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Beschreibung von Göttingen, Staats- und Universitätsbibliothek, 2° Cod. Ms. jurid. 28i
Patrizia Carmassi: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen lateinischen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Patrizia Carmassi.

Institutiones cum glossis Francisci Accursi

Pergament — II, 46, II Bl. — 37,5-38 × 27 cm — Paris (?) — 13. Jh. Letztes Viertel

Pergament. Wasserzeichen (Vorsatzblätter): 1. Lilie, frei, senkrecht, ohne Beizeichen, mit durchgehenden Band, dreifach. WZIS DE3270-jurid28i_I*. Nicht nachweisbar. Lagen: I (II). II (4). 2 VI (28). V (38). IV (46). I (IV). Reklamanten unten rechts. Moderne Foliierung mit arabischen Zahlen (schwarze Tinte). Vorsatzblätter nicht foliiert. Flecken wegen Feuchtigkeit am Seitenrand, besonders am Anfang und Ende des Buchblocks. Pergament verwellt. Tinte z. T. am Rande abgerieben. Einige Stellen (Löcher und Risse im Pergament) schon während des Mittelalters mit aufgeklebten Pergamentschnipseln restauriert, z. B. fol. 43, 44. 35 Zeilen. Zweispaltig; gelegentlich auch einspaltig. Layout: Vier-Spalten- oder Drei-Spalten-Klammerform (s. Powitz, Abb. 6, S. 62; Abb. 3, S. 61). Glosse bis ca. 87 Zeilen. Schriftraum: 19,5 × 5,5-15 cm. Textualis von einer Hand für den Haupttext. Gelegentlich die ersten Worte nach den Initialen in Majuskelschrift mit braunem Filigran als Besatz (fol. 26va). Semitextualis von einer Hand für die Glosse. Spätere Additiones in Bastarda. Auf dem Kopfsteg Titulus currens mit L[IBER] auf der Verso- und entsprechender (römischer) Zahl auf der Rectoseite. Am Rande Maniculae, Vögelköpfe und menschliche Gesichter (z. B. fol. 17v: Büste einer Frau) weisen auf Stellen von Text oder Glosse hin. Rubriziert (Text für die Rubriken gelegentlich auf dem Fußsteg in brauner Tinte sichtbar, gefolgt von der Sigel R). Rubriken manchmal senkrecht zwischen den Spalten geschrieben, wenn kein Platz dafür gelassen wurde. Zwei bis 13 Zeilen hohe (ohne Ausläufer) rot-blaue und rot-lila Fleuronnée-Initialen. Diese zu Beginn der Bücher (vgl. fol. 1ra; 27va) etwas aufwendiger gestaltet (5 bis 7 cm). Kleinere Initialen: Rote und blaue Lombarden im Wechsel, mit Fleuronnée in der Farbe Rot für die blauen, Lila für die roten Initialen. Bei den größeren Initialen zweifarbig (Rot/Blau) ornamental gespaltener Buchstabenstamm (Schaftaussparung in Form von Kopfstempel). Im Binnenfeld Spiralen, Knospen und Knospenreihen (oft mit Kern); auf fol. 27va Knospen im Binnenfeld in sechs kleinen Medaillons, in Büschel geordnet. Besatz: Blockartige Erweiterung durch Fäden, Stege, Perlen und Voluten. Konturbegleitende Parallelfäden, Perlenreihen. Links am Initialstamm angehängte vertikale Einzelfäden, oft mit einem Knick endend. Bei den zwei erhaltenen Hauptinitialen auch Fibrillen. Rote Paragraphenzeichen. Hauptinitialen. 1ra: I(mperatoriam). 27va: C(um). 24r: auf dem Fußsteg Federzeichnung eines Drachens in brauner Tinte.

Moderner Halblederband aus dem 18./19. Jh. Pappdeckel mit Überzug aus marmoriertem Papier in der Farbe Braun (Vgl. https://digitalcollections.lib.washington.edu/digital/collection/dp/id/88/rec/16; Pattern: Shell). Ecken mit Leder verstärkt. VS, HS und jeweils eine Seite aus dem nächststehenden Vorsatzblatt mit marmoriertem Papier in den Farben Hellblau, Braun, Hellgrün, Gelb und Weiß (Pattern: Shell) aufgeklebt. Auf VS ein aufgeklebter Auszug aus Meyers Katalog zu dieser Handschrift und Spuren eines weiteren verlorenen Papierzettels. Auf dem Rücken ein aufgeklebtes Papierschild mit moderner Signatur. Goldeinprägungen, teilweise abgeplatzt, darunter Inhaltsangabe: INSTITVTIONES. Überzug stark berieben und mit Fehlstellen. Untere Deckelkanten leicht gestaucht, Ecken bestoßen und weich. Buchschnitt verwellt und vergraut. Rücken z. T. modern durch Lederergänzungen restauriert.

