Beschreibung von Cod. Guelf. 582 Helmst. (geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil IV: Cod. Guelf. 462 bis 615 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.) Beschrieben von Bertram Lesser Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung Elektronische Ausgabe nach TEI P5 TEI-P5 konforme Kodierung durch Bertram Lesser Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

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Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (Copyright Information

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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil III .

Manuscripta Mediaevalia Objektnummer hinzugefügt Normdaten ergänzt bzw. korrigiert.
Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Helmstedter Handschriften Cod. Guelf. 582 Helmst. Heinemann-Nr. 630 Manuscripta Mediaevalia Objektnummer 32412373,T Mittelniederdeutsches Kollektar und Epistolar Südostniedersachsen um 1465 Schreibsprache: Mittelniederdeutsch (ostfälisch). 1r–34v Kollektar In deme ambeginne des adventus Here erwecke dine walt vnde kum da we van deme vreysen vnser anstanden sunde van dyneme bescharmen moten erlost werden vnde volgen met rechter ynnicheit sinen geloven Amen Enthält eine mittelniederdeutsche Übersetzung aller 251 Orationen (Kollekten) des Missales (Codex unicus dieser Fassung), und zwar auf Bl. 1r–20r Gebete zum Temporale (Text Nr. 1–154, 1. Adventssonntag bis zum 23. Sonntag nach Trinitatis), direkt ohne Übergang anschließend die Kollekten zum Sanctorale (Text Nr. 155–251), von sunte Silvester (31.12.) bis sunte Thomas daghe (21.12.). Ordenstypisch sind sunte Scholastiken (10.2.) und sunte Benedictus (21.3.). Edition (nach dieser Hs.) C. Hummel, Ein mittelniederdeutsches Gebetbuch, in: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit und Gegenwart 37 (1969), 11–49. Literatur A. A. Häussling, Das Missale deutsch. Materialien zur Rezeptionsgeschichte der lateinischen Meßliturgie im deutschen Sprachgebiet bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil. Teil 1: Bibliographie der Übersetzungen in Handschriften und Drucken, Münster 1984 (Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 66), 9 Nr. 16 (Hs. genannt); 2VL 6, 607–612 (610 Hs. genannt). 35r–38v leer. 39r–329v Epistolar 39r–270v Temporale Hir heft sek aan de epistele des ersten Sondages in deme advente vnses heren Ihesu Christi. Paulus to den Romeren Brodere gi scolen wetten dat iutol tid is van deme slape up to stande den wonende in oreme lande spreck de almechtighe here Insgesamt 249 Perikopen (Siglen nach Schneyer ): T1, T1/4, T1/6, T2, T2/4, T2/6, T3, T3/4 (2 Perikopen), T3/6, T3/sabb. (6 Perikopen), T4, T4/4, T4/6, T5 (6 Perikopen), T6 (2 Perikopen), S9–S11, T7, T8, T9, T10, T11, T11/4, T11/6, T12, T12/4, T12/6, T13, T13/4, T13/6, T14, T14/4, T14/6, T15, T15/4, T15/6, T16, T16/4, T16/6, T17, T17/4, T18, T18/4–T18/sabb., T19, T19/2–T19/4 (2 Perikopen), T19/5–T19/sabb. (6 Perikopen), T20, T20/2–T20/sabb., T21, T21/2–T21/sabb., T22, T22/2–T22/sabb., T23, T23/2–T23/sabb., T24, T24/2, T24/3, T24/4 (2 Perikopen), T25, T26 (2 Perikopen), T27 (6 Perikopen und de segen over dat pasche lecht), T28, T28/2–T28/sabb., T29, T29/4, T29/6, T30, T30/4, T30/6, T31, T31/4, T31/6, T32, T32/4, T32/6, T33, T34, T35, T36, T33/6, T37, T37/4, T37/6, T38 (5 Perikopen, bei der dritten nur Verweis auf die dritte Lesung von T27), T39, T39/2–T39/sabb. (6 Perikopen, bei der fünften nur Verweis auf die Lesung von