de :: en
Permalink: PURL

Suche

Anzeigen als: OAI :: XML :: Print :: Faksimile in der WDB

Beschreibung von Cod. Guelf. 620 Helmst.
geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung

Libellus de christianissimo documento. Tractatus II

Papier, Pergament — I, 274 Bl. — 21,5 × 16 cm — Wöltingerode, Zisterzienserinnenkloster — 1480–1485

Papier Pergament Papier, die inneren Doppelbl. jeder Lage Pergament (mit Ausnahme der letzten). Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen, darüber Schlange an Kreuz, ohne Beizeichen: WZIS DE4620-PO-70931 (1484), DE6300-PO-71117 (1483, beide auch in Cod. Guelf. 667 Helmst.). Dreiberg, darüber zweikonturige Stange, darüber zweikonturiges Kreuz: WZIS AT3800-PO-151626 (1483). Lagen: VI+1 (12)! 8 VI (108). VI–1 (119). 2 V (139). IV (147). IV+2 (157). 4 VI (205). VI+1 (218). 2 VI (242). V+1 (253). VI (265). IV (269)! Reklamanten, Lagenzählung in rubrizierten römischen Zahlen auf dem Fußsteg der ersten Rectoseite jeder Lage (charakteristisch für das Wöltingeroder Scriptorium der zweiten Hälfte des 15. Jh.): IXXIIII; Zählfehler: Lagen Nr. 5 und 6 doppelt als Lage VI gez., Lage 23 als Lage XIII gez. Bleistiftfoliierung modern: 1269, zwei Vorsatzbl. vorn und vier leere Bl. hinten ungez. Schriftraum: 14–15 × 9,5–10 cm, einspaltig, 22–28 Zeilen. Sehr regelmäßige schlaufenlose Bastarda von einer Hand, der sog. "Schreibhand A", die insgesamt 15 Hss. aus dem Wöltingeroder Buchbestand ganz oder teilweise abschrieb, vgl. dazu Kreutz, 43–45, 48 und 57; die Liste der Hss. ebd., 45 Anm. 101. Rubriziert, in marg. auch rote Nota-Vermerke und Zitatnachweise, am Beginn der einzelnen Bücher abwechselnd rote und blaue Lombarden über 2–3 Zeilen mit vielfältigen, sorgfältig ausgeführten axialsymmetrisch angeordneten Schaftaussparungen im Buchstabenkörper, die auch in zahlreichen anderen Wöltingeroder Hss. vorkommen. 1r Fleuronnéeinitiale C in Unzialform über 5 Zeilen. Der blaue Buchstabenkörper ist mit vegetabilen, axialsymmetrisch angeordneten Schaftaussparungen versehen und von rotem konturbegleitendem Knospenfleuronnée mit Perlreihen umgeben, dazu entlang des Textspiegels mehrfache, am Ende geschwungene Fadenausläufer mit Fibrillenbesatz. Das Binnenfeld ist mit komplexem vegetabilen Mustern aus Knollenblättern, Ranken und Knospen gefüllt, wobei die beiden Teile der Füllung an einer queren Mittelachse gespiegelt sind. Gleichartiger Buchschmuck auch in den Wöltingeroder Bänden Cod. Guelf. 568 Helmst., 667 Helmst. und 708 Helmst. sowie in dem gedruckten Brevier S 345.8° Helmst. (GW 5198).

Spätgotischer Holzdeckelband, mit rotbraun gefärbtem Schafsleder überzogen. Streicheisenlinien. Einzelstempel Adler natürlich: EBDB s000083, s000232. Agnus Dei stehend, ohne Kelch, Kreuzstab schräg: EBDB s005469. Christuskopf (Vera Ikon): EBDB s004096. Lilie, Mittelblatt sternförmig, unterer Abschluss lilienförmig: EBDB s002092. Ornament Punkte: EBDB s003079. Rosette, drei Blattkränze, fünfblättrig: EBDB s006871. Rosette, ein Blattkranz, fünfblättrig: EBDB s007686. Sämtlich der "Hauptwerkstatt Wöltingerode" (EBDB w000260) zugeschrieben. Vier Doppelbünde. Kapital an Kopf und Schwanz mit rot gefärbten (jetzt verblassten) Lederstreifen umflochten. Zwei Riemenschließen mit Stiftlager und Schließenhaken in Vogelkopfform. An den vier vorderen Ecken umgreifende Beschläge aus Messing.