Herkunft: Schrift und Ausstattung weisen auf eine Herkunft der Handschrift in Frankreich (Nordfrankreich, Paris?) hin. Als Vergleich kann z. B. für Schrift und Fleuronnée-Initialen die Handschrift München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 187 (Paris 1282), oder für die Fleuronnée-Initialen Clm 527 (pars I) (Nordfrankreich?, letztes Viertel 13. Jh.) dienen. Vgl. dazu Bauer-Eberhardt, Ill. Hss. französischer Herkunft 1, Kat.-Nr. 156, S. 177-178; Kat.-Nr. 161, S. 181-182. — Provenienz: Der Codex gehörte im 19 Jh. dem Juristen Ernst Peter Johann Spangenberg (1784-1833). Siehe Besitzvermerk vom Jahr 1818 auf fol. Ir. Spangenberg studierte in Göttingen, wurde dort Doktor der Rechte und Privatdozent bis 1810. Seit 1816 war er Kanzleirat und seit 1824 Ober-Appellations-Rath in Celle. Zu seiner Person siehe Johann Stephan Pütter: Versuch einer academischen Gelehrten-Geschichte von der Georg-August-Universität zu Göttingen. Dritter Theil, Göttingen 1820, S. 236-238; Id., Versuch [...]. Viertel Theil, Göttingen 1820, S. 308-312; A. Ritter von Eisenhart, Art. Spangenberg, Ernst Peter Johann, in: ADB 35 (1893), S. 41-42. Der Codex stand dem Juristen Eduard Schrader (1779-1860) für seine Edition der Institutiones zur Verfügung. Nach Spangenberg gehörte die Handschrift Salomon Philipp Gans (1788-1843), wie aus Papes Notiz auf fol. Ir hervorgeht. Gans war Ökonom und Jurist, tätig als Rechtsanwalt an der Justizkanzlei in Celle. Vgl. zu seiner Person Art. Gans, Salomon Philip, in The Jewish Encyclopedia, 5, S. 567; https://www.deutsche-biographie.de/sfz19894.html. Nach seinem Tod war die Handschrift im Besitz von Carl Johannes Wilhelm Theodor Pape (1836-1906), kurz als Carl Pape bezeichnet. Vgl. Notiz auf fol. Ir. Zu seiner Person siehe auch Cod. Ms. jurid. 163b. — Nach Meyer (Göttingen 1, S. 315.) verkaufte Carl Pape die Handschrift an die Universitätsbibliothek im Jahr 1869.

Göttingen 1, S. 315. — E. Schrader, Prodromus corporis juris civilis a Schradero, Clossio, Tafelio, professoribus Tubingensibus, edendi: inest totius operis conspectus, subsidiorum ad institutionum criticam recensionem et interpretationem spectantium enumeratio, editionis ipsius specimen, Berlin 1823, S. 40, Nr. XX, S. 124. — Th. von Dydyński, Beiträge zur handschriftlichen Überlieferung der Justinianischen Rechtsquellen. I. Institutionen, Berlin 1891, S. 21-22 Nr. 42. — Dolezalek, Bd. I. — Manuscripta juridica (Dolezalek): http://manuscripts.rg.mpg.de/manuscript/3383/.

Ir leer.

Iv leer bis auf moderne Signatur (Bleistift) und bibliothekarische Angabe (schwarze Tinte): 68.98. f. J. 4566. Ein Papierblatt (32,5 x 20 cm), auf beiden Seiten im 19. Jh. geschrieben (schwarze Tinte, Kurrentschrift), an der unteren Kante auf das Vorsatzblatt geklebt, mit einer Liste der fehlenden Textstellen. Titel: Es fehlt in diesem Inst. Codex.

IIr leer bis auf zwei Besitzvermerke: 1. E. Spangenberg. Cellis Luneburgicis. 1818. 2. Auf der Auktion des verst[orbenen] Advokaten Gans zu Celle im Jahre 1844 gekauft. CTJPape ... (?)

IIv leer bis auf bibliographische Notizen (braune und schwarze Tinte, 19. Jh.), die erste mit der Sigel G, d. h. von der Hand Gans: In der Schraderschen großen Ausgabe der Institutionen [Corp. jur. civ. T. I. Berol. 1832] ist dieser Codex mit angeführt und in den Critischen Noten das Sigl. 23 benutzt worden. G. ; Cfr. Schrader Prodromus corporis jur. civ. (Berol. 1823) p. 40. 120. 124.

