Beschreibung von Cod. Guelf. 82 Weiss. (Die illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 1: 6. bis 11. Jahrhundert, beschrieben von Stefanie Westphal (in Bearbeitung)) Katalogisiert durch Stefanie Westphal Elektronische Ausgabe nach TEI P5 TEI-P5 konforme Kodierung durch Stefanie Westphal Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

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Neukatalogisiert durch Stefanie Westphal.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Teil I (6.–11. Jh.) .

Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Weissenburger Handschriften Cod. Guelf. 82 Weiss. Martinellus Tours, Benediktinerkloster Saint Martin 9. Jh., frühes 2. Viertel (vor 834) 1r–50v Sulpicius Severus Vita s. Martini <note>(mit epist. 1–3; <bibl> <abbr>CPL</abbr> 475</bibl>; <bibl> <abbr>PL</abbr> 20, 159–176</bibl>; <bibl> <abbr>CSEL</abbr> 1, 138–151</bibl>; <bibl>Sulpice Sévère. Vie de Saint Martin, bearb. von J. Fontaine, Bd. 2, Paris 2004 [Neudruck der ersten Auflage von 1967; Sources chrétiennes 133])</bibl>.</note> 51r–129r Sulpicius Severus Dialogi III de vita s. Martini <note>(<bibl> <abbr>CPL</abbr> 477</bibl>; <bibl> <abbr>PL</abbr> 20, 183–222</bibl>; <bibl> <abbr>CSEL</abbr> 1, 152–216</bibl>; <bibl>Sulpice Sévère. Gallus. Dialogues sur les "vertus" de saint Martin, bearb. von J. Fontaine, Paris 2006 [Sources chrétiennes 510])</bibl>.</note> 129v–135r >Beschreibung der Basilica sancti Martini in Tours (Inschriften Nr. 1–21; CPL 478; Le Blant, Nr. 166–180, 181, 182sq, 245sq). 135r–137r Gregorius Turonensis Historia Francorum <note>(Lib. 1, cap. 48; <bibl> <abbr>BHL</abbr> 5619sq</bibl>).</note> 137r–142r Gregorius Turonensis De virtutibus s. Martini <note>(Lib. 1, cap. 4–6; <bibl> <abbr>BHL</abbr> 5621–5623</bibl>).</note> 142r–145v Gregorius Turonensis Historia Francorum <note>(Lib. 2, cap. 1; <bibl> <abbr>BHL</abbr> 1452</bibl>).</note>

Pergament

145 Bl. 22,7 17 Neuere Tintenfoliierung. 10 IV (80). III (86). IV (94). III (100). 5 IV (140). III-1 (145). Lagenbezeichnungen auf dem letzten Blatt der Lage unten Mitte (zum Teil Verluste durch Beschnitt) q II (16v), q VII (56v), q XIII (100v). Römische Zahlen, daneben stets in tironischen Noten requisitum est (vgl. hierzu M. Hellmann, Tironische Noten in der Karolingerzeit am Beispiel eines Persius-Kommentars aus der Schule von Tours, Hannover 2000, hier insb. 22–37). 3 Vor- und 3 Nachsatzblätter Pergament, von einem Sakramentar aus dem 2. Viertel des 11. Jh., geschrieben von einem Weißenburger Schreiber (zum Sakramentarfragment vgl. Cod. Guelf. 404.8 (11) Novi; Hoffmann Schreibschulen , Bd. 1, 306, 307). Weitere Fragmente dieser Handschrift befinden sich in 71 Weiss. und 84 Weiss.

Fehlende Blattteile (erste Blätter mit altem Mäusefraß) mit Japanpapier ergänzt und Blätter geglättet (1964).

16 11 , einspaltig, 18 Zeilen.

Karolingische Minuskel und touronische Halbunziale von einer Hand.

Ab Dialogus III, 11 (118r) in den Textanfängen zusätzlich touronische Halbunziale (vgl. hierzu Hellmann Weißenburger Martinellus , 247).

Eine Schriftzierseite (1v) in roter und schwarzer Capitalis, zeilenweise wechselnd. Zu den Buchanfängen rote und goldene oder silberne Capitalis auf Purpurgrundzeilen (7r, 52v, 53r, 88r, 109r). Überschriften und Textanfänge in roter oder rot/schwarzer, zeilenweise alternierender Unzialis. Explicits und einige Textpassagen in schwarzer Capitalis Rustica. Zu den Kapiteln 3–5zeilige rote Capitalis Quadrata-Überschriften und Zählung in römischen Ziffern (ausführlich zu den Auszeichnungsschriften und der Textstruktur, vgl. Hellmann Weißenburger Martinellus , 243–262). 4 Zierinitialen.

