Beschreibung von Cod. Guelf. 726 Helmst. (geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.) Beschrieben von Bertram Lesser Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms "Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung" Elektronische Ausgabe nach TEI P5 TEI-P5 konforme Kodierung durch Bertram Lesser Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

Dieses Dokument steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz (CC BY-SA).

Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (Copyright Information

Neu katalogisiert durch Bertram Lesser.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil IV .

Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Helmstedter Handschriften Cod. Guelf. 726 Helmst. Heinemann-Nr. 790 Michael de Massa. Versus Goslar, Augustiner-Chorherrenstift Georgenberg um 1440 1r–v Fragment (s. oben). 2r–91v Michael de Massa Vita Christi Fundamentum aliud nemo potest ponere . Cum sicut dicit Augustinus: Deus sit res summe sufficiens et homo sit res summe deficiens ubi actus tuos et sensus aut serves nec corrumpantur aut si corrumpuntur sanes. Amen In der vorliegenden, verkürzten Fassung sind gemäß der Kapitelübersicht bei Geith, 102f., Kapitel 50 zweigeteilt, Kapitel 51 und 52 hingegen zusammengezogen, während die Kapitel 58 und 59 mit dem sog. 'Jubilus Bernardi' und der wöchentlichen Meditationsanleitung völlig fehlen, vgl. dazu die unten genannte Literatur. Weitgehend textidentisch in Cod. Guelf. 31.4 Aug. 4°, 1r–137r (nach den Einbandstempeln aus dem Goslarer Raum) sowie leicht abweichend in Cod. Guelf. 19.26.6 Aug. 4°, 77r–170v (aus dem Augustiner-Chorfrauenstift Frankenberg in Goslar) überliefert. Zur vollständigen Fassung, die offenbar im Benediktinerkloster St. Blasius in Northeim tradiert wurde, vgl. bei Cod. Guelf. 887 Helmst., 66r–154v. Drucke GW M19197, 1ra60rb ; M19198, 2ra62rb ; M19222, 1ra49rb . Literatur C. Fischer, Die "Meditationes vitae Christi". Ihre handschriftliche Überlieferung und die Verfasserfrage, in: Archivum Franciscanum historicum 25 (1932), 3–35, 175–209, 305–348 und 449–483 (35 Hs. genannt); 2VL 5, 974–978; 6, 505 und 11, 1004f.; K.-E. Geith, Ludolf von Sachsen und Michael de Massa. Zur Chronologie von zwei Leben Jesu-Texten, in: Ons geestelijk erf 61 (1987), 304–336; Geith, 105 (Hs. genannt); Ders., Lateinische und deutschsprachige Leben Jesu-Texte. Bilanz und Perspektiven der Forschung, in: Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein Gesellschaft 12 (2000), 273–289, bes. 276–281; Kemper, 124–133. 91v Bonaventura Distichon de Christo sciendo Literatur (diese Hs.) Walther I 8259. 91v Distichon de sensibus domandis Quis scit frenare linguam sensusque domare Forcior est illo qui frangit viribus urbes. Fehlt in den Repertorien. Druck Lateinische Sprichwörter und Sinnsprüche des Mittelalters, aus Handschriften gesammelt von J. Werner, Heidelberg 1912 (Sammlung mittellateinischer Texte 3), 79 Nr. 118. 92r Ps.-Bernardus Claraevallensis De patientia in capitulo habenda Tu qui digne vel indigne hic fueris proclamatus Sustine et salvaberis humilia te et apprehendisti. Hec ille Drei Strophen und anschließender Prosatext. Druck (mit allem Zusätzen im Apparat) AH 33 Nr. 224. Literatur Chevalier Nr. 34133; Walther I 19506. 92r Ps.-Bernardus Claraevallensis Carmen paraeneticum Predia terrarum possessio diviciarum Cuncta relinquentur nec post hec invenientur Neun Verse; auch in Cod. Guelf. 37.34 Aug. 2°, 66va–b. Druck PL 184, 1309A–B. Walther I 14402. 92v Versus de probis reprobisque Esse volunt reprobi sine pressura pacientes Esse volunt humiles despecta pati fugientes Esse volunt casti carnem non macerando Esse volunt inopes non rebus deficiendo. Esse volunt reprobi sine pressura patientes | Esse volunt humiles despecta pati fugientes Die paarweise gereimten Verse sind bislang nur hier nachgewiesen.

Papier

Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber einkonturige Stange, darüber Stern: WZIS NL0360-PO-76228 (1437), DE2730-PO-75976 (1439). Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber einkonturige Stange, darüber Stern, Stange über Kreis im Kopf (drei Typen, nicht nachweisbar).

94 Bl. 20,5 14,5 Tintenfoliierung modern: 194, Vorsatzbl. gez., von den Doppelbl. der ersten und letzten Lage jeweils eines als Spiegel an den Deckel geklebt. II–2 (1)! 6 VI (73). 2 V (93). II–2 (94)! Lagensignaturen in arabischen Ziffern, vielfach durch Beschnitt verloren. Lagenmitte jeweils mit Pergamentfalzen verstärkt.

14,5 9,5 , einspaltig, 32–36 Zeilen.

Bastarda von zwei Händen,

Hand 1 (Haupttext, sehr regelmäßig): 2r–91v;

Hand 2 (nachgetragene Verse): 91v–92v.

Rubriziert, rote Lombarden.

Von anlegender Hand in marg. Gliederungen, Korrekturen und Quellenangaben, von weiteren zeitgenössischen Händen zusätzliche Anmerkungen, Nota-Vermerke und Maniculae. 2r in marg. Inhaltsangabe (19. Jh.): Vita Christi.

