Lukas Wolfinger: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen volkssprachigen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Lukas Wolfinger. (Vorläufige Beschreibung)

Göttingen, Staats- und Universitätsbibliothek, 2° Cod. Ms. jurid. 385

Juristische Sammelhandschrift

Papier — I, 188, I Bl. — 28,6-28,7 × 21,2-21,5 cm — Paderborn oder Umfeld — 15. Jh. (2. Dr.)

Papier. Lagen: Neben einem neuen bzw. von der Neubindung des 18./19. Jh.s stammenden Vor- und Nachsatzbl. besteht die Handschrift aus folgenden Lagen: VI-1 (12!). 8 VI (108). V (118). V-3 (125A!; Bl. 125A ist zum Großteil herausgeschnitten und wurde deshalb zuerst nicht in die moderne Foliierung einbezogen, in der Folge aber integriert, da es Notizen enthält). VI (137). VII (151). VII-1 (164; in der Mitte dieser Lage sind bereits zuvor existente Dokumente bzw. Originalbriefe eingebunden als Bl. 156-160). V (174). III (180). IV (188). Auf der ersten Seite der siebzehn Lagen unten mittig jeweils Kustoden in arabischen Ziffern (1-17; spätmittelalterl.; zumeist vollkommen oder teilweise erhalten, nur selten zur Gänze dem Beschnitt des Buchblocks zum Opfer gefallen; der Umfang der Handschrift entspricht also zumindest im erhaltenen Teil dem spätmittelalterlichen Bestand, höchstens am Ende könnten Lagen verloren sein). Auf 108v möglicherweise auch der Rest eines Reclamanten (rechts unten am Seitenrand). Bleistiftfoliierung (modern): 1-188 (springt in der ersten Lage von 10 auf 12, offenkundig da ein herausgeschnittenes Bl. dazwischen implizit mitgezählt ist; zudem wurde Bl. 162 bei der Foliierung ursprünglich vergessen; im Bereich von Bl. 163-186 der aktuellen Foliierung wurde die ältere Bleistiftfoliierung deshalb von anderer Hand gestrichen und daneben korrigiert. Von Bl. 185-188 fehlen in der rechten unteren Ecke Teile des Papiers (bei Restaurierung mit neuem ergänzt); verschiedentlich Wasserflecken. Die Seiten am Beginn und/oder Ende mancher Handschriftenteile sind erheblich stärker verschmutzt und/oder vergilbt als andere; sie mögen deshalb längere Zeit freigelegen bzw. vor der spätmittelalterlichen Bindung die äußeren Bll. der betreffenden Handschriftenteile gebildet haben (1r, 13r, 125v; weniger ausgeprägt bei 188v). Zahlreiche Nutzerspuren: Nota-Vermerke und andere Formen der Textmarkierung (etwa Linien)

Neuer Pappeinband (18. oder 19. Jh.), mit hellbraunem Kiebitzpapier überzogen; am Rücken aufgeklebt zwei Papierschildchen, das eine davon bedruckt mit moderner Göttinger Signatur (Cod. MS. jurid. 385), das andere darunter mit handschriftlichen Inhaltsangaben (stark abgerieben): Schwabenspiegel/ gesch[rieben] a. 1430/ - / Lehnrecht / - / Richtes Stig/ ge[schrieben 1454] / - / Schöffenurtheile. Auf dem VS mit Bleistift ebenfalls die Göttinger Signatur eingetragen (Cod. Ms. jurid. 385). Am unteren Rand des HS mit Bleistift eingetragen die ältere Göttinger Signatur Mss Jurid. 15; schräg rechts darüber der Literaturverweis: Homeyer Verz. d. Hdschr. 262. Unterer Buchschnitt jüngeren Datums und rot gesprenkelt (gleichzeitig mit neuem Einband?), seitlicher und oberer Buchschnitt sowohl unregelmäßiger als auch ungefärbt.

