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Beschreibung von Cod. Guelf. 681 Helmst. (geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.)
Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser (in Vorbereitung).
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung

Hugo Argentinensis. Textus evangeliorum dominicalium cum commento

Papier — I, 189, I Bl. — 21 × 14,5 cm — Südniedersachsen — 15. Jh., 1. Hälfte

Aus zwei Teilen zusammengesetzt: I 1ra137v; II 138ra179v. Lagen: VI (12). V–2 (20). VI–1 (31). VII (45). VII–3 (56). V (66). 2 VI (90). VI–1 (101). 3 VI (137). VI+2 (151). VI+4 (167). VI (179). Bleistiftfoliierung modern: 1179.

Gotischer Holzdeckelband, mit ungefärbtem und unverziertem Schafsleder überzogen. Drei Doppelbünde. Zwei Riemenschließen mit rechteckigen, randlich gekerbten Fensterlagern, beide Schließenhaken verloren. Auf VD und HD jeweils fünf kleine Schonernägel in Blütenform, sämtlich verloren. Auf dem VD Titelaufschrift (14./15. Jh., Bastarda): Compendium theologice veritatis. Darunter Signaturschild (Papier, 2 × 4,5 cm) der Konventsbibliothek Clus mit der roten Aufschrift: ›H IX‹. – Zwischen Bl. 115 und 116 ist ein unregelmäßig rundlich geformtes und randlich eingekerbtes Papierbl. als Lesezeichen eingelegt.

Fragmente:
  1. VS. Norddeutschland. 13. Jh., 1. Viertel. Pergament. 1 Doppelbl. 21 × 28,5 cm. Das nicht aus der Lagenmitte stammende Doppelbl. ist für die Benutzung als VS und vorderes Vorsatz erheblich beschnitten; ein Bl. war ursprünglich ca 20 cm breit, so dass von einem Folioformat auszugehen ist. Schriftraum: 21 × 15 cm, einspaltig, noch 21 Zeilen erhalten. Späte Carolino-Gothica von einer Hand. Über jeder Textzeile Neumennotation. Rubriziert, rote und schwarze Lombarden und Satzmajuskeln. VSIv Antiphonale officii (Proprium de tempore, pars hiemalis). Enthalten sind: (VS) Versikel (CAO 7207b) und Antiphonen (CAO 5256 und 4835) in dominica Palmarum, anschließend ›Invitatorium‹ (CAO 1168), Responsorien mit Versikeln (CAO 6137 mit 6137a und 6306 mit 6306b) und Antiphonen ›in matutinis laudibus‹ (CAO 2833, 2893, 1463, 3394 und 3556) in feria II hebdomadae maioris. (Irv) Responsorien mit Versikeln (CAO 7543 mit 7543a und 7272 mit 7272a) und Antiphonen ›in ma[tutinis laudibus]‹ (CAO 3537, 2422, 1912, 2784, 4097, 1742 und 5169) sowie Antiphonen zu den kleinen Horen und ad Magnificat (CAO 1754, 2008, 1199, 2082, 1891 und 1781) in feria V in coena domini. (Iv) ›In parasceve nocturno I‹ (nur Beginn) mit Antiphonen (CAO 1506, 2260 und 3358) und Responsorien mit Versikeln (CAO 7313 mit 7313a, 7821 mit 7821a und 7887 mit 7887a).
  2. Hinteres Vorsatz. Norddeutschland. 14. Jh., 2. Hälfte. Pergament. 1 Bl. 21 × 14 cm. Separat geheftet. Schriftraum: 17 × 12 cm (beschnitten), einspaltig, noch 38 Zeilen erhalten. Regelmäßige jüngere gotische Kursive von einer Hand. Jeweils über der ersten Textzeile eine Mischform aus gotischer Choral- und Metzer Notation, die Notenlinien sind nur als Blindlinien ausgeführt. Rubriziert, rote Lombarden. I*rv Hymnarius. Das aufgrund des Formats vermutlich aus einem Brevier oder Psalterium feriatum stammende Bl. enthält im einzelnen, soweit aufgrund des Zustands noch erkennbar, folgende Hymnen (I*r) Chevalier 22834; ›De sancto Martino‹: AH 27 Nr. 154; ›Eli[sabeth]‹: AH 52 Nr. 181 Str. 1–4, 7 und 10 sowie AH 52 Nr. 182. (I*v) In festo omnium sanctorum: AH 51 Nr. 130; ›De sancto Nicolao‹: AH 51 Nr. 184; ›De apostolis‹: AH 50 Nr. 17 Str. 1, 2, 6 und 8.