Zwischen Bl. 135 und 136 ist ein schmaler Papierstreifen (2 x 6 cm) als Lesezeichen eingelegt, der in einer jüngeren gotische Kursive des 15. Jh. mit Fragmenten eines philosophischen oder naturwissenschaftlichen Werkes beschriftet ist. Aufgrund des erhaltenen Textmaterials ist eine Identifizierung nicht möglich.

Fragmente:
  1. VS und HS. Quedlinburg, Kanonissenstift St. Servatius. 11. Jh. Pergament. 2 Bl. 17–20 × 21,5 cm. Die beiden Bl. sind am unteren Rand beschnitten; das als vorderes Vorsatz dienende Bl. I ist quer mitgeheftet und zusätzlich mit einem 4,5–5 cm breiten Streifen als Teil des Spiegels an den VD geklebt; das als HS dienende Bl. ist ebenfalls quer mitgeheftet und an den Deckel geklebt. Schriftraum: 17 × 16 cm, einspaltig, 19 bzw. 24 blindliniierte Zeilen erhalten (beschnitten). Sehr regelmäßige karolingische Minuskel von einer Hand, die auch die Ergänzung in Cod. Guelf. 84.3 Aug. 2°, 149r schrieb und mit der Hand D des Quedlinburger Otto-Adelheid-Evangeliars identisch ist. Die Gesangsteile sind in kleinerer Schrift abgesetzt. Über den Textzeilen der Antiphonen, Responsorien und Versikel adiastematische Neumen, die von anderer Hand und wohl nicht in Quedlinburg selbst hinzugefügt worden sind, vgl. H. Möller, Das Quedlinburger Antiphonar (Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Mus. ms. 40047), Teil 1: Untersuchungen, Tutzing 1990 (Mainzer Studien zur Musikwissenschaft 25,1), 43 (Hs. genannt). Rubriziert, rot gefüllte bzw. rot punktierte Satz- und Initialmajuskeln, letztere in Capitalis. VS, Irv, HS Breviarium (Proprium de tempore). Im einzelnen sind in der korrekten Textreihenfolge enthalten: (HS und Ir) Officium in feria VI in parasceve: Responsorium und Versikel (CAO 7887 und 7887a) zu Lesung VI in II nocturno, ›In III nocturno‹ mit den Psalmantiphonen CAO 5423, 1883 und 1321 und dem Versikel CAO 8102. Es folgt ›lectio VII‹ (Hbr 4,11–14) mit Responsorium und Versikel (CAO 7748 und 7748a); fortgesetzt (Ir) mit der Lesung in III nocturno (Aug. enarr. in ps. 63,3, Druck: CC SL 39, 810) mit Responsorium und Versikel (CAO 6261 und 6261a), anschließend die Laudesantiphonen (CAO 4395, 1442, 1316, 2444 und 3736), der Versikel CAO 7983 sowie die Magnificatantiphon ›In evangelio‹ (CAO 4343). – (Irv mit VS) ›In sabbato sancto‹: Vesperantiphon CAO 3265, der Beginn der Lesung Lam 4,1–4 in I nocturno, fortgesetzt (Iv) mit Lam 4, 6–8 mit mit Responsorium und Versikel (CAO 7032 und 7032b), ›lectio III‹ (Lam 4,8–11) mit Responsorium und Versikel (CAO 7387 und 7387a) sowie ›In II nocturno‹ mit den Psalmantiphonen CAO 2631, 1948 und 2325 und dem Beginn von ›lectio IIII‹ (Aug. enarr. in ps. 63,3, Druck: CC SL 39, 810). Literatur. H. Hoffmann, Das Skriptorium von Essen in ottonischer und frühsalischer Zeit, in: Kunst im Zeitalter der Kaiserin Theophanu. Akten des Internationalen Colloquiums veranstaltet vom Schnütgen-Museum, Köln, 13.–15. Juni 1991, hrsg. von A. von Euw und P. Schreiner, Köln 1993, 113–153 (115 und 134 Hs. genannt); K. Bodarwé, Sanctimoniales litteratae. Schriftlichkeit und Bildung in den ottonischen Frauenkommunitäten Gandersheim, Essen und Quedlinburg, Münster/Westf. 2004 (Institut für Kirchengeschichtliche Forschung des Bistums Essen, Quellen und Studien 10), 179, 287f., 463f. (jeweils Hs. genannt); H. Hoffmann, Schreibschulen und Buchmalerei. Handschriften und Texte des 9.–11. Jahrhunderts, Hannover 2012 (MGH Schriften 65), 30, 97f. und Abb. 61.Das Brevier, aus dem die makulierten Bl. stammen, wurde nach Ausweis der paläographischen Merkmale während des 11. Jh. im Quedlinburger Reichsstift St. Servatius geschrieben. Wann und wie der Codex (oder auch nur die Einzelbl.) nach Wöltingerode gelangten, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Weitere Quedlinburger Fragmente finden sich in dem Wöltingeroder Band Cod. Guelf. 1311 Helmst.; aus Quedlinburg stammt ebenfalls der Psalter Helmstedt, Ehem. Universitätsbibliothek, I Hs 1.
  2. VS (II). 15. Jh., 4. Viertel. Papier. 1 Bl. 5,5 × 20 cm. Der Blattstreifen ist quer eingeklebt. Schriftraum: 1,5 × 18 cm, einspaltig, 4 Zeilen. Jüngere gotische Kursive von einer Hand. Schreibsprache: Mittelniederdeutsch. VS Brief. Ihesum Christum vor den grot. Ersame leve her Bertelt gude vrunt ek do iu guetliken wetten dat we en dinxetage willen ist god wil willen te aderen laten … — … her Bertelt komet io komet io vnde en sumet nicht. Valete in Christo. Broder Borchart. Ob es sich dabei um ein echtes Sendschreiben (vielleicht an den Wöltingeroder Beichtvater Berthold Russen, vgl. Kreutz, 64) oder um einen Musterbrief handelt, ist nicht mehr zu entscheiden. Druck. Heinemann Nr. 669.
  3. VS (III). Halberstadt. 15. Jh., 4. Viertel. Papier. 1 Bl. 4 × 19 cm. Der Blattstreifen ist quer eingeklebt. Schriftraum: 3 × 18 cm, einspaltig, noch 7 Zeilen erhalten (beschnitten). Kanzleikursive von einer Hand.VS Guntherus Helwici: Instrumentum. Guntherus Helwici prepositus monasterii sanctorum Johannis Baptiste et Evangeliste Halberstadensis iudex et subconservator nonnullarum constitucionum necnon legum imperialium per dive memorie Fridericum secundum et Karolum quartum olim Romanorum imperatorum pro conservacione ecclesie libertatis editorum … — … hora vesperarum … (Text bricht ab). Der Aussteller amtierte 1474–1487 als Propst des Stiftes St. Johannes in Halberstadt (Monasticon Windeshemense 2, 186) und macht mit der Urkunde eine Bestimmung des Basler Konzils bekannt, die aufgrund der fragmentarischen Überlieferung nicht mehr näher bestimmbar ist. Ungedruckt.