Herkunft: Die verschiedenen Teile und Texte der Handschrift dürften ca. im Zeitraum zwischen 1430 und 1460 entstanden und dann erst zu dem heutigen Sammelband zusammengebunden worden sein. Das Land- und Lehnrecht des Schwabenspiegels bilden offenkundig den ältesten Teil, der von einer Hand geschrieben sein dürfte und dessen Wasserzeichen für eine Datierung etwa um 1410-1420 sprächen. Das Kolophon auf 100r datiert die Entstehung allerdings auf das Jahr 1430 (Explicit keyserrecht anno domini Mo CCCCo XXXo in vigilia Michahelis). Die Schreibsprache im Bereich des Schwabenspiegelteils verweist bereits auf jenen Raum, in dem sich die Handschrift auch in der weiteren Folge befand: auf den Kontext von Paderborn. Der älteste namentlich bekannte Besitzer dieses Handschriftenteils dürfte Johann von Haxthausen gewesen sein. Das machen zwei Rechnungs-Notizen zum Jahr 1437 am Ende dieses Handschriftenteils wahrscheinlich, die unter seinem Namen eingetragen sind (s. 125v: Ano [!] domini M CCCC° vnd XXXVII jar des frygdages vnd sunnafendes nest na sinte Gallen rekkende ek Johan van Haxthusz [...] Item des seluen jars rekkende ek Johan van Haxthusz myd Henneken Eywerszen mynem fogede tom Blomberg [...]). Später wurde der Schwabenspiegel wohl von einer anderen Hand (Hand 1) erstens um ein Register vor dem Landrechtsteil ergänzt und zweitens durch den Richtsteig Landrechts. Wie das Kolophon auf 151v erklärt, wurde wenigstens die Ergänzung des Richtsteigs 1454 vollendet (anno domini millesimo CCCC LIIII die beati Egidii et sociorum suorum, d. h. am 1. Sept. 1454); da das Register zum Schwabenspiegel-Landrecht wohl von derselben Hand stammt und anhand der Wasserzeichen ebenfalls auf den Beginn der 1450er-Jahre zu datieren wäre, dürfte es etwa zeitgleich mit dem Richtsteig hinzugefügt sein. Ohne direkten Zusammenhang mit diesem ältesten Teil entstand der Rest der Handschrift, der eine Sammlung von Gutachten, Dokumenten und Korrespondenzen zu Rechtsfragen bietet, die im Wesentlichen wohl aus der Feder oder/und dem Vorbesitz von Heinrich von Haxthausen, Doktor beider Rechte und Paderborner Domdechant (gest. 1479) stammt und aus mehreren Teilsammlungen besteht, in die auch Originalbriefe und Aktenstücke eingebunden sind (zu Heinrich von Haxthausen s. Koch Der Paderborner Domdechant; Gramsch, Personenkatalog (CD), Nr. 243, S. 742-745; zudem den entsprechenden Eintrag im Repertorium Academicum Germanicum unter RAG-ID: ngBR1A476BT2nqxPvBaq9Zny). Die Handschrift in der heutigen Form könnte um 1460 von jener Hand, die sowohl das Register des Schwabenspiegel-Landrechts und den Richtsteig Landrechts als auch die letzten Seiten der Handschrift schrieb (186r-188v), zusammengestellt und dann gebunden oder wenigstens für die Bindung vorbereitet worden sein. Das legen die durchgehenden Kustoden auf den Lagen der Handschrift nahe. Es ist anzunehmen, dass es sich auch bei dem betreffenden Schreiber und Vorbesitzer um ein Mitglied der Familie Haxthausen handelte. — Eine Notiz von Johann Haxthausen, dem Sohn des Cord von Haxthausen, auf 1r spricht nämlich dafür, dass sich die Handschrift noch im 16. Jh. im Besitz dieser Familie bzw. eines Angehörigen derselben befand: Ych Yohan van Haxhuszen seylig Cordt son sey geboren so men der weynger tal screyuen werth dusenth feyffhunderth vnde XIIII yar. Da der hier genannte Johann von Haxthausen diese Worte kaum bereits als Kind eingetragen haben wird, dürfte der Sammelband wohl zumindest bis gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts nicht in andere Hände gelangt sein. In der weiteren Folge kam sie, wie die Besitzvermerke auf 2r und 178v zeigen, in den Besitz des Jesuitenkollegs in Paderborn, wo sie sich spätestens im Jahr 1610 befand; vgl. fol. 2r direkt oberhalb de Schriftrahmens der Besitzvermerk Lib. Coll. Soc(ieta)tis Iesu Paderborn. a.° 1610.; auf 178v direkt unterhalb des Schriftrahmens: Lib. Coll. Soc(ieta)tis Iesu Paderborn. a.° 1610. Aufgrund der engen Verbindung der Familie von Haxtausen zur Paderborner Kirche erschiene entweder ein direkter Übergang der Handschrift aus dem Besitz derer von Haxthausen an das Paderborner Jesuitenkolleg oder eine Vermittlung über eine andere geistliche Institution in Paderborn an dasselbe naheliegend. Bis gegen Ende des 18. Jh.s. ist die weitere neuzeitliche Geschichte des Bandes nicht nachvollziehbar, doch ist zu vermuten, dass die Handschrift vorerst in der Bibliothek des Paderborner Jesuitenkollegs verblieb. Nachgewiesen ist sie schließlich wieder Ende des 18. Jahrhunderts, und zwar in der Bibliothek des Göttinger Rechtsprofessors Justus Friedrich Runde (geb. 1741; gest. 28. Febr. 1807 in Göttingen), der sie 1791 in seinem in Göttingen erschienenen Werk 'Grundsätze des allgemeinen deutschen Privatrechts' erwähnte (§ 31, Note c) und sie somit zu diesem Zeitpunkt also bereits besaß (zu J. F. Runde siehe A. Thier, Art. 'Runde, Justus Friedrich', in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 22, Berlin 2005, S. 257-258). Nach dem Tod von Justus Friedrich Runde wurde die Handschrift von der Universität Göttingen 1807 auf der Nachlassauktion erworben (Nr. 341 des Auktionskatalogs; s. dazu auch das Manuale zum Jahr 1807, S 63 im Archiv der Universitätsbibliothek). Zu dieser Erwerbungsgeschichte passend mittig auf 1v der älteste (kleine) Bibliotheksstempel der Georgia Augusta.

