Beschreibung von Cod. Guelf. 694 Helmst. (geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.) Beschrieben von Bertram Lesser Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung Elektronische Ausgabe nach TEI P5 TEI-P5 konforme Kodierung durch Bertram Lesser Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

Dieses Dokument steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz (CC BY-SA).

Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (Copyright Information

Neu katalogisiert durch Bertram Lesser.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil IV .

Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Helmstedter Handschriften Cod. Guelf. 694 Helmst. Heinemann-Nr. 758 Nicolaus de Dybin Hildesheim 1440–1450

Papier

Aus zwei Teilen zusammengesetzt: I Ir–58v; II 59r–70v.

I, 73 Bl. 21,5 15 Bleistiftfoliierung modern: 170, das Vorsatzbl. ungez., drei Schaltzettel als Bl. 28a, 31 und 31a gez. VI+1 (12)! VI (24). VI+3 (37)! VI (49). IV+1 (58). VI (70).

Spätgotischer Koperteinband. Die Lagen sind mittels Langstichheftung an Kopf und Schwanz auf zwei breite, feste Pergamentbünde (7 x 9 cm) geheftet. Da der Umschlag auf dem Rücken noch einen weiteren Knick und die Bünde noch mehrere Einstichlöcher aufweisen, ist wohl ein erheblicher Teil des ursprünglichen Buchblocks – nach den Heftlöchern zu urteilen neun Lagen unbestimmten Umfangs – verlorengegangen. Der mit der Haarseite nach außen angeordnete Umschlag, dem Klappe und Wickelverschluss fehlen, ist mittels Langstichheftung an den beiden Bünden befestigt. Auf dem VD eine Titelaufschrift (16./17. Jh.): Libellus Rhetoricus von der gleichen Hand wie bei Cod. Guelf. 575 Helmst. Zu den Spiegelbeschriftungen vgl. unten.

Die beiden Teile des zunächst umfangreicheren Codex wurden von den namentlich genannten bzw. aus der gleichzeitig entstandenen, teilweise auch auf Papier mit identischen Wasserzeichen geschriebenen Parallelüberlieferung Cod. Guelf. 575 Helmst. und 800 Helmst. ermittelbaren Schreibern Tilemannus und Henricus Gandersem in Hildesheim (zumindest laut Kolophon Teil II und dem Brief auf dem HS) angefertigt; möglicherweise entstand der Codex ebenso wie Cod. Guelf. 575 Helmst. im Umfeld der städtischen Schule. Beide waren vermutlich Verwandte; über sie ist sonst bislang aus urkundlichen oder archivalischen Quellen nichts bekannt.

Später könnte die Hs. einem von beiden oder einem weiteren Verwandten gehört haben, vgl. den entsprechenden, aber durch Rasur teilweise unkenntlich gemachten Besitzvermerk auf dem HS: Gandersem est possessor huius libri.

Wann, auf welchem Wege und über welche weiteren Vorbesitzer die Hs. in die Universitätsbibliothek Helmstedt gelangte, ist ebenso wie bei den übrigen oben genannten Codices unbekannt. Sie ist erstmals 1644 im Helmstedter Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 31r) unter den Miscellanei MSSti in quarto gemäß der Titelaufschrift als Libellus Rhetoricus beschrieben; im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 801 aufgeführt.

geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser. Heinemann Nr. 758. Szklenar, 99. Polak Treatises 3 , 569f. Umschlag 15 Jh., 1. Hälfte VS Commentum in librum de anima (?) Sciendum quod dupliciter potest difficultas cognoscendi accedere sciencia de primo motore est facilior Text bricht ab. Der nicht näher identifizierbare Abschnitt gehört möglicherweise zu einem Kommentar zur verbreiteten aristotelischen Schrift "De anima", ist ungedruckt und in dieser Form bislang nur hier nachgewiesen. Unter dem Text z. T. stark verblasste Federproben und Notizen. HS Epistula patris ad filium suum scholam Hildesii visitantem Dilecto in perpetuo filio artibus liberalibus tempus pro presenti in Hildensemensi civitate dilectionem paternalem cum honore Text bricht ab. Ungedruckt, bislang nur hier nachgewiesen, durch den Beschnitt der Klappe fragmentiert. Über und unter dem Text z. T. stark verblasste Federproben und Notizen sowie der oben zitierte Besitzvermerk.