Herkunft: Der Codex wurde zwischen 1480 und 1485 von einer geübten Schreiberin (sog. "Schreibhand A") zusammen mit den identisch ausgestatteten Bänden Cod. Guelf. 166 Helmst., 568 Helmst., 667 Helmst. (gehört auch inhaltlich zu dieser Hs.) und 708 Helmst. im Zisterzienserinnenkloster Wöltingerode im Auftrag der Äbtissin Elisabeth von Burgdorf (1463–1489) geschrieben, vgl. Kreutz, 48, sowie den entsprechenden Besitzvermerk IIr: Liber sancte Marie virginis in Woltingerode quem comparavit nobis venerabilis domina et mater nostra karissima Elyzabet de Borchtorpe pie memorie. Cuius felix anima per piam misericordiam dei requiescat in pace; der Eintrag stammt von der gleichen Hand wie in den o. g. Codices, vgl. Kreutz, 80 und 136. — Am 14.3.1572 mit den übrigen Buchbeständen des Konvents in die Wolfenbütteler Hofbibliothek transportiert, vgl. den entsprechenden Eingangsvermerk IIr: Anno 1572 den 14. Marti einkomen vf vnserer bestalten Vestung Wolffenbüttel bey der Heinrichsstatt vonn dem Closter Woltingerode. 1614 im Gesamtkatalog von Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav., p. 299 [294]) unter Nr. Z 21 der Papalia miscellanea unter folgender Beschreibung nachgewiesen: Ihesus qui vocatur Christus, Hic Magister. Christianissimum documentum cuiusdam patris ordinis Celestinensium. Seit 1618 in der Universitätsbibliothek Helmstedt, 1644 im Katalog der Helmstedter Universitätsbibliothek (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 17v) als Christianissimum documentum cuiusdam patris ordinis Coelestinensium unter den Theologici MSSti in quarto nachgewiesen; im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 629 genannt.