T19/sabb.), T40 (2 Perikopen), T40/4, T40/5, T40/6, T41, T1/4, T41/6, T42, T42/4, T42/6, T43, T43/4 (2 Perikopen), T43/6, T44, T44/4, T44/6, T45, T45/4, T45/6, T46, T46/4, T46/6, T47, T47/4, T47/6, T48, T48/4, T48/6, T49, T49/4, T49/6, T50, T50/4, T50/6, T51, T51/4, T51/6, T52, T52/4, T52/6, T53, T53/4, T53/6, T54, T54/4, T54/6, T55, T55/4, T55/6, T56, T56/4, T56/6, T57, T57/4, T57/6, T58, T58/4, T58/6, T58/sabb. (6 Perikopen, bei der fünften nur Verweis auf die Lesung von T19/sabb.), T59, T59/4, T59/6, T60, T60/4, T60/6, T61, T61/4, T61/6, T62, T62/4, T62/6, T63, T63/4, T63/6, T64, T64/4, T64/6, T65, T65/4, T65/6, C11, To der seylmissen. 270v–329v Sanctorale Hyr beghynnet de epistelen van den hilgen, to deme ersten an sunte Andreas avende leccio vt deme boke der wysheyt De benediginghe des heren is boven des rechten mynschen houede werden ghe slaghen unde arbeyden myt unsen henden. Se vloyken uns we Text bricht ab. Insgesamt 95 Perikopen bzw. Verweise (Siglen nach Schneyer ): S1 Vigil, S1, S3, S5, S7, S8 Vigil (nur Verweis auf S1 Vigil), S8, S13, S15, van sunte Prisken (18.1.), S16–S20, S 21 (nur Verweis auf T2/4), van sunte konning Karolus (28.1.), S18 Oktav, S100, S22 (nur Verweis auf sunte Prisken), S115, S173, S23, S24 Vigil, S24, S 25, S28 (nur Verweis auf die zweite Perikope T3/4), Item van sunte Ambrosius (4.4.), S171, S29, S30, S32, S33, S35 (nur Verweis auf S10 im Temporale), van sunte Pancracius (12.5.), van sunte Urbanus (25.5.), S102, van sunte Felicianus vnde Primus (9.6.), S40, S42 (nur Verweis auf S17), van sunte Albane (21.6.), S89 (nur Verweis auf S17), S44 Vigil, S44, S45, S46 Vigil, S46, S46/2, S46 Oktav, S172 (nur Verweis auf S23), S131 (nur Verweis auf Feliciani vnde Primi), S47 (nur Verweis auf S115), S97 (nur Verweis auf S1), S92 (nur Verweis auf S25), van sunte Praxedis (21.7.), S49, S50 Vigil (nur Verweis auf S24 Vigil), S50 (nur Verweis auf S8), S52 (nur Verweis auf S46), S53 (nur Verweis auf S9 im Temporale), S166, van sunte Cyriacus (8.8., nur Verweis auf sunt koningk Karolus daghe), S56, S59 Vigil, S59, S61 Vigil (nur Verweis auf S24 Vigil), S61, S63 (nur Verweis auf S3), S64, S65, S66, van sunte Eufemien (16.9., nur Verweis auf sunte Prisken), S134 (nur Verweis auf S24 Vigil), S67 Vigil (nur Verweis auf S174), S67, S68 (nur Verweis auf Feliciani vnde Primi), S69, S70 Vigil, S70, S71 (nur Verweis auf sunte Ambrosius), S73, S74 (nur Verweis auf S8), S123, S75 (nur Verweis auf S30), S77 (nur Verweis auf S59 Vigil), S78 Vigil (nur Verweis auf S102), S78 (nur Verweis auf S61), S79 Vigil, S79, Van sunte Marien Magdalenen daghe orer erhevinghe (6.11.), S81 (nur Verweis auf S25), S82, S83, S84, S85 (nur Verweis auf sunte Praxedis), C5 (Fragment, Textverlust). Charakeristisch für die Diözese Halberstadt sind die Festtage für Karl den Großen (28.1.) sowie die Translatio Mariae Magdalenae (6.11.). Eine im Temporale weitgehend inhaltlich (jedoch nicht sprachlich) identische Textfassung in Cod. Guelf. 392 Helmst., 221ra–304ra (Sanctorale weicht z. T. ab). Ungedruckt. Literatur Verdeutschung der Paulinischen Briefe von den ersten Anfängen bis Luther. Beiträge zu ihrer Geschichte, hrsg. von H. Vollmer u. a., Potsdam 1934 (Bibel und deutsche Kultur 4), 7, 11, 14–23 (Hs. genannt), 28–127 Abdruck einzelner Perikopen im Paralleldruck mit anderen Textzeugen; H. Vollmer, Die deutsche Bibel, in: Luther-Jahrbuch 16 (1934), 27–50 (42 und 45 Hs. genannt); Vollmer Beiträge , 169 (Hs. genannt); 2VL 7, 737–763 (751 Nr. 15 Hs. genannt).

