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Beschreibung von Göttingen, Staats- und Universitätsbibliothek, 2° Cod. Ms. jurid. 28
Patrizia Carmassi: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen lateinischen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Patrizia Carmassi.

Digestum vetus cum glossa Francisci Accursii

Pergament — III, 160, III Bl. — 40,5 × 25,5 cm — Frankreich — 13. Jahrhundert. Letztes Viertel.

Wasserzeichen (Vorstatzblätter): 1. Buchstaben/Ziffern - mehr als drei Buchstaben (Worte/Namen) - Anfangsbuchstabe H - HONIG - frei, mit Beizeichen - Buchstaben - C und I: WZIS DE3270-jurid28_I*. 2. Löwe im Kreis, darauf Krone, darauf Baum. Inschrift im Kreis: Pro patria eiusque libertate: WZIS DE3270-jurid28_I. Lagen: I (II). I+1 (2). 14 IV (115). III (121). 4 IV (153). IV + 1-1 (IV). I (VI). Reklamanten in der Mitte des Fußstegs. Mittelalterliche Foliierung in schwarzer Tinte (arabische Zahlen): 1 bis 161. In der Foliierung Sprung von 76 auf 78. Alte und neue Vorsatzblätter nicht foliiert. Zweispaltig. Ca. 43-50 Zeilen. Schriftraum: 21-22 × 12-13 cm. (Textus inclusus). Schriftraum: ca. 30,5-39,5 × 22-24,5 cm. (Klammerglosse). Textualis für den Text und Glosse (fol. 1-2). Semitextualis für Text und Glosse (fol. 3-161). Verschiedene Hände. Interlinear- und Marginalglossen von verschiedenen Händen bis zum 15. Jh. (Bastarda). Maniculae und gelegentlich ein Vogel als Nota-Bene Zeichen. Rubriziert. Die Ausstattung ist nicht vollständig ausgeführt. Raum für Initialen zu Beginn der einzelnen Bücher freigelassen, häufig später mit Glossen gefüllt. I. Einzelne acht bis zehn Zeilen hohe Hauptinitialen in den Farben Rot und Blau (Buchstabenkörper) ausgeführt, allerdings ohne Besatzfleuronnée. II. Vier bis sechs Zeilen hohe, schlichte rote Fleuronnée-Initialen (nur am Anfang). III. Eine bis zwei Zeilen hohe einfache rote Lombarden, gelegentlich mit Punktverdickung und eingerolltem Ende. In der letzten Lage wenige Beispiele auch in Blau. Repräsentanten. Auf fol. 3ra und 17ra wurde die Auszeichnungsschrift (in die Länge gezogene Majuskel) nur in der roten Farbe ausgeführt: [U]L[PI]A[NU]S [L]IB[RO], hier auch durch Perlenreihen eingerahmt; [U]L[PI]A[NU]S. Angabe des jeweiligen Buches auf dem Kopfsteg (rote Farbe, römische Zahlen). Diagrammatische Darstellung der Inhalte (fol. 118v, Fußsteg). I. Große Fleuronée-Initialen, ausgeführt, nachdem Prolog und Text zusammengefügt worden waren. Initialen mit zweifarbig (rot/blau) ornamental gespaltenem Stamm. Schaftaussparung: Kopfstempel. 1ra O(mnem). 160ra D(e). II. Kleine Fleuronnée-Initialen, mit konturbegleitendem vertikalem Faden in der gleichen Farbe Rot, gelegentlich mit kleinen Buchtungen. Fadenausläufer mit eingerolltem Ende.