1ra-1va Iustinianus: Constitutio Imperatoriam maiestatem cum glossis Francisci Accursii. ›In nomine domini nostri Ihesu Christi Imperator Cesar Flavius Iustinianus alamanicus affricanus pius inclitus felix victor ac triumphator semper augustus cupide legum iuventuti liber institutionum incipit‹. nach dem Wort institutionum mit brauner Tinte ergänzt: seu elementorum. Imperatoriam maiestatem non solum armis decoratam … — … vobis credendis gubernari. Edition: Corpus iuris civilis, Vol. I, Institutiones recognovit P. Krueger. Digesta, recognovit Th. Mommsen, Editio stereotypa quinta decima, Berolini 1928, o. Seitenangabe (vor den Institutiones). Corpus Juris Civilis, ad fidem codicum manuscriptorum aliorumque Subsidiorum criticorum recensuit, commentario perpetuo instruxit E. Schrader [...], Berolini 1832, unter Verwendung dieser Handschrift, erwähnt S. IX, XIX (Spangenbergii), S. 8-14.

1va-46vb Iustinianus: Institutiones cum glossis Francisci Accursi. Libri I-IV (lückenhaft). ›Incipit liber primus de iusticia‹. Iustitia est constans et perpetua voluntas … — … deo propicio adventura est. ›Expliciunt instituciones Deo gratias‹. (2vb) Endet abrupt mit liberum nasci sufficit (Inst.1.4) wegen Lücke von wahrscheinlich 2 Doppelblättern in der Mitte der Lage. (3ra) Text beginnt nach Lücke mit iure civili Commodius (Inst. 2.1.11). (16vb) Endet abrupt mit traditus est duas lucrativas causas (Inst.2.20.6) wegen Lücke von mindestens einer Lage. Vgl. auch Reklamante am Ende des Blattes in eundem. (17ra) Text beginnt nach Lücke mit anteriores principes et huic causae (Inst. 3.9.12). (1ra-46vb) Glossa Francisci Accursii. Id est imperatorem qui est in maiestate … — … adventura est ut ff. de publicis. ›Expliciunt Institutiones Deo gratias‹. Lemmata unterstrichen. Wenige Interlinear- und Marginalnotizen; Additiones von verschiedenen Händen. Edition: Corpus Juris Civilis, ad fidem codicum manuscriptorum aliorumque Subsidiorum criticorum recensuit, commentario perpetuo instruxit E. Schrader [...], Berolini 1832, unter Verwendung dieser Handschrift (Gottingensis). Corpus iuris civilis, Vol. I, Institutiones recognovit P. Krueger. Digesta, recognovit Th. Mommsen, Editio stereotypa quinta decima, Berolini 1928, S. 1-56. Accursii Florentini Glossa ad institutiones Iustiniani imperatoris (liber 1). Ad fidem codicum manuscriptorum curavit Petrus Torelli antecessor bononiensis, Bononiae [1939]. Literatur: HQL 1, S. 155-157, 162, 182-185. P. Bonacini, La glossa: una nuova risorsa digitale per la storia giuridica, in Historia et ius. Rivista di storia giuridica dell’età medievale e moderna: www.historiaetius.eu - 9/2016 - paper 14, mit weiterer Literatur.

IIIr-v leer.

IVr leer bis auf Prüfangaben (1976 bis 1989).

IVv leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

ADB Allgemeine deutsche Biographie auf Veranlassung und mit Unterstützung Seiner Majestät des Königs von Bayern Maximilian II. hrsg. durch die Historische Commission bei der Königl. Akademie der Wissenschaften, 2., unveränd. Aufl., Neudr. der 1. Aufl., Leipzig 1875–1912, Berlin 1967–1971
Bauer-Eberhardt, Ill. Hss. französischer Herkunft 1 U. Bauer-Eberhardt, Die illuminierten Handschriften französischer Herkunft in der Bayerischen Staatsbibliothek. Teil 1. Vom 10. bis zum 14. Jahrhundert. Anhang: Die illuminierten Handschriften englischer und spanischer Herkunft. Textband, Wiesbaden 2019 (Katalog der illuminierten Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Band 7, Die illuminierten Handschriften französischer Herkunft in der Bayerischen Staatsbibliothek. Teil 1)
Dolezalek G. Dolezalek, Verzeichnis der Handschriften zum Römischen Recht bis 1600, Bd. 1–4, Frankfurt/M. 1972
Göttingen 1 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 1: Universitäts-Bibliothek: Philologie, Literärgeschichte, Philosophie, Jurisprudenz, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 1)
HQL 1 Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, Bd. 1: Mittelalter (1100–1500): Die gelehrten Rechte und die Gesetzgebung, hrsg. von H. Coing, München 1973 (Veröffentlichung des Max-Planck-Instituts für Europäische Rechtsgeschichte)
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Lateinische Handschriften.
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