Beschreibung von Cod. Guelf. 871 Helmst. (geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.) Beschrieben von Bertram Lesser Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms "Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung" Elektronische Ausgabe nach TEI P5 TEI-P5 konforme Kodierung durch Bertram Lesser Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

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Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (Copyright Information

Neu katalogisiert durch Bertram Lesser.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil IV .

Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Helmstedter Handschriften Cod. Guelf. 871 Helmst. Heinemann-Nr. 970 Innocentius III papa Südniedersachsen 13. Jh., Mitte 1r Besitz- und Einkunftsvermerke (s. oben), darunter eine Inhaltsangabe des frühen 17. Jh. ähnlich der Hand des Wolfenbütteler Bibliothekars Liborius Otho, mit dessen Katalogeintrag sie übereinstimmt: De missa et rationali clericorum. 1v Versus O letargirice quem deprimit umbra mirice Nescius es sortis tegit heus ignavia mortis Personis trinus est in deitate sed unus Quasi consedere faciat nos sequi tenere. Amen Insgesamt 25 bislang nur hier nachgewiesene, meist binnengereimte leoninische Hexameter mit roten und grünen Satzmajuskeln, von anderer Hand hinzugefügt. Druck Heinemann Nr. 970 (nur die ersten fünf Verse). Literatur (diese Hs.) Walther I 12721. 2r–112v Innocentius III papa De missarum mysteriis<note> (partim)</note> Tria sunt in quibus precipue lex divina consistit: Mandata promissa et sacramenta Primum trahimus secundum committimus tercium sustentamus. Primum est originale secundum Text bricht ab. Der in den Ausgaben vorangestellte Ordo missae fehlt; der nur in Kapitel, nicht in Bücher (particulae) untergliederte Text bricht zu Beginn von liber V cap. 20 aufgrund des Verlusts einer Lage ab und umfasst im einzelnen: (2r–3r) Prolog; (3r–24v) Liber I mit folgenden Modifikationen gegenüber der Ausgabe: Kapitel 5 ist dreigeteilt, die Kapitel 13–16, 17–22, 26–28, 29 und 30, 47 und 48 sowie 49 und 50 sind zusammengefasst, Kapitel 53 folgt direkt auf Kapitel 50. (24v–56r) Liber II mit folgenden Modifikationen gegenüber der Ausgabe: Kapitel 1–4, 5–11, 23 und 24 sowie 43 und 44 sind zusammengefasst. (56r–68r) Liber III mit folgenden Modifikationen gegenüber der Ausgabe: Kapitel 1 ist zweigeteilt und der zweite Teil ist mit Kapitel 2 kontrahiert. (68r–100v) Liber IV mit folgenden Modifikationen gegenüber der Ausgabe: Die Kapitel 3 und 4, 9–11, 15 und 16, 22–24, 34–36 sowie 39 und 40 sind zusammengefasst, Kapitel 30 ist nach dem ersten Absatz in Kapitel 29 integriert. 98r am Schluss von cap. 45 ein Zusatz zum letzten Satz: in vigilia corporis Christi legamus. (100v–112v) Liber V mit folgenden Modifikationen gegenüber der Ausgabe: Kapitel 2 ist zweigeteilt, Kapitel 5 ist dreigeteilt und der letzte Teil ist mit Kapitel 6 kontrahiert, Kapitel 7 ist zweigeteilt und der zweite Teil ist mit den Kapiteln 8–13 kontrahiert, die Kapitel 17 und 18, 19 und 20 (soweit noch vorhanden) sind zusammengezogen. Zu Parallelüberlieferung, Ausgaben und Literatur (worin diese Hs. stets fehlt) vgl. bei Cod. Guelf. 719 Helmst., 1ra–77va (Text ungeachtet kleinerer Abweichungen in der Kapitelgliederung weitgehend identisch, vermutlich von der gleichen Vorlage kopiert). Vergl. wurde die Ausgabe: Innocenzo III, 2–418, hier 30–376.

Pergament

112 Bl. 21,5 14,5 Bleistiftfoliierung modern: 1112. IV+1 (9). 3 IV (33). IV–1 (40). 9 IV (112).

Pergament von mittlerer Qualität, Befolgung der Gregory-Regel, Risse und Löcher vielfach vernäht oder rot umrandet. In der gegenwärtig letzten Lage Pergamentverluste an der Vorderkante durch einen Wasserschaden, aufgrund dessen vermutlich auch der ursprünglich letzte Quaternio mit dem Schluss des Textes verlorengegangen sein dürfte. Nachträglich wurde dem Buchblock vorn und hinten je ein Bl. starkes Papier vorgesetzt. Auf Bl. 2r ist die über 9 Zeilen reichende Initiale T "von ruchloser Hand ausgeschnitten worden" ( O. von Heinemann ), daher 2v entsprechender Textverlust.

16–17 9,5–10,5 , einspaltig, 25 blindliniierte Zeilen, Punkturen vielfach an den Blatträndern sichtbar.

Haupttext in einer regelmäßigen frühen Textualis von einer Hand, lediglich die Verse 1v von einer weiteren Hand.

Rubriziert, rote, grün punktierte Satzmajuskeln. Am Beginn der einzelnen Kapitel sorgfältig ausgeführte rote Silhouettenlombarden in Unzialform, meist über 2, seltener über bis zu 4 Zeilen, mit grünen Konturbegleitstrichen und ebenfalls grünen Linienornamenten im Binnenfeld; lediglich 57r ist die Initiale T des kommentierten Canon missae in den Gegenfarben ausgeführt.

Gotischer Holzdeckelband, die Eichenholzdeckel sind mit einem Halbbezug aus ungefärbtem Schweinsleder versehen. Streicheisenlinien. Die wohl nachträglich aufgebrachten Einzelstempel sind aufgrund der starken Abnutzung des Überzugs nicht mehr genau erkennbar. Drei Doppelbünde. Eine Riemenschließe mit Stiftlager in Lanzettform mit konzentrischen Zierringen und geritzten Diagonallienien, erst im 16. Jh. angebracht. Auf dem VD Signaturschild (Papier, ca. 3,5 x 1,5 cm) mit der rubrizierten Aufschrift R IIII.

Auf dem VS untereinander die später hingefügten Distichen Walther II 3073 21094 und 29074, darunter der Beginn eines Minuskelalphabets in Textualis.

Der Codex wurde um die Mitte des 13. Jh. im südöstlichen Niedersachsen, nach Ausweis des sparsamen Illuminationen vermutlich in der Diözese Hildesheim, geschrieben. Der 98r eingefügte Nachsatz mit dem Verweis auf die Fronleichnamsvigil deutet auf die Fertigstellung der Hs. vor der offiziellen Einführung dieses Festes im Jahre 1264 hin, wozu auch die Schriftmerkmale und der Buchschmuck passen.

Mindestens seit dem späteren 13. Jh. befand sich der Codex im Augustiner-Chorfrauenstift Dorstadt; wenigstens ist der Besitzvermerk paläographisch in diese Zeit zu datieren (1r): Liber sancte crucis et sancte Marie perpetue virginis in Dorstad quem que abstulerit anathema sit. Diese Patrozinien wurden erst ca. 1450 durch das Trinitatispatrozinium ersetzt, vgl. Niedersächsisches Klosterbuch 1, 330f.

Der Codex wurde am 12.4.1572 mit der übrigen Konventsbibliothek in die Wolfenbütteler Hofbibliothek überführt, vgl. den entsprechenden Einkunftsvermerk 1r: Auß Dorstadt den 12. Aprilis anno 72 In Wolffenbüttel Einkommen. 1588 von Elias Bodenburgk unter den Pergamenthandschriften der Hofbibliothek (NLA – StA Wolfenbüttel, 1 Alt 22, 83, 22r–35v, hier 24r), als Explicatio quorumdam articulorum sacrae scripturae auff Pergamein geschrieben verzeichnet. 1614 im Gesamtkatalog von Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav., p. 301 [296]) unter Nr. Z 28 der Papalia miscellanea als De missa et rationali habitu clericorum et in fine explicatio verborum Institutionis sacramentis dominicæ manuscr. in membrana nachgewiesen. Seit 1618 in der Universitätsbibliothek Helmstedt, 1644 in deren Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 16r) als Expositio Missæ in membrana, hinten defect unter den Theologici MSSti in quarto beschrieben; im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 638 genannt.

geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser. Heinemann Nr. 970. Krämer, 170. Niedersächsisches Klosterbuch, 1, 335. Ohainski Arnold von Dorstadt , 35. Rosenkränze und Seelengärten, 272. Schnabel Zeugnis , 142. Carmassi Johannes Teutonicus , 171f.