Beschreibung von Cod. Guelf. 896 Helmst. (geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.) Beschrieben von Bertram Lesser Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms "Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung" Elektronische Ausgabe nach TEI P5 TEI-P5 konforme Kodierung durch Bertram Lesser Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

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Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (Copyright Information

Neu katalogisiert durch Bertram Lesser.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil IV .

Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Helmstedter Handschriften Cod. Guelf. 896 Helmst. Heinemann-Nr. 998 Thomas a Kempis. Henricus de Calcar Hildesheim, Fraterhaus Lüchtenhof 15. Jh., 4. Viertel 1r Titelvermerk (s. oben), 1v–2r leer. 2v–117r Thomas a Kempis De imitatione Christi <note>cum Exercitatorio Henrici de Calcar</note> 2v Capitula libri I 3r–25v Liber I Incipit liber de imitatione Christi et contemptu omnium vanitatum. Capitulum primum Qui sequitur me non ambulat in tenebris dicit dominus. Hec sunt verba Christi quibus ammonemur quatenus vitam eius et mores imitemur non neglegas teipsum. Tantum proficias quantum tibi ipsi vim intuleris Explicit liber primus de Imitacione Cristi dicens: Qui sequitur me etc. 26r Capitula libri II (sc. Exercitatorium monachale) Capitula libri sequentis 26r–35v Henricus de Calcar Liber II (sc. Exercitatorium monachale) Volens purgari a peccatis graciam impetrare et indulgenciam consequi viriliter igitur age et confortaberis. Ama deum et amaberis ab eo in eternum. Amen Zu Text und Literatur vgl. bei Cod. Guelf. 657 Helmst., 172r–178v. Druck: Hirsche Prolegomena 1, 482–504 (mit dieser Hs., 476–482 u. ö. genannt). 35v–36r Capitula libri III (sc. II) Incipiunt tituli libri sequentis 36r–47v Liber III (sc. II) Regnum dei intra vos est dicit dominus. Converte te ex toto corde tuo ad dominum per multas tribulaciones oportet nos intrare in regnum celorum Expliciunt ammoniciones ad interna trahentes 47v–49r Capitula libri IV (sc. III) Incipiunt modo tituli capitulorum sequentis tractatuli seu opusculi Die Tabula weicht von der Ausgabe geringfügig ab und zählt nur 56 Kapitel. 49r–97v Liber IV (sc. III) Capitulum primum. De interna locucione Christi ad animam fidelem Audiam quid loquatur in me dominus deus. Beata anima que dominum in se loquentem audit et de ore eius consolationis verbum accipit gracia tua dirige per viam pacis ad patriam perpetue claritatis. Amen Ungeachtet der abweichenden Tabula entspricht die Gliederung des Textes der Ausgabe. 97v–98r Capitula libri V (sc. IV) Incipiunt capitula libelli sequentis 98r–117r Liber V (sc. IV) Incipit nunc devota exhortatio ad sacram Christi communionem attendens. Vox Christi Venite ad me omnes qui laboratis spiritus et vita sunt. Hec sunt verba tua Christe veritas eterna ut facile ab humana ratione caperentur non essent mirabilia nec infallibilia dicenda Edition Pohl Opera 2, 4–263. Zu Parallelüberlieferung und Sekundärliteratur vgl. bei Cod. Guelf. 808 Helmst., 1r–107r, sowie zusätzlich: P. E. Puyol, Descriptions bibliographiques des manuscrits et des principales éditions du livre De imitatione Christi, Paris 1898, 191f. Nr. 121 (Hs. genannt "Guelferbytanus 2"); P. Bonardi, T. Lupo, L'imitazione di Cristo e il suo autore, Bd. 2, Turin 1964, 211 (Hs. genannt); Debongnie/Huijben, 7 Anm. 2, 63 Anm. 3 (jeweils Hs. genannt); Axters, 90 (Hs. genannt); Neddermeyer, 471f. (Hs. genannt); Emery Prolegomena 613f. (Hs. genannt). 117r–177v Thomas a Kempis Soliloquium animae 117r–118r Incipit prologus in soliloquium fidelis anime Consolacionis gracia aliquas sentencias devotas in unum coacervavi libellum quem meo pectori carius committere volui ad qualemcumque loquar consolacionis graciam 118r–v Incipiunt capitula 118v–177v Textus Incipit soliloquium fidelis anime Michi autem adherere deo bonum est. O breve et dulce verbum deo amplectens et mundum excludens universum sit tibi sancta trinitas equalis una deitas et ante omnia secula et nunc et in perpetuum. Amen Explicit soliloquium fidelis anime Zu Parallelüberlieferung und Literatur vgl. Cod. Guelf. 808 Helmst., 107r–170r (wo diese Hs. jeweils ebenfalls genannt ist). Edition Pohl Opera 1, 189–346 (mit dieser Hs., 354 genannt, Sigle H4). 178r–v leer.

