Beschreibung von Göttingen, Staats- und Universitätsbibliothek, 2° Cod. Ms. 162 jurid. (Patrizia Carmassi: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen lateinischen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Patrizia Carmassi.) Beschrieben von Patrizia Carmassi Elektronische Ausgabe nach TEI P5 TEI-P5 konforme Kodierung durch Patrizia Carmassi Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek

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Neu katalogisiert durch Patrizia Carmassi

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Lateinische Handschriften .

Göttingen Staats- und Universitätsbibliothek 2° Cod. Ms. jurid. 162 Lanfrancus de Oriano, Johannes Baptista de Sancto Severino Norditalien (?) 15. Jh., letztes Drittel (nach 1472) Ir Bibliothekarische Angaben über den Inhalt des Codex (schwarze Tinte). Bei dem ersten Titel in Klammer: (NB. deest finis). Iv leer. 1ra-59vb Lanfrancus de Oriano Repetitiones in Decretales Incipit solemnis repetitio famosissimi utriusque iuris doctoris domini Lanfranci de Oriano de Brixia super capitulum Quoniam contra falsam QUONIAM CONTRA Hec decretalis est famosa et in ea trahitur materia seu doctrina per interpellationem vel per interpositionem diei elapsi al Endet abrupt wegen Verlustes eines Blattes. Edition: Lanfrancus de Oriano, Repetitiones, Venedig: Wendelin von Speyer für Johann von Köln, 1472. 2°. GW M17012. Verglichen mit dem Exemplar München, Bayerische Staatsbibliothek, 2° Inc. c.a. 144, fol. 1r-58v. (urn:nbn:de:bvb:12-bsb00060828-8). Vgl. handschriftliche Überlieferung in Würzburg, Universitätsbibliothek, M. ch. f. 12, fol. 417r (Italien, 1469). Literatur: Schulte 2, S. 392. HQL 1, S. 396. Coing, S. 396. A. Belloni, Professori giuristi a Padova nel secolo XV. Profili bio-bibliografici e cattedre, Frankfurt am Main 1986 (Ius commune. Sonderhefte 28), S. 264-269, hier S. 267-268. F. Roggero, Lanfranco da Oriano, in Dizionario Biografico degli Italiani 63 (2004), S. 572-573. 60ra-67vb Johannes Baptista de Sancto Severino Tractatus de modo studendi Cum expurgaveritis vetus fermentum deus altissimus qui sine fine in perpetuum regnat. Amen 67vb Editus fuit hic tractatus per dominum Johannem Baptistam Caccialupis de sancto Severino anno domini M°CCCCLXVII de mense aprilis in civitate Senarum. Abschrift aus dem Kolophon in der Edition 1472. Edition: Venedig, Wendelin von Speyer für Johann von Köln, 1472. 2°. Verglichen mit München, Bayerische Staatsbibliothek, 2° Inc. c.a. 144, fol. 60r-67v. Bibliographie: G. D'Amelio, Art. Caccialupi, Giovanni Battista, in Dizionario Biografico degli Italiani 15 (1972), S. 794. M. Ascheri, Giovanni Battista Caccialupi (1420 ca. - 1496) fautore dei Monte di pietà, in Grundlagen des Rechts. Festschrift für Peter Landau zum 65. Geburtstag, hrsg. von von R. H. Helmholz, Paderborn 2000 (Rechts- und staatswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft N.F. 91), S. 643-653. P. Nardi, Maestri e allievi giuristi nell'Università di Siena. Saggi biografici, Milano 2009, Kap. V: Giovanni Battista Caccialupi a Siena, S. 119-154. CALMA 1, Art. Baptista de Caccialupis, S. 602-605, hier Nr. 39, S. 604-605.

Papier

Wasserzeichen: 1. Dreiberg - frei - Beizeichen einkonturige Stange - Kreuz (senkrecht) - einkonturig - ohne weiteres Beizeichen: Nicht nachweisbar. Vgl. sehr ähnlich WZIS DE0510-CodII12_226_130 .

Wasserzeichen: 2. Dreiberg - frei - Beizeichen einkonturige Stange - Kreuz (senkrecht) - einkonturig - ohne weiteres Beizeichen: Nicht nachweisbar. Vgl.: WZIS DE0510-CodII12_226_126 .

Wasserzeichen: 3. Dreiberg - frei - Beizeichen einkonturige Stange - Kreuz (senkrecht) - einkonturig - ohne weiteres Beizeichen: Nicht nachweisbar. Vgl. WZIS DE0510-CodII12_226_3 . Diese allerdings in WZIS um 1401-1433 datiert.

I, 67, I Bl. 43,5 29 Moderne Foliierung (schwarze Tinte und Bleistift); fol. 2 und Vorsatzblätter nicht foliiert. 1 Blatt. 5 V (50). V-1 (59). IV (67). 1 Blatt. Lagenzählung: Buchstaben für die Lagen (Minuskel) und arabische Zahlen für die Blätter in der ersten Hälfte der Lage. Reklamanten.

