Epiphanius Latinus, Interpretatio evangeliorum
Weißenburg, Benediktinerkloster — 9. Jh., 1. Drittel
Provenienz: Vorsatzblatt recto Benediktinerkloster Weißenburg, Besitzeinträge: Codex sanctorum Petri et Pauli apostolorum in Wissenburg. 1r Codex monasterii sanctorum Petri et Pauli apostolorum in Wißenburg. 2r Weißenburger Signaturenbuchstabe: .E. (14. Jh.). Die Handschrift gelangte über Heinrich Julius von Blum 1690 in den Besitz des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig. 4°20 ( , 3–18).
Pergament — 112 Bl. — 23,5 × 15 cm
Lagen: 6 IV (32). IV-1 (39). 8 IV (103). IV+1 (112). Neuere Tintenfoliierung. Guter Zustand. Schriftraum: 19,2 × 12 cm, einspaltig, 27 Zeilen. Karolingische Minuskel von einer Hand. Die Zugehörigkeit zu Adallandus-Schule ist fraglich. Adallandus-Gruppe, zugehörig: 10 Weiss., 14 Weiss., 17 Weiss., 18 Weiss., 24 Weiss., 13 Weiss., 43 Weiss., 13 Weiss. und 81 Weiss. ( , 51–59). Die Handschrift ist bei Kleiber im Gruppenzusammenhang erwähnt (vgl. , 127.), bei Butzmann fehlt sie. Incipits in 1–2zeiliger schwarzer Capitalis (1v, 2v), Kapitelzählungen in roten römischen Zahlen, Kapitelüberschriften in roter Unzialis. Zu zahlreichen Kapiteln 2–3zeilige rote Initialmajuskeln.
Roter Ledereinband (Nigerziegenleder; Neubindung 1966).
INHALT
Interpretatio Evangelicorum ( , 834–965; 914; Sancti Epiphanii Episcopi Interpretatio Evangeliorum, hrsg. von , Lund 1939).
:AUSSTATTUNG
Zahlreiche kolorierte Hohlbuchstaben.Kolorierte Hohlbuchstaben: Zu den Kapitelanfängen zahlreiche kolorierte Hohlbuchstaben (1,5–3,5 cm). 8 unverzierte, zum Teil mit Schnallen versehene Initialen (2v, 65v, 67r, 91r, 93v, 104r, 108v, 110v). Als Füllmotive dienen das Stufenband (35v, 39v, 58r, 60v, 71r, 84v), die Seilschlinge (37v, 58r, 60v, 71r, 84v), Flechtband (47v, 54v, 59r, 76v, 82v), einfaches Zickzackband (88r), Dreiecksformen (51r, 54v, 68v, 73r, 88r) und Kreuzblüten (59r, 106). Im Besatz finden sich eine Halbpalmette (76v), zweilappige Halbpalmetten mit rückwärts gebogenen Einrollungen (54v, 58r,59r, 60v, 68v, 71r, 73r, 88r, 106v), schlanke Blättchen (31v, 33r, 96v, 102r) und ein Herzblatt (76v). Als Initialstammendungen farbig gefüllte dreieckige Serifen mit spiralförmigen Einrollungen (vgl. 60v, 47v) und einfach gestufte Blüten (76v, 80r).
Farben: Minium, Gelb und freigelassene Pergamentfarbe.
STIL UND EINORDNUNG
Die Handschrift wird von , 213 nach Weißenburg gegeben und in die erste Hälfte des 9. Jh. datiert. , Nr. 1389 schlägt die Gegend um Weißenburg vor, ohne Datierungsangabe. Enge Parallelen in der Ausstattung ergeben Vergleiche zu 3 Weiss., 72 Weiss., 10 Weiss. und 18 Weiss. So wurde die gleiche Farbpalette in den Handschriften 3 Weiss. und 72 Weiss. verwendet (auch 43 Weiss. besitzt ein ähnliches Farbspektrum). Sämtliche Füll- und Besatzmotive sowie die Initialformen finden in dieser Gruppe ihre Entsprechungen. Die Lokalisierung nach Weißenburg kann somit bestätigt werden, die Datierung ist auf das erste Drittel des 9. Jahhunderts zu präzisieren., Nr. 4151 (Heinemann Nr.). — IX, Nr. 1389. — , 707. — , 213. — , 123–128, 126 Anm. 579. — , Bd. 1,1.2, 824. — , Nr. 1389. — , Übergänge - Ornamente und Diagramme zwischen Text, Buchstabe und Bild in Handschriften des frühen Mittelalters, in: Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung (2017), Bd. 22, Heft 2, 408–430, hier 416. — , 362.
Abgekürzt zitierte Literatur
B. Bischoff, Katalog der festländischen Handschriften des neunten Jahrhunderts (mit Ausnahme der wisigotischen), Teil 1: Aachen-Lambach, Wiesbaden 1998 | |
B. Bischoff, Katalog der festländischen Handschriften des neunten Jahrhunderts (mit Ausnahme der wisigotischen), Teil 3: Padua–Zwickau, aus dem Nachlass hrsg. von B. Ebersperger, Wiesbaden 2014 | |
H. Butzmann, Die Weissenburger Handschriften, Frankfurt/M. 1964 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die Neue Reihe 10) | |
Codices Latini antiquiores. A Palaeographical Guide to Latin Manuscripts prior to the ninth century, hrsg. von E. A. Lowe, Bd. 1–12, Oxford 1934–1971 | |
Clavis patrum Latinorum, hrsg. von E. Dekkers, Steenbrugge u.a. 31995 (Corpus Christianorum. Series Latina) | |
W. Kleiber, Otfrid von Weißenburg. Untersuchungen zur handschriftlichen Überlieferung und Studien zum Aufbau des Evangelienbuches, Bern/München 1971 (Bibliotheca Germanica 14) | |
S. Krämer, Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters, Bd. 1–3, München 1989–1990 (Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Ergänzungsband 1) | |
E. Lesne, Histoire de la proprieté ecclésiastique en France, Lille 1938 | |
Patrologiae cursus completus. Series Latina, Supplementum, Bd. 1–5, hrsg. von A. Hamman, Paris 1958–1974 | |
S. Westphal, Karolingische Buchmalerei aus dem elsässischen Kloster Weißenburg, in: Die Handschriften der Hofschule Karls des Großen. Individuelle Gestalt und Europäisches Kulturerbe, Tagung Trier 2018, Trier 2019, 357–391 | |
Liste der von H. J. Blum im Jahre 1673 der Wiener Hofbibliothek angebotenen Handschriften meist Weissenburger Herkunft, in: T. Gottlieb, Die Weissenburger Handschriften in Wolfenbüttel, Wien 1910 (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse 163,6) | |
Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, Abt. 3: Die Weissenburger Handschriften, beschrieben von O. von Heinemann, in: Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, Abt. 2 Teil 5, Wolfenbüttel 1903, 268–443 |
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Teil I (6.–11. Jh.).