Renaissance-Einband. Gepresster Pappeinband mit Kalbslederüberzug. Streicheisenlinien, Rollen und Einzelstempeln. 1. Köpfe in Medaillon, 4 Köpfe, Blattwerk: EBDB r005161. 2. Bandwerk: EBDB r005163. 3. Wellenranke, mit Blumen und Blättern: EBDB r005164. 4. Weibliche Figuren, mit Textzusatz, Helena (S ELENA), Lucretia (LVCRECIA), Judith (IUDITH), Veturia (VETVRIA): EBDB r005154. 5. Palmette, Palmettenfries: EBDB r005162. 6. Ornamente, pflanzliche: EBDB s037756. 7. Ornamente, pflanzliche: EBDB s037757. 8. Ornamente, pflanzliche: EBDB s037758. 9. Ornamente, pflanzliche: EBDB s037759. 10. Ornamente, pflanzliche: EBDB s037760. 11. Ornamente, pflanzliche: EBDB s037761. 12. Ornamente, pflanzliche: EBDB s037762. 13. Ornamente, pflanzliche: EBDB s037763. Sämtlich aus der nicht lokalisierten Werkstatt: EBDB w007811. Vor und nach dem Buchblock jeweils ein originales Vorsatzblatt aus Pergament (heute fol. III, vorne, und fol. IV, hinten). Dazu jeweils ein Binio aus modernem Papier, gleichzeitig mit dem aktuellen Einband. Alle Vorsatzblätter nicht foliiert. Beide Pergamentblätter weisen Löcher aus Insektenfraß und Spuren von Klebstoff auf, wahrscheinlich aus einem früheren Einband. Auf VS moderne Signatur und römische Zahl VI (Bleistift), die der Nummer der Auflistung im Auktionskatalog entspricht. Auf dem VS auch ein aufgeklebter Zettel mit Auszug von Meyers Katalog über diese Handschrift. Auf HS Prüfangaben (Gewicht) von 2004 bis 2009 und alte Signatur (Bleistift): Ms. Jurid. 2. Auf dem Rücken (5 Bünde, Doppelbünde) modernes Signaturschild (oben). Goldprägung, z. T. abgesprungen: Goldlinien um die Bünde; Titelangabe in Majuskelschrift, diese fast vollständig abgesprungen: DIG.S..M ... / MS. Kapital zweifarbig umstochen. Zwischen fol. III und 1 ein kleiner blauer Papierzettel (mitgebunden), mit Inhaltsangaben in schwarzer Tinte. Flecken und Benutzungsspuren (schmutzige Blattränder). Einige Risse und Löcher im Pergament, z. T. mit Japanpapier restauriert. Rückenrundung am Kopf verformt. Buchschnitt wellig, am Kopf vergraut. Die Ecken von VD und HD verzogen. Lederüberzug weist Kratzer und Abrieb auf. Am Rücken Risse und Abplatzungen der Narbenschicht, die durch moderne Restaurierung stabilisiert wurden.

Herkunft: Schrift und Dekoration weisen auf Frankreich (Nordfrankreich?) hin. Die Constitutio Omnem ist kurz nach der Anfertigung des Haupttextes hinzugefügt worden. Zu diesem Zeitpunkt scheint auch die Gesamtglosse mit roten Paragraphenzeichen versehen und eine einheitliche Ausstattung begonnen worden zu sein (siehe Initialen fol. 1ra, 160ra). Als Vergleichsbeispiele aus Frankreich, 3. oder 4. Viertel, bis Ende des 13. Jh. (dort die Initialen mit Besatzfleuronnée vollendet) s. Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 1006, fol. 1r; Blois, Bibliothèque municipale, Ms. 34; München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 8001, fol. 42r. Vgl. dazu Bauer-Eberhardt, Ill. Hss. französischer Herkunft 1, Kat.-Nr. 183, S. 205-207, und Abb. 286. — Provenienz: Auf fol. 1r Spuren von einem Wappen (rot, 1,5 x 1,5 cm), gewischt (Doppelhaken?). Gleich wie in 2° Cod. Ms. jurid. 25. Vorbesitzer der Handschrift war im 18. Jh. der Altdorfer Professor Christian Gottlieb Schwarz (1675-1751). Zu seiner Person siehe Beschreibung von 2° Cod. Ms. jurid. 26 Cim.. Dieser Codex wird mit einer Gruppe von zusammengehörenden Rechtshandschriften im Auktionskatalog von 1769 genannt. Vgl. Bibliothecae Schwarzianae [...] Pars 2: Catalogus Librorum continens Codices Manuscriptos Vetustos Et Libros Saeculo XV ab incunabulis [...], Norimbergae 1769, S. 1 (auf die Nr. I-VI bezogen): "Opus Mst. membranaceum insigne, optimeque conservatum, ius Iustinianeum continens, atque sex voluminibus in folio maiore, singulis corio suillo compactis, constans". Beschreibung dieser Handschrift ibid., S. 2: "Vol. VI. continet digestorum libros XV, et duo folia libi XVI. Constat foliis 157, quae nullis figuris ornantur". Wie man dort auf die Blattzahl 157 kam, bleibt unklar. Die anderen Göttinger Codices, die auf Grund der Einbandstempel in der Frühen Neuzeit eine Gruppe bildeten, sind: 2° Cod. Ms. jurid. 23, 24, 25, 26 Cim., 27 Cim.. — Zu der Gesamtgruppe der Handschriftem des Corpus iuris civilis vgl. auch die Beschreibung in Bibliotheksarchiv, Kataloge, 67:4, S. 2, unter dem Titel Jus Romanum, Codices manuscripti latini, Folio, Juridici: Codex membr. … Corpus juris glossatum, quinque voluminibus [= 23-27], zu dem auch Nr. 28 (diese Handschrift) hinzugefügt wird. Zu diesem Codex heißt es: Redemptus hic codex ab heredibus Chr. Gottl. Schwarzii anno 1772. Nach Meyer, Göttingen 1, S. 312, wurde diese Gruppe von Handschriften von Schwarz' Schwiegersohn Johann Nikolaus Weiss, Professor der Anatomie in Altdorf (1702-1783) im Jahr 1773 durch die Universität erworben. Zu der ursprünglichen Gruppe von Handschriften gehört auf Grund der gleichen Einbandstempel auch die Handschrift 2° Cod. Ms. jurid. 155, die allerdings auf anderen Wegen in die Göttinger Bibliothek kam.