Göttingen 1, S. 385-389. — Oppitz 2, S. 525, Nr. 594. — Handschriftencensus.

Ir-v Neues Vorsatzbl. (wohl von der Neubindung des 18./19. Jahrhunderts; s. unter Einband); auf Iv mit Tinte vermerkt: 188 Bl.; nach 125 folgt 125a; Bl. 11, 12, 173, 174, 180 sind leer; vorne daran angeklebt der Nutzerbogen der SUB und die Beschreibung von W. Meyer, auf die noch das gedruckte Formular mit dem Bearbeitungsvermerk der Preuß. Akad. der Wiss. geklebt ist (Bearbeiterin: Dr. Marie-Luise Dittrich; Juli 1938).

I

Papier — 1430(?)/1454

Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid385_1; vorhanden auf Bl. 1, 3, 4, 6; ähnlich WZIS CH0780-PO-75026 - Breisach, 1452; WZIS DE4620-PO-75025 - Fischhausen, 1451); Ochsenkopf (WZIS; vorhanden auf Bl. 8; ähnlich WZIS DE8370-PO-75223 - Schaffhausen, 1452); Ochsenkopf mit Nase (WZIS DE3270-jurid385_32; vorhanden auf Bl. 14, 15, 17 18, 31, 32, 36, 48, 49, 50, 52, 53, 54, 70, 73, 79, 81, 82, 83; ähnlich WZIS NL0360-PO-80756 - Kessel 1413/14); Ochsenkopf mit Nase (WZIS DE3270-jurid385_26; vorhanden auf Bl. 21, 24, 26, 28, 34, 44, 45, 46, 61, 62, 77; ähnlich WZIS AT3800-PO-80736 - 1414); Ochsenkopf mit Nase (WZIS DE3270-jurid385_42; vorhanden auf Bl. 42, 47, 58, 67, 68, 69; ähnlich WZIS CH0780-PO-80754 - Freiburg i. Üchtland, 1413; WZIS DE8100-HBVII22a_999 - 1412-1414); Ochsenkopf mit Nase (WZIS DE3270-jurid385_115; vorhanden auf Bl. 85, 86, 88, 89, 90, 100, 101, 102, 107, 109, 115, 121, 122; ähnlich WZIS CH0780-PO-80782 - Basel, 1411); Ochsenkopf mit Nase (WZIS DE3270-jurid385_119; vorhanden auf Bl. 94, 97, 106, 111, 113, 117, 119, 124; ähnlich WZIS DE5250-PO-80765 - Frankenberg, 1413); Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid385_139; vorhanden auf Bl. 128, 129, 131, 136, 139, 141, 144; eine Variante ist möglicherweise WZIS DE3270-jurid385_182, allerdings sind leichte Abweichungen zu konstatieren; entweder handelt es sich um Verschiebungen, die durch den Herstellungsprozess bedingt sind oder doch um ein anderes Motiv; die ähnlichsten Motive sind um 1456 nachgewiesen); Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid385_151; vorhanden auf Bl. 133, 137, 142, 143, 149, 151; ähnlich WZIS DE2910-PO-76190 - Freiburg i. Br., 1456; WZIS DE6255-PO-76188 - Kassel, 1454). Die Wasserzeichen sprechen dafür, dass das Land- und Lehnrecht des Schwabenspiegels den ältesten Teil bilden, der dann um 1454 vorne durch das Register zum Schwabenspiegel und am Ende durch den Richtsteig Landrechts ergänzt wurde. Im Bereich des Schwabenspiegels misst der Schriftraum: 20,6-21,1 × 14,7-15,2 cm; zweispaltig, 31-38 Zeilen. Im Bereich