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Beschreibung von Cod. Guelf. 539 Helmst.
geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil IV: Cod. Guelf. 462 bis 615 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung

Eberhardus Bethuniensis

Pergament — 143 Bl. — 23,5 × 17 cm — Mittel- oder Süddeutschland — 14. Jh., 2. Hälfte

Lagen: IV+1 (9). 15 IV (129). V+1 (140). IV–5 (143). Bleistiftfoliierung modern: 1143. Schriftraum: 18–18,5 × 13–13,5 cm, zweispaltig, je nach Schriftgröße und Verteilung von Text und Kommentar 32–50 Zeilen. Regelmäßige, teilweise sorgfältig verzierte Textualis von der Hand des Schreibers Hermannus, Kommentar in kleinerer Schrift abgesetzt. Rubriziert, Ober- und Unterlängen der Buchstaben z. T. cadellenartig ausgezogen und verziert, teilweise litterae elongatae. Am Beginn der einzelnen Abschnitte rote Lombarden oder cadellenartige Majuskeln über 1–3 Zeilen, teilweise mit roten Fadenwerkverzierungen. Am Beginn der einzelnen Capitula rote Initialen in Unzialform: 2ra, Initiale Q über 6 Zeilen mit einem federgezeichneten bärtigen Gesicht im Binnenfeld. 28rb, Initiale P über 10 Zeilen mit dreiblattförmigen Aussparungen im Binnenfeld und einer axialsymmetrischen Blumenranke im Binnenfeld, ähnlich auch 38ra,. 58ra, Initiale E über 7 Zeilen, Buchstabenkörper im Kopfstempelschnitt von Rot und Gelbbraun geteilt mit konturbegleitendem Fadenwerk. 69ra, Initiale D über 5 Zeilen mit Schaftaussparungen in Kopfstempelform, im Binnenfeld Federzeichnung eines Gesichts. 73va, Initiale V über 6 Zeilen mit Schaftaussparungen in Kopfstempelform, im Binnenfeld federgezeichnetes Fadenwerk. 84ra, Initiale D über 5 Zeilen mit Schaftaussparungen in Kopfstempelform. 88va, Initiale V über 8 Zeilen mit Schaftaussparungen in Kopfstempelform, im Binnenfeld federgezeichnetes hundeartiges Fabelwesen. 94rb, Initiale C über 6 Zeilen mit Schaftaussparung in Kopfstempelform, im Binnenfeld federgezeichnetes Fadenwerk in vegetabilen Formen. 96va, Initiale N über 6 Zeilen mit Schaftaussparungen in Kopfstempelform. 101vb, Figureninitiale S in Gestalt eines zweifüßigen geflügelten Drachens, der aus dem zurückgewendeten Maul Feuerzungen in Form stilisierter Palmetten speit, der Schwanz läuft in ähnliche Blätter aus. Das Wesen hält in den Pfoten einen zepterartig bekrönten Stab. 108vb, Initiale P, über 8 Zeilen mit Schaftaussparungen in Kopfstempelform und einem federgezeichneten bekrönten Kopf im Binnenfeld. 111vb, Initiale A über 7 Zeilen mit Schaftaussparungen in Kopfstempelform und federgezeichnetem Fadenwerk im Binnenfeld. 114vb, Initiale P über 12 Zeilen mit Schaftaussparungen in Kopfstempelform, einem federgezeichneten bärtigen Gesicht im Binnenfeld und konturbegleitendem Fadenwerk, 120vb, eine gleichartig gestaltete Initiale I über 10 Zeilen. 122ra Initiale V über 6 Zeilen mit Schaftaussparungen in Kopfstempelform, im Binnenfeld federgezeichnetes Fadenwerk.

Spätgotischer Holzdeckelband, mit braungefärbtem Leder überzogen, stark berieben. Streicheisenlinien. Mehrere Einzelstempel, aufgrund des Zustandes nicht mehr identifizierbar. 3 Doppelbünde, Kapital an Kopf und Schwanz mit ungefärbten Lederstreifen umflochten. Zwei Langriemenschließen, Schließenriemen und -ösen verloren. Liber catenatus, am unteren Rand des HD Löcher und Rostspuren einer länglichen Kettenöse.