Herkunft: Die beiden Teile der Hs. wurden zwischen 1420 und 1450 im südlichen Niedersachsen, nach Ausweis des Initialschmucks vermutlich in der Region um Hildesheim und Gandersheim geschrieben. Eine nähere Lokalisierung ist mangels weiterer Charakteristika bislang nicht möglich. — Später nach Ausweis des typischen Signaturschildes im Benediktinerkloster Clus. — Am 3.2.1624 mit der übrigen Konventsbibliothek in die Universität Helmstedt überführt. 1644 im Handschriftenkatalog der Universitätsbibliothek (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 18r) unter den Theologici MSSti in quarto gemäß der Titelaufschrift als Compendium Theologicae veritatis beschrieben; auf dem VS die zugehörige Helmstedter Signatur T. 4to 123. Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 481 aufgeführt.

Heinemann Nr. 744. — Lesser Clus, 220.

I

Papier — 137 Bl. — 21 × 14,5 cm — um 1425

Wasserzeichen: Zwei Schlüssel, gekreuzt, zweikonturiger Schaft, runder Griff: WZIS DE8280-Hs.625.1559_5, DE8280-Hs.625.1559_12 (beide 1424–1425). Zwei Schlüssel, gekreuzt, zweikonturiger Schaft, eckiger Griff: WZIS DE8280-Hs.726.280_14, DE8280-Hs.726.280_22 (beide 1401–1450). Lagen: VI (12). V–2 (20). VI–1 (31). VII (45). VII–3 (56). V (66). 2 VI (90). VI–1 (101). 3 VI (137). Schriftraum: 16,5–17 × 10,5–11 cm, zweispaltig (Spalten jeweils ca. 5–5,5 cm breit), 37–43 Zeilen. Jüngere gotische Kursive von einer Hand. 1ra99ra, 102ra106rb, 114ra–b, 120va121rb und 126ra–b rubriziert, rote Lombarden. Am Beginn des Prologs (3ra) und der Bücher I–V (3va, 19vb, 44va, 60va und 75vb) jeweils federgezeichnete Fleuronnéeinitialen wechselnder Größe; Buchstabenkörper vielfach in Treppen- und Kopfstempelschnitten von Rot und Schwarz geteilt, in den Binnenfeldern meist Ähren aus gekernten Knospen und andere vegetabile Motive, Caudae lang ausgezogen und mit gerollten Endausläufern und Fibrillen verziert.

1ra137rb Hugo Argentinensis: Compendium theologicae veritatis. (1ra3ra) Tabula. ›Capitula primi libri. Quod deus est‹. Quod deus est. Quod unus deus est. Quod unum solum principium est … — … De aureolis in genere. De aureolis in specie. Enumeracio celestium gaudiorum.
(3ra137rb) Textus. ›Incipit prologus in compendium theolojice [!] veritatis collectum de dictis magistrorum theologorum‹. Veritatis theologice sublimitas cum superni sit splendoris radius illuminans intellectum et regalium deliciarum convivium reficiens affectum … — … quisque beatus secundum merita recipiet sine fine. Amen etc. etc. Die Textgliederung erfolgt durch Kapitelüberschriften und Angabe der Bücher im Seitentitel, wenigstens insoweit die Rubrizierung durchgeführt ist. Enthalten sind (3rava) Prolog, (3va19va) ›Incipit liber primus de natura divinitatis. Quod deus est‹ (cap. 31 ist gekürzt); (19vb44rb) ›Incipit liber secundus. De rerum creacione‹ (cap. 4 und 5 sind zusammengezogen und gekürzt); (44va60rb) ›Incipit tercius liber. De corruptela peccati etc.‹ (cap. 22–28 und 30–34 sind zusammengezogen und jeweils leicht gekürzt); (60rb75vb) ›Incipit liber quartus de incarnacione Cristi‹; (75vb101ra) ›Explicit quartus sequitur quintus de gracia spiritus sancti‹; (101ra122ra) Liber VI (nicht rubriziert, cap. 13 und 14 sind zusammengezogen, cap. 20 und 37 sind zweigeteilt), (122rb137rb) Liber VII (nicht rubriziert). Hier vergl. mit der Ausgabe Bonaventurae opera Peltier 8, 61–246; zu weiteren Ausgaben, zur Parallelüberlieferung und zur Literatur vgl. bei 679 Helmst., 1ra–191r. – 137v leer.

II

Papier — 42 Bl. — 21 × 14,5 cm — 15. Jh., 2. Viertel

Wasserzeichen: Zwei Schlüssel, gekreuzt, zweikonturiger Schaft, runder Griff: WZIS DE8280-Hs.174.1207_135, DE8280-Hs.74.1207_141 (beide 1426–1450). Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, ohne Beizeichen: WZIS DE3315-GMXXXIV.E.106._99 (1431–1440). Sonne mit Gesicht, ohne Beizeichen (nicht nachweisbar). Lagen: VI+2 (151). VI+4 (167). VI (179). Insgesamt sechs gez. Schaltzettel: Bl. 139 und Bl. 150 (Gegenstücke), messen jeweils 7,5 x 14,5 cm; Bl. 155 und Bl. 150 (Gegenstücke), messen jeweils 7 x 14,5 cm sowie Bl. 158 und 161 (Gegenstücke), messen jeweils 9 x 14,5 cm. Schriftraum: 17–18 × 11 cm, zweispaltig (138ra–vb und 140ra–va Spalten jeweils 5,5 cm breit, sonst 8,5–9,5 und 2,5–4 cm breit), je nach Umfang des Kommentars 39–45 Zeilen. Der kommentierte Evangelientext in schlichter Textualis, der Kommentar in jüngerer gotischer Kursive von einer Hand. Allein Bl. 138ra–b rubriziert, Raum für Lombarden ausgespart.

