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Beschreibung von Cod. Guelf. 759 Helmst. (geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.)
Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser (in Vorbereitung).
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms "Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung"

Arnold Immessen

Papier — 56 Bl. — 23 × 16 cm — Goslar (?) — um 1500

Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber einkonturige Stange, darüber Buchstabe T, Stange über Kreis im Kopf: WZIS AT3800-PO-73276, DE2730-PO-73258 (beide 1499). Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber einkonturige Stange, darüber Buchstabe T: WZMA AT8500-15015_11 (um 1500), WZIS DE2730-PO-72021 (1501), DE3210-PO-71990, DE3210-PO-71993 (beide 1502, ein weiterer Typ nicht nachweisbar). Lagen: 7 IV (56). Bleistiftfoliierung modern: 156. Schriftraum: 15–18 × 10–12 cm, einspaltig, 24–45 Zeilen. Jüngere gotische Kursive mit schwungvollen Majuskeln von der Hand des Johannes Bokenem. Angesichts des eindeutigen Kolophons erscheint die abschnittsweise Scheidung von insgesamt vier Händen in der kritischen Textausgabe (Krage, s. unten, S. 4) kaum plausibel. Keinerlei Buchschmuck, meist Raum für Initialen u. a. ausgespart, Ausnahmen: In den als Akrostichon gestalteten Prologstrophen (2r–v) sind die den Namen des Dichters bildenden Anfangsbuchstaben als vergrößerte Satzmajuskeln in Unzialform in brauner Umrisszeichnung ausgeführt; 26v vom Schreiber sorgfältig in brauner Umrisszeichnung ausgeführte Lombarde N mit Flechtbandverzierung.

Spätgotischer Koperteinband ohne Rückenverstärkungen. Die Lagen sind an Kopf und Schwanz mit Langstichheftungen aus gedrehten Schnüren ohne Zusatzbünde direkt durch den Umschlag geheftet, die Heftung ist insgesamt locker und fehlt am Schwanz fast völlig. Die vom hinteren Umschlag als Verlängerung nach vorn reichende Klappe ist ebenso verloren wie der vermutlich daran befestigte Wickelverschluss. Auf VD und HD sind stark verblasste, auch mit Hilfsmitteln nicht mehr lesbare Schriftzüge zu erkennen, die darauf hindeuten, dass hier eine Urkunde o. ä. als Umschlag zweitverwendet worden ist.

Herkunft: Der Codex mit dem hier unikal überlieferten Text des aus Einbeck oder der unmittelbaren Umgebung stammenden und 1486 als Pfarrer in Alfeld nachgewiesenen Arnold Immessen wurde um 1500 von dem im Kolophon erwähnten Johannes Bokenem geschrieben, der vermutlich mit einem 1491–1508 in Goslar nachgewiesenen Altaristen identisch ist. — Wann und auf welchem Wege der Codex in die Universitätsbibliothek Helmstedt gelangte, ist unbekannt; die vom Ersteditor Schönemann geäußerte Vermutung, er habe sich in einer der 1572 konfiszierten Klosterbibliotheken befunden, ist nicht haltbar, da der Codex in den Katalogen von 1614 und 1644 nicht nachgewiesen ist. Er ist erstmals eindeutig 1797 im Handschriftenkatalog von P. J. Bruns (BA III, 52) unter Nr. 773 beschrieben: Drama vel comoedia argumenti sancti lingua teuton. antiq. ch. 4to.

Heinemann Nr. 839. — W. Milde, Niederdeutsche Handschriften und Inkunabeln aus dem Besitz der Herzog-August-Bibliothek, Wolfenbüttel 1976 (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek 16), 16 Nr. 14.Hanse – Städte – Bünde. Die sächsischen Städte zwischen Elbe und Weser um 1500, Bd. 2: Katalog, hrsg. von M. Puhle, Magdeburg 1996 (Magdeburger Museumssschriften 4/2), 226 Nr. 4.33 (H. Menke).Handschriftencensus Nr. 17143.

Schreibsprache: Mittelniederdeutsch (ostfälisch), "Göttingen-Grubenhagener" Dialektregion um Einbeck, vgl. T. Dahlberg, Göttingisch-Grubenhagensche Studien, Lund 1937 (Lunds Universitets Årsskrift NF 1.32/2), 45–63 (47 u.ö. Hs. genannt).

VS HS Probationes pennae. Neben dem mehrfach wiederholten nota bzw. Dominus Hinricus steht auch das Bibelzitat Mt 8,8 (bzw. als Antiphon CAO 2363), auf dem HS wiederholt.

1r Unter dem Besitzvermerk (s. oben) steht folgender Vermerk: Hinricus Bokelem quinque solidos et II den. Bezieht sich vermutlich auf nicht näher bezeichnete Einkünfte des Besitzers der Hs. Neben dem Besitzvermerk von anderer Hand nochmals der Beginn von Mt 8,8 (Domine non sum, s. oben). – 1v leer.

