Flavius Vegetius Renatus, Epitoma rei militaris. Ps.-Sextus Aurelius Victor, Epitome de Caesaribus
Saint Amand, Benediktinerkloster (?) — 9. Jh., 1. Viertel
Provenienz: Auf den Innenseiten des Hinterdeckels der Vermerk Hic liber pertinet domino preposito item habet petrum de Cressencia (15. Jh.). Von Marquard Gude 1686 erworben, vgl. Eintrag auf der Innenseite des Vorderdeckels von Gudes Hand Censeo codicem hunc annorum septigentorum et magni pretii esse. Marq. Gudius. Ano MCIC DIC C LXXXVI.
Pergament — 93 Bl. — 29 × 21 cm
Lagen: 2 IV (16). III (22). 5 IV (62). II-1 (65). IV-1 (72). 2 IV (88). II-1 (91). II-1 (94). Ungezähltes Vor- und Nachsatzblatt (das hintere mit gebunden). Neuere Tintenfoliierung. Bl. 20 untere Blatthälfte eingerissen, Bl. 41 zu 3/4 abgeschnitten, Bl. 66–80 durch Feuchtigkeit verblasst. Schriftraum: 22,4 × 14,8 cm, einspaltig, 28 Zeilen. Karolingische Minuskel von drei Händen. Hand 1: Bl. 1–22; Hand 2: Bl. 23–65; Hand 3: Bl. 66–93 (vgl.
, Nr. 7310, 7311, 7312.). Buch- und Kapitelüberschriften in roter und schwarzer Unzialis oder Capitalis (ab Bl. 22 schwarz).Roter Schafledereinband (15. Jh.). Rautenförmig angeordnete Streicheisenlinien mit rechteckigen und rautenförmigen Stempelverzierungen mit Vogelmotiven. Sämtliche Nägel, Beschläge und Spangen fehlen.
INHALT
1r–65v : Epitoma rei militaris. 1r–11v liber I; 11v–22r liber II; 23r–48v liber III; 48v–65v liber IV (Edition: , Epitoma rei militaris, Oxford 2010 [Scriptorvm classicorvm bibliotheca Oxoniensis. Oxford classical texts]). Die Bücher mit vorangestellten Capitula (Capitula zu Buch 2 noch auf 22r). 22v leer. 66r–93v : Epitome de Caesaribus (Abrégé des Césars, ed. M. Festy, Paris 2002).
AUSSTATTUNG
Zahlreiche geringfügig verzierte Initialmajuskeln. Eine Zierinitiale.Initialen: Zu den Buch- oder Kapitelanfängen vergrößerte schlichte Initialmajuskeln oder einfache unverzierte Federinitialen (teils auch als Hohlbuchstaben). Einige von ihnen geringfügig verziert (1,5–3 cm). Die Serifen als dünne Fadenausläufer mit kugelförmigen Abschlüssen und horizontal gestaffelten, eingefügten Linien (vgl. 21v). Auf 12r im Initialstamm eine ausgesparte Wellenlinie (Schlange). Der Hohlbuchstabe auf 18v mit eingefügtem Segmentband und dreieckiger Verzierung. 52r im Besatz eine einfache Profilpalmette. 66r eine größere Zierinitiale als verzierter Hohlbuchstabe (4,1 cm). Als Stammfüllung mit Flechtbandansätzen kombinierte Blasen- oder Blattformen, als unteres Stammende eine einfache kleine Knospe. An Fäden oder verlängerten Serifen hängend kleine Herzblätter, ein blasenförmiges Blatt, eine Profilpalmette und eine Vollpalmette. Die Initialmajuskel auf 1r und 59v nachträglich verziert mit Knospenfleuronnée (14. Jh.).
Farben: Ausschließlich Tintenfarbe. Stammfüllungen auch im Aussparungstypus.
STIL UND EINORDNUNG
Die Handschrift wird von Bischoff in das 1./2. Viertel des 9. Jh. datiert und nach Nordfrankreich lokalisiert ( , Nr. 7310, 7311, 7312). Aussagekräftige Ausstattung enthält mit der Initiale auf 66r nur der Sextus Aurelius Victor. Die blasenartigen Blattformen und der Gebrauch von angehängten Herzblättern bestätigen den Lokalisierungsvorschlag von Bischoff. Ähnliche Formen finden sich in Handschriften, die um 800 oder im 1. Viertel im nordostfranzösischen Benediktinerkloster Saint Amand entstanden sind (vgl. München, BSB, Clm 208; , Nr. 239, Abb. 502–504 und Troyes, BM, Ms. 581; VI, Nr. 839)., Nr. 4388. — , Nr. 7310, 7311, 7312.
Abgekürzt zitierte Literatur
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Teil I (6.–11. Jh.).