Spätgotischer Holzdeckelband, mit rot gefärbtem Schafsleder überzogen. Streicheisenlinien. Einzelstempel Lilie, Mittelblatt gerundet: EBDB s005849. Rosette, ein Blattkranz, sechsblättrig: EBDB s007890.Der sog. Werkstatt "Wolfenbüttel 144 Helmst.*" ( EBDB w000969) zugeschrieben, die vermutlich in das Augustiner-Chorherrenstift auf dem Georgenberg bei Goslar zu lokalisieren ist. Drei Doppelbünde, dazwischen alternierend jeweils ein einfacher Zierbund ohne Heftfunktion. Kapital an Kopf und Schwanz mit ungefärbten Lederstreifen umflochten. Eine Riemenschließe mit Stiftlager, Schließenlager und -haken mit einfach gewelltem Ende und trapezförmigem Gegenblech auf dem HD. Einbandgestaltung sehr ähnlich wie bei Cod. Guelf. 281 Helmst. und 1161 Helmst., vgl. dazu J. Schevel, Bibliothek und Buchbestände des Augustiner-Chorherrenstifts Georgenberg bei Goslar. Ein Überblick über die Entwicklung im Mittelalter bis zur Zerstörung 1527, Wiesbaden 2015 (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 27), 149 (Hs. genannt). — Im Codex befinden sich zwei lose eingelegte Lesezeichen: 1. Papier, ein Bl., 7 x 19,5 cm. 5 × 19,5 cm, einspaltig, 11 Zeilen. Flüchtige jüngere gotische Kursive, eine Hand, 15. Jh., 2. Hälfte. Brief an die geistliche Jungfrau Elisabeth von Salder Leuen der richtuerdycheyt vt fruntlyker leue ek fragen vel hy nach. Bln. Auf der Rückseite Adresse: Der geystlygen jungfrawen Elisabet van Salder myner halue Die Adressatin ist möglicherweise mit der 1492–1499 amtierenden Wöltingeroder Äbtissin gleichen Namens identisch, vgl. Niedersächsiches Klosterbuch 3, 1561. — 2. Registrum (Lederband, 17,5 cm lang) mit Leserädchen in einer rechteckigen, am Band verschiebbar angebrachten Halterung (3,5 x 3 cm), verziert mit einfachen federgezeichneten Dreipässen in schwarz (Vorderseite) und rot (Rückseite); die Scheibe selbst trägt die schwarzen, von roten Punkten begleiteten römischen Zahlen I und II. Vgl. zu den beiden Lesezeichen Lesser Registerknöpfe , 227 mit Abb. 141 und 234 mit Abb. 147; Rosenkränze und Seelengärten, 230–231 Nr. III.8 und III.9 mit Abb. 124 und 125 (B. Lesser).

Nach Ausweis des enthaltenen Textes und der Einbandgestaltung wurde der Codex um 1440 im Raum Goslar, wahrscheinlich im Augustiner-Chorherrenstift auf dem Georgenberg geschrieben. Ob der spätere Eigentümer Johannes Wrackenstich Auftraggeber oder auch Schreiber der Hs. war, kann nicht mehr entschieden werden. Johannes Wrackenstich ist möglicherweise mit jenem Kanoniker des Hildesheimer Mauritzstiftes identisch, der am 18.9.1424 die von Bischof Magnus von Hildesheim urkundlich angeordnete Einrichtung einer öffentlichen Schule im Stift auf dem Georgenberg bezeugte, vgl. NLA-StA Hannover, Hild. Or. 3 Grauhof Nr. 177, und Kreutz, 66.

Johannes Wrackenstich schenkte den Codex später dem Zisterzienserinnenkloster Wöltingerode, wie der entsprechende Vermerk auf dem Kopfsteg von Bl. 2r ausweist: Liber sancte Marie semper virginis in Waltingerode quem contulit nobis dominus Johannes Wrackenstich.

Am 14.3.1572 mit den übrigen Buchbeständen des Konvents in die Wolfenbütteler Hofbibliothek transportiert, der sonst übliche Einkunftsvermerk fehlt wohl aus Raumgründen. 1614 im Gesamtkatalog von Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav., p. 288 [283]) unter Nr. W 10 der Papalia miscellanea als Fundamentum aliud nemo potest ponere preter id quod positum est quod est Jhesus Christus 1 Cor. 3. Ibidem de quibusdam incarnationem precedentibus. De incarnatione verbi. De vita Christi et miraculis eius Apostolis et Sanctis, manuscr. nachgewiesen. Seit 1618 in der Universitätsbibliothek Helmstedt, 1644 im Handschriftenkatalog der Universitätsbibliothek (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 16v) unter den Theologici MSSti in quarto als Vita Christi beschrieben; im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 689 genannt.

geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser. Heinemann Nr. 790. Krämer, 842. Kreutz, 38, 66, 79, 98, 107, 193 Nr. 20, 242. VD/VS und HS/HD Norddeutschland 14. Jh. VSra–1vb 94ra–HSrb Summa dictaminis sive summa cancellariae Der Text ist aufgrund des erhaltenen Materials bislang nicht identifizierbar und enthält insgesamt noch 35 thematisch gegliederte und durchgezählte Musterschreiben zu bestimmten Themata bzw. Anlässen. Soweit anhand der Zählung bzw. Foliierung noch zu erkennen, lautet die korrekte Blattreihenfolge folgendermaßen: 94ra–vb, VSra–b, 1ra–vb und HSra–b. Aus dem gleichen Codex stammen auch die als Heftverstärkung dienenden Pergamentfalze.

Pergament

4 Bl. 21 16

17,5 13,5 , zweispaltig (jede Spalte ca. 6,5 cm breit), 46–47 blindliniierte Zeilen.

Ältere gotische Kursive von einer Hand.

Rubriziert, rote Lombarden.