2r–56v Arnold Immessen: Vom Sündenfall und der Erlösung ("Wolfenbütteler Sündenfall"). Allmechtige god vel leue here | Wy beden deck alle loff vnde ere | Vmme dyne myldicheyt vnde gote … — … >Myt or gerner to deme tempele teyn | Nu singet myt my wat iuwer is | Sancta Maria virgo succurre miseris Et sich est finis per me Iohannem Bokenem. Guth beer keynn wyenn is ut sentit omnis homo. (Colophons 8943). Bei dieser Abschrift handelt es sich um den Codex unicus. Edition: Der Sündenfall und Marienklage. Zwei niederdeutsche Schauspiele aus Handschriften der Wolfenbüttler Bibliothek, hrsg. von O. Schönemann, Hannover 1855, 1–126 (nach dieser Hs., XII genannt); Literatur (in Auswahl): F. Krage, Vorarbeiten zu einer Neu-Ausgabe von Arnold Immessen "Der Sündenfall", Heidelberg 1912, pass., bes. 3–5 (Hs. genannt und beschrieben, z. T. identisch mit der Praefatio zur krit. Edition oben); W. Hohnbaum, Untersuchungen zum "Wolfenbütteler Sündenfall", Coburg 1912, 9f. (Hs. genannt); W. F. Michael, Die geistlichen Prozessionsspiele in Deutschland, Baltimore 1947 (Hesperia 22), 25f. (Hs. genannt); L. Wolff, Das niederdeutsche geistliche Spiel des Mittelalters, in: Wirkendes Wort 6 (1955/56), 199–207 (Hs. genannt); L. Hermodsson, Dat boec van den houte. Eine mittelniederländische Dichtung von der Herkunft des Kreuzes Christi, Uppsala, Wiesbaden 1959 (Uppsala Universitets Årsskrift = Acta Universitatis Upsaliensis 1959,1), 64f. (Hs. genannt), 83–92; L. Wolff, Arnold Immessen. Bedeutung und Stellung seines Werks in der Geschichte der geistlichen Spiele, Einbeck 1964 (Studien zur Einbecker Geschichte 2), bes. 10 und 29 (jeweils Hs. genannt); W. Krogmann, Arnold Immessen, in: Einbecker Jahrbuch 27 (1966), 108–116 (111 Hs. genannt); W. F. Michael, Das deutsche Drama des Mittelalters, Berlin, New York 1971 (Grundriss der Germanischen Philologie 20), 109f.; R. Bergmann, Studien zu Entstehung und Geschichte der deutschen Passionsspiele des 13. und 14. Jahrhunderts, München 1972 (Münstersche Mittelalter-Schriften 14), 175 und 177; R. Bergmann, Aufführungstext und Lesetext. Zur Funktion der Überlieferung des mittelalterlichen geistlichen deutschen Dramas, in: The theatre in the Middle Ages, edited by H. Braet, J Nowé and G. Tournoy, Leuven 1985 (Mediaevalia Lovaniensia ser. 1, 13), 314–351 (324f. und 346 mit Abb. 17 Hs. genannt); G. Cordes, Die ostfälische Literaturlandschaft, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 58 (1986), 131–142 (140f. Hs. genannt); R. Bergmann, Katalog der deutschsprachigen geistlichen Spiele und Marienklagen des Mittelalters, München 1986 (Veröffentlichungen der Kommission für Deutsche Literatur des Mittelalters der Bayerischen Akademie der Wissenschaften), 368–370 Nr. 171 (diese Hs.); J. Goossens, Die Reime in den mittelniederdeutschen Übertragungen der mittelniederländischen versifizierten Kreuzholzlegende, in: Die spätmittelalterliche Rezeption niederländischer Literatur im deutschen Sprachgebiet, hrsg. von R. Schlusemann und P. Wackers, Amsterdam 1997 (Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik 47), 65–78 (65f. Hs. genannt, Sigle I); R. Böckmann, Theater an der Weser. Ein Werkverzeichnis zum Schauspiel im Weserraum von 1500 bis 1650, Nordhausen 2011, 188f. Nr. 39, 281f. (Hs. genannt), 452 und 487 Schlusemann, 27f. Nr. B-031D3 (diese Hs.); U. Schulze, Geistliche Spiele im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Von der liturgischen Feier zum Schauspiel. Eine Einführung, Berlin 2012, 179f. Nr. V.9.1 (Hs. genannt); E. Ukena-Best, Aspekte des Ambivalenten im "Sündenfall" des Arnold Immessen, in: Ambivalenzen des geistlichen Spiels. Revisionen von Texten und Methoden, hrsg. von J. Bockmann und R. Toepfer, Göttingen 2018 (Historische Semantik 29), 241–256 (241 Hs. genannt); 2VL 4, 366–368 (366 Hs. genannt).


Abgekürzt zitierte Literatur

CAO R.-J. Hesbert, Corpus antiphonalium officii, Bd. 1–6, Rom 1963–1979 (Rerum ecclesiasticarum documenta. Series maior 7–12)
Colophons Colophons de manuscrits occidentaux des origines au XVIe siècle, Bd. 1–6, ed. par les Bénédictins du Bouveret, Fribourg/Schweiz 1965–1982 (Spicilegii Friburgensis Subsidia 2–7)
Handschriftencensus Handschriftencensus. Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters. Online-Datenbank: https://handschriftencensus.de/
Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
Schlusemann R. Schlusemann, Niederländische Literatur bis 1550, Berlin, New York 2011 (Bibliographie der niederländischen Literatur in deutscher Übersetzung 1)
2VL Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 1–12, hrsg. von K. Ruh u. a., 2., völlig neu bearbeitete Aufl., Berlin, New York 1978–2005, Ergänzungsbde.: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon, Bd. 1–3, hrsg. von F. J. Worstbrock, Berlin, New York 2005–2015
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)
WZMA Wasserzeichen des Mittelalters (WZMA). Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien (http://www.ksbm.oeaw.ac.at/wz/wzma.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil IV.
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