138ra162r Textus evangeliorum dominicalium cum commento (partim).
(138ravb, 140rava) Prologus. De excellencia ewangelii et differencia ipsius ad legem de figuris ewangelistarum et de materia ewangelii intencione dictat racio prescribere … — … per relevelacionem [!] sancti spiritus qui est causa principalis et instrumentalis sacre scripture. Etwa die Hälfte der Vorrede (138ravb) ist ein nur geringfügig modifiziertes Exzerpt aus der Praefatio des Zacharias Chrysopolitanus: In unum quattuor sive de concordia evangelistarum libri IV, Druck: PL 186, 11A–14B. Auf dem Kopfsteg die Invokation des Schreibers: Presens huic operi sit gracia pneumatis almi (Walther II 22207b); der gez. Schaltzettel 139rv ist leer.
(140v162r) Textus. ›Sequitur textus‹. 'In illo tempore cum appropinquasset Ihesus Iherosolimis'. Secundum humanitatem non enim appropinquare posset nisi verus homo esset quia deus ubique est … — … fuit in Christo plenitudo veritatis in quantum implevit omnes figuras et promissiones legis Mosayce … (Text bricht ab). Enthält die marginal und z. T. interlinear kommentierten Evangelienperikopen der dritten Nokturn (Mt 21,1–10; Mt 3,1–6; Lc 3,7–18; Lc 21,23–33; Mt 11,2–10; Io 1,19–28; Lc 2,1–14 und Io 1,1–14) von dominica I adventus bis nativitas domini weitgehend entsprechend dem Hildesheimer Diözesanbrevier, vgl. z. B. bei Cod. Guelf. 348 Helmst. Der letzte Abschnitt (158r–162r), die Auslegung der Perikope Io 1,1–14 (Beginn: 'In principio'. Et per presentem particulam Johannes redarguit opinionem cuiusdam heretici … 'Et verbum erat'. Hic probet patris et filii personalem distinctionem …) findet sich auch in der Hs. Berlin, SBBPK, Ms. theol. lat. fol. 697, 77r–80v (Berlin 2,2, 228). Der Text als Ganzes ist in dieser Form bislang nur hier nachgewiesen und ungedruckt. – 162v179v leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

AH Analecta hymnica medii aevi, hrsg. von G. M. Dreves und C. Blume, Bd. 1–55, Leipzig 1886–1922, Registerbd. 1–3, hrsg. von M. Lütolf, Bern u. a. 1978
Berlin 2,2 Die theologischen lateinischen Handschriften in Folio der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin, Bd. 2: Ms. theol. lat. fol. 598–737, beschrieben von P. J. Becker u. T. Brandis, Wiesbaden 1985 (Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz. Kataloge der Handschriftenabteilung, Reihe 1: Handschriften 2,2)
Bonaventurae opera Peltier S. R. E. Cardinalis S. Bonaventurae ex ordine minorum episcopi Albanensis eximii ecclesiae doctoris opera omnia … cura et studio A. C. Peltier, Bd. 1–15, Paris 1864–1871
CAO R.-J. Hesbert, Corpus antiphonalium officii, Bd. 1–6, Rom 1963–1979 (Rerum ecclesiasticarum documenta. Series maior 7–12)
Chevalier Repertorium hymnologicum. Catalogue des chants, hymnes, proses, séquences, tropes en usage dans l'église latine depuis les origines jusqu'à nos jours, Bd. 1–6, ed. par U. Chevalier, Louvain 1892–1921 (Subsidia hagiographica 4)
Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
Lesser Clus B. Lesser, Die Benediktiner von Clus und ihre Bücher. Exemplarische Analyse und Rekonstruktion der Konventsbibliothek, in: Zentrum oder Peripherie? Kulturtransfer in Hildesheim und im Raum Niedersachsen (12.–15. Jahrhundert), hrsg. von M. E. Müller und J. Reiche, Wiesbaden 2017 (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 32), 165–228
PL Patrologiae cursus completus. Series Latina, Bd. 1–221, hrsg. von J. P. Migne, Paris 1844–1865
Walther II H. Walther, Proverbia sententiaeque Latinitatis medii aevi, Bd. 1–6; P. G. Schmidt, Proverbia sententiaeque Latinitatis medii aevi. Nova series, Bd. 7–9, Göttingen 1963–1986 (Carmina medii aevi posterioris Latina 2,1–9)
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil IV.
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