Schönemann, 83 Nr. 13.13. — Heinemann Nr. 669. — Härtel Untersuchungen, 15, 27. — Krämer, 842. — Rüthing, 198. — Eisermann, 202 Anm. 252. — Hotchin Reformatrices, 274f. — Kreutz Einblicke, 43–48. — Rosenkränze und Seelengärten, 197 Nr. I.7. — Kreutz, 29, 32, 35, 45, 48, 56–59 mit Abb. 6, 80, 101, 107, 117, 136, 145, 147–149, 192 Nr. 17, 201, 242, 310 mit Farbabb. 6. — Kreutz Lateindidaktik, 233.

IIv253v Libellus de christianissimo documento (Pars I–III/1). ›Huius opusculi autor erat quidam pater ordinis Celestinensium monasterii montis Paracliti. Cristianissimum documentum. (1r) Ihesus qui vocatur Christus hic magister. Ihesus Christus dei patris verbum virginisque Marie filius alpha et o principium et finis ob cuius honorem pariter et amorem in dulci suo nomine quod suavitatem mihi aspiret ineffabilem presentis opusculi sermonem exordior. Sit eiusdem opusculi graciosum principium pariter et salvificum complementum‹.
(1r3r) Prologus. ›Incipit prologus‹. Cum quodam tempore sedule solliciteque mecum cogitarem de quadam compendiosa doctrina que pre ceteris mee condicioni esset conveniencior ac salubrior … — … hiis itaque prologi loco sic premissis ad ea que proposui venio tractaturus. Druck des Prologs: A. E. Schönbach, Studien zur Erzählungsliteratur des Mittelalters. Vierter Theil: Über Caesarius von Heisterbach I, in: Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Classe 144, WIen 1902, Nr. IX, ND Hildesheim 2005, 59–62 (nach der Trierer Parallelüberlieferung, ohne Kenntnis dieser Hs.).
(3r82r) Pars I: De schola Christi et ingressione eius. ›Incipit prima pars huius opusculi que est de schola Christi et eius ingressione ad quam spiritus hortatur et disponit animam crebro pro quadam salubriori et compendiosiori doctrina suspirantem ut illam pocius ab ipso veritatis magistro Ihesu Christo introrsum docente satagat accipere alloquens eam in hec verba‹. Spiritus: Quare tristis es anima mea et quare conturbas me? Quid queso habes pro quo plus solito iam aliquamdiu gemebundis cogitacionibus es afflicta … — … cum post eandem doctrinam suam immediate eius effectum expressit dicens: Et invenietis requiem animabus vestris [Mt 11,29]. ›Explicit prima pars presentis dialogi. Sequitur pars secunda. Gloria fine carens sit tibi virgo parens‹ (Colophons 21698).
(82r157v) Pars II: De repetitione susceptae doctrinae. ›Incipit secunda pars presentis dyalogi sive operis in qua de suscepte doctrine repeticione inter spiritum et animam nunc agetur. Alloquitur ergo anima ut alumpna discipula spiritum velut pedagogum suum de suscepte doctrine explananda repeticione in hec verba gracias premittendo‹. Ihesus Christus dei patris verbum et sapiencia omniumque magistrorum optimus deus et dominus noster dulcissimus pro accepta doctrina ceterisque suis beneficiis ineffabilibus sit benedictus in secula seculorum … — … mitem et humilem corde docuit se Ihesum Christum dominum nostrum omnium magistrorum optimum qui cum deo patre et eodem spiritu sancto vivit et regnat deus per infinita secula seculorum Amen. ›Explicit secunda pars presentis dyalogi inter spiritum et animam de repeticione sive explanacione doctrine assumpte ab omnipotenti magistro et domino Ihesu Christo‹.
