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Beschreibung von Cod. Guelf. 78 Weiss.
Die illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 1: 6. bis 11. Jahrhundert, beschrieben von Stefanie Westphal (in Bearbeitung)

Psalterium

Fulda, Benediktinerkloster (?) — 11. Jh., 2. Viertel (1030–1040)

Provenienz: Die Handschrift wurde in Fulda geschrieben und im Benediktinerkloster Weißenburg genutzt, da im Text die Hymne auf Sergius und Bacchus (38r) nachgetragen wurde (13./14. Jh.; weitere Nachträge dieses Textes in den Weißenburger Handschriften Cod. Guelf. 56 Weiss., Vorsazblatt und Cod. Guelf. 62 Weiss., Nachsatzblatt). Wann genau die Handschrift in das Kloster Weißenburg gelangte ist unklar. Die Handschrift gelangte über Heinrich Julius von Blum 1690 in den Besitz des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig (Butzmann Weißenburg, 3–18).

Pergament — 83 Bl. — 23,7 × 16,5 cm

Lagen: Vorsatzblatt I, IV+1 (9). V-2 (25). IV+1 (34). V (44). V+2 (56). 2 IV (72). V+1 (83). Jüngere Tintenfoliierung. Bl. 22 nicht mitgezählt (in der Zählung im Katalogisat und in der neuen Bleistiftfoliierung berücksichtigt). Die Lagen der Handschrift sind unvollständig, am Ende fehlt mindestens eine Lage. Schriftraum: 17,5 × 12 cm, zweispaltig, 33 Zeilen (ab 46r 27 Zeilen). Karolingische Minuskel von einer Hand. Die Schrift wurde von H. Hoffmann nach Fulda lokalisiert und in das 2. Viertel des 11. Jh. datiert (4. oder 5. Jahrzehnt 11. Jh.; Hoffmann Buchkunst 176, s.u.). Die Ergänzungen ab 29v auf Rasuren und vollständiger Text ab 46r von Schreibern des 13. und 14. Jahrhunderts. Das Vorsatzblatt IrIv mit Teilen eines Offiziums (15. Jh.). Ir im oberen Bereich radiert und überschrieben mit einem Pater Noster in Textura (15. Jh.). Versüberschriften in roter Capitalis Rustica. Versanfänge in Unzialis mit roter Strichhinterlegung und 2–3zeiligen roten Initialen. Ab 29v auf Rasuren und ab 46r als Haupttext Nachträge aus dem 14. Jh. mit roten Versalien und rotem angedeutetem Fleuronnée (14. Jh.). Von derselben Hand auf 31r, unterer Blattrand ein Profilgesicht.

Roter Ledereinband (Nigerziegenleder; Neubindung 1969).

INHALT

1r82v Psalterium. (22r24v) Cantica. (25v) Symbolum Athanasianum. (26r82v) Hymni (zu den Texten vgl. ausführlich Butzmann Weißenburg, 233–239).

AUSSTATTUNG

Eine Initiale.

Initiale: Auf 1r, zum Beginn des Psalters, eine unvollständig erhaltene Initiale (Verlust durch Abrieb der oberen Hälfte und des Initialstamms; 3,9 cm). Spaltleisteninitiale in roter Federzeichnung und mit einfacher Spange. Der noch erkennbare unregelmäßige Rankenverlauf mit sich überkreuzenden Flechtranken. Als Endbesatz sowohl Knollenblätter als auch ein längliches Trifolium mit rundem und sichelförmigem Seitenblatt. Blattrücken und Abzweigungen mit betonenden Punktreihungen und Schraffuren.