Papier

Wasserzeichen: Dreiberg, darüber zweikonturige Stange, darüber zweikonturiges Kreuz: WZIS DE3285-PO-151594 , DE3285-PO-151661 (beide 1463, zwei weitere Typen nicht nachweisbar). Ochsenkopf mit Augen, darüber zweikonturige Stange, darüber Blume: WZIS DE6300-PO-69928 (1463). Ochsenkopf mit Augen, darüber einkonturige Stange, darüber Blume, darunter Beizeichen – Marke aus Schaft, zwei Kreuzsprossen und Dreieck: WZIS DE1335-PO-66417 , DE1335-PO-66418 (beide 1465).

I, 329, I Bl. 21 16 Bleistiftfoliierung modern: 1329, Vorsatz vorn und hinten Pergament, ungez. VII (14). 3 VI (50). VII (64). 8 VI (160). 2 VII (188). 11 VI (320). VI–3 (329). Reklamanten, z. T. durch Beschnitt fragmentiert oder verloren.

Am Schluss des Codex Textverlust.

15 8,5–9 , einspaltig, auf Bl. 1r–34v 23, sonst 17 Zeilen, Blindliniierung, Punkturen z. T. an den Blatträndern sichtbar.

Zwei Hände,

Hand 1: Bl. 1r–34v (Bastarda);

Hand 2: Bl. 39r–329v (Textualis).

Rubriziert, auf Bl. 1r–34v abwechselnd rote und grüne Lombarden und Überschriften, sonst rote Überschriften und abwechselnd sehr sorgfältig und sauber gestaltete rote und grüne Lombarden mit Knospen- und Besatzfleuronnée in der Gegenfarbe. Auf Bl. 39r rote Initiale B in Unzialform über 6 Zeilen mit grünen Blattornamenten im Buchstabenkörper, Binnenfelder gefüllt mit sorgfältig ausgeführtem, rot-grünem Knospenfleuronnée in Garbenform, das zusätzlich als Besatzornament die Kontur des Buchstabens begleitet und auf der gesamten Höhe des Schriftspiegels in grüne Fadenranken mit Knospenbesatz und Staubfäden ausläuft.

Spätgotischer Holzdeckelband, mit rotgefärbtem Schweinsleder überzogen. Streicheisenlinien. Einzelstempel Lilie, Mittelblatt rhombisch, unterer Abschluss lilienförmig: EBDB s006042 . Rosette, ein Blattkranz, siebenblättrig: EBDB s007618 . Schrift, Buchstabe G : EBDB s008235 . Sämtlich der Werkstatt "G, Helmstedt" ( EBDB w000216) zugeschrieben. 3 Doppelbünde. 2 Riemenschließen verloren, Riemenreste mit Gegenblechen und Fensterlager in Schildform mit gepunzten Ziermotiven (je einmal 5 Punkte als Quincunx und je dreimal 8 Punkte in Kreisform mit Mittelpunkt) erhalten; Lager identisch mit denen des in der gleichen Werkstatt gebundenen Cod. Guelf. 457 Helmst. Auf dem Rücken Titelschild (Papier, 4,5 x 3,5 cm) der Konventsbibliothek St. Ludgeri (17. Jh.): Epistolæ Dominicales per totum annum Ms., darunter Signaturschildchen E 24.

