Hieronymus, Commentarii in Ezechielem
Hildesheim (?) — 11. Jh., 4. Viertel / um 1100
Provenienz: 2r Bendiktinerkloster Weißenburg, Besitzeintrag: Codex monasterii sanctorum Petri et Pauli apostolorum in Wyßenburg (durchgestrichen). Signaturenbuchstabe Weißenburg .C. (14.Jh.). 1r Eusebius super Ezechielem (15. Jh.). Darunter Blattmitte Jheronimus super Ezechielem. 264v Deficiunt octo capitula cum explanatione sua. Die Handschrift gelangte über Heinrich Julius von Blume 1690 in den Besitz des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig. Wiener Liste 2° 30 ( , 3-18).
Pergament — 264 Bl. — 33 × 25,5 cm
Lagen: 6 IV (48). V (58). II (62). VI (74). II (78). III+1 (85). II (89). III+1 (96). I+1 (98). III (104). 3 IV (89). III+1 (96). I (98). III (104). 3 IV (128). V+1 (139). II+1 (144). 3 IV (168). III (174). V (184). V-1 (193). III+1 (200). V (210). I+1 (213). II (217). III (223). V (233). 2 IV (249). III+1 (256). IV (264). Neuere Tintenfoliierung. 2r und 3r links oben mit Pergament geflickt, hierdurch auf 2r partieller Initialverlust. Schriftraum: 25 × 18,5 cm, einspaltig, 28 Zeilen. Karolingische Minuskel von mehreren Händen Ausführende Hand sehr ähnlich in Cod. Guelf. 8 Weiss. ( , 103). Buchüberschriften in rubrizierter und tintenfarbiger Capitalis Rustica. Seitentitel am oberen Blattrand. Doppelte und einfache s-förmige Zitatenzeichen am Textrand. 1v Federproben und Übungszeichnung einer Profilblattranke (um 1100).
Hellbrauner Schafsledereinband (1689 - Buchbinder Pertz und Wiedemann/Wolfenbüttel).
INHALT
2r-264v Commentarii in Ezechielem. Liber I-XI ( 25, 15-374 B; ; 75).
:AUSSTATTUNG
10 Initialen.Initialen: Zu Beginn der Bücher und einzelner Prologe insgesamt 10 Initialen (2r - unvollständig, 2v, 3r, 25v 2x, 43v, 66v, 91r, 112r, 137v, 164v; 4,0-6,7 cm). Spaltleisteninitialen mit eng gespaltenen Stämmen (25r mit kleiner, einfach genagelter Spange). Initialstammfelder teils farbig ausgefüllt. Von den Stämmen ausgehend meist unregelmäßig in Schlaufen (vgl. 25v), teils auch in Knoten verlaufende Ranken, wobei die Abläufe die Stämme in großzügigen Schlaufen umschlingen oder durchstoßen. 43v, 137v und 164v axialsymmtrisch angelegte Abläufe. Initialstämme und Abläufe gelegentlich mit scharfwinkeligen Ecken (3r, 25v). Auf 43v in den Rankenverlauf eingepflegtes Kreissegment. Als Rankenbesatz finden sich einfach eingerollte kurze Triebe, Knospenendungen mit lappigen Blattansätzen (vgl. 112r), Knollenblätter (66v), Herzblätter (112r, 164v - als Silhouette), ein Fabelwesenkopf mit länglichen Ohren (66v) und auf 137v gegenständige Profilblätter.
Sämtliche Initialen ausgeführt in roter Federzeichnung ohne zusätzliche Kolorierung.
STIL UND EINORDNUNG
Der vorliegende Hieronymuskommentar wurde in der Forschung bisher paläographisch unterschiedlich bewertet. H. Butzmann gibt die Handschrift, wohl aufgrund der Provenienz, mit Fragezeichen nach Weißenburg (um 1100), während sie von H. Hoffmann (11. Jh., 3. Viertel), ebenfalls mit Fragezeichen, nach Hildesheim verortet wird ( , 103; , Bd. 1, 319). Der einheitlich ausgeführte Initialschmuck zeigt mit seiner schlaufigen Rankenführung, den Besatzmotiven und den scharfkantigen Umbrüchen der Rankenverläufe deutliche Anknüpfungspunkte an die Hildesheimer Buchmalerei aus dem 4. Viertel des 11. Jh. (vgl. Cod. Guelf. 4.11 Aug. 4°). Darüber hinaus finden sich die für Hildesheimer Handschriften aus dem 11. Jh. typischen Regensburger Einflüsse. Äußerst ähnliche Ausführungen im Initialornament liegen in der Schwesterhandschrift, dem Jesajakommentar Cod. Guelf. 8 Weiss. vor. Für beide Handschriften wurden bereits von Butzmann Ähnlichkeiten in der Schrift festgestellt (vgl. , 103). Das auf 164v verwendete Silhouettenornament spricht für eine Datierung um 1100., Nr. 4093 (Heinemann Nr.). — , 103. — . — , Bd. 1, 319.
Abgekürzt zitierte Literatur
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel.