Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser (in Vorbereitung).
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung (Vorläufige Beschreibung)

Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 675 Helmst.

Officium defunctorum. Preces

Papier — 35 Bl. — 22 × 14,5 cm — Halberstadt, Diözese (?) — 1430–1440

Wasserzeichen: Krone ohne Bügel, Mittelzinken einkonturig, Enden blattförmig, oben offen, Reif zweikonturig: WZMA AT5000-637A_111, AT5000-637A_114 (beide 1430–1440). Traube mit zweikonturigem Stiel: WZMA AT8500-5138_139 (1438). Lagen: VI (12). V+1 (23). VI (35). Lagenmitte jeweils mit Pergamentfalzen als Heftverstärkung versehen (vier der sechs erhaltenen Fragmente sind beschrieben, der Inhalt ist jedoch anhand der erhaltenen Textreste nicht mehr zu ermitteln). Bleistiftfoliierung modern: 135. Der Buchblock ist durch den Verlust von mindestens zwei Lagen (je eine nach der ersten Lage und am Schluss) fragmentiert, Textverlust. Bl. 23 gez. Schaltzettel, vgl. Fragmente. Die Mitte der zweiten Lage zwischen Bl. 17v und 18r ist durch einen am Fußsteg eingeklebten Gewebestreifen stabilisiert. Schriftraum: 17 × 10,5 cm, einspaltig, 21–24 tintenliniierte Zeilen. Textualis von einer Hand; die Oberlängen in den ersten Zeilen zahlreicher Seiten sind teilweise verlängert und cadellenartig oder mit federgezeichneten vegetabilen Ornamenten verziert. Rubriziert, rote Lombarden, z. T. mit schlichten vegetabilen Ornamenten im Binnenfeld.

Spätgotischer Koperteinband; die Lagen sind ohne zusätzliche Rückenverstärkung mit zwei Langstichheftungen an Kopf und Schwanz mit dem Umschlag verbunden; die Bindung ist insgesamt lose. Der am Rücken erheblich beschädigte Kompositumschlag mit einer von hinten nach vorn greifenden Umschlagklappe und einer weitgehend fehlenden Kordel für einen Wickelverschluss besteht aus einer äußeren Lage von rot gefärbtem Schafspergament, das stark gewellt und berieben ist. Die innere Lage des Umschlags besteht aus zwei beschriebenen Pergamentblättern, die mit der äußeren Lage verklebt wurden (s. Fragmente). Nach Bl. 22 findet sich im Codex ein geschlitztes Stecklesezeichen aus Papier, worauf die Signaturnummer der UB Helmstedt (vgl. unten) notiert ist.

Fragmente:
  1. VS und HS. Norddeutschland. 11. Jh. Pergament. 2 Bl. 29 × 21 cm. Das zweite, ergänzende Blattfragment misst nur 8 x 21 cm; beide Bl. sind wie der gesmte Umschlag erheblich berieben und beschädigt. Schriftraum: 21 × 18 cm, einspaltig, 29 tintenliniierte Zeilen. Regelmäßige karolingische Minuskel von einer Hand. Vergrößerte Satzmajuskeln. VS–HS Beda Venerabilis: Homeliarum evangelii libri II. Das größere Fragment enthält einen Teil der Homilie 2,24; das kopfständig dazu angeklebte kleinere Stück enthält einen Teil der Homilie 2,7. Ob die beiden Blattfragmente aus einer Predigtsammlung oder einem Lektionar stammen, kann aufgrund des erhaltenen Materials nicht mehr mit Sicherheit entschieden werden. Druck: CC SL 122, 365f. Z. 267–307 und 224 Z. 8–17. Literatur: CPL 1367; Schneyer Wegweiser, 162; Sharpe, 73 Nr. 152.43; CALMA 2, 178 Nr. 41.
  2. Einzelbl. Norddeutschland. 14./15. Jh. Pergament. 1 Bl. 13 × 9 cm. Schriftraum: 11 × 7,5 cm, einspaltig, 17 tintenliniierte Zeilen. Textualis von einer Hand. Rubriziert, rote Lombarden und Satzmajuskeln. 23r–v Rituale. Enthält nach dem Schluss der Kollekte Bruylants 2 Nr. 393 noch den Beginn einer Benedictio tempestatis: ›Contra tonitruum‹. In nomine patris et filii et spiritus sancti. Confinia nostra sunt signata per patrem et filium et spiritum sanctum … — … ut finibus nostris cesset grando et aeris intemperies descendat aqua sincera de celo sicut flumina Iordanis ubi … (Text bricht ab). In dieser Form bislang nur hier nachgewiesen.

