Beschreibung von Cod. Guelf. 719 Helmst. (geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.) Beschrieben von Bertram Lesser Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms "Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung" Elektronische Ausgabe nach TEI P5 TEI-P5 konforme Kodierung durch Bertram Lesser Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

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Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (Copyright Information

Neu katalogisiert durch Bertram Lesser.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil IV .

Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Helmstedter Handschriften Cod. Guelf. 719 Helmst. Heinemann-Nr. 783 Innocentius III papa Hildesheim, Augustiner-Chorherrenstift Sülte 13. Jh., 2. Viertel 1ra–77va Innocentius III papa De missarum mysteriis Innocencius super officium misse Tria sunt in quibus precipue lex divina consistit: Mandata promissa et sacramenta ut legentibus ipsius exposicionis plenior pateat intellectus totum continue censui subscribendum. Amen Der in den Ausgaben vorangestellte Ordo missae fehlt; der nur in Kapitel, nicht in Bücher (particulae) untergliederte Text umfasst: (1ra–vb) Prolog; (1vb–15vb) Liber I mit folgenden Modifikationen gegenüber der Ausgabe: Kapitel 5 und 10 jeweils zweigeteilt, die Kapitel 13–16, 17–27, 28–30, 31 und 32, 33 und 34, 47 und 48 sind zusammengefasst, Kapitel 53 folgt direkt auf Kapitel 50. (15vb–36rb) Liber II mit folgenden Modifikationen gegenüber der Ausgabe: Kapitel 1–4, 5–11, 12 und 13, 23 und 24, 25 und 26 sowie 60 und 61 sind zusammengefasst, Kapitel 32 ist zweigeteilt. (36rb–43va) Liber III mit folgenden Modifikationen gegenüber der Ausgabe: Kapitel 1 ist zweigeteilt und der zweite Teil ist mit Kapitel 2 kontrahiert, die Kapitel 4 und 5 sowie 9 und 10 sind zusammengefasst. (43va–62vb) Liber IV mit folgenden Modifikationen gegenüber der Ausgabe: Die Kapitel 9–11, 15 und 16, 22–24 sowie 39 und 40 sind zusammengefasst, Kapitel 30 ist nach dem ersten Absatz in Kapitel 29 integriert. (62vb–73ra) Liber V mit folgenden Modifikationen gegenüber der Ausgabe: Kapitel 2 ist zweigeteilt, Kapitel 5 ist dreigeteilt und der letzte Teil ist mit Kapitel 6 kontrahiert, Kapitel 7 ist zweigeteilt und der zweite Teil ist mit den Kapiteln 8–13 kontrahiert, die Kapitel 17 und 18, 19 und 20, 22 und 23 sowie 26 und 27 sind zusammengefasst. (73ra–77va) Liber VI. Auch in Cod. Guelf. 871 Helmst., 2r–112v (Text ungeachtet kleinerer Abweichungen in der Kapitelgliederung weitgehend identisch, vermutlich von der gleichen Vorlage kopiert, Schluss fehlt durch Lagenverlust); ein auf dem Text basierender Auszug (jeweils mit identischem Initium) in Cod. Guelf. 269 Helmst., 66rb–67rb; 729 Helmst., 126v–132r; 909 Helmst., 179v–180v; kürzere Auszüge in Cod. Guelf. 710 Helmst., 133v; eine volkssprachliche Bearbeitung in Cod. Guelf. 29.4 Aug. 4°, 127r–195v. Ausgaben PL 217, 763C–916A, hier ab 773B; D. F. Wright, A medieval commentary on the mass. Particulae 2–3 and 5–6 of the De missarum mysteriis (ca. 1195) of Cardinal Lothar of Segni, Ann Arbor (Diss.) 1980, 91–276 (teilweise); Innocenzo III, 2–418, hier ab 30 (lat. Text nach PL mit ital. Übersetzung). Literatur Rep. font. 6, 244; 2VL 4, 388–395, hier 392–394 Nr. II; M. Maccarrone, Studi su Innocenzo III, Padova 1972 (Italia sacra 17), 344–431 (431 Nr. 142 Hs. genannt); D. F. Wright, I manoscritti del De missarum mysteriis di Innocenzo III, in: Rivista di storia della chiesa in Italia 29 (1975), 444–452 (449 Nr. 192 Hs. genannt); C. Egger, Papst Innocenz III., De missarum mysteriis. Studien und Vorarbeiten zu einer kritischen Edition, mit besonderer Berücksichtigung der schriftstellerischen Persönlichkeit des Papstes, Phil. Diss. Wien 1996, 149–224 (184 Nr. 187 Hs. genannt). 77vb–78vb leer.

