Dietrich von Apolda
Papier — I, 96, I Bl. — 17,5-18 × 13,7-14,2 cm — Norddeutschland — 15. Jh., 2. H.
Papier. Wasserzeichen: Ochsenkopf, frei, mit Stange (einkonturig) und sechsstrahligem Stern (einkonturig, Enden gerade) als Oberzeichen; nicht genauer zu identifizieren, da von den Wasserzeichen – die regelmäßig nahe beim Falz am oberen Rand der Bll. liegen und entlang desselben abgeschnitten sind – immer wesentliche Teile fehlen und die Motivgruppe außerordentlich groß ist. Lagen: Neben einem modernen Vorsatz- und Nachsatzbl. setzt sich die Handschrift zusammen: 1 (1). IV (9). V-1 (?, 18). 5 V (68). V-1 (77). 9 (?; die Bll. waren lose und sind deshalb einzeln eingebunden, 86). V (96); der ursprüngliche Lagenverbund vielfach gestört. So wurden bei der Neubindung z.B. des Öfteren die – damals offenbar losen – beiden äußersten Bll. von Lagen mit den gleichfalls losen Bll. der vorangehenden und nachfolgenden Lagen zu neu gebildeten Doppelbll. verbunden bzw. zusammengeklebt und als solche eingebunden; überdies sind die Blätter der 4. Lage in falscher Reihenfolge eingebunden (s. dazu die Angaben zum Brief von Werner Stannat, der am Beginn der Handschrift eingeklebt ist). Die alte Lagenstruktur ist v.a. mittels der Buchstaben nachvollziehbar, die ursprünglich als Lagensignaturen auf allen Bl. in der ersten Hälfte einer Lage angebracht waren (erste Lage jeweils a, zweite Lage jeweils b, etc.). Foliierung (modern, Bleistift): 1-96. Der Buchblock wurde nach der ersten Bindung bei der/einer Neubindung offenbar noch einmal beschnitten (vgl. die abgeschnittenen Einträge am Rand von 28v und 50r); das äußerste Doppelbl. der letzten Lage (Bl. 87/96) ist im unteren Drittel an der Außen- bzw. Verso-Seite mit einem alten Stück Papier überklebt bzw. zusammengeklebt, das selbst mit handschriftlichem Text versehen ist (bereits bei der ersten Bindung der Handschrift oder bei einer nachfolgenden aufgeklebt?); starke Wasserschäden (insbesondere im ersten Teil der Handschrift, v.a. am oberen Rand der Bl.); zudem weist das Papier auf den ersten Bl. vielfach Fehlstellen und andere starke Schäden auf; deshalb bei Restaurierungen mit Japanpapier oder normalem Papier überklebt oder ergänzt; die jeweils letzten und ersten Seiten der Lagen vielfach stark verschmutzt (etwa 38v-39r, 48v-49r, 58v-59r, 68v-69r). Schriftraum: 13,7-14,5 × 8-9,3 cm, einspaltig, 25-30 Zeilen. Haupttext regelmäßig von einer Hand geschrieben; schlaufenlose Bastarda; nur wenige Korrekturen (bisweilen Streichungen in Rot); auf einigen Seiten an den Rändern Schreib- oder Federproben, noch zeitnah am Haupttext entstanden (von zumindest zwei Händen); I: 8v, 14r, 17r, 23r, 27v, 28v, 36r, 48v-49v, 58v-59r, 78v-79r; II: 9r, 12r, 31r, 33r, 61r); auf 4v am unteren Seitenrand zwei Strichgesichter; zudem frühneuzeitliche Anmerkungen zum Text – etwa wichtige Stichworte oder Orte, Namen, Jahreszahlen, etc. eingefügt (siehe 37v-38r, 41r-42r, 43r, 44r, 50r, 53v, 55r). Durchgehend rubriziert, insbesondere Überschriften in Rot. Zudem einfache Initialen (3-zeilig; ebenfalls in Rot).
Pappeinband des 18. oder 19. Jhs., hellbraun/ockerfarben, meliert; durch Abreibungen und Ritzungen beschädigt; an den Ecken mit Leinen verstärkt; am Rücken schwarzes, mit Gold geprägtes Titelschildchen (Theoderich/ von Thüringen/ Leben der/ heil. Elisabeth); darunter aufgeklebt das typische Papierschildchen mit moderner Göttinger Signatur (Cod. Ms. hist. 202); diese mit Bleistift auch oben am VS eingetragen; darunter am VS eingeklebt die Beschreibung von W. Meyer.
