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Beschreibung von Cod. Ms. hist. nat. 88
Lukas Wolfinger: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen volkssprachigen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Lukas Wolfinger.

Konrad von Megenberg

Papier — 213 Bl. — 29-29,5 × 20-20,3 cm — Bayern (Regensburg?) — 15. Jh., Mitte

Wasserzeichen: ###; Lagen: Das 1. und 7. Blatt der ersten Lage fehlen (ersteres wohl verloren, zweiteres wohl absichtlich ausgerissen; beide offenbar ohne Text), das letzte Blatt dieser Lage ist als Einzelblatt erhalten und an die folgende 2. Lage angeklebt; von der letzten Lage, die wohl schon von Beginn an die letzte der Handschrift war, fehlen gleichfalls mehrere Blätter, allerdings höchstens fünf: VI-3 (3)(!). VI+1 (16). 4 VI (64). IV (72). 6 VI (144). 2 V (164). 3 VI (200). VI-5 (207)(?); die Falz der einzelnen Lagen innen mit schmalen, unbeschriebenen Pergamentstreifen verstärkt. Erste Lage bzw. Register: moderne Foliierung mit Bleistift (I-VI); Haupttext: alte - wohl noch mittelalterliche - Foliierung in Tinte, mittig zwischen den beiden Spalten am oberen Seitenrand (und von der selben Hand eingetragen wie die Seitenzahlen, die im ersten Teil des Registers auf Ir-IIIv eingefügt wurden). Die Zeilenzahl variiert je nach Schreiber (fol. Ir-31v und 113rb-117vb: 27-32; fol. 31v-72v und 118ra-144vb: 36-41; fol. 73ra-113ra: 32-36; fol. 145ra-207rb:34-39) Schriftraum: 20-20,5 × 14-14,4 cm, 27-41 Zeilen; Von mindestens 4 Händen geschrieben, von denen wohl zwei doppelt auftauchen (I.: Ir-31v und 113rb-117vb; II.: 31v-72v und 118ra-144vb [?]; III.: 73ra-113ra; IV.: 145ra-207rb); Bastarda (nach Schneider) bzw. Cursiva Libraria (nach Lieftinck/Derolez); durchgehend rubriziert (wenn auch teilw. in unterschiedlicher Intensität); Schreiber III (73ra-113ra) verwendet in der obersten Zeile am Wortbeginn häufiger Großbuchstaben oder auch nur Anfangsbuchstaben, deren geschwungene und verzierte Oberlängen er – vergleichbar der Elongata in Urkunden – weit in den oberen Seitenrand hinein verlängert, teilweise als Cadellen gestaltet; rote Lombarden, teilweise durchaus mit dekorativem Anspruch; zudem Fleuronné-Initialen in Rot (Ira,, 1ra,, 1va,, 28va,, 52vb,, 73ra,, 101va,, 113rb,, 137ra,, 165ra,, 182vb, sowie 203ra, wobei die Initialen auf 1r, 182v und 203r von Gesichtern oder Fratzen bewohnt sind).

Einband aus hellbraunem Kalbsleder auf Holzdeckeln, an vielen Stellen abgeschabt bzw. beschädigt; Streicheisenlinien und jeweils fünf erhaltene Messingbuckeln auf Vorder- und Rückdeckel; ehemals zwei Messingschließen, von deren Befestigung bzw. Halterung aus Metall noch erhebliche Reste vorhanden; am Buchrücken übliches Pappschildchen der SUB Göttingen mit moderner Signatur; am VS außer moderner Signatur (Cod. med. et. hist. nat. 88; in Bleistift) noch folgende alte Einträge: Schau am ersten dich an und nit mich./ Due ich vnrecht so hůet du dich. (16. Jh.; mit Rötelstift); darunter von anderer Hand und in Tinte die Jahreszahl 15 * 24 sowie folgende Priamel Peter Nikl valbe Ros hoche prückhn vnd/ tyeffe mos Rote pertt vnnd Erlin pogn/ Thuen dye guett, so soll mans loben.