Pergament

I, 78 Bl. 21,5 15 Bleistiftfoliierung modern: 178, vorderes Vorsatzbl. (s. Fragment) ungez. IV+1 (8)! 3 IV (32). II (36). 4 IV (68). V (78). Reklamanten.

16,5 10,5 , zweispaltig (Spalten 4,5 bis max. 5 cm breit), 31 blind- und tintenliniierte Zeilen, Punkturen an den Blatträndern sichtbar.

Regelmäßige frühe Textualis von einer Hand.

Rubriziert, rote, sorgfältig ausgeführte Lombarden mit Punktverdickungen und filigranen Silhouettenornamenten.

Spätgotischer Holzdeckelband, mit mittelbraun gefärbtem Kalbsleder überzogen. Streicheisenlinien. Einzelstempel Adler, heraldisch, einköpfig: EBDB s000003. Agnus Dei stehend, ohne Kelch, Kreuzstab schräg: EBDB s005485. Blattwerk: EBDB s000846. Eichelzweig mit Eichenblättern: EBDB s004254. Lilie, Mittelblatt rhombisch, unterer Abschluss lilienförmig: EBDB s002655. Pegasus: EBDB s003454. Rosette, ein Blattkranz, fünfblättrig: EBDB s006256 . Schrift Maria : EBDB s008604. Sämtlich der Werkstatt "Sülte-Kloster" in Hildesheim ( EBDB w000203 ) zugeschrieben. Drei Doppelbünde. Eine mittig angebrachte Riemenschließe mit Stiftlager in einfach geschwungener Gabelform, Schließenriemen und -haken verloren, nur noch das halbrunde Gegenblech am HD erhalten. Auf dem VD ist ein Titelschild (Pergament, 3 x 5,5 cm) mit der Aufschrift in Textualis: Innocencius de officio misse, links daneben die mit Tinte direkt auf den Deckel geschriebene Signatur B 8, die vermutlich wie bei den meisten Bänden Heininger Provenienz (vgl. bei Cod. Guelf. 693 Helmst.) die Einordnung der Hs. in die Propsteibibliothek signalisiert. In den Rückenfeldern ein zweigeteiltes weiteres Titelschild wie vorn (Pergament, jeweils 2 x 4 cm), mit der Aufschrift in Textualis: Innocencius super officium misse. Weitgehend identisch gestaltete Einbände an den in der gleichen Werkstatt gebundenen Cod. Guelf. 807 Helmst., 83.3 Aug. 2° (mit identisch gestaltetem Rückenschild) und 35.1 Aug. 4°.

Der Codex wurde nach Ausweis der paläographischen Merkmale im 2. Viertel des 13. Jh. im südöstlichen Niedersachsen im Grenzgebiet der Diözesen Hildesheim und Halberstadt geschrieben; dort befindet sich in der Hs. Halberstadt, Historisches Stadtarchiv, M 37, 47r–94v ( Halberstadt, 19f.), die dritte und älteste aus Norddeutschland bekannte Abschrift des Textes. Vergleichbar sind etwa das Brevier Cod. Guelf. 541 Helmst. (Augustiner-Chorfrauenstift Marienberg?) und Cod. Guelf. 70.1 Aug. 2° (Zisterzienserkloster Mariental, datiert 1226). Mit ziemlicher Sicherheit geschah dies im Hildesheimer Augustiner-Chorherrenstift auf der Sülte, wo der Codex im 15. Jh. neu gebunden und für den Gebrauch in der Konventsbibliothek mit den charakteristischen Titel- und Rückenschildern versehen worden ist. Da jedoch gleichzeitige datierte und loaklisierte Vergleichsstücke fehlen, bleibt diese Annahme hypothetisch.