des Registers zum Schwabenspiegels auf 2r-10v sowie des Richtsteigs ist er etwas kleiner. Schriftraum: 20-20,5 × 13,5-14,2 cm; einspaltig, 35-39 Zeilen. Haupttext(e) vermutlich von zwei geübten Händen geschrieben. Hand 1: auf 2r-10v und 126r-151v (sowie in Teil 2 auf 186v-188v); flüssige und wenig anspruchsvolle gotische Kursive; sowohl durch die Wasserzeichen der betreffenden Handschriftenteile als auch durch die Angaben am Ende des Richtsteigs (1454; s. 151v) auf die Zeit um 1455 zu datieren; es handelt sich vielleicht auch um jene Hand, von der die - teilweise sehr gekonnt gestalteten - Gesichter (und Blatt-Teile) stammen, die an zahlreichen Stellen der Handschrift am Rand des Schriftrahmens gezeichnet sind. Hand 2 (oder zwei Hände?): 14r-125r; jüngere gotische Buchkursive; das Kolophon auf 100r (Teil der Rubrizierung) datiert den Text, obwohl der Wasserzeichenbefund für diesen Teil der Handschrift auf eine Entstehung um 1410/20 hindeuten würde, auf 1430; der Landrechts- und Lehnrechtsteil unterscheiden sich in verschiedenen Gestaltungsdetails, sodass es sich auch um zwei unterschiedliche Hände handeln könnte, doch bestehen zugleich so zahlreiche Übereinstimmungen, dass eine klare Unterscheidung schwierig erscheint. Vergleichsweise wenige Korrekturen oder Nachträge; nicht selten Nota-Vermerke (teilweise auch in roter Tinte); zudem Stichworte am Seitenrand (im Bereich des Schwabenspiegel-Landrechts, d. h. auf 14r-100r, häufig in gezeichneten Schriftbändern). Schlicht, aber für praktische Zwecke gut ausgestattet. Durchgehend rubriziert; Artikelzählung in römischen Zahlzeichen und - zumeist - roter Tinte (im Bereich des Schwabenspiegel-Landrechts- und -Lehnrechts innerhalb des Schriftrahmens; hingegen beim Richtsteig Landrechts außerhalb des Schriftrahmens; auf 97v-100r überdies am Seitenrand Untergliederung eines Artikels in arabischen Ziffern und in schwarzer Tinte: primum-5um); bei den von Hand 1 geschriebenen Texten auf 2r-10v und 126r-151v sind die Anfangsbuchstaben der ersten Zeile von Seiten oder Absätzen verschiedentlich in Zierformen ausgestaltet. Schlichte Initialen in Rot (in der Regel 2-zeilig; klein in schwarzer Tinte vorgeschrieben, bisweilen mit Ansätzen von Fleuronnée); größer jedoch auf 2r (3-zeilig; mit sehr einfachem Fleuronnée im Binnenfeld), 14r (ca. 7-zeilig; mit etwas Blattwerk bzw. Fleuronnée sowie einem Gesicht im Binnenfeld, das vermutlich allerdings erst von späterer Hand stammt), 14v, 100v und 101v (5-zeilig; mit sehr einfachem Fleuronnée im Binnenfeld); auf 33v und 40v zudem schlichte Initialen in Form eines Fisches gebildet.