Herkunft: Der offenbar intensiv benutzte und nurmehr fragmentarisch erhaltene Codex wurde nach Ausweis der Wasserzeichen zwischen 1430 und 1440 im norddeutschen Raum geschrieben; die enthaltene Litanei weist auf die Diözese Halberstadt, während das unikale Totenoffizium keine nähere Lokalisierung erlaubt. — Auf welchem Wege der Codex in die Wolfenbütteler Hofbibliothek gelangte, ist unbekannt; er ist dort erstmals 1614 im Gesamtkatalog von Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav., p. 298 [303]) unter den Papalia Miscellanea unter der Signaturnummer Z 59 entsprechend dem Vermerk 1r auf dem Kopfsteg (Vigiliae) als Vigiliarum lectiones verzeichnet. 1618 in die Universitätsbibliothek Helmstedt überführt, 1644 in deren Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 19v) als Officium mortuorum, hinten defect (entspricht der zeitgleichen Titelangabe auf dem VS) unter den Theologici MSSti in quarto beschrieben; im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 728 genannt.

Heinemann Nr. 738.

Die erhaltenen Bestandteile des Codex mit Totenoffizium, Gebeten, Bußpsalmen, Litanei und Evangelienperikopen weisen signifikante Ähnlichkeiten zu Stunden- oder Gebetbüchern, etwa zum späteren gedruckten "Hortulus anime", auf, vgl. dazu F. X. Haimerl, Mittelalterliche Frömmigkeit im Spiegel der Gebetbuchliteratur Süddeutschlands, München 1952 (Münchner theologische Studien 1/4), 123–130. Da der Textbestand jedoch nicht vollständig erhalten ist, können über den ursprünglichen Charakter der Sammlung keine sicheren Aussagen mehr getroffen werden. Im einzelnen sind enthalten:

1r–16r Officium defunctorum. ›Antiphona‹. Gloria tibi trinitas. Dilexi quoniam exaudivit dominus vocem oracionis mee [Ps 114,1] … — … sero penitentem suscepisti eorum precamur pie peccata dilue. Ut penitencie. ›Orate pro me peto feliciter‹. Einige Rubriken sind ganz oder teilweise volkssprachlich, z. B. 6v: ›Bidde leue‹, 8r: ›Responsorium les rechte‹, 8v ›Leue Maria su to‹, 9r ›Peter su to‹. Der Text kombiniert in einer bislang nur hier nachgewiesenen Form das Totenoffizium mit zahlreichen Elementen des Offiziums in festo sanctissimae Trinitatis wie folgt: (1r–4r) Ad Vesperas. Darin finden sich wie gewöhnlich Ps 114, 119, 120 129 und 137, das Canticum BMV (Stegmüller RB 21h2) sowie Ps 145, die sämtlich wie in den meisten Stunden- und Gebetbüchern ausgeschrieben sind; hinzugefügt ist der sonst fehlende Ps 123. Die verwendeten Antiphonen (CAO 2948, 3601, 2947, 3600, 2751, 5117, 1061 und 1268) gehören dagegen sämtlich ins Trinitatisoffizium; das Invitatorium fehlt völlig. – (4v–9v) In I nocturno. Mit den drei Psalmen des Totenoffiziums (Ps 5–7), aber wiederum den Antiphonen in festo sanctissimae Trinitatis (CAO 1268, 5126 und 5124), danach die folgenden, völlig abweichenden Stücke: (6v) das sog. Canticum triumphale (CANTUS 201042) aus der österlichen Prozessionsliturgie, (6v–7v) die ebenfalls aus der Liturgie des Trinitatisfestes stammende ›SequenciaAH 53 Nr. 81 sowie zwei ebenfalls inhaltlich dorthin gehörenden Gebete: (7v) Alcuinus Flaccus: Oratio sancti Augustini (Schluss modifiziert: Salva me rex eterne glorie qui solus potes salvare … ut te incessabili voce laudare merear per infinita secula seculorum Amen. O adoranda trinitas benedicamus patrem et filium, Druck: PL 101, 1398C) und schließlich (7v–8r) Oratio de trinitate (Dehusses 1806). (8r–9v) folgen die drei Lektionen der ersten Nokturn (vigiliae maiores) mit dem gewöhnlichen Text, aber mit jeweils zwei Responsorien und Versikeln (nach lectio I CANTUS 601986 mit 601986a und CAO 6240 mit 6240a, nach lectio II CAO 7548 mit 7548a und CAO 7498 mit 7498a sowie nach nach lectio III CAO 7504 mit 7504b und CAO 6249 mit 6249a), die wiederum sowohl dem Toten- als auch dem Trinitatisoffizium entnommen sind. 8r wurden auf dem Kopfsteg das Initium des Pater noster und der Versikel CAO 8085 von anderer Hand nachgetragen. – (9v–12v) In II nocturno. Mit den drei Psalmen des Totenoffiziums (Ps 22, 24 und 26), aber wiederum den Antiphonen in festo sanctissimae Trinitatis (CAO 5119, 4991 und 3619 mit Versikel CAO 7977); es folgen (12r–v) lectio IV mit dem gewöhnlichen Text, aber wiederum mit jeweils zwei Responsorien und Versikeln sowohl aus dem Toten- als auch aus dem Trinitatisoffizium (CANTUS 600017 mit 600017a und CAO 7117 mit 7117a) und der Beginn von lectio V. Aufgrund des Verlusts einer Lage fehlen der übrige Teil der zweiten Nokturn, die gesamte dritte Nokturn und die Laudes sowie der Beginn der abschließenden Suffragien. Die Abfolge der in diesen Vigiliae maiores zum Totenoffizium benutzten Responsorien ist bei Ottosen nicht nachgewiesen. – (13r–14r) Suffragia. Erhalten sind die Suffragien des Totenoffiziums Deshusses 1416, 1415, 1419, 2850, 2862; CC Corp. orat. 1903; Deshusses 2863, 1444 und 1437. – (14r–16r) Vigiliae minores. Sie fehlen in den meisten Stunden- bzw. Gebetbüchern für laikale Benutzer; die hier gebotenen Lektionen entsprechen der Standardgruppe 9 (Ottosen, 85–87), die verwendeten Responsorien ergeben nach der Liste von Ottosen, 397–401, die Reihe: 14–72–24, 32–57–68, 76–47–18, die in dieser Form ebenfalls nicht nachgewiesen ist. Analogien im "Hortulus anime", hier vergl. mit GW 12969, CCVIIvCCXXXIr.

16r–17r ›Inicium sancti evangelii secundum Johannem‹. Enthält Io 1,1–14; der Auszug findet sich auch sonst in zahlreichen Stunden- und Gebetbüchern, u. a. in den Drucken des "Hortulus anime", hier vergl. mit GW 12969, CXCVIIvCXCVIIIr.

17r–18r Innocentius III papa: Oratio sive hymnus ad BMV. Ave spes mundi Maria | Ave mitis ave pia | Ave plena gracia | Afflictis da solacia | Ave [virgo] mater Christi | Tu que sola meruisti … — … Licet caro computrescat | Spiritus in me requiescat | Ut dum resurgam te visurus | Semper tecum sum mansurus. Per infinita secula seculorum Amen Druck (jeweils am Beginn leicht abweichend): PL 217, 917C–920C; Mone 2 Nr. 536. Literatur: Chevalier 1978.

18r–19r Hymnus ad faciem Christi. ›Salutacio faciei Christi‹. Druck: Mone 1 Nr. 120. Literatur: Chevalier 18191; Walther I 17153.

19r–v Oratio hymnica ad faciem Christi. Unter dem Text die Antiphon CANTUS 204675.1. Druck: Mone 1 Nr. 116; Dobschütz 298* Nr. VI.40. Literatur: Chevalier 1787.

19v Innocentius III papa: Oratio ad faciem Christi. Deus qui nobis signatus lumine vultus tui domine memoriale tuum ad instanciam beate Veronice sudario impressam relinquere voluisti … — … iudicem super nos venientem facie ad faciem videre mereamur. Qui cum patre et spiritu. Die drei vorstehenden Texte finden sich in leicht abweichender Reihenfolge auch in den Drucken des "Hortulus anime", hier vergl. mit GW 12969, CLXXXIIIIvCLXXXVv. Druck: Dobschütz Christusbilder (s. oben), 294* Nr. VI.34.

19v–20r Oratio ad Christum. Domine Ihesu Christe fili dei vivi qui appropinquante hora tue sanctissime passionis beate Veronice vidue et quondam per te sanate a fluxu sanguinis per tactum fimbrie tui vestimenti signaculum sanctissimum vultus in memoriam … — … te tunc venturum iudicem facie ad faciem securi et leti videamus. Qui vivis. In dieser Form bislang nur hier nachgewiesen.