Fragmente (VS und HS): Pergament, je ein Doppelbl. (nicht aus der Lagenmitte), insgesamt jeweils 23 x 17 cm, Blattgröße jeweils 17 x 12,5 cm, quer eingeklebt. Schriftraum: 13,5 x 10 cm, einspaltig, 22 blindliniierte Zeilen. Späte Carolino-Gothica, um 1200. Rubriziert, abwechselnd rote und grüne Satzmajuskeln. Antiphonale secundum usum ordinis sancti Benedicti (Proprium de tempore). Temporale und Sanctorale ineinandergeschoben. VSa: Responsorien mit Versikeln (CANTUS 603080 mit 603080a, CAO 6112 mit 6112a, 6563 mit 6563za, CANTUS 603081 mit 603081a, CAO 7762 mit 7762a, 6098 mit 6098b und 7911 mit 7911a) und Antiphon (CAO 3776) zu dominica Quinquagesima; VSb: Antiphonen (CANTUS 202480, 200400, 201535, 202175, 203058, 201794 und 203559) und Responsorien mit Versikeln (CANTUS 600896 mit 600896a, 601912 mit 601912a, 600065 mit 600065a, 600757 mit 600757a, 602193 mit 602193a und 600304) in festo sancti Benedicti abbatis (21.3.). — HSa: Responsorien mit Versikeln (CAO 6012 mit 6012a, 6744 mit 6744a, 7625 mit 7625a, 7778 mit 7778a und 6087 mit 6087a) und Antiphonen (CAO 2431 und 1294) zu dominica I in Quadragesima sowie Invitatorium (CAO 1110) und Responsorien mit Versikeln (CAO 7767 mit 7767a und 6601) zu dominica II in Quadragesima; HSb: Antiphonen (CAO 4878, 3078 und 4498) und Responsorien mit Versikeln (CAO 6752 mit 6752a, 7193 mit 7193a, 7862 mit 7862a, 6651 mit 6651a, 7439 mit 7439a, 6847 mit 6847a und 7329) in festo sancti Gregorii papae (12.3.).

Herkunft: Nach Ausweis der Schrift wurde der Codex im mittel- oder süddeutschen Raum geschrieben. Ob die verwendete Einbandmakulatur auf eine Entstehung oder wenigstens Bindung in einem Benediktinerkloster hindeutet, ist nicht mehr nachweisbar. Der Besitzvermerk auf dem Kopfsteg von Bl. 2r: Iste liber pertinet ad officium Lini kann nicht mehr näher bestimmt werden. — Da weitere Besitzvermerke fehlen, ist nicht mehr zu ermitteln, auf welchem Wege die Hs. in die Universitätsbibliothek Helmstedt gelangt ist. — Dort ist sie erstmals 1644 im Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 30v) unter den Miscellanei MSSti in quarto als Grammatica Latina, metricè, cum annotationibus in prosa in membrana nachgewiesen, auf dem VS die (nicht korrekt zugeordnete) Helmstedter Signatur Misc. 4to 63 (eigentlich Nr. 4). Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 578 beschrieben.

Heinemann Nr. 587. — Bursill-HallCensus, 280 Nr. 310.6.

1r leer.