STIL UND EINORDNUNG

Der Psalter wurde von Hoffmann paläographisch in die frühsalische Zeit, in das 4. oder 5. Jahrzehnt des 11. Jh., datiert und dem Skriptorium von Fulda zugeordnet (weitere Handschriften: das Sakramentar des Herzogs von Arenberg, Los Angeles, J. Paul Getty Museum, Ms. Ludwig V 2 (Hoffmann Buchkunst, 159, Abb. 41, 259; von Euw/Plotzek Sammlung Ludwig, Bd. 1, 223f.) und das Kasseler Bibelfragment Kassel, UBLMB, 2° Ms. theol. 284; Hoffmann Buchkunst 153f.). E. Palazzo ergänzt die Gruppe paläographisch um das Bibelfragment Berlin, SBBPK, Ms. theol. lat. fol. 336 und das Evangeliar Berlin, SBBPK, Ms. theol. lat. fol. 18 (Fingernagel Ill. Hss. 8.–12. Jh., Nr. 101 und 113, Abb. 326–331 und 382–388, Taf. IX-X), sowie Bamberg, SB, Msc. Bibl. 42 (Pfändtner/Westphal Ill. Hss. 3, Nr. 97, Abb. 312–315 [G. Suckale-Redlefsen]; Hoffmann Buchkunst 138f., Abb. 30) und die Fragmente zusammengefasst unter Marburg, HStA, Hr 6 (Hoffmann Buchkunst 162f., Abb. 42; zur Zusammenstellung vgl. Palazzo Sacramentaires de Fulda, 7 Anm. 47). Die Lokalisierung der Handschriften erfolgte teils mit Abweichungen nach Mainz und Werden (so die beiden Berliner Codices und das Sakramentar des Herzogs von Arenberg). Die mit Buchschmuck ausgestatteten Handschriften der paläographisch zusammengestellten Gruppe zeigen ein eher uneinheiltiches Bild. Deutliche Übereinstimmungen mit den Ranken- bzw. Blattformen der Wolfenbütteler Handschrift und deren auffäligen Punktverzierungen finden sich in Berlin, SBBPK, Ms. theol. lat. fol. 18, 14r (vgl. Hoffmann Buchkunst, Abb. 33), Berlin, SBBPK, Ms. theol. lat. fol. 336, 95r–194r (Fingernagel Ill. Hss. 8.–12. Jh., Abb. 326–331) und Marburg, HStA, Hr 6, fasc. 15c (Hoffmann Buchkunst Abb. 42).

Wolfenbüttel Weiss., Nr. 4162 (Heinemann Nr.). — Butzmann Weißenburg, 233–239. — Krämer, Bd. 1,1.2, 824. — Hoffmann Buchkunst 137, 176. — Palazzo Sacramentaires de Fulda, 7 Anm. 47. — M. Tischler, Die Miracula S. Nazarii Laureshamensia und andere Nazarius-Texte aus dem Kloster Lorsch, in: Scripturus vitam. Lateinische Biographie von der Antike bis in die Gegenwart. Festgabe für Walter Berschin zum 65. Geburtstag, hrsg. von D. Walz, Heidelberg 2002, 207–230, hier 225 Anm. 43. — Divina officia, Nr. 26 (P. Carmassi). — Hoffmann Schreibschulen Südwesten, 181f.


Abgekürzt zitierte Literatur

Butzmann Weißenburg H. Butzmann, Die Weissenburger Handschriften, Frankfurt/M. 1964 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die Neue Reihe 10)
Divina officia Divina officia. Liturgie und Frömmigkeit im Mittelalter, Konzeption von Ausstellung und Katalog P. Carmassi, Wiesbaden 2004 (Ausstellungskataloge der Herzog-August-Bibliothek 83)
Fingernagel Ill. Hss. 8.–12. Jh. Die illuminierten lateinischen Handschriften deutscher Provenienz der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin: 8.–12. Jahrhundert, beschrieben von A. Fingernagel, Teil 1: Textband, Teil 2: Abbildungen, Wiesbaden 1991 (Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz. Kataloge der Handschriftenabteilung, Reihe 3: Illuminierte Handschriften 1)
Hoffmann Buchkunst H. Hoffmann, Buchkunst und Königtum im ottonischen und frühsalischen Reich, Textbd., Stuttgart 1986 (MGH Schriften 30,1)
Hoffmann Schreibschulen Südwesten H. Hoffmann, Schreibschulen des 10. und 11. Jahrhunderts im Südwesten des Deutschen Reichs, 2 Bde., Hannover 2004 (MGH Schriften 53)
Krämer S. Krämer, Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters, Bd. 1–3, München 1989–1990 (Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Ergänzungsband 1)
Palazzo Sacramentaires de Fulda E. Palazzo, Les sacramentaires de Fulda. Études sur l'iconographie et la liturgie à l'époque ottonienne, Münster/Westf. 1994
Pfändtner/Westphal Ill. Hss. 3 Katalog der illuminierten Handschriften der Staatsbibliothek Bamberg, Bd. 3, Die Handschriften des 13. und 14. Jahrhunderts der Staatsbibliothek Bamberg, mit Nachträgen von Handschriften und Fragmenten der 10. bis 12. Jahrhunderts, 2 Bde., Wiesbaden 2015
von Euw/Plotzek Sammlung Ludwig A. von Euw und J. M. Plotzek, Die Handschriften der Sammlung Ludwig, Bd. 1–4, Köln 1979–1985
Wolfenbüttel Weiss. Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, Abt. 3: Die Weissenburger Handschriften, beschrieben von O. von Heinemann, in: Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, Abt. 2 Teil 5, Wolfenbüttel 1903, 268–443

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Teil I (6.–11. Jh.).
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