, etwas spätere Stilstufe aufweisen. Deutliche Übereinstimmungen mit 519 Helmst. zeigt die Sammelhandschrift 511 Helmst. mit ihren farbigen Hinterlegungen und den schmalen Blattformen (zur stilistischen Einordnung vgl. 511 Helmst.). Ebenso wie bei 511 Helmst. lassen sich zunehmend direkte und nicht über Lippoldsberg gefilterte Kölner Einflüsse feststellen (zu Lippoldsberg vgl. 943 Helmst.). Die Ranken-/Knospenvarianten mit in den Ablauf integrierten Palmetten und der am Ende rückwärtsgebogenen Knospe (vgl. 1v), sowie der als Cauda eingesetzte Drache mit den gebuchteten und gekernten Außenrändern begegnen in Kölner Handschriften, insbesondere aus St. Pantaleon (Köln, Dombibliothek, Hs. 162 und Köln, Dombibliothek, Hs. 163, beide Köln (?), 3. Viertel 12. Jh., Lit. Glaube und Wissen, Kat.Nr. 72 sowie Köln, Dombibliothek, Hs. 31, Köln, St. Pantaleon, Lit. Glaube und Wissen, Kat.Nr. 31).

Schönemann, 70. — Wolfenbüttel Helmst, Nr. 566A (Heinemann Nr.). — Wolter-von dem Knesebeck Lamspringe, 476. — Härtel Geschrieben und gemalt, Kat.Nr. 10. — Müller Einflüsse, 333. — Kat. Helmstedt 4 (in Vorb., vorläufige Beschreibung in der Handschriftendatenbank der HAB).


Abgekürzt zitierte Literatur

CALMA C.A.L.M.A. Compendium auctorum latinorum medii aevi, hrsg. von M. Lapidge u.a., Bd. 1–, Firenze 1999–
CPL Clavis patrum Latinorum, hrsg. von E. Dekkers, Steenbrugge u.a. 31995 (Corpus Christianorum. Series Latina)
EBDB Einbanddatenbank (http://www.hist-einband.de/, besonders die Sammlung Wolfenbüttel)
Glaube und Wissen Glaube und Wissen im Mittelalter. Die Kölner Dombibliothek, bearb. von J. M. Plotzek, U. Surmann, Ausstellung Köln, 7. August - 16. September 1998, München 1998
Härtel Geschrieben und gemalt H. Härtel, Geschrieben und gemalt. Gelehrte Bücher aus Frauenhand. Eine Klosterbibliothek sächsischer Benediktinerinnen des 12. Jahrhunderts, Wiesbaden 2006 (Ausstellungskataloge der Herzog-August-Bibliothek 86)
Kat. Helmstedt 4 Geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil IV: Cod. Guelf. 462 bis 615 , beschrieben von Bertram Lesser
Müller Einflüsse M. E. Müller, Einflüsse aus West und Ost in der Hildesheimer und in der thüringisch-sächsischen Buchmalerei des 12. und 13. Jahrhunderts, in: Zentrum oder Peripherie? Kulturtransfer in Hildesheim und im Raum Niedersachsen (12.–15. Jahrhundert), hrsg. von ders. und J. Reiche, Wiesbaden 2017 (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 32), 305–366
Schönemann K. P. C. Schönemann, Zur Geschichte und Beschreibung der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, in: Serapeum 18 (1857), 65–91, 97–107
Wolter-von dem Knesebeck Lamspringe H. Wolter-von dem Knesebeck, Lamspringe, ein unbekanntes Scriptorium des Hamersleben–Halberstädter Reformkreises zur Zeit Heinrichs des Löwen, in: Heinrich der Löwe und seine Zeit. Herrschaft und Repräsentation der Welfen 1125–1235. Katalog der Ausstellung Braunschweig 1995, Bd. 2: Essays, hrsg. von J. Luckhardt und F. Niehoff, München 1995, 468–477

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Teil II (12. Jh.).
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