Die Hs. gelangte nach der Windesheimer Reform 1451 ins Augustiner-Chorfrauenstift Heiningen, vgl. die Besitzvermerke auf dem Kopfsteg des hinzugebundenen Vorsatzbl. Ir (Liber sancti Petri apostoli claustri virginum in Heyninghe) und auf dem Kopfsteg 1r (Liber sancti Petri in Heynihe). Da die Heininger Chorfrauen 1451–1476 von den beiden Pröpsten des Sültestifts, Berthold Ziegenmeier und Johannes Busch, nicht nur reformiert, sondern auch seelsorgerisch betreut wurden, dürfte einer der beiden den Codex für den Gebrauch der Propsteibibliothek (deren Signatur auf dem VD hinzugefügt wurde) ins Stift mitgebracht haben.

Der Codex wurde am 12.4.1572 mit der übrigen Konventsbibliothek in die Wolfenbütteler Hofbibliothek überführt, 1588 im Verzeichnis der Pergamenthandschriften (NLA – StA Wolfenbüttel, 1 Alt 22, 83, 22r–35v) nicht eindeutig identifizierbar. 1614 im Gesamtkatalog der Hofbibliothek von Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav., p. 302 [297]) unter Nr. Z 36 der Papalia miscellanea als Innocentius de officio missæ manuscr. in membrana nachgewiesen. Seit 1618 in der Universitätsbibliothek Helmstedt, 1644 in deren Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 17v) als Innocentius super officium missæ in membrana unter den Theologici MSSti in quarto beschrieben, auf dem VS die zugehörige Helmstedter Signatur T. 4to 106. Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 473 genannt.

geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser. Schönemann, 75 Nr. 6.1. Heinemann Nr. 783. Härtel Lamspringe , 116. Härtel Untersuchungen , 25. Krämer, 341 und 351. Foot, 89. Cohen-Mushlin, 58, 181, 199. Rosenkränze und Seelengärten, 271–273 Nr. IV.16 (P. Carmassi). Carmassi Johannes Teutonicus , 171f. Kruse Stiftsbibliotheken , 282, 291, 428. Vorsatz 13. Jh., 2. Hälfte Ira–vb Commentum in librum De differentiis topicis Boethii Text setzt ein qualiter habeat fieri introductio medium sapienti et si obicit Die Zuordnung des Textes erfolgte anhand des Irb eingetragenen kommentierten Lemmas aus lib. II (in predicativis autem questionibus, PL 64, 1186B). Eine genauere Identifikation des vermutlich im schulischen oder universitären Milieu entstandenen Textes ist aufgrund des erhaltenen Materials nicht möglich.

Pergament

1 Bl. 21 14,5

Das als Vorsatz dienende Bl. ist mitgeheftet und um die erste Lange gehängt.

17 11

, zweispaltig (Spalten jeweils 5 cm breit), 49 blindliniierte Zeilen.

Sehr kleine und stark abgekürzte Semitextualis von einer Hand.

Keinerlei Buchschmuck.
VS und HS Südniedersachsen 13. Jh., 3. Viertel VS HSr–v Psalterium feriatum Erhalten sind auf dem VS Ps 105,36–44; auf dem HSv Ps 108,18–31 sowie auf dem HSr Ps 109 und Ps 110,1–2 mit den Antiphonen CAO 3218, 3184 und 4853.

Pergament

2 Bl. 21,5 14,5

Die Spiegelbl. sind mitgeheftet und um die erste bzw. letzte Lage gehängt; das vordere Spiegelbl. ist quer, das hintere kopfständig eingeklebt und gegenwärtig abgelöst. Aufgrund des erheblichen Beschnitts ist die Höhe des einspaltigen, 17 cm breiten Schriftraums nicht mehr zu ermitteln, erhalten sind noch maximal 20 Zeilen.

Frühe Textualis von einer Hand, Gesangsteile in kleinerer Schrift abgesetzt.

Über den anzitierten Psalmversen und Antiphonen linienlose "frühgotische" deutsche Neumen. Rubriziert, rote Lombarden und Satzmajuskeln.