Göttingen 1, S. 315. — Chr. G. Heynii Professoris Eloqv. Et Poes. … Opvscvla Academica Collecta Et Animadversionibvs Locvpletata. Volvmen II, Gottingae 1787, S. 315-331. — Bibliothecae Schwarzianae [...] Pars 2: Catalogus Librorum continens Codices Manuscriptos Vetustos Et Libros Saeculo XV ab incunabulis [...], Norimbergae 1769, S. 2. — Dolezalek, Bd. I. — Manuscripta juridica (Dolezalek): http://manuscripts.rg.mpg.de/manuscript/3382/. — E. Spangenberg, Einleitung in das Römisch-Justinianeische Rechtsbuch oder Corpus juris civilis Romani, Hannover 1817, S. 515-516, hier S. 515, Nr. 1.

(Ir) leer bis auf moderne Angabe der Blattzahl (Bleistift). — Iv-IIv leer. (IIIr) leer bis auf moderne Angabe des Inhalts (getilgt). — IIIv leer.

(1ra-2vb) Constitutio Omnem cum glossa Francisci Accursi. Rubrik getilgt. Text: Omnem totius rei publicae nostre sanctionem … — … Iustiniano perpetuo Augusto ter consule. Die zweite Spalte auf diesem Blatt reichte nur für den Text bis ...tradere et viam aperire. Die letzte Zeilen der Constitutio wurden vom Schreiber auf diesem Blatt links von der ersten Spalte geschrieben. Ein späterer Leser hat am Ende der zweiten Spalte die Notiz hinzugefügt: verte idem folium et complebitur prologus. (1ra-2vb) Glosse: Imperator quia imperat subditis … — … quidam extraneus ut in aut. de consulibus. § fi. ac.

Iustinianus: Digestum vetus cum glossa Francisci Accursii. Libri I-XVI,1,17. Endet abrupt wegen Lücke. ›Digest[orum] seu pandectarum iuris enucleati Et omni veteri iure collecti auctoritate domini nostri Iustiniani sacratissimi augusti feliciter incipit liber primus de iustitia et iure‹. Text: Iuri operam daturum prius nosse oportet unde nomen iuris descendat … — … pecuniam dotis solvi qui.