1va–140va Eberhardus Bethuniensis: Graecismus cum commento. (1va–b) Prologus. Quoniam ignorancie nubilo turpiter excecati quidam imperiti fatuitatem exprimentes … — … nominibus exortis a greco secundum ordinem alphabeti. Der vollständige Prosaprolog ohne Kommentar. (2ra–b) Prima pars prologi cum commento. Quoniam ignorancie nubilo … — … sed quoniam verborum. Einige Teilsätze des Prologs mit Kommentar. (2ra–b) Commentum. Littera: 'Quoniam' pro quo. 'Quidam imperiti' id est fatui exsecati [!] id est obnubilati turpiter id est male nubilo ignorancie … — … 'secundum ordinem' scilicet in littera continetur. Sequitur: Est proprie. (2rb–140va) Textus. Est proprie metha trans grece formacio plasma | Indeque transformacio dicitur methaplasmus | Cumque quid addicitur vel detrahitur racione … — … Verba que cum motu sibi iungit dyptota tantum | Explicit Ebrardi Grecismus nomine Christi | Qui dedit alpha et O sit laus et gloria Christo. Die Abfolge der Kapitel entspricht der Ausgabe; die Rubriken fehlen allerdings teilweise. Bis auf einzelne Umstellungen und fehlende Distichen sind keine größeren Textmodifikationen erkennbar. (2rb–140va) Commentum. Littera: 'Metha' grece est trans latine sed 'plasma' grece est formacio latine … — … Christus dedit 'alpha' id est principium et 'O' id est finem ergo laus et gloria sit Christo in secula seculorum Amen. (140va) Nota de Eberhardo Bethuniensi auctore. Nota quidam dicunt magistrum Ebreardum [!] fuisse presentum [sic, recte: preventum] morte antequam istum librum composuit ad finem … — … Qui dedit alpha et O sit laus et gloria Christo. Druck (nach dieser Hs.): K. Lohmeyer, Ebrard von Béthune. Eine Untersuchung über den Verfasser des Graecismus und Laborintus, in: Romanische Forschungen 11 (1901), 412–430 hier 426. Laus quantum ad terrena gloria quantum ad celestia unde versus: Irruit Omnis Honor A Nomine Non Ego Sedor | Bonis vita caput ovo cognoscitur autor | Incepit pridem Saturnus terminat idem | Hunc finem vere probat … dic mulieres | Qui me scribebat Hermannus nomen habebat (Colophons 6940, unvollständig abgedruckt). Neben dem Schreibernamen Hermannus ist im Akrostichon des ersten Verses auch der Name des Glossators Johannes vermerkt. Beide können gegenwärtig jedoch nicht näher identifiziert werden. ›Fallere flere nere statuit deus in muliere‹ (Walther II 8751). Ohne Kommentar in Cod. Guelf. 85.7 Aug. 2°, 119r–185r; mit einzelnen Glossen und Kommentarpassagen in Cod. Guelf. 1088 Helmst., 1r–82v; mit durchgängiger, aber abweichender Marginalglossierung in Cod. Guelf. 34.5 Aug. 4°, 1r–61v. Ein Auszug in Cod. Guelf. 542 Helmst., 99v. Bislang identifizierte Fragmente dieses Textes in Cod. Guelf. 167 Helmst., Ir; 275 Helmst., Rückenhinterklebungen; 351 Helmst., VS; 485 Helmst., 1r–v; 803 Helmst., HS; 807 Helmst., VS und HS; 808 Helmst., VS und HS; 1292 Helmst., VS und HS; 38.8 Aug. 2°, VS. Edition: Graecismus, 1–249. Literatur: Lohmeyer Ebrard von Béthune (s. oben, 426f. Hs. genannt); Burdach Briefwechsel 2, 366 Nr. 6 (Anm. 2 Hs. mit Heinemann-Nr. fälschlich als Abschrift des "Laborintus" Eberhards von Bremen genannt); Glorieux Faculté, 134f. Nr 97; Rep. font. 4, 266; A. Grondeux, Le Graecismus d'Evrard de Bethune et sa glose, in: Archivum latinitatis medii aevi 50 (1990/91), 71–101, hier 100 Nr. 119 (Hs. genannt); Walther I 5816; A. Grondeux, Le Graecismus d’Évrard de Béthune à travers ses gloses. Entre grammaire positive et grammaire spéculative du XIIIe au XVe siècle, Turnhout 2000 (Studia artistarum. Études sur la Faculté des Arts dans les universités médiévales 8), 11f., 14 (Hs. genannt); CALMA 3, 169 Nr. 4. – 140vb–143v leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

Burdach Briefwechsel 2 Briefwechsel des Cola di Rienzo, hrsg. von K. Burdach und P. Piur, Teil 2: Kritische Darstellung der Quellen zur Geschichte Rienzos. Mit einer Abhandlung über die Briefsammlungen Petrarcas, Berlin 1928 (Vom Mittelalter zur Reformation 2,2)
CALMA C.A.L.M.A. Compendium auctorum latinorum medii aevi, hrsg. von M. Lapidge u.a., Bd. 1–, Firenze 1999–
CANTUS CANTUS: A Database for Latin Ecclesiastical Chant. Indices of chants in selected manuscripts and early printed sources of the liturgical Office (http://cantus.uwaterloo.ca//)
CAO R.-J. Hesbert, Corpus antiphonalium officii, Bd. 1–6, Rom 1963–1979 (Rerum ecclesiasticarum documenta. Series maior 7–12)
Colophons Colophons de manuscrits occidentaux des origines au XVIe siècle, Bd. 1–6, ed. par les Bénédictins du Bouveret, Fribourg/Schweiz 1965–1982 (Spicilegii Friburgensis Subsidia 2–7)
Glorieux Faculté P. Glorieux, La Faculté des Arts et ses maîtres au XIIIe siècle, Paris 1971 (Études de philosophie médiévale 59)
Graecismus Eberhardi Bethuniensis Graecismus. Ad fidem librorum manu scriptorum recensuit lectionum uvarietatem adiecit indices locupletissimos et imaginem codicis Melicensis photolithographicam addidit J. Wrobel, Breslau 1887 (Corpus grammaticorum medii aevi 1)
Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
Rep. font. Repertorium fontium historiae medii aevi, Bd. 1–12, hrsg. vom Istituto Storico Italiano per il Medio Evo, Rom 1962–2007
Walther I H. Walther, Initia carminum ac versuum medii aevi posterioris Latinorum, Göttingen 1959 (Carmina medii aevi posterioris Latina 1)
Walther II H. Walther, Proverbia sententiaeque Latinitatis medii aevi, Bd. 1–6; P. G. Schmidt, Proverbia sententiaeque Latinitatis medii aevi. Nova series, Bd. 7–9, Göttingen 1963–1986 (Carmina medii aevi posterioris Latina 2,1–9)

Korrekturen, Ergänzungen:
  • Manuscripta Mediaevalia Objektnummer hinzugefügt (schassan, 2019-08-20)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil III.
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