Pergament

1 Bl. 20,5–21 32

Aufgrund der Verwendung als Umschlag ist das Bl. außen angeschmutzt und gefaltet; die von hinten nach vorn reichende Klappe wurde abgeschnitten.

13–16 11–12 , einspaltig, 29 (vorn) und 24 (hinten) Zeilen.

Jüngere gotische Kursive von mehreren Händen.

I 1440–1450 Ir Briefformular (mnd.) Mynen leuen vadern in deme neman des vaders etc Mynen dynst to vorn. Wetet Peter Meyer gude frunt dat herinnen Jeger vnde Ernst to Brunswik sint vnnd hebben II stucke bracht von juwen merke hyr mede syt got beuolen vnd gude nacht. Geschreuen des sondages na der hilligen dre konigen daghe to Brunswik Schreibsprache: Mittelniederdeutsch (ostfälisch). Eine Jahresangabe fehlt. Unter dem Text zahlreiche weitere Federproben, teils mittelniederdeutsch, teils lateinisch, darunter der Name Hinricus; vermutlich handelt es sich bei dem Schreiber also um Hinricus Gandersem (vgl. in Teil II). Iv Sermo Tota pulchra es amica mea et macula non est in te. Illa verba loco thematis assumpta in canticis canticorum sunt scripta et secundum sensum historicum scribitur enim Text bricht ab. Von anderer Hand nachgetragen, ungedruckt, in dieser Form bislang nur hier nachgewiesen. 1r–58v Nicolaus de Dybin Viaticus dictandi<note> partim, cum prooemio commentoque</note> 1r–v Prologus Ave Maria Dabo vobis os et sapienciam cui non potest resistere adversarius. Hec verba proposita scripta sunt in ewangelio Luce de divina promissione que verba salvator dixit ad discipulos suos ex quo enim vidit eos rudes hec enim immensas largitur dignitates pauperem de pulvere erigit ditans egenum et ad regum consilia promovet rusticanos etc Es handelt sich hierbei um den sonst dem Kommentar zum "Laborintus" vorangestellten Prolog Dybins, vgl. dazu bei Cod. Guelf. 648 Helmst., 1ra–5rb. Druck (nach der Danziger Parallelüberlieferung, leicht abweichend) Szklenar, 256–259 (99 Nr. 11 und 230 Hs. genannt). 1v–10r Prooemium de rhetorica in generali Circa inicium rethoricalis sciencie est sciendum quod aliqua generalia antequam aggressum textus peragamus sunt pertractanda nostro proposito deserviencia: Primo quod nominis rethorice secundo utrum rethorica sit distincta a grammatica tercio quare rethorica est inventa pars dictatoria summe est necessaria dictacioni etc 10r–58v Textus (partim, cum commento) 'Epistola est fidelis secretorum nuncia'. Iste tractatus de cuius subiecto prius dictum est prima sui divisione dividitur in duas partes cuius prima premittit in tematum diffiniendo et diiudicando epistolam debite clausulas tanto magis ab aliis commendative commendantur. Que quidem commendacio unigenito domino nostro Ihesu Christo atque virgini gloriose Marie eiusque matri piie totique celesti exercitui debetur nunc et in ewum Amen etc Der Text kombiniert die auch sonst mehrfach überlieferte Vorrede des Nikolaus von Dybin zu seinem Laborintus-Kommentar mit einer ausführlichen Einleitung zum Wissenschaftscharakter der Rhetorik, zu den Redeteilen, zu den Colores rhetorici u.a. mit insgesamt 15 Unterpunkten (vgl. Szklenar, 215–218 und 248, jeweils Hs. genannt). Im Anschluss folgt der Text des "Viaticus dictandi", der mit der unten gen. Parallelüberlieferung vergl. wurde und mit dieser weitgehend identisch ist, jeweils nach einem Satz bzw. Abschnitt gefolgt vom Kommentar. Die Bl. 11v–12v sind freigelassen. Zur Parallelüberlieferung vgl. insgesamt bei Cod. Guelf. 654 Helmst., 255ra–271r. Literatur Szklenar, 217f.; Haye Laborintus , 368f., dort Hs. genannt, Sigle Wo5.

Papier

Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen, darüber einkonturige Stange, darüber Blume: WZIS DE4620-PO-65827, DE4620-PO-65828 (beide 1444). Ochsenkopf mit Augen, darüber zweikonturige Stange, darüber Blume: WZMA AT5000-663_1, AT5000-659_122 (beide 1440–1450).

