Die illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 1: 6. bis 11. Jahrhundert, beschrieben von Stefanie Westphal (in Bearbeitung) (Vorläufige Beschreibung)
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 96a Weiss.
Defensor Locogiacensis, Liber scintillarum (Fragment)
Weißenburg, Benediktinerkloster — 9. Jh., 1. Drittel
Provenienz: Die 5 Pergamentstreifen, aus denen sich das Fragment zusammensetzt, stammen ursprünglich aus den Falzen von 96 Weiss. (zur Handschrift vgl. , 274–278).
Pergament — 1 Bl. — 20,5 × 14 cm
Fragment, aus 5 Streifen Pergament zusammengesetzt. 1v einspaltig, 1r zweispaltig. Schriftraum: 16,5 × 11,5 cm, einspaltig, 34 Zeilen. Karolingische Minuskel von einer Hand. Incipit und Textanfang in roter und schwarzer Capitalis, 1r zeilenweise farbig wechselnd. Capitulabezeichnungen mit jeweils rot gefülltem Anfangsbuchstaben. 1v Autorennamen im Text gelb überstrichen.
INHALT
1r–1v : Liber scintillarum (1r: Capitula XVIIII-LX, Cap. 1,1; 1v: Cap. 7,1–23.; 117, 1, 1 und 7, 1–23).
AUSSTATTUNG
2 Zierinitialen.Initialen: Zum Incipit auf 1r und zum Text (1v) jeweils eine Zierinitiale (1r 4,5 cm; 1v 2,5 cm. Initiale auf 1r mit Füllmuster, 1v unverziert mit einfacher Farbfüllung. Als Füllmotiv dient ein Flammenmuster, hier wellenförmig verlaufend (1r). Im Besatz schlanke, lappige Halbpalmetten mit nach hinten gebogener Spitze (1r und 1v) und fadenförmiges Flechtband mit zum Teil farbig gefüllten Bretzelschlingen (1v).
Farben: Minium, schwarz und freigelassene Flächen.
STIL UND EINORDNUNG
Das Fragment wurde von , Nr. 7429 nach Weißenburg gegeben und in das erste Viertel des 9. Jh. datiert. Seine Initialausstattung spricht eindeutig für die Zugehörigkeit zum Weißenburger Skriptorium. Besonders enge Parallelen liegen zu den Füllmotiven des Flammenmusters (1r; vgl. 72 Weiss. und 74 Weiss.), den lappigen Palmetten und schlanken Initialformen (vgl. 3 Weiss.) sowie dem dünnen Fadengeflecht vor (1v; vgl. 72 Weiss.). Darüber hinaus zeigen 3 Weiss. und 74 Weiss. sehr ähnliche verschachtelte Schriftzüge als Auszeichnungsschriften in schwarzer und roter Capitalis (3 Weiss., 74 Weiss. und 13 Weiss.). Dieser Kontext ergibt eine Datierung des Fragments in das 1 . Drittel des 9. Jh., 278. — , Bd. 1,1.2, 824. — , Nr. 7429. — , 363.
Abgekürzt zitierte Literatur