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Beschreibung von Cod. Guelf. 68 Weiss.
Die illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 1: 6. bis 11. Jahrhundert, beschrieben von Stefanie Westphal (in Bearbeitung)

Augustinus, Opera minora

Mainz, Benediktinerkloster St. Alban — 9. Jh., 2. Viertel / 9. Jh., 3./4. Viertel

Provenienz: 1r und 1v Bendiktinerkloster Weißenburg, Besitzeinträge: Codex monasterii in Wizenburg sanctorum Petri et Pauli in Wizenburg (durchgestrichen; 1r). 1v Codex sancti Petri in Wissenburg (schwarz übermalt). Die Handschrift gelangte über Heinrich Julius von Blum 1690 in den Besitz des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig.Wiener Liste 4°20 (Butzmann Weißenburg, 3–18).

Pergament — 194 Bl. — 24,5 × 17,5 cm

Lagen: 5 IV (40). III (46). IV (54). II-1 (57).4 IV (89). III-1 (94). 7 IV (150). IV-1 (157. 2 III (168). IV (177). V-1 (186). V-2 (194). Lagenbezeichnungen in römischen Zahlen zum Ende jeder Lage auf der unteren Blattmitte. Die Handschrift ist in vier Teilen entstanden: A: 1–57, B: 58–94, C: 95–186, D: 187–194. Die mit 95–102 neu beginnende Lagenzählung (später radiert), belegt, dass Teil C zeitweilig gesondert aufbewahrt und Teil D vermutlich hinzugefügt wurde (andere Schrift, vgl. u.). Bleistiftfoliierung. Das erste und letzte Blatt mit Rostspuren und Löchern des letzten Weißenburger Einbandes. Schriftraum: 19 × 12,5 cm, einspaltig, 28–29 Zeilen. Karolingische Minuskel von mehreren Händen. Bischoff Katalog 3, Nr. 7414 unterscheidet paläographisch zwei Entstehungszeiträume: Bl. 1–184, Mainz, 2. Viertel 9. Jh. und Bl. 185–192, Mainz, 3./4. Viertel 9. Jh. Zur Händescheidung vgl. auch Butzmann Weißenburg, 214–216. Teil A-D: Überschriften in roter Unzialis (Teil D anderer Duktus). Teil B: Explicitzeilen in schwarzer Capitalis. 133v unterer Blattrand rotes, unziales D mit dem Namen Benzelinus (Schreiber?).

Rotbrauner Ledereinband (Nigerziegenleder; Neubindung 1968).

INHALT

1v57v Augustinus: De nuptiis et concupiscentia ad Valerium comitem (PL 44, 413–474; CSEL 42, 207–319; Kurz 5/1, 168; CPL 350). 58r leer. 58v94v Augustinus: De catechizandis rudibus, Liber I (PL 40, 309–348; Kurz 5/1, 52; CC SL 46, 121–178; CPL 297). 95r leer. 95v117r Augustinus: Sermo 71 (PL 38, 445–467; Rev. Bén. 75 (1965), 65–108). 117r145v Fulgentius Ruspensis: Ad Monimum , lib. 1. (PL 65, 153–178; CC SL 91, 1–64; CPL 814). 145v153r Augustinus: Sermo 82 (PL 38, 506–514). 153r165v Augustinus: Adversus iudaeos tractatus (PL 42, 51–64; CPL 315; Kurz 5/1, 147). 165v167v Augustinus. ›Eiusdem de eodem contra Iudaeos sermo‹. 167v187r Augustinus: De bono viduitatis (PL 40, 431–450; CSEL 41, 303–343; CPL 301). 187r192v Isidorus Hispalensis: Etymologiae sive Origines. lib. VII, cap. 2–4 (PL 82, 264–272). 192v193v Gennadius Massiliensis: Libri ecclesiasticorum dogmatum (redactio 2), cap. 1–5 (PL 58, 979–982; CPL 958a). 193v194v Ps.-Alcuinus: De septem sigillis (PL 101, 1169–1170; E. A. Matter, The Pseudo-Alcuinian "De septem sigillis". An Early Latin Apocalypse Exegesis, in: Traditio 36 (1980), 113–116; RETM A2110–650. 194v Probatio pennae incausti.