66 Bl. 21,5 15 VI+1 (12)! VI (24). VI+3 (37)! VI (49). IV+1 (58). Ab der zweiten Lage mit dem neu einsetzenden Text Lagenzählung in arabischen Zahlen auf dem Kopfsteg der ersten Rectoseite jeder Lage: 14.

In der zweiten Lage drei gez. Schaltzettel: Bl. 28a misst 5,5 x 11 cm, Bl. 31 und 31a (Teil eines Doppelbl.) messen jeweils 7,5 x 10,5 cm. Bl. Ir quer von unten nach oben beschrieben.

18 11–12 , einspaltig, je nach Textart unregelmäßig 25–50 Zeilen.

Jüngere gotische Kursive von drei Händen,

Hand 1: Ir;

Hand 2: Iv;

nach einem Vergleich mit den u.g. Codices schrieb den Text 1r–58v Tilemannus Gandersem in jüngerer gotischer Kursive, z. T. mit Textualis als Auszeichnungsschrift oder mit Bastarda für die zu kommentierenden Textteile; seine Hand vgl. außerdem in Cod. Guelf. 575 Helmst., 1r–11v und 141r–175v, sowie in Cod. Guelf. 648 Helmst., 13v–14r und 15r, sowie Cod. Guelf. 800 Helmst., 1r–79v und 147r–179v, dort auch 78v und 79v die Kolophone mit dem Namen des Schreibers.

1r–3r rubriziert; am Beginn der einzelnen Abschnitte schlichte tintenfarbige Initialen in Unzialform in Umrisszeichnung, wohl vom Schreiber eingefügt; 28v gliedernde Bestandteile des tabellarischen Schemas in zoomorpher Gestalt als gekrümmte Fische.

1r federgezeichnete, wohl vom Schreiber eingefügte Fleuronnéeinitiale D in Unzialform über 11 Zeilen; Buchstabenkörper in roter Umrisszeichnung mit Strichpunktmustern gefüllt, Buchstabenstamm schraubenartig verdreht, mit einer rot gekernten Halbpalmette als Endausläufer. Das Binnenfeld ist vor einem tintenfarbig schraffierten Hintergrund mit roten, vegetabilen Arabeskenornamenten gefüllt. Den Buchstaben umgibt ein quadratischer Rahmen, der in den Zwickeln mit axialsymmetrisch angeordneten Büscheln aus tintenfarbigen paarigen Halbpalmetten versehen ist.

II 1448 59r–67v Nicolaus de Dybin Tabulae in summa de arte dictandi Prima tabula Tybini Secundum magistrum Tybinum et Ludolfum in sua summa de arte dictandi: Illi tibi conveniunt in re et differunt in racione Valete in verbum dei incarnatum quod pro huius complecione sit eternaliter benedictum Amen Expliciunt tabule magistri Tybini per me Hinricum Gandersem sub anno domini Mo CCCCo XLVIIIo sabbato post festum decollacionis Johannis Baptiste in Hildensem ad sanctum Andream Colophons 6564 Das Werk enthält insgesamt 13 im Querformat von unten nach oben geschriebene Übersichtstafeln. Ungedruckt, zum Autor vgl. oben und bei Cod. Guelf. 648 Helmst., 1ra–5rb. Vgl. neben der dort gen. Literatur Doskočil, 8 (Hs. genannt); Burdach Briefwechsel 2 , 360–368 (367 Hs. genannt); Szklenar, 203 (Hs. genannt). 66r–v und 68r–70v leer.

Papier

Wasserzeichen: Krone ohne Bügel, Mittelzinken einkonturig, Enden blattförmig, oben offen, Reif zweikonturig: WZIS CH0780-PO-50081, CH0780-PO-50252 (beide 1451, beide auch in Cod. Guelf. 800 Helmst.).

12 Bl. 21,5 15

13 20 , Tafeln im Querformat von unten nach oben einspaltig geschrieben, unregelmäßig je nach Inhalt und Textanordnung 30–40 Zeilen.

Jüngere gotische Kursive von der Hand des Schreibers Henricus Gandersem, vgl. auch in Cod. Guelf. 575 Helmst., 13r–65v, sowie in Cod. Guelf. 800 Helmst., 88r–141v und 183r–205r.

59r–65r rubriziert.