Otto v. Heinemann: Die Augusteischen Handschriften 4. Cod. Guelf. 77.4 Aug. 2° — 34 Aug. 4°. Frankfurt/M.: Klostermann, 1966 (Nachdruck d. Ausg. 1900). S. 2829 (Vorläufige Beschreibung)

Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 81.14 Aug. 2°

Braunschweigische Reimchronik.

Pap. — 193 beschr. Bll. — 29 × 21,5 cm — 15. Jahrh. (1464).

Von zwei Händen. Mit rothen Ueberschriften und rohen, bald blauen, bald rothen, bald auch roth-blauen Initialen. Vorauf geht das unterklebte Titelblatt mit einer farbigen Darstellung Karls des Grossen (Karolus rex magnus) in der Tracht des 15. Jahrhunderts mit der das sächsische Pferd zeigenden Fahne in der rechten und mit dem die beiden schreitenden, über einander gestellten Leoparden zeigenden Schild in der linken Hand, zu seinen Füssen zwei Hunde. Dies fälschlich für Karl den Grossen erklärte Bild bedeutet unzweifelhaft einen braunschweigischen Herzog, vermuthlich Albrecht den Grossen, den Veranlasser der Chronik. Um den oberen Theil der Figur steht geschrieben: dit is eyn kronike suberlech van den forsten van Brunswich, wo se hir to lande sint gekomen vnde wo se oren namen han genomen van koning karle. dat is war also we dat hir vindet openbar. — f. 1 ist in der unteren Hälfte beschädigt und später ausgeflickt. Hier findet sich die Initiale O, in deren Mitte ein stehender Engel mit einem Spruchbande, worin die Worte: de Kronica van Sass(en).

Holzdeckel mit braunem Leder überzogen: der Rücken erneuert: ein Schliesser. Auf dem inneren Hinterdeckel stehen folgende Verse: Anno Dom. mo ccocc xoxov in den tiden | Waz to Praghe eyn ketterie grot | Dar van vil lande leden not | Dar se henne ranten | Vnde vil guder stede varbranten | Van der suluen mere | Beterden sek vele stede sere | Mit muren vnde mit grauen | Daz mach ek var war sagen | Or krich stunt sestein jar | Dach stürde on de van Osterich dat is wahr.

Herkunft: Früher im Besitze von Hinrik Lodighes.

f. 1–[1]84. Braunschweigische Reimchronik. Als Verfasser vermuthet F. Bech (Germania, XXIII, 142–155) einen gewissen Bruno. Ausgaben bei Leibniz, Script, rerr. Brunsw. III. 1 ff., von Scheller unter dem Titel: de Kronika van Sassen und die letzte und beste von Weiland in den deutschen Chroniken der Monumenta Germ. hist. II. 499–574. Ueber die vorliegende Handschrift vergleiche Weiland a. a. O. 455 ff. und K. Kohlmann, die Braunschw. Reimchronik auf ihre Quellen geprüft (Kiel 1876).

f. 186–191′. Kurzer niederdeutscher Bericht über den Lüneburger Erbfolgekrieg mo. ccoc lvo „Anno Dom. do stunt de borch noch vntobroken to Luneborch.“ . Anno Dom. do stunt de borch noch vntobroken to Luneborch. Gedr.: Leibniz, Script, rer. Brunsw. III. 675–676.

f. 192–193. Gründungsgeschichte des Klosters Heiningen bei Wolfenbüttel in niederdeutscher Fassung. (von anderer aber ziemlich gleichzeitiger Hand, derselben, die auf das Titelblatt die Worte Karolus rex magnus geschrieben hat). Schlussschrift: Dusse materie is wo Heninge gestichtet weret. Hinrik Lodighes (derselbe Name kommt neben Ortgis Klenke am Schluss von 2) vor) est possessor huius liber (sic) anno Dom. mo ccocc lixiiiij iare wort dut gescreuen. — Den lateinischen Text dieser Gründungslegende s. Harzzeitschrift f. G. u. A. IX. 298–300.