20r–v Oratio ad Andream apostolum. Sancte Andrea apostolus domini nostri Ihesu Christi qui navi dimissa et rethe quorum usu actuque vivebas … — … usque ad exitum anime mee perseverare. Per eum qui venturus est iudicare. Teilweise übereinstimmend mit der kürzeren Oratio in den Drucken des "Hortulus anime", hier vergl. mit GW 12969, CXVv.

20v–21r Oratio ad epiphaniam domini. Rex Jaspar rex Melchior rex Balthazar rogo vos per singula nomina vestra rogo vos trinos per sanctam trinitatem … — … et a quolibet periculo corporis et anime Amen. Das sonst eher im Süden Deutschlands verbreitete Gebet findet sich u. a. auch in Bremen, SUB, msc 0015, 207v (Bremen, 191). 21r ist in den laufenden Gebetstext an passender Stelle ein Name (der Schreiberin?) eingefügt: Ita me Metelen hodie liberare dignetur ab omnibus inimicis mei … Es folgen die ›AntiphonaCAO 1205 mit Versikel CAO 8180.

21r–v Collecta ad epiphaniam domini. Deus qui tres magos orientales Jaspar Melchior et Balthazar ad tua cunabula ut te misticis venerarentur muneribus sine impedimento stella ducente duxisti … — … cum omni prosperitate sani et salvi redire valeamus. Per eum. Das sonst eher im Süden Deutschlands verbreitete Gebet findet sich u. a. auch in Bremen, SUB, msc 0015, 253r (Bremen, 191). Druck CC Corp. orat. 2133b. Die beiden vorstehenden Gebete mit Versikel, jedoch ohne Antiphon, finden sich auch in den Drucken des "Hortulus anime", hier vergl. mit GW 12969, CLVrCLVIr.

21v–22r Orationes III ad sanctum Sebastianum contra pestes et morbos. Sancte Sebastiane martir dei preciose magna est fides tua intercede pro nobis ad dominum Ihesum Christum ut a peste sive morbo epydemie liberemur … — … et angustia misericorditer liberemur. Insgesamt drei kurze, aneinandergereihte Stücke mit den weiteren Initien: Omnipotens sempiterne deus qui meritis beati Sebastiani martiris tui quandam pestem epydemie …; Presta supplicibus tuis ut qui hanc legerint audierint vel circa se portaverint … Vgl. vor allem zu ersten Gebet R. Favreau, Èpidémies à Poitiers et dans le centre ouest à la fin du Moyen age, in: Bibliothèque de l'École des chartes 125/2 (1967), 349–398, hier 355. Am Schluss stehen die Antiphon O quam mira refulsit gracia sanctus Sebastianus martir inclitus … (vgl. Leroquais 2, 65) und der Versikel CAO 8164.

22r–v Collecta ad sanctum Sebastianum. Deus qui sanctum Sebastianum gloriosum martirem tuum fide et dilectione tam ardenter solidasti … — … et nulla eius adversa formidare superbiam et vanam gloriam cum omnibus viciis superare. Druck (u. a.): J. Hack, Die Patrone gegen die Pest, in: Theologisch-praktische Quartalschrift 11 (1838), 367–373, hier 370; vgl. auch Leroquais 2, 65.

22v Oratio de sancta cruce I. Omnipotens splendor eterne lucis propter signum sancte crucis illumina oculos meos … — … et tueatur corpus et anima in trinitatis benedictione Amen. Das Gebet basiert auf den pseudobernhardinischen "Versus VIII", vgl. Chevalier 27912.

22v Oratio pro intercessione BMV I. Bruylants 2 Nr. 652.

22v, 24r Oratio pro intercessione BMV II. Precamur te piissima virgo Maria per amorem domini nostri Ihesu Christi ut non derelinquas nos miserrimos peccatores … — … mereamur et cum eo in eterna leticia sine fine gaudere. Der Text steht zwar auf direkt aufeinanderfolgenden Seiten, wurde allerdings nachträglich durch den gez. Schaltzettel 23r–v (vgl. Fragmente) getrennt.

24r Oratio ad BMV. Omnipotens sempiterne deus qui gloriose virginis matris Marie corpus et animam … preparasti … — … et ab improvisa morte liberemur et ad vitam perveniamus eternam. Die breit überlieferte Oratio gehört in den Kontext des Cursus BMV (Abschlussgebet ad laudes, vergl. im "Hortulus anime", GW 12969, XIIr) und später des Rosenkranzgebets.