AUSSTATTUNG

4 Initialen.

Initialen: Zu den Textanfängen auf 1v, 22v, 153v und 167v (Teile A-C, s.o.) jeweils eine verzierte kleine Initiale (2,2–4,2 cm), davon zwei Federinitialen (153v und 167v). Die Initialstämme teils farbig gefüllt (1v, 22v und 167v) mit kräftiger dunkler Kontur. Die Endungen dreiecksförmig erweitert mit fadenförmig zugespitzten Ecken (vgl. 167v). Im Besatz Profilpalmetten mit doppelten Blattrandungen (153v), fadenförmig gebogenem Dorn am Blattansatz (vgl. 153v - abgeschabt oben am Initialstamm und 1v), tropfenförmigen Kernen (153v) sowie eine gekernte Vierpassblüte (167v) und ein gedoppeltes Herzblatt (22v). An den Initialstamm angefügt ein Spiralpass mit Einsatz (1v). Als Füllelement dient das Seilband im Aussparungstypus (22v).

Farben: Tintenfarbe und Orange (teils abgedunkelt) als Füllfarbe.

STIL UND EINORDNUNG

Bischoff Katalog 3, Nr. 7414 lokalisiert die vorliegende Augustinus-Handschrift paläographisch nach Mainz und datiert den früheren Teil, der Buchschmuck enthält (Bl. 1–184), in das 2. Viertel des 9. Jh. (zum Mainzer Skriptorium vgl. Weiner, 20–22; T. Licht, Handschriften im karolingischen Mainz, in: In Gold geschrieben. Zeugnisse frühmittelalterlicher Schriftkultur in Mainz, hrsg. von W. Wilhelmyund T. Licht, Ausstellung 24. März - 18. Juni 2017 im Dom- und Diözesanmuseum Mainz, Regensburg 2017, 75–84). Diese Zeitangabe gilt für den illuminierten Teil der Handschrift (Bl. 1–184; s.o.). Der relativ bescheidene Initialschmuck der Wolfenbütteler Handschrift bestätigt diese Einschätzung. Als charakteristisches "Leitmotiv" für die Mainzer Buchmalerei im 2. Viertel des 9. Jh. gilt das in 68 Weiss. vorhandene Profilblatt mit Dorn am Blattansatz (vgl. 1v), das seinen Ursprung in der touronischen Buchmalerei aus der Zeit unter Abt Alkuin (796–804) hat und bereits in Mainzer Handschriften aus dem 1. Viertel des 9. Jh. auftritt (vgl. Karlsruhe, BLB, Cod. Aug. perg. 107, 72r; zum Motiv vgl. K. Bierbrauer, Karolingische Buchmalerei des Maingebietes [Mainz, Würzburg], in: Das Frankfurter Konzil von 794. Kristallisationspunkt karolingischer Kultur, Teil II, Kultur und Theologie, hrsg. von R. Berndt, Mainz 1997 (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte, Bd. 80, 555–570, hier 566, 567 nach Weiner, 71–73). Weitere Motive wie das Seilband, das doppelte Herzblatt (22v) und die dunkle Kontur der Initialen gehören ebenfalls zum festen Bestandteil des Mainzer Skriptoriums (gute Vergleichsbeispiele geben die Mainzer Handschriften aus dem 1. Drittel/2. Viertel des 9. Jh., wobei die Elemente in der Ausführung und Auswahl variieren: München, BSB, Clm 4451; Paris, BnF, lat. 10437; Rom, BAV, Pal. lat. 289 (mit Zusammenstellung weiterer Handschriften, vgl. J. F. Hanselmann, Der Codex Vat. pal. lat. 289. Ein Beitrag zum Mainzer Skriptorium im 9. Jahrhundert, in: Skriptorium [1987], Bd. 41, 78–86.); Freiburg/Schweiz, Franziskanerkloster, Ms. 70 (mit einer Zusammenstellung verwandter Handschriften, vgl. P. Ladner, Karolingische Sakramentarfragmente aus Freiburg in der Schweiz. Ein Beitrag zum Mainzer Skriptorium des 9. Jahrhunderts, in: Palaeographica diplomatica et archivistica. Studi in onore di Giulio Battelli, Rom 1979 [Storia e letteatura raccolta di studi e testi, Bd. 139], 99–104, Fig. 1 und 2). Im Bestand der Wolfenbütteler Bibliothek befinden sich mit Cod. Guelf. 365 Helmst. und Cod. Guelf. 39 Weiss. (unverziert - Mainz und Fulda, 2. Viertel/Mitte 9. Jh., vgl. Bischoff Katalog 3, Nr. 7391) weitere Mainzer Handschriften aus dem 9. Jh.

