Psalterium
Fulda, Benediktinerkloster (?) — 11. Jh., 2. Viertel (1030–1040)
Provenienz: Die Handschrift wurde in Fulda geschrieben und im Benediktinerkloster Weißenburg genutzt, da im Text die Hymne auf Sergius und Bacchus (38r) nachgetragen wurde (13./14. Jh.; weitere Nachträge dieses Textes in den Weißenburger Handschriften Cod. Guelf. 56 Weiss., Vorsazblatt und Cod. Guelf. 62 Weiss., Nachsatzblatt). Wann genau die Handschrift in das Kloster Weißenburg gelangte ist unklar. Die Handschrift gelangte über Heinrich Julius von Blum 1690 in den Besitz des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig ( , 3–18).
Pergament — 83 Bl. — 23,7 × 16,5 cm
Lagen: Vorsatzblatt I, IV+1 (9). V-2 (25). IV+1 (34). V (44). V+2 (56). 2 IV (72). V+1 (83). Jüngere Tintenfoliierung. Bl. 22 nicht mitgezählt (in der Zählung im Katalogisat und in der neuen Bleistiftfoliierung berücksichtigt). Die Lagen der Handschrift sind unvollständig, am Ende fehlt mindestens eine Lage. Schriftraum: 17,5 × 12 cm, zweispaltig, 33 Zeilen (ab 46r 27 Zeilen). Karolingische Minuskel von einer Hand. Die Schrift wurde von H. Hoffmann nach Fulda lokalisiert und in das 2. Viertel des 11. Jh. datiert (4. oder 5. Jahrzehnt 11. Jh.; 176, s.u.). Die Ergänzungen ab 29v auf Rasuren und vollständiger Text ab 46r von Schreibern des 13. und 14. Jahrhunderts. Das Vorsatzblatt Ir–Iv mit Teilen eines Offiziums (15. Jh.). Ir im oberen Bereich radiert und überschrieben mit einem Pater Noster in Textura (15. Jh.). Versüberschriften in roter Capitalis Rustica. Versanfänge in Unzialis mit roter Strichhinterlegung und 2–3zeiligen roten Initialen. Ab 29v auf Rasuren und ab 46r als Haupttext Nachträge aus dem 14. Jh. mit roten Versalien und rotem angedeutetem Fleuronnée (14. Jh.). Von derselben Hand auf 31r, unterer Blattrand ein Profilgesicht.
Roter Ledereinband (Nigerziegenleder; Neubindung 1969).
INHALT
1r–82v Psalterium. (22r–24v) Cantica. (25v) Symbolum Athanasianum. (26r–82v) Hymni (zu den Texten vgl. ausführlich , 233–239).
AUSSTATTUNG
Eine Initiale.Initiale: Auf 1r, zum Beginn des Psalters, eine unvollständig erhaltene Initiale (Verlust durch Abrieb der oberen Hälfte und des Initialstamms; 3,9 cm). Spaltleisteninitiale in roter Federzeichnung und mit einfacher Spange. Der noch erkennbare unregelmäßige Rankenverlauf mit sich überkreuzenden Flechtranken. Als Endbesatz sowohl Knollenblätter als auch ein längliches Trifolium mit rundem und sichelförmigem Seitenblatt. Blattrücken und Abzweigungen mit betonenden Punktreihungen und Schraffuren.
STIL UND EINORDNUNG
Der Psalter wurde von Hoffmann paläographisch in die frühsalische Zeit, in das 4. oder 5. Jahrzehnt des 11. Jh., datiert und dem Skriptorium von Fulda zugeordnet (weitere Handschriften: das Sakramentar des Herzogs von Arenberg, Los Angeles, J. Paul Getty Museum, Ms. Ludwig V 2 ( , 159, Abb. 41, 259; , Bd. 1, 223f.) und das Kasseler Bibelfragment Kassel, UBLMB, 2° Ms. theol. 284; 153f.). E. Palazzo ergänzt die Gruppe paläographisch um das Bibelfragment Berlin, SBBPK, Ms. theol. lat. fol. 336 und das Evangeliar Berlin, SBBPK, Ms. theol. lat. fol. 18 ( , Nr. 101 und 113, Abb. 326–331 und 382–388, Taf. IX-X), sowie Bamberg, SB, Msc. Bibl. 42 ( , Nr. 97, Abb. 312–315 [G. Suckale-Redlefsen]; 138f., Abb. 30) und die Fragmente zusammengefasst unter Marburg, HStA, Hr 6 ( 162f., Abb. 42; zur Zusammenstellung vgl. , 7 Anm. 47). Die Lokalisierung der Handschriften erfolgte teils mit Abweichungen nach Mainz und Werden (so die beiden Berliner Codices und das Sakramentar des Herzogs von Arenberg). Die mit Buchschmuck ausgestatteten Handschriften der paläographisch zusammengestellten Gruppe zeigen ein eher uneinheiltiches Bild. Deutliche Übereinstimmungen mit den Ranken- bzw. Blattformen der Wolfenbütteler Handschrift und deren auffäligen Punktverzierungen finden sich in Berlin, SBBPK, Ms. theol. lat. fol. 18, 14r (vgl. , Abb. 33), Berlin, SBBPK, Ms. theol. lat. fol. 336, 95r–194r ( , Abb. 326–331) und Marburg, HStA, Hr 6, fasc. 15c ( Abb. 42)., Nr. 4162 (Heinemann Nr.). — , 233–239. — , Bd. 1,1.2, 824. — 137, 176. — , 7 Anm. 47. — , Die Miracula S. Nazarii Laureshamensia und andere Nazarius-Texte aus dem Kloster Lorsch, in: Scripturus vitam. Lateinische Biographie von der Antike bis in die Gegenwart. Festgabe für Walter Berschin zum 65. Geburtstag, hrsg. von , Heidelberg 2002, 207–230, hier 225 Anm. 43. — , Nr. 26 ( ). — , 181f.
Abgekürzt zitierte Literatur
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Teil I (6.–11. Jh.).