Fragmente, vorderes (Ir–v) und hinteres (I*r–v) Vorsatz, jeweils um die erste bzw. letzte Lage gehängt und (vorn kopfständig) mitgeheftet. Pergament, je ein Bl., jeweils 21 x 26 cm, ursprünglich zusammengehörig. Schriftraum noch jeweils ca. 15 x 16 cm, von oben beschnitten, noch jeweils 43 Zeilen. Kanzleibastarda und Kanzleikursive (Notula). 15. Jh., 1. Hälfte, Siena (das genaue Datum und der Aussteller fehlen durch Beschnitt). Iv–I*r Instrumentum notarii publici Das notariell beglaubigte Testament eines vermutlich aus den Niederlanden stammenden und in Siena tätigen Klerikers verteilt verschiedene Legate, u. a. an Verwandte in Haarlem und Amsterdam (genannt werden Adrianus van der Haer und Johannes Pollart ), aber auch an diverse Sieneser Bürger und den dortigen Konvent der Franziskanertertiaren. Außerdem bestimmt der Aussteller, dass Corpus autem suum in ecclesia fratrum minorum de observancia in civitate Senensi sepeliri et inhumari voluit Als Zeugen werden wiederum Sieneser Bürger sowie Kleriker der Diözesen Siena und Utrecht genannt, darunter Johannes de Lapide und Simone Guillelmi . Unter dem Text ein federgezeichnetes Notariatssignet und -vermerk von Gerhardus Wonstorp: Testimonium notarii Et ego Gerhardus Wonstorp clericus Bremensis diocesis publicus apostolica et imperiali auctoritate notarius signavi in fidem et testimonium omnium et singulorum premissorum rogatus et requisitus. – Auf Bl. Ir eine Inhaltsangabe der Handschrift (15. Jh.): Inthgemeyne de epystelen, I*v leer.

Um 1460 im südostniedersächsischen Raum, vermutlich in der Diözese Halberstadt (vgl. Sanctorale) geschrieben. Möglicherweise war der Codex für einen Frauenkonvent, beispielsweise für die bei Helmstedt gelegen Augustiner-Chorfrauenstifte Marienberg oder Marienborn, bestimmt, nachweisbar ist dies jedoch nicht.

Der Codex befand sich spätestens seit dem 17. Jh. im Benediktinerkloster St. Ludgeri vor Helmstedt, das noch mehrere andere Codices aus umliegenden Konventen (z. B. Cod. Guelf. 657 Helmst.) erwarb. Als Schriftheimat scheidet die Benediktinerabtei jedoch aus; die dort im 15. Jh. geschriebenen Hss. (z. B. Cod. Guelf. 565.2 Novi) weichen paläographisch und kodikologisch von diesem Codex ab, dem auch der typische Besitzvermerk des 15. Jh. fehlt.

Nach der Aufhebung des Klosters St. Ludgeri mit der übrigen Konventsbibliothek per Reskript des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel vom 28.12.1802 (Abschrift: BA III, 43, unpag. Beleg Nr. 3) der Universitätsbibliothek Helmstedt übergeben, vgl. BA III, 43, p. 13. Auf dem VS das bei der Inventarisierung in Helmstedt eingeklebte gedruckte Schenkungs-Exlibris: Ex bibliotheca coenobii S. Ludgeri iuxta Helmstadium, a Serenissimo Duce Carolo Guilielmo Ferdinando Academiae Iuliae Carolinae donata anno MDCCCIII. Im Handschriftenkatalog der Helmstedter Universitätsbibliothek von P. J. Bruns (BA III, 52) unter Nr. 1334 beschrieben: Precationes. Epistolæ dominicales per totius anni circulum in fine mutil. lingua Saxonica. Chartac. 4.

geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil IV: Cod. Guelf. 462 bis 615 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser. Schönemann, 99 Nr. 21.7. Heinemann Nr. 630. H. Härtel, Zum Nachweis der Bibel in niedersächsischen Klöstern, in: Deutsche Bibelübersetzungen des Mittelalters. Beiträge eines Kolloquiums im Deutschen Bibel-Archiv, hrsg. von N. Henkel und H. Reinitzer, Bern u.a. 1991 (Vestigia Bibliae 9/10), 76–96, hier 83 und 88. Germania Benedictina 6, 186. Krämer, 345. Divina officia, 189f. Nr. 33 (P. Carmassi). S. Griese, Text-Bilder und ihre Kontexte. Medialität und Materialität von Einblatt-Holz- und -Metallschnitten des 15. Jahrhunderts, Zürich 2011 (Medienwandel, Medienwechsel, Medienwissen 7), 211. Handschriftencensus Nr. 17121.