Initialen: Zum Beginn der Vita s. Martini (7r; 13,4 ), zu den Briefen 3,6–21 (53r; 3,5 ), zu Dial. II,1 (88r; 4,8 - ohne Cauda) und zu Dial. III,1 (109r; 9,5 ) Zierinitialen. Die Initialen auf 7r, 88r und 109r als Randbandinitialen in Metall (7r und 88r Gold; 109r Silber auf Purpurgrund ). Hier die Initialstämme eingefasst von einem metallenen, rot konturierten Randband, das in Gelenk und Endstellen in Verflechtungen übergeht. In den Endgeflechten der ersten Initiale auf 7r im Band eine dunkle Mittellinie, so dass ein geädertes Band zu erkennen ist. Diese Äderung anschließend mit Gold übermalt. Als Stammfüllung dienen dunkelblaue, unverzierte Paneelen. Auf 88r tritt das metallene Randband als solches deutlich hervor, setzt sich in der Initialstruktur ab und geht nahtlos in die gliedernden Geflechte über. Die auf 7r angewandte Technik ist auch hier zu erkennen. Im Binnenfeld ein goldenes, vollständig hinterlegtes, rautenförmiges Flechtbandmotiv. Die Silberinitiale auf Purpurgrund (109r) ebenfalls mit durchgängigem Randband. In den Paneelen des Initialstammes nahezu unkenntlich, stark oxydiertes Ornament. Als Füllmotiv eine spitzblättrige Blüte mit flankierendem Blattwerk. Auf 53r eine einfache, unverzierte Silberinitiale.

Buchschmuck, Ikonographie und Einbände Initialen Zierinitiale Buchschmuck, Ikonographie und Einbände Initialen Randbandinitiale Buchschmuck, Ikonographie und Einbände Buchschmuck 8.-9. Jh.

Farben:

Hellblau, Gold, Silber und Purpurgrund.

Roter Ledereinband (Nigerziegenleder; Neubindung 1964). Alter Einband und Reste aufbewahrt.

Hellmann Weißenburger Martinellus , 247 datiert die Handschrift aufgrund der noch nicht vollständig eingesetzten, für Tours typischen Halbunziale, die in der Weißenburger Handschrift erst ab Dial. III, 11 einsetzt, in die ersten Jahre des Abtes Fridugisus (807–834). Bischoff Katalog 3 , Nr. 7423 setzt die Handschrift in das 2. Viertel 9. Jh. Aus kunsthistorischer Sicht ist die in der Martinellus-Handschrift vorhandene frühe Form der metallenen Randbandinitiale aussagekräftig. Nach Koehler, löst diese Initialform den Typus der sogenannten Aderbandinitiale ab. Letztere liegt noch den Initialen auf 7r und 88r zugrunde (dunkles Randband mit zwei begleitenden Konturlinien). Die Zierinitiale auf 109r wurde bereits als metallene Randbandinitiale angelegt. Dieser Übergang vom Aderbandtypus zum Randbandtypus vollzog sich, laut Koehler, in der Amtszeit des Fridugisus und wird in den Handschriften London, BL, Add MS 11848 und Paris, BnF, lat. 250 manifest ( Koehler Karolingische Miniaturen I , Bd. 1, 146–163, Taf. 24–27 und 28, 29). Ebenfalls dort anzutreffen ist die zunehmende Verwendung des Metalls überhaupt (auch in den Auszeichnungschriften), sowie die Hinterlegung der in den Incipits gebrauchten Capitalis-Buchstaben mit Purpurstreifen (erstmalig in der Bibel Zürich, ZB, Ms. Car. C 1; Koehler Karolingische Miniaturen I , Bd. 1, 127–146, Taf. 15–19). Das Füllornament der spitzblättrigen Blüte (vgl. 109r) tritt in London, BL, Add MS 11848, 110v auf ( Koehler Karolingische Miniaturen I , Taf. 26,d). Aufgrund des Abgleichs mit der von Koehler erstellten relativen Chronologie und unter Berücksichtigung der paläographischen Einordnung, erscheint eine Datierung der Handschrift in das frühe 2. Viertel des 9. Jh. (vor 834 - Beginn der Amtszeit des Abtes Adalhard) plausibel.

1r Bendiktinerkloster Weißenburg, Besitzvermerk: Oberer Rand Codex monasterii sanctorum Petri et Pauli apostolorum in Wissenburg. Darunter Codex monasterii sanctorum Petri et Pauli in Wisßenburg ordinis sancti Benedicti Spirensis diocesis. 2r Weißenburger Signaturenbuchstabe .F. Signaturenbuchstabe: .F. (14. Jh.).

Die Handschrift gelangte über Heinrich Julius von Blum 1690 in den Besitz des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig ( Butzmann Weißenburg , 3–18).

Die illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 1: 6. bis 11. Jahrhundert, beschrieben von Stefanie Westphal (in Bearbeitung) Wolfenbüttel Weiss., Nr. 4166 (Heinemann Nr.). Lesne, 707. Butzmann Weißenburg , 244, 245. Bischoff Mittelalterliche Studien , Bd. 3, 303. Krämer, Bd. 1,1.2, 824. Hellmann Tironische Noten , 262. Hellmann Weißenburger Martinellus , 243–262. Hoffmann Schreibschulen , Bd. 1, 316, 317. Bischoff Katalog 3 , Nr. 7423.