(158r253v) Pars III: De adaptatione explanatae doctrinae Christi. Divisio I de XII gradibus humilitatis. ›Incipit tercia pars de adaptacione explanate doctrine Christi ad animam ut et ipsa illius instructa exemplo in tota vita sua studeat illum de cetero mitis et humilis imitari. Et agetur in hac parte simul de illis duobus residuis dediscendis in premissa doctrina propositis videlicet quod a miti Christo mititas et iure ab humili deo humilitas sit discenda et hoc causa brevitatis quamvis posset in duos tractatus non incongrue bipartiri. Alloquitur autem spiritus animam ipsam ad humilitatis et mansuetudinis studium incitando dicens‹. Spiritus: Ihesus Christus dei filius dilectus magister et dominus ut suis dilectis discipulis sui magisterii perfectionem ostenderet perfectiorem illis pre ceteris doctrinem frequenter proposuit … — … quod ipse prestare dignetur tibi dulcis magister tuus mitis et humilis Ihesus Christus. Sicque de humilitate et eius gradibus hec tibi sufficiant explanata. Deo sit laus et gloria in secula Amen. Der zugehörige, von der gleichen Hand auf Papier mit den gleichen Wasserzeichen geschriebene und abschließende Teil III/2 de XII gradibus mansuetudinis mit der Schlussrubrik des Gesamtwerkes findet sich in Cod. Guelf. 667 Helmst., 1r–177v. In dieser zweiteiligen Wöltingeroder Fassung liegt der einzige bislang bekannte vollständige Textzeuge des Werkes vor; die übrigen sind unvollständig: Gießen, UB, Hs 679, 1r–137r (bricht in Teil III/2 nach dem gradus VII mansuetudinis ab, vgl. Gießen 1, 64); Mainz, StB, Hs I 400a, 146ra–258vb (bricht in Teil III/2 im gradus XII mansuetudinis ab, vgl. A. Hilka, Die Wundergeschichten des Caesarius von Heisterbach, Bd. 1: Einleitung, Exempla und Auszüge aus den Predigten des Caesarius von Heisterbach, Bonn 1933 [Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 43], 44–46 Nr. 12); Trier, Stadtbibliothek, Hs 272/1654, 225vb–392rb (bricht in Teil III/2 an der gleichen Stelle wie die Gießener Hs. ab, vgl. Trier 3, 68f.; Schönbach Studien, s. oben, 37–69; Hilka Die Wundergeschichten,s. oben, 50–52 Nr. 19); Trier, StB, Hs 662/835, 23r–86r (Trier 6, 6, nur Teil III/1, am Beginn gekürzt, entspricht in der vorliegenden Hs. dem Text 160v–253v); Würzburg, UB, M. ch. f. 127, 110r–139v (Würzburg 2,1, 113, bricht in Teil II ab, entspricht in der vorliegenden Hs. dem Text 1r–96v); Cod. Guelf. 71.21 Aug. 2°, 57ra–104vb (nur Teil III/1, entspricht in der vorliegenden Hs. dem Text 158r–253v); Cod. Guelf. 84.13 Aug. 2°, 1r–179v (bricht in Teil III/2 an der gleichen Stelle wie die Gießener und die Trierer Hs. ab). Eine heute verlorene Abschrift der Wöltingeroder Fassung ließ Henricus de Bernten, Abt des Zisterzienserklosters Marienrode, anfertigen, vgl. Hotchin Reformatrices, 283. Die in dieser Hs. in der Eingangsrubrik zu findende Angabe, ein ungenannter Coelestinermönch aus dem Kloster Paraklet auf dem Oybin (bestand 1364–1568), vgl. K. Borchardt, Die Cölestiner. Eine Mönchsgemeinschaft des späteren Mittelalters, Husum 2006 (Historische Studien 488), 94–96 und 320f. habe den durchweg anonym und unter dem immer gleichen Titel überlieferten Text verfasst, findet sich ebenfalls in der o. g. Mainzer Hs. Zur mittlerweile widerlegten Zuschreibung des Textes an Caesarius von Heisterbach vgl. Schönbach Studien (s. oben), 59–69; Hilka Die Wundergeschichten (s. oben), 33 u. ö. Die neuerdings von J. Kreutz (Kreutz Einblicke, s. oben, bes. 46f.) vorgenommene Gleichsetzung des Werkes mit dem 'Dialogus religiosorum' des Kartäusers Jacobus de Paradiso vermag nicht zu überzeugen, da trotz des identischen Initiums (vgl. Meier Werke, 35 Nr. 36, der allerdings fälschlich die o. g. Trierer Hs. 272/1654 Jacobus de Paradiso zuschreibt; CALMA 7, 63 Nr. 54, Hs. genannt) weder dessen Inhalt (Dialog zwische Magister und Discipulus) noch der Umfang dieses Werkes mit dem vorliegenden Text übereinstimmen, vgl. bei Cod. Guelf. 309 Helmst., 2r–v, und Cod. Guelf. 691 Helmst., 1v–2v sowie Fijałek 1, 84–106. – Der gesamte Text ist ungedruckt, vgl. dazu bislang die oben genannte Literatur.