Wolfenbüttel Weiss., Nr. 4152 (Heinemann Nr.). — Lesne, 707. — Kleiber Otfrid von Weißenburg, 134, 146 Anm. 663 — Kurz 5/2, 34. — Butzmann Weißenburg, 214–216. — Krämer, Bd. 1,1.2, 824. — Bischoff Katalog 3, Nr. 7414. — Moulin Rand und Band, 53 Anm. 42.


Abgekürzt zitierte Literatur

Bischoff Katalog 3 B. Bischoff, Katalog der festländischen Handschriften des neunten Jahrhunderts (mit Ausnahme der wisigotischen), Teil 3: Padua–Zwickau, aus dem Nachlass hrsg. von B. Ebersperger, Wiesbaden 2014
Butzmann Weißenburg H. Butzmann, Die Weissenburger Handschriften, Frankfurt/M. 1964 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die Neue Reihe 10)
CC SL Corpus Christianorum. Series Latina, Bd. 1–, Turnhout 1954–
CPL Clavis patrum Latinorum, hrsg. von E. Dekkers, Steenbrugge u.a. 31995 (Corpus Christianorum. Series Latina)
CSEL Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum, Bd. 1–, Wien 1866–
Kleiber Otfrid von Weißenburg W. Kleiber, Otfrid von Weißenburg. Untersuchungen zur handschriftlichen Überlieferung und Studien zum Aufbau des Evangelienbuches, Bern/München 1971 (Bibliotheca Germanica 14)
Krämer S. Krämer, Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters, Bd. 1–3, München 1989–1990 (Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Ergänzungsband 1)
Kurz 5/1 R. Kurz, Die handschriftliche Überlieferung der Werke des heiligen Augustinus, Bd. 5/1: Bundesrepublik Deutschland und Westberlin, Werkverzeichnis, Wien 1976 (Veröffentlichungen der Kommission zur Herausgabe des Corpus der lateinischen Kirchenväter 9 = Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte 306)
Kurz 5/2 R. Kurz, Die handschriftliche Überlieferung der Werke des heiligen Augustinus, Bd. 5/2: Bundesrepublik Deutschland und Westberlin, Verzeichnis nach Bibliotheken, Wien 1979 (Veröffentlichungen der Kommission zur Herausgabe des Corpus der lateinischen Kirchenväter 10 = Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte 350)
Lesne E. Lesne, Histoire de la proprieté ecclésiastique en France, Lille 1938
Moulin Rand und Band C. Moulin, Rand und Band. Über das Spurenlesen in Handschrift und Druck, in: Marginalien in Bild und Text. Essays zu mittelalterlichen Handschriften, hrsg. von P. Carmassi und C. Heitzmann, Wiesbaden 2019 (Wolfenbütteler Forschungen 156), 19-59
PL Patrologiae cursus completus. Series Latina, Bd. 1–221, hrsg. von J. P. Migne, Paris 1844–1865
RETM Repertorium edierter Texte des Mittelalters aus dem Bereich der Philosophie und angrenzender Gebiete, 2. Aufl., hrsg. von R. Schönberger u. a., Bd. 1–4, Berlin 2011
Weiner A. Weiner, Die Initialornamentik der deutsch-insularen Schulen im Bereich von Fulda, Würzburg und Mainz (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg 43), Würzburg 1992
Wiener Liste Liste der von H. J. Blum im Jahre 1673 der Wiener Hofbibliothek angebotenen Handschriften meist Weissenburger Herkunft, in: T. Gottlieb, Die Weissenburger Handschriften in Wolfenbüttel, Wien 1910 (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse 163,6)
Wolfenbüttel Weiss. Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, Abt. 3: Die Weissenburger Handschriften, beschrieben von O. von Heinemann, in: Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, Abt. 2 Teil 5, Wolfenbüttel 1903, 268–443

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Teil I (6.–11. Jh.).
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