24r Antiphonae III. Drei Antiphonen aus Lc 22,41–46 (CAO 4318, 2848 und Cum cessasset Ihesus ab oracione invenit eos dormientes …) jeweils mit nachgestelltem Kyrie.

24r–25r Benedictiones variae. ›Benedictiones‹. Exaudi domine Ihesu Christe preces servorum tuorum. Benedictione perpetua benedicat nos pater eternus … — … Per ewangelicam lectionem det nobis dominus suam benedictionem. Verschiedene Gruppen von Benediktionen für die Lesungen der drei Nokturnen.

25r–v Oratio ad sanctam crucem I. Obsecro te domine Ihesu Christe fili dei vivi per sanctam crucem tuam ut dimittas michi omnia peccata mea … — … et libera me in novissimo die et tribue vitam eternam Amen.

25v–26r Oratio ad proprium angelum. ›De proprio angelo‹. Obsecro te angele dei cui ad providendum datus et commissus sum ut custodias protegas et defendas me ab incursu diaboli … — … et tu pro custodiam cum omnibus sanctis dei humiliter gaudeamus. Am Schluss der unvollständig zitierte Versikel: Ora pro me beate angele dei ut digni …

26r–v Collecta ad proprium angelum. Deus cuius providencia humano generi supernorum civium presidia subministrat … — … ubique merear protegi atque defendi. Per. Beide vorstehenden Gebete variant überliefert und weit verbreitet, vgl. Wilmart, 537–558, hier 542f. (Abdruck der Oratio) und 558 Anm. 5 (Abdruck der zugehörigen Collecta).

26v Oratio ad sanctam crucem II. Crucem tuam adoro domine per quam mundum salvasti salva animam meam et corpus meum … — … hostibus meis visibilibus et invisibilibus me semper hic et ubique defende. Per. Druck: A. Wilmart, Prières médiévales pour l'adoration de la Croix, in: Ephemerides liturgicae 46 (1932), 3–46, hier 35.

26v–32v VII Psalmi poenitentiales. ›Incipiunt septem psalmos [!] penitenciales‹. Vgl. Stegmüller RB 21e und in den Drucken des "Hortulus anime", hier vergl. mit GW 12969, LXVIIIvLXXIIIIv.

32v–34r Litania cum rogationibus. Die wie üblich zweispaltig angeordnete Litanei weist einige bemerkenswerte Ergänzungen auf, so bei den Märtyrern Pancratius und Blasius, bei den Bekennern Liborius, Severus, Severinus und Ludger und bei den Jungfrauen Ursula, Gertrud, Scholastica und die als einzige rot hervorgehobene Barbara. Auswahl und Anordnung der angerufenen Heiligen entsprechen bis auf wenige Auslassungen und Umstellungen der in der Diözese Halberstadt üblichen Litanei, hier vergl. mit dem Brevierdruck GW 5350. Fo. LVvbLVIIrb Die anschließenden Fürbitten sind gekürzt, nach dem Pater noster wird der Versikel CAO 6653a verwendet. Auf die Rubrik ›Collectam lege‹ folgt als einzige der sonst üblichen Gebete die Oration Deshusses 842.

34v–35v Ordo contra tonitrua et tempestates (in fine mutilus). Contra tonitrua et tempestates et fulgura primo cum palmis agenda est letania et aspergenda est aqua benedicta cum illuminacione cerei consecrati … — … per patriarchas et per XVI prophetas et XII apostolos et per quatuor ewangelistas … (Text bricht ab). Der Schluss des Textes fehlt aufgrund von Blatt- bzw. Lagenverlust. In dieser Form bislang nur hier nachgewiesen und ungedruckt.


Abgekürzt zitierte Literatur

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Bremen Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, bearbeitet von I. Stahl, Wiesbaden 2004 (Die Handschriften der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen 1)
Bruylants D. P. Bruylants, Les oraisons du Missel Romain. Texte et histoire, Bd. 2: Orationum textus et usus juxta fontes, Louvain 1952, ND ebd. 1965 (Études liturgiques 1,2)
CALMA C.A.L.M.A. Compendium auctorum latinorum medii aevi, hrsg. von M. Lapidge u.a., Bd. 1–, Firenze 1999–
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CC SL Corpus Christianorum. Series Latina, Bd. 1–, Turnhout 1954–
Chevalier Repertorium hymnologicum. Catalogue des chants, hymnes, proses, séquences, tropes en usage dans l'église latine depuis les origines jusqu'à nos jours, Bd. 1–6, ed. par U. Chevalier, Louvain 1892–1921 (Subsidia hagiographica 4)
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