Pergament

178 Bl. 21 15,5 Tintenfoliierung modern: 1177, das letzte leere Bl. nachträglich mit Bleistift als Bl. 178 gez. I+1 (2)! 22 IV (178). Reklamanten, dazu die für den Lüchtenhof typischen Lagensignaturen in Minuskelbuchstaben und arabischen Zahlen, vielfach durch Beschnitt verloren.

Hochwertiges, sorgfältig bearbeitetes Pergament, Befolgung der Gregory-Regel. Die wenigen Löcher und Risse sind vernäht oder vom Rubrikator rot umrandet. Vorsatzkonstruktion: Ein Bifolium und ein zusätzliches Bl., separat geheftet, davon ein Bl. als Spiegel an den VD geklebt.

15 10 , einspaltig, 2v–34v 27 tintenliniierte Zeilen, 35r–177v 26 blindliniierte Zeilen, Punkturen noch vielfach an den Blatträndern sichtbar.

Sehr regelmäßige schlaufenlose Bastarda ("Devotenbastarda") von drei Händen,

Hand 1: 2v–34v;

Hand 2: 35r–177v;

Hand 3: diverse marginale Textergänzungen, Anmerkungen (darunter Wiederholungen der Buchtitel), Korrekturen, und Hervorhebungen (Kreuze und dipleartige Zeichen).

Regelmäßig und sorgfältig rubriziert, rote Lombarden; Repräsentanten und Vorgaben für den Rubrikator vielfach noch marginal erkennbar.

Am Beginn der einzelnen Kapitelverzeichnisse und Bücher rote Fleuronnéelombarden in Unzialform, meist über 3, selten über 4 Zeilen, mit vierblattförmigen oder palmettenartigen weißen Schaftaussparungen im Buchstabenkörper und sorgfältig ausgeführtem schwarzem Fleuronnée als Konturbegleitung in Form von Perlreihen und geschwungenen Tütenblättern sowie in den Zwickeln und im Binnenfeld mit vielfältig variierten vegetabilen Motiven, darunter diverse, je nach Raumangebot wedelartig gekrümmte oder gerollte Tüten- oder Profilblätter, in den Binnenfeldern vielfach axialsymmetrisch angeordnete, phantasievoll gebogene und geblähte großflächige akanthusartige Blätter mit gelappten und gezaddelten Rändern, aber auch tief gespaltene und mehrfach gefingerte Fiederblätter, die sämtlich an den Kanten mit einer Strichelung zur Steigerung der plastischen Wirkung versehen sind.

3r ist die gleichartig gestaltete Initiale Q vergrößert und reicht einschließlich der Cauda über 12 Zeilen. Die Kontur des roten Buchstabenkörpers wird von einer roten Perlreihe mit einzelnen gekernten Dreiblättern begleitet, die Cauda endet in mehreren, mit Perlen und Fibrillen besetzten Fadenausläufern. Im Binnenfeld befindet sich auf rotem Grund ein weiß ausgespartes Büschel symmetrisch angeordneter gekernter Knospen. Die Initialgestaltung ist typisch für die Buchproduktion des Lüchtenhof im späten 15. bis ins frühe 16. Jh., vgl. dazu auch die unten genannten Hss., insbesondere Cod. Guelf. 483 Helmst.

