geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil IV: Cod. Guelf. 462 bis 615 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung (Vorläufige Beschreibung)

Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 586 Helmst.

Honorius Augustodunensis

Papier — I, 46, I Bl. — 21,5 × 15,5 cm — Südniedersachsen — um 1460

Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber einkonturige Stange, darüber Stern: WZIS DE8100-PO-75696, DE8100-PO-75196 (beide 1462). Buchstabe P, gebrochen, zweikonturig, gespaltener Schaft, darüber Kleeblatt: WZIS DE2040-PO-115890 (1462), DE8280-Hs.49.1003_229, DE8280-Hs.269.1650_26 (beide 1463). Lagen: 3 VI (36). V (46). Reklamanten, Lagensignaturen aus Minuskelbuchstabe und arabischer Ziffer (a1a6, b1b6, c1c6, d1d5). Die an Kopf und Schwanz erfolgte Heftung der Lagenmitte ist jeweils mit Pergamentfalzen verstärkt. Bleistiftfoliierung modern: 146, Vorderes und hinteres Vorsatz (um den gesamten Buchblock gelegtes Doppelbl.) leer, ungez. Schriftraum: 17 × 9,5–10 cm, einspaltig, 41–44 Zeilen. Saubere, regelmäßige Bastarda von zwei Händen, Hand 1: 1r45v; Hand 2: 45v46r. Bl. 1r11r rubriziert, rote Lombarden, sonst unverziert und Raum für Lombarden ausgespart.

Spätgotischer Kompositkopertband, bestehend aus einer äußeren dunkelbraun gefärbten Lederschicht, die mit ungefärbtem Textilmaterial unterlegt ist. Die Materialien sind verklebt und zusätzlich am Rand mit grünem Faden in Festonstich vernäht. Die Einbanddecke ist durch Löcher und Fraßspuren beschädigt, die Verschlußklappe und der Verschluss selbst fehlen. Die Lagen sind an Kopf und Schwanz einzeln auf zwei Heftverstärkungen aus Leder geheftet (ca. 3,5 x 7 cm), die durch sekundäre Schnürung mit dem Umschlag verbunden sind; der Buchblock ist allerdings kopfständig eingeheftet. Auf dem Umschlag das typische Signaturschild der Konventsbibliothek Clus (Papier, 2 x 6 cm) mit der rubrizierten Aufschrift ›I XVIII‹.

Herkunft: Der Codex wurde zwischen 1450 und 1500 im südlichen Niedersachsen geschrieben. — Er gelangte zu einem unbekannten Zeitpunkt ins Benediktinerkloster Clus, wo er mit dem typischen Signaturschild ausgestattet wurde. — Am 3.2.1624 mit der übrigen Konventsbibliothek in die Universitätsbibliothek Helmstedt überführt. 1644 im Katalog der Helmstedter Universitätsbibliothek (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 16v) als Hugo de Sancto Victore super Cantica Canticorum unter den Theologici MSSti in quarto beschrieben. Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 688 genannt.

Heinemann Nr. 634. — Lesser Clus, 219.

1r46r Honorius Augustodunensis: Expositio in Cantica canticorum (partim). ›Incipit Exposicio Hugonis de Sancto Victore super Cantica Canticorum‹. In principio librorum tria requiruntur scilicet auctor materia et intencio … — … et doctrina ut mustum suaves. Per vinum ergo doctores veteris legis per mustum intelliguntur doctores … (Text bricht ab). Auf Bl. 45v endet der von der Haupthand geschriebene Text im Kommentar zu Ct 7,13 (in his portis mandragore odorem dederunt dum pagani ad Christum conversi in doctrinis et repliciis et propheticis famam bone opinionis sparserunt, PL 172, 472D), die folgende Textwiederholung und die Schlussrubrik ›Hic finitur glosa‹ sind gestrichen; darauf setzt der Nachtrag der zweiten Hand ein. Vollständig in Cod. Guelf. 511 Helmst., 73r–150r, dort auch weitere Literatur (korrekte Identifikation bei Stegmüller RB 3573, Hs. genannt; Guglielmetti, 267 Nr. 1069.). Edition: PL 172, 347–496, hier bis 474B. – 46v leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

Guglielmetti R. E. Guglielmetti, La tradizione manoscritta dei commenti latini al cantico dei cantici (Origini – XII secolo). Repertorio dei codici contenenti testi ineediti o editi solo nella "Patrologia latina", Firenze 2006 (Millennio medievale 63 = Strumenti e studi N.S. 14)
Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
Lesser Clus B. Lesser, Die Benediktiner von Clus und ihre Bücher. Exemplarische Analyse und Rekonstruktion der Konventsbibliothek, in: Zentrum oder Peripherie? Kulturtransfer in Hildesheim und im Raum Niedersachsen (12.–15. Jahrhundert), hrsg. von M. E. Müller und J. Reiche, Wiesbaden 2017 (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 32), 165–228
PL Patrologiae cursus completus. Series Latina, Bd. 1–221, hrsg. von J. P. Migne, Paris 1844–1865
Stegmüller RB F. Stegmüller, Repertorium biblicum medii aevi, Bd. 1–11, Madrid 1950–1980
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)