254r257r Tractatus de praeparatione ad orationem. Duplex est preparacio ante oracionem scilicet remota ad quam pertinent tria: Primum quod homo bene vivat secundum est ieiunium tercium confessio homini facta … — … assiduitas subiectionis comparacio melioris assidua meditacio proprie condicionis et consideracio occulti inspectoris. 254r auf dem Kopfsteg das zum ersten Abschnitt gehörende Schema: Preparacio: remota/propinqua. Der diverse autoritative Zitate enthaltene Traktat ist in dieser Form bislang nur hier nachgewiesen und ungedruckt.

257r269v Tractatus de conscientia aedificanda. ›Excerptum Hugonis de sancto Victore de consciencia et est materia satis apta volenti spiritualiter proficere‹. Quoniam intonante terribiliter salvatore 'Multi sunt vocati pauci vero electi' [Mt 22,14] et iterum 'Regnum celorum vim patitur et violenti rapiunt illud' [Mt 11,12] et 'Nisi efficiamini sicut parvuli non intrabitis in regnum celorum' [Mt 18,3] constat non aliquibus sed utiliter [!] omnibus exstirpatis viciis quemlibet ad gaudia eterna non aliter pertingere posse … — … et sic patet qualiter discucienda est consciencia de audacitate scrupulositate et pusillanimitate ad quam sunt allegata tamen originaliter sunt [!] ex dictis Hugonis sunt collecta pro edificacione excerpta. Amen solamen sit spiritus sanctus Amen. Textidentisch und mit der gleichen Eingangsrubrik auch in Cod. Guelf. 272 Helmst., 137rb–141va; ohne Rubrik nochmals in Cod. Guelf. 122 Helmst., 343vb–350vb. Der aus diversen autoritativen Zitaten zusammengesetzte Traktat steht entgegen den Angaben der Rubrik weder mit echten noch mit pseudepigraphen Werken Hugos von St. Victor im Zusammenhang. Ungedruckt.

269v De tribus potentiis animae nota. Vis anime sive potencia triplex: Concupiscibilis racionabilis et irascibilis. Concupiscibilis tendit ad bonum … — … attribuimus patri potenciam maiestatem et gloriam et ad [hoc] tendit vis irascibilis etc. Das modifizierte und gekürzte Zitat stammt aus Johannes Gerson: De theologia mystica, cons. XLII, Druck: Glorieux Jean Gerson 3, 250–292 Nr. 100, hier 288. – I*rIV*v leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

