Otto v. Heinemann: Die Augusteischen Handschriften 4. Cod. Guelf. 77.4 Aug. 2° — 34 Aug. 4°. Frankfurt/M.: Klostermann, 1966 (Nachdruck d. Ausg. 1900). S. 41 – 43 (Vorläufige Beschreibung)
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 82.4 Aug. 2°
Ordnung des Schöffengerichts zu Bamberg für die Walpurgis-Messe.
Pap. — 106 Bll. — 28,5 × 21 cm — 14. Jahrh.
theils zwei- theils einspaltig. Mit rothen Ueberschriften und Initialen, sowie mit fünf farbigen Bildern: f. 8′ Christus als Weltenrichter; f. 77 Kaiser Friedrich II sitzend mit Krone und Scepter in der Hand; f. 80 grosses, die ganze Seite füllendes Bild: in der Mitte auf einem Thronsessel und unter einem Baldachin thronend die Bilder des Kaisers (Karls IV) und seiner Gemahlin, zwischen ihren Köpfen der schwarze zweiköpfige Reichsadler mit darüber schwebender Reichskrone: rechts davon (im heraldischen Sinne) die drei geistlichen Kurfürsten mit ihren Wappen, links die vier weltlichen ebenso, darunter Karl von Böhmen (der Kaiser) noch einmal an erster Stelle mit der Krone auf dem Haupte und dem Humpen (als Schenk des Reiches) in der rechten Hand. f. 81′ nochmals der Kaiser auf dem Throne mit Reichsapfel und Scepter in der Hand, über seinem Haupte der Doppeladler mit der darüber frei schwelenden Kaiserkrone; f. 106 Kaiser und Kaiserin das Modell einer Kirche, vermuthlich des Metzer Doms, in den Händen haltend.
Holzdeckel mit gepresstem Schweinsleder überzogen und mit Metallbuckeln: zwei überschlagende Pergamentriemen als Schliesser. Auf dem inneren Hinterdeckel finden sich ausser Bemerkungen über Einnahmen der Stadt Bamberg folgende Priameln und sonstige Verse: a) Ein jünge frauwe on libe | Vnd ein groszer jarmarckt an dipe | Vnd ein alter jude an gut | Vnd ein junge man an mut | Vnd ein alt scheuren an meusse | Vnd ein alter peltz an leusze | Vnd ein alter pock an part | Die dincke sein alle wider ir rechte art. b) Ein öderlössen vnd ein frolichkeit | Ein hübsche fraüwe vnd ein schöne kleit | Ein acker vnd ein phflück | Ein wasser vnd ein krüge | Ein esel vnd ein mullern | Ein weinschencke vnd ein fuller | Durschtige lente vnd guter wein | Die dincke schullen alle bey ein ander sein. c) Het ich die hertzogin zu einem weibe | Vnd graffe Hansen von Tirstein leibe | Vnd der Venediger gut | Vnd der Apotzeller vbermut | Vnd der Sweitzer falsch tücke | Vnd des hertzogen von Meylant glucke | Und der von Ulem wehen ganck | So gebe ich umb alle falsch tzüngen nicht ein stanck. d) Bisz andern sine nicht zu herte | Richte dich nach leuffte vnd geferte | Zu welcher tzeit dir kümpt ein gast | So gibe im gutlich was du host | Ertzege im deinen willichen mut | Ist er frume, er nympt für güt. e) Wer frauwen vnd prister eret | Vnd sein kint das peste leret | Vnd sich hütet was er vbels thut | Der man hat eins weisen manes mut. f) Mensche, nymp ware des gerichtes mein | Vnd thue auff die funff sine dein | Als du bey mir wolst sein.
Herkunft: Stammt allem Anscheine nach ursprünglich aus Bamberg, was auch aus einer zum Theil gelöschten Gerichtsverhandlung von (14)46 hervorzugehen scheint, die sich auf dem vorderen Innendeckel findet. Auf dem oberen Rande von f. 1 der Name eines späteren Besitzers: Hans Helt.
f. 9–62′. Ordnung des Schöffengerichts zu Bamberg für die Walpurgis-Messe.
f. 67–77. Landfriede Friedrichs II, d. d. Mainz, 1235 (1236). „Diese recht setzt vnd bestetiget der ander Kaiser Friederich mit der fursten rat vnd mit anderen grossen herren vnd weisen zu dem grossen hoff zu Margants (so), ditz geschach von vnseres herren Cristus gepurt zwelffhundert iare vnd sechs vnd dreissig iare zu sant Marien, in mittem August.“ . Diese recht setzt vnd bestetiget der ander Kaiser Friederich mit der fursten rat vnd mit anderen grossen herren vnd weisen zu dem grossen hoff zu Margants ((so)), ditz geschach von vnseres herren Cristus gepurt zwelffhundert iare vnd sechs vnd dreissig iare zu sant Marien, in mittem August. Oft gedruckt, u. a. in Mon. Germ. histor. IV (Legg. II) 571–582. Vergl. auch Böhmer-Ficher, Regesta Imperii V. 2100. Der Text obiger Handschrift weicht vielfach von den gedruckten Texten ab.
f. 77–78. König Ludwigs des Baiern Landfriede, d. d. Nürnberg, 1323. April 9. S. Neue Sammlung der Reichstagsabschiede I. 43. Schlussschrift: Diser briff ist geben zu Nurenberg, do man zalt noch Cristus gepurt drewtzehenhundert iare vnd in dem dreyvndtzwentzigisten jare, des nehsten Sampsstages noch auszgehender Osterwochen in dem newen iare vnseres reichs.
f. 78′. Historia de rege quodam et tribus philosophis. Schlussschrift: Anno etc. xlv (1445), feria sexta post dominicam Misericordiam Domini.
f. 80–99′. Die goldene Bulle zu deutsch, mit voraufgehendem Register. „Hernach volget Ausslegung der gülden bullen zu tewszch“ (roth). Hernach volget Ausslegung der gülden bullen zu tewszch Sind die zu Nürnberg vereinbarten und erlassenen ersten 23 Capitel. Schlussschrift: Hie nympt die gülden bulle eyn ende, | Got vns armen sondern seinen gaist sende, | Vnd den fursten eyn wolle gissen | Das die eyntrechtiglich eyn kure besliessen | Zu Franckfurt in der werden statt, | Do hyne sie got versamet hatt, | Der der kristenheit nutzlich vnd gut sey | Vnd der auch alles wandels enig sey.
f. 100–106. Die letzten acht (sieben) zu Metz vereinbarten und erlassenen Capitel der goldenen Bulle mit voraufgehendem Register. f. 100′. Ueberschrift des Textes (roth):Von meyneyden wider die Kurefursten. Schlussschrift: Hie haben eyn ende kaiserlich gesetz gemacht zu Mentz (so). Ausserdem findet sich in dem Codex noch f. 7′ eine Anzahl Recepte und f. 8 ein Vaticininm adiunctum concilio Constantiensi.