3ra-157va Glosse (unvollständig): In nomine domini nostri Iesu Christi. In compilatione digestorum fuit dictum non quoniam leges factae fuerunt. Die Glossen werden durch rote Paragraphenzeichen und Minuskelbuchstaben in alphabetischer Reihenfolge eingeführt. Gelegentlich unterstrichene Lemmata. Bis D. 15.3. (3r-161v) Additiones. Autoritätsigel: Neben Ac[ursius], fol. 101rb: Albertus Papiensis ; fol. 153vb: Andr[ea]; Azo Portius; fol. 121vb: Bar[tolus]; 153va: Dinus de Mugello; F.; Fra.; Fran.; H.; Jacobus de Ravanis [= de Révigny]; Johannes; Martinus de Fano; fol. 60va, 61rb: Otto. (4va-5ra) Jacobus Balduinus: Quaestio de falso testimonio. Quidam titius dum de falso testimonio accusatur negat … — … ff. ad I. Cor. de fal. quid sit. Ja. ba. Zu diesem Bologneser Juristen s. R. Abbondanza, Art. Baldovino, Jacopo, in Dizionario Biografico degli italiani 5 (1963), S. 521-525. (5va-b) Quaestio de fundo dotali. De fundis dotalibus solet esse contencio … — … in morte. Von zwei Händen geschrieben. (161) Nach fol. 161 ist der Rest eines beschnittenen Blattes (das letzte der Lage) zu sehen, mit Spuren von Randglossierung. Nach den Angaben von Spangenberg, S. 516, gab es noch 1817 in dieser Handschrift am Ende des Digestum zwei (lose?) Blätter mit Iustinianus, Codex: "zu bemerken ist, daß hinter dem Digestum vetus nr. 1. zwey Blätter aus einer Handschrift des Codex, welche B. I. Tit. 19-23 enthalten". Über den Verbleib dieser Blätter gibt es zur Zeit keine Information. Ich danke Cornelia Ripplinger (Göttingen) für die Überprüfung der Göttinger Fragmente-Bestände. (1ra-2vb) Additiones. Einige Additiones getilgt (fol. 2r, Fußsteg). Autoritätsigel: Neben Ac[ursius]; M. Sy. [= Martinus Sillimani]; X.; P. Druck: Corpus iuris civilis, I, Digesta, recognovit Th. Mommsen, retractavit P. Krueger, Editio stereotypa quinta decima, Berolini 1928, S. 10-12; 29-240. Vgl. auch Corpus iuris civilis. Text und Übersetzung, auf der Grundlage der von Theodor Mommsen und Paul Krüger besorgten Textausgaben, hg. von O. Behrends, 1-5: Digesten, Heidelberg 1995-2012. Für die Glosse vgl. Druck GW 07656: Corpus iuris civilis. Digestum vetus mit der Glossa ordinaria von Accursius Florentinus, Perugia 1476. Literatur: Coing, bes. S. 155-160, 168-176. R. Feenstra, Fata iuris Romani. Études d'histoire du droit, Leiden 1974 (Leidse juridische Reeks XIII), S. 194-214, mit Erwähnung dieser Handschrift S. 201, 206. Siehe auch die Literaturhinweise bei 2° Cod. Ms. jurid. 23.

VIr-VIIIv leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

Bauer-Eberhardt, Ill. Hss. französischer Herkunft 1 U. Bauer-Eberhardt, Die illuminierten Handschriften französischer Herkunft in der Bayerischen Staatsbibliothek. Teil 1. Vom 10. bis zum 14. Jahrhundert. Anhang: Die illuminierten Handschriften englischer und spanischer Herkunft. Textband, Wiesbaden 2019 (Katalog der illuminierten Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Band 7, Die illuminierten Handschriften französischer Herkunft in der Bayerischen Staatsbibliothek. Teil 1)
Coing H. Coing, Römisches Recht in Deutschland, Milano 1964 (Ius Romanum Medii Aevi 5,6)
Dolezalek G. Dolezalek, Verzeichnis der Handschriften zum Römischen Recht bis 1600, Bd. 1–4, Frankfurt/M. 1972
EBDB Einbanddatenbank (http://www.hist-einband.de/, besonders die Sammlung Wolfenbüttel)
Göttingen 1 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 1: Universitäts-Bibliothek: Philologie, Literärgeschichte, Philosophie, Jurisprudenz, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 1)
GW Gesamtkatalog der Wiegendrucke, Bd. 1–, Leipzig 1925–1938, Stuttgart 1978–
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Lateinische Handschriften.
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