Feuchtigkeitsflecken entlang der Blattkanten. Letzte Seiten stark fleckig. Fol. 1v: Fußsteg mit einem Papierstreifen verstärkt. Falz gebrochen. Überzug mit Fehlstellen an den Ecken, Leder an Unterkanten durchgerieben und im Gelenk eingerissen. Lichtschaden und Insektenfraß auf dem HD.

Zweispaltig. 60 Zeilen.

26,5 18

Schlaufenlose Bastarda von einer Hand. Rotunda für die Lemmata. Randnotizen von einer zweiten Hand. Maniculae.

Raum für Initialen fol. 1ra und 60ra frei gelassen. Nur auf fol. 1ra nachträglich Initiale in hellbrauner Tinte ausgeführt. 1ra: Q(uoniam). Im Binnenfeld Knospenfleuronnée, in Ähre angeordnet.

Pappeinband mit braunem Leder bezogen, aus dem 18. Jahrhundert. VD und HD mit Streicheisenlinien, parallel zu Buchkanten, dekoriert. Auf dem Rücken modernes Signaturschild und Titelangaben in Gold eingeprägt. Ein kleines Fragment aus dem Einband in Papier zwischen VS und fol. I aufbewahrt. Auf VS aufgeklebter Papierauschnitt aus Meyers Katalog über diese Handschrift. Zwischen VS und fol. Ir eingeklebter vorgedruckter Zettel über Benutzung des Codex. Auf dem HS alte Signatur (Bleistift): Ms. Jurid. 91. Dort auch Prüfvermerke aus den Jahren 2004 und 2005. Die Vorsatzblätter sind Teil des modernen Einbandes. Wasserzeichen: Wappen, eine Lilie, Schild bekrönt: nicht nachweisbar. Zum Einband siehe auch unten Provenienz.

Der Codex ist nicht nur nach dem im Kolophon genannten Jahr 1467 entstanden (vgl. fol. 67vb), sondern nach 1472, Jahr der gedruckten Ausgabe beider Werke in Venedig, aus der die Handschrift abgeschrieben wurde (siehe Edition). Obwohl der erste Text am Ende lückenhaft ist, stimmen Titel, Rubriken, Einteilung und der letzte Kolophon der Handschrift mit der Inkunabel überein. Auch Layout und Abkürzungen oft identisch. Fehler beim Abschreiben, z. B. fol. 1r trahitur statt traditur. Für diese Abschrift wurden nur die ersten beiden Texte aus der viel umfangreicheren gedruckten Sammlung ausgewählt. Zu den Autoren: Johannes Baptista de sancto Severino (= de Casalupis/de Caccialupis, † 1496), begann seine Karriere ab der Mitte des Jahrhunderts und erst ab 1452 lehrte er Recht in Siena. Auch Lanfrancus de Oriano († 1488) lehrte kanonisches Recht in Padua in den Jahren 1459-1464 (vgl. Belloni, S. 265), und erst in dieser Zeitraum ist die Verfassung des Werkes anzunehmen. Auf Grund der Schrift und der Beaurbeitung des Papiers (poliert) ist eine Herkunft aus Norditalien wahrscheinlich.

Provenienz: Im Bibliotheksarchiv, Kataloge, 67:4, S. 91 in der Mappe XII, Jus canonicum, unter der Nr 162. Am Ende wird darin verzeichnet: Emtus ex auctione ligatus cum de Gambilionibus de Maleficiis. Die letzten zwei Zeilen (ab: ligatus) gestrichen. Die Universitätsbibliothek besitzt vier Inkunabeln mit diesem Werk (vgl. Incunabula Gottingensia. Inkunabelkatalog der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, hrsg. von E. Mittler. Bd. 2: Abteilung Critica bis Jus, beschrieben von H. Kind und J. Bornmüller, Wiesbaden 2006, Nr. 1388-91), z. T. mit anderen gedruckten Werken gebunden. Davon war höchstwahrscheinlich die Inkunabel 2° Jus crim. I,3107 (Nr. 1388) mit der Handschrift ursprünglich gebunden. Sie wurde mit einem neuen Pappeinband versehen, nachdem der handschriftliche Teil getrennt worden war; der Buchblock wurde bei diesem Vorgang beschnitten.

Zum Eingang in Göttingen vgl. Manual (Jahr 1770), S. 91, Nr. 167: Tractatus Maleficiorum D. Angeli de Gambilionibus Mantuae 1472. C. adjectis quibusd. Tract. MSS. Der Sammelband wurde bei der Auktion des zweiten Teils der Bibliothek des Altdorfer Historikers und Philologen Christian Gottlieb Schwarz (1675-1751) erworben, deren Versteigerung 1769 in Altdorf stattfand. Eingang der Bücher in die Göttinger Bibliothek war am 15.03.1770. Ich danke für diesen Hinweis Helmut Rohlfing. Die Angabe des Manuals stimmt mit der Beschreibung im älteren Katalog der juristischen Handschriften überein, sowohl was den Inhalt der beiden Teile des Bandes betrifft, als auch in Bezug auf den Erwerb durch Auktion. Fol. 1v: Schwarzer ovaler Stempel der Universität (4 x 5,5 cm): EX BIBLIOTHECA ACAD. GEORGIÆ AUGUSTÆ.

Patrizia Carmassi: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen lateinischen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Patrizia Carmassi. Göttingen 1, S. 354.