Herkunft: Die genaue Herkunft der Handschrift ist unbekannt. Da das Wasserzeichen des Papiers 1441/42 nachgewiesen ist, liegt eine Entstehung um 1450 nahe, zumal auch die handschriftliche Überlieferung des Buchs der Natur zwischen 1430 und 1460 ihre Hochphase hatte, aus der Zeit nach dem ersten Druck aus dem Jahr 1475 hingegen – abgesehen von Teilabschriften oder Exzerpten - so gut wie keine Handschriften mehr bekannt sind; vgl. G. Hayer, Konrad von Megenberg, 'Das Buch der Natur'. Untersuchungen zu seiner Text- und Überlieferungsgeschichte, Tübingen 1998 (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 110), S. 426-427. Die Schriftformen passen durchaus zu einer solchen Einordnung. Die Schreibsprache(n) der Handschrift verweist auf den bayerischen Sprachraum als ihr Entstehungsgebiet. Für diese Herkunft spricht auch, dass sie sich Mitte des 16. Jahrhunderts im Besitz des Endres wolff zů Regenspurg befand. Bei diesem handelt es sich wohl um den Regensburger Patrizier Endres bzw. Andreas Wolf, der als Mitglied des Rates sowie als Stadtkämmerer von Regensburg bezeugt ist. Diese Stadt erscheint dabei durchaus als möglicher Entstehungsort der Handschrift. Zum einen war sie jener Ort, wo Konrad von Megenberg als Autor des Textes lange Jahre lebte und bepfründet war, zum anderen bietet die Göttinger Handschrift die Prologfassung des 'Buchs der Natur' "ohne Fehlkapitel oder Eingriffe in die Kapitelstruktur" (ebd., S. 77), weshalb sie in der Überlieferung dem Original Konrads von Megenberg relativ nahe stehen dürfte. Da der Text von mehreren Personen geschrieben wurde, wird die Handschrift am ehesten in einer der für den Buchmarkt tätigen Schreiberwerkstätten mit professionellen Schreibern verfertigt worden sein, die im Spätmittelalter verstärkt für ein laikales Publikum Texte kopierten und auch beim Buch der Natur häufig als Kopisten aufscheinen (freilich könnte die Abschrift auch in einer Kanzlei oder einem Kloster angefertigt worden sein). — Vielleicht ist die Priamel auf dem VS mit der Nennung des Peter Nickl als Hinweis auf einen Vorbesitzer (des 16. Jhs.) zu verstehen, der sich sonst aber bislang nicht nachweisen lässt. Sicher bezeugt als Vorbesitzer ist erst der zuvor erwähnte Andreas Wolf, der zum typischen Rezipientenkreis des Buchs der Natur – Laien aus höherem und niederem Adel, städtisches Patriziat und Bürgertum – zu zählen ist. Zu seiner Zeit könnte das letzte Blatt des Textes bereits gefehlt haben (s. o.). Wann der Kodex an die Bibliothek der Universität Göttingen gelangte, ist - wenigstens bislang - unklar.

Göttingen 2, S. 310-311. — G. Hayer, Konrad von Megenberg, 'Das Buch der Natur'. Untersuchungen zu seiner Text- und Überlieferungsgeschichte, Tübingen 1998 (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 110), hier speziell S. 77-78, S. 167-168, S. 424 und S. 429.

Ira-207vb Konrad von Megenberg: Buch der Natur (Půch von den naturleichen dingen). (Ira-VIrb) Register. ›das register des püechs genant liber Rerum‹. Von dem menschen in seiner gemain nature … — … Vnd den wunder(lichen) menschen. (1ra-207vb) ›Das ist das puech von den ntürlichen dingen zu tawetsch gemacht von maister Chunraden Mäegenberger et cetera.Ain wirdig weibes chron in welhem claid man die an sicht … — … Maister Jacobus von viatico, der ain půch hat gemacht [von] etleichen wunderleichen dingen in den lannden vber mer, das hat er Der Text bricht mitten im Epilog ab (Konrad von Megenberg. Das 'Buch der Natur', Bd. 2: Kritischer Text nach den Handschriften, hg. von R. LuffG. Steer, Tübingen 2003 [Texte und Textgeschichte. Würzburger Forschungen 2], S. 528, Z. 5-7) Es fehlt also in jedem Fall nicht mehr als ein Blatt, eher sogar nur eine Seite des Textes (s. dazu auch im Folgenden).

207v Jahres- und Besitzeintrag. 15 * 24./ Dis Bůch gehert dem Endres wolff zů Regenspurg. Beides mit der selben Tinte und offenkundig von selber Hand geschrieben; dieser Besitzvermerk könnte ein Indiz dafür sein, dass diese Seite bereits im 16. Jahhundert das Ende der Handschrift bildete. In jedem Fall aber scheint die heute letzte Lage immer schon die letzte des Buches gewesen zu sein.


Abgekürzt zitierte Literatur

Göttingen 2 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 2: Universitäts-Bibliothek: Geschichte, Karten, Naturwissenschaften, Theologie, Handschriften aus Lüneburg, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 2)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Volkssprachige Handschriften.
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