Beilagen: I: Brief von Werner Stannat (Marburg) an die SUB Göttingen vom 31. 03. 1951 (an die Vorderseite des Vorsatzbl. angeklebt): Stannat weist darauf hin, dass die Blätter der vierten Lage (Bl. 29-38) falsch gebunden sind und die richtige Reihung lauten müsse: fol. 29-32-33-31-30/37-36-34-35-38. Damit werden die Lücken im Text erklärt. Es fehlt hier nichts; zweitens verweist Stannat auf die enge Übereinstimmung der Göttinger Handschrift mit Stockholm. Riksarchivet, Hs. Nr. 107 in 4° (Dyt is dat leuent der hilghen vrouwen sunte elseben); eigenhändige Unterschrift Stannats. II: Notizbl. (vorne an 1r angeklebt) mit kurzen Angaben zum Inhalt, zur Datierung und Erwerbung der Handschrift (19. Jh.).
Herkunft: Die Herkunft der Handschrift ist unbekannt, der paläographische Befund legt eine Entstehung des Codex in der 2. H. des 15. Jahrhunderts nahe, die Schreibsprache (Niederdeutsch) spricht für eine Herkunft aus dem norddeutschen Raum. — Die weitere nachweisbare Geschichte passt dazu; zwar ist über dieselbe für das Mittelalter und die Frühe Neuzeit nichts weiter bekannt, sie befand sich dann aber laut Auskunft der Zugangsbücher der SUB (s. die Angaben im Folgenden) im Besitz eines 'Rittmeisters Campen'. Hier handelt es sich zweifellos um Carl Julius Christian Georg Campen, der zuerst als Oberbereiter und königlich hannoverscher Kavallerieoffizier sowie von 1857 bis 1862 als Universitäts-Stallmeister (mit dem Rang eines außerordentlichen Professors) in Göttingen tätig war (vgl. cod. d. vom Rittmeister Campen geschenkt: Leben der heiligen Elisabeth, Landgräfin von Thüringen. Ms. Acc. 4 H. 17435); auf 96v der älteste große Besitzstempel der Georgia Augusta; ebd. zudem ein nicht einzuordnender Stempel (mit dem Buchstaben S; dieser Stempel findet sich auch auf der letzten Seite bzw. auf 118v der Handschrift SUB Göttingen, 8° Cod. Ms. theol. 160).
, S. 86 und , S. 491). — 1853 schenkte C. J. C. G. Campen sie der Göttinger UB (vgl. dazu den Eintrag in SUB Göttingen, Bibliotheksarchiv, Manuale zum Jahr 1853, S. 62:, S. 81. — . — , S. 54. — , S. 16* (Nr. I,4). — 2, Sp. 103-110, hier Sp. 106. — .
Ir-Iv modernes Vorsatzbl.: leer, auf der Vorderseite allerdings angeklebt das Formular mit dem Bearbeitungsvermerk der Preuß. Akad. d. Wiss. (Dr. Marie-Luise Dittrich, Sept. 1939) sowie ein maschinenschriftlicher Brief an die SUB Göttingen von Werner Stannat, betreffend die Bindung der Handschrift sowie zu Parallelüberlieferung derselben, aus dem Jahr 1951 (s. unter Beilagen).
1r–96v Vita S. Elisabeth (niederdt. Übersetzung). Der Haupttext ist im ersten Teil aufgrund des Wasserschadens und von Fehlstellen des Papiers vielfach kaum lesbar, anders als die Rubriken, die auf 1r einsetzen mit: ›Wu sunte Ilsebe in …t in dat lant to Dor[i]n[g]hen‹... Do was god van hymmele sek ouer se erbarmende vnde sach an oren groten louenden se had den to sunte Ilseben vnde gaff vor middelst vordenste der hilligen vruwen. Der Göttinger Codex enthält eine niederdeutsche Fassung von Dietrichs Werk, die im 15. Jh. als Übersetzung der sogenannten Reinhardsbrunner Bearbeitung entstand und zu der folgende weitere Handschriften gehören (Rezension a der Reinhardsbrunner Fassung, Gruppe I): Stockholm, Rijksarkivet, cod. Nr. 107 und Lübeck, cod. Theol. Germ. 9 (Kriegsverlust); vgl. , S. 15*-16*; 2, Sp. 106, Nr. 3b.; , S. 54; , Sp. 850; es fehlt in der Göttinger Handschrift Can. III,2, Qualiter leonem perterruit (vgl. , S. 16*, Nr. I,4); zur Elisabeth-Vita und ihren Übertragungen s. zudem .
:Abgekürzt zitierte Literatur
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Volkssprachige Handschriften.