Spätgotischer Holzdeckelband, mit braun gefärbtem Kalbsleder überzogen. Streicheisenlinien. Einzelstempel Blattwerk: EBDB s000843. Lilie, Mittelblatt rhombisch, unterer Abschluss lilienförmig: EBDB s006045. Rosette, ein Blattkranz, sechsblättrig: EBDB s006228. Schrift, Ihesus : EBDB s008474. Schrift, Maria : EBDB s008495. Sämtlich aus der Werkstatt Werkstatt "Christuskopf" im Hildesheimer Fraterhaus Lüchtenhof ( EBDB w000207 ). Vier Doppelbünde. Eine mittig angebrachte Riemenschließe mit Stiftlager in geschwungener Gabelform, Schließenhaken verloren, nur noch Gegenblech und Riemen vorhanden.

Der in jeglicher Hinsicht sehr sorgfältig gearbeitete Codex gehört nach Inhalt, Schrift- und Ausstattungsmerkmalen (Buchschmuck) zu einer größeren Gruppe von Handschriften, die in der zweiten Hälfte des 15. Jh. bis ins frühe 16. Jh. im Hildesheimer Fraterhaus Lüchtenhof für verschiedene Auftraggeber angefertigt worden sind. Die chronologischen Fixpunkte bilden die durch Kolophon oder Besitzvermerk sicher lokalisierten und datierten Cod. Guelf. 35 Helmst. (Missale Hildeshemense, 1462), Cod. Guelf. 57 Helmst. (Windesheimer Psalterium feriatum, 1469), Cod. Guelf. 548 Helmst. (Rituale Bursfeldense, 1502), Cod. Guelf. 28 Helmst. mit 29 Helmst. (zweibändiges Antiphonale Windeshemense, 1507) und Cod. Guelf. 1344 Helmst. (Breviarium Windeshemense, 1525), hinzu kommen noch der zweite Teil von Cod. Guelf. 483 Helmst. sowie die für das Augustiner-Chorfrauenstift Hilwartshausen angefertigten Bände Cod. Guelf. 500 Helmst., 540 Helmst. und 551 Helmst. und das gleichfalls für diese Gemeinschaft bestimmte Hymnar Cod. Guelf. 499.1 Helmst. In den Umkreis dieser Gruppe gehören außerdem Cod. Guelf. 52 Helmst., 163r–189r, der Anhang von Cod. Guelf. 611 Helmst., das Brevier Cod. Guelf. 545 Novi und die theologische Sammelhs. Cod. Guelf. 3 Aug. 4°.

Über die Auftraggeber bzw. weitere Vorbesitzer ist aufgrund fehlender Vermerke nichts bekannt; möglicherweise könnte sich der Codex in einem der südostniedersächsischen Chorfrauenstifte befunden haben, für welche die Hildesheimer Fraterherren auch sonst Codices abschrieben, ergänzten oder einbanden. Da kein Einkunftsvermerk der Wolfenbütteler Hofbibliothek vorhanden ist, kommen hier vor allem die Augustiner-Chorfrauenstifte Heiningen und Marienberg bei Helmstedt in Frage.

Sofern dies zutrifft, wurde die Hs. im Frühjahr 1572 mit den übrigen Buchbeständen dieser Konvente nach Wolfenbüttel verbracht, 1r Titelvermerk des Wolfenbütteler Bibliothekars J. A. Lonicerus: Epicurus Christianus sive del. et corr. supra lin.: Thomae de Kempis I) de Imitatione Christi libri V. II) Soliloquium fidelis animæ. 1614 im Gesamtkatalog der Hofbibliothek von Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav., p. 288 [283]) unter Nr. W 17 der Papalia miscellanea als Epicurus Christianus sive de imitatione Christi lib. 5. Ibidem Soliloquium animæ fidelis manuscr. nachgewiesen. Seit 1618 in der Universitätsbibliothek Helmstedt, 1644 in deren Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 17v) als Thomas de Kempis de imitatione Christi. Soliloquium fidelis animæ in membrana in einem band unter den Theologici MSSti in quarto beschrieben, auf dem VS die zugehörige Helmstedter Signatur T. 4to 107. Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 476 genannt.

geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser. Schönemann Merkwürdigkeiten 2, 48 Nr. 243. Hirsche Prolegomena 1, 477–481. Heinemann Nr. 998. Lesser Bücherverbreitung , 347. Lesser Kloster und Stadt , 82.