CALMA C.A.L.M.A. Compendium auctorum latinorum medii aevi, hrsg. von M. Lapidge u.a., Bd. 1–, Firenze 1999–
CAO R.-J. Hesbert, Corpus antiphonalium officii, Bd. 1–6, Rom 1963–1979 (Rerum ecclesiasticarum documenta. Series maior 7–12)
CC SL Corpus Christianorum. Series Latina, Bd. 1–, Turnhout 1954–
Colophons Colophons de manuscrits occidentaux des origines au XVIe siècle, Bd. 1–6, ed. par les Bénédictins du Bouveret, Fribourg/Schweiz 1965–1982 (Spicilegii Friburgensis Subsidia 2–7)
EBDB Einbanddatenbank (http://www.hist-einband.de/, besonders die Sammlung Wolfenbüttel)
Eisermann F. Eisermann, 'Stimulus amoris'. Inhalt, lateinische Überlieferung, deutsche Übersetzungen, Rezeption, Tübingen 2001 (MTU 118)
Fijałek J. Fijałek, Mistrz Jakób z Paradyża i uniwersytet Krakowski w okresie soboru Bazylejskiego, 2 Bde., Kraków 1900
Gießen 1 Die Handschriften des ehem. Fraterherrenstifts St. Markus zu Butzbach in der Universitätsbibliothek Giessen, Teil 1: Handschriften aus der Nummernfolge Hs 42–Hs 760, beschrieben von W. G. Bayerer, Wiesbaden 1980 (Handschriftenkataloge der Universitätsbibliothek Gießen 4)
Glorieux Jean Gerson Jean Gerson, Œuvres complètes, Bd. 1–10, hrsg. von P. Glorieux, Paris 1960–1973
GW Gesamtkatalog der Wiegendrucke, Bd. 1–, Leipzig 1925–1938, Stuttgart 1978–
Härtel Untersuchungen H. Härtel, Untersuchungen zur Bibliotheksgeschichte in Niedersachsen an der Wende vom 15. und 16. Jahrhundert, in: Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte 11 (1986), 1–32
Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
Hotchin Reformatrices J. Hotchin, Reformatrices and their books: Religious women and reading networks in fifteenth-century Germany, in: Communities of learning. Networks and the shaping of intellectual identity in Europe, 1100–1500, edited by C. J. Mews and J. N. Crossley, Turnhout 2011 (Europa sacra 9), 251–291
Krämer S. Krämer, Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters, Bd. 1–3, München 1989–1990 (Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Ergänzungsband 1)
Kreutz J. Kreutz, Die Buchbestände von Wöltingerode. Ein Zisterzienserinnenkloster im Kontext der spätmittelalterlichen Reformbewegungen, Wiesbaden 2014 (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 26)
Kreutz Einblicke J. Kreutz, Einblicke in die spätmittelalterliche Bildungskultur der Wöltingeroder Zisterzienserinnen, in: Rosenkränze und Seelengärten, 43–48
Kreutz Lateindidaktik J. Kreutz, Moderne Lateindidaktik im Mittelalter? Beobachtungen zu Lehr- und Lernmethoden im Klosterunterricht und deren Eignung für die heutige Schulpraxis, in: Alte Sprachen – Neuer Unterricht, hrsg. von M. Frisch, Speyer 2015, (Ars Didactica 1), 221–246
Meier Werke L. Meier, Die Werke der Erfurter Kartäusers Jakob von Jüterbog in ihrer handschriftlichen Überlieferung, Münster/Westf. 1955 (Beiträge zur Geschichte der Philosophie des Mittelalters 37,5)
Monasticon Windeshemense Monasticon Windeshemense, Bd. 2: Deutsches Sprachgebiet, hrsg. von W. Kohl, E. Persoons und A. G. Weiler, Brüssel 1977 (Archives et bibliothèques de Belgique, Numéro spécial 16)
Rosenkränze und Seelengärten Rosenkränze und Seelengärten – Bildung und Frömmigkeit in niedersächsischen Frauenklöstern, hrsg. von B.-J. Kruse, Wiesbaden 2013 (Ausstellungskataloge der Herzog-August-Bibliothek 96)
Rüthing H. Rüthing, Die mittelalterliche Bibliothek des Zisterzienserinnenklosters Wöltingerode, in: Zisterziensische Spiritualität. Theologische Grundlagen, funktionale Voraussetzungen und bildhafte Ausprägungen im Mittelalter, hrsg. von C. Kasper und K. Schreiner, St. Ottilien 1994 (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige. Ergänzungsband 34), 189–216
Schönemann K. P. C. Schönemann, Zur Geschichte und Beschreibung der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, in: Serapeum 18 (1857), 65–91, 97–107
Trier 3 Die Predigt-Handschriften der Stadtbibliothek zu Trier — No. 215–353 des Handschriften-Katalogs —, beschrieben von M. Keuffer, Trier 1894 (Beschreibendes Verzeichnis der Handschriften der Stadtbibliothek zu Trier 3)
Trier 6 Die aszetischen Handschriften der Stadtbibliothek zu Trier — No. 654–804 des Handschriften-Katalogs und Nachträge —, beschrieben von G. Kentenich, Trier 1910 (Beschreibendes Verzeichnis der Handschriften der Stadtbibliothek zu Trier 6)
Würzburg 2,1 Die Handschriften der Universitätsbibliothek Würzburg, Bd. 2: Die Handschriften aus benediktinischen Provenienzen, Hälfte 1: Amorbach, Kitzingen, Münsterschwarzach, Theres, Würzburg: St. Afra, St. Burkhard, Schottenkloster St. Jakob, bearbeitet von H. Thurn, Wiesbaden 1973
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil IV.
  • Weitere Literaturnachweise im OPAC suchen.
  • Weitere Literaturnachweise suchen (ehem. Handschriftendokumentation)
Dieses Dokument steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz (CC BY-SA). Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (Copyright Information