1r-v Besitzvermerke und Notizen. (1r) Am oberen Rand von 1r der Erwerbungsvermerk: Ex Bibliotheca J. F. Runde, Profess. Gotting. (vid. Manuale a. 1807, p. 63.). (1r) Zur Belagerung des Desenbergs durch Bischof Simon (III.) von Paderborn 1470: Do men screff dusent verhundert vnde verttigh [!] do tech an vnser leuen vrowen dage visitacionis biscep Simon van der Lippe biscep to Pad. vor den Desenberg vnde berande den wol mit verhundert perden [...] bestediget wart die dimissionis apostolorum (15. Juli); da Simon von der Lippe erst 1463 Bischof wurde, ist diese Episode der Hessen-Paderbornischen Fehde (1464–1471) - wie schon W. Meyer anmerkte - deutlich später, nämlich auf das Jahr 1470, zu datieren (s. dazu H.-W. Peine – C. Kneppe, Der Desenberg bei Warburg, Kreis Höxter, in: Internet-Portal Westfälische Geschichte; online unter: http://www.westfaelische-geschichte.de/web378; Stand 10. 11. 2021). (1r) darunter Schreibprobe: Vnserme frunthlichen denst zu voren (?). (1r) darunter: Notiz zur Eroberung des Braunschweiger Landes im Krieg der Fürsten des Schmalkaldischen Bundes gegen Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1542: Do men schreiff dusent vyffhundert vnd twe vnd veirtzich do hait der koirforsth van Sassen vnd der lantgraue zw Hessen vnd die staith Brunswick vnd Goissler das lanth van Bruonsswick in genomen vnd erobert in weghen vnd do den selbigen regerendden hern nemlich hertzichs Heinrich van Brunswick vnd Lüneborch veriagth im sumer nach Johannis (?). Siehe zu diesen Ereignissen D. Demandt, Die Auseinandersetzungen des Schmalkaldischen Bundes mit Herzog Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel im Briefwechsel des St. Galler Reformators Vadian, in: Zwingliana. Mitteilungen zur Geschichte Zwinglis der Reformation, Bd. 22, 1995, S. 45-66. (1r) darunter Schreibprobe: Mynen vruntlichen. (1r) Notiz von Johann von Haxthausen, Sohn des Cord von Haxthausen über das Jahr seiner Geburt: Ych Yohan van Haxhuszen seylig Cordt son sey geboren so men der weynger tal screyuen werth dusenth feyffhunderth vnde XIIII yar. (1v) Notiz zum Sieg der Christen bei der Belagerung Belgrads durch die Türken 1456 bzw. zum Wunderwirken des Johannes Capistran dabei. Do men screff nach godes bort dusent verhundert vnd ses vnde fiftigh jar do wast de konink der torken myt torken vnde anderen heiden des donerstdages nest na sinte Margareten dage in Vngern vor dem slote vnde stat cristen Wissenberg, dar strideden de cirsten hantwerkes lude myt den torken vnde up der borg wasz eyn baruoten broder genant Johannes Capistranus cappellanus santi Bernhardini [...] de nam in sine arme dat cruce vnde rep gode van hemelrike an vmme sine barmherticheit sunder vnderlat vnde altyd dat versch des salmes in exitu Israel de Egipto vnde sus 'Super misericordia et veritate tua ne quando dicant gentes 'ubi est deus eorum' so dat van der godes genade krafft vnde macht kam den luden in der stat wol dat de stat mit bussen gansz vorstoret vnde to scotten wasz vnde gingen to stride vnde slogen van godes vorhenknusse mit vertigh dusent gemeinen luden ane ridderscop der torken hundert dusent doet so dat de konich vlet ffluchtigh wart vnde de cristen eme na volgiden achte mile vnde slogen er sovil doet dat men der nicht tellen en mochte [...]. (1v) darunter: Ältester kleinerer Bibliotheksstempel der Georgia Augusta (Ex/ Bibliotheca/ Regia Acad./ Georgiae/ Aug:).

2r Besitzvermerk, direkt oberhalb des Schriftrahmens: Lib. Coll. Soc.tis Iesu Paderborn. a.° 1610.

2r-12v Schwabenspiegel-Landrecht, Register. ›Incipiunt titul. et Keiszerr.Primum. Van mangerleye werdicheit truwe vnnde vrede de got dem menschen geuen heuet … — … CCCXLV. Van der E we sek dar to nemen mogen icht off nicht vnde tughnisse der dar to noet ys. Expliciunt capitula keyserrechtes. Das Register beinhaltet 345 Artikel und ist später entstanden als das nachfolgende Landrecht des Schwabenspiegels, dem es nachträglich vorangestellt wurde. (12r-v) leer.

13ra-13v historiographische Notizen. ›Incipit keiserrecht‹. Entgegen der Ankündigung dieser Rubrik beginnt der Text des Schwabenspiegels erst auf 14r, davor sind auf 13ra-vb noch mehrere historiographische Notizen eingetragen. (13ra) zum Heereszug des Erzbischofs von Köln und seiner Verbündeten in das Bistum Münster im Jahr 1454: Anno domini millesimo quadringentesimo quinquagesimo quarto in festo Margarete virginis do wasz de Akenuart dat men dat wisede to der tijd togen de heren de ertzebiscop to Colne dey biscop van Munstere hertoge Ernst van Brunswich, de greue van Morse, juncher Bernd van der Lippe myt hern Wolrame van Morse elect vnde confirmate to dem stiffte van Munstere myt grotem hertoge in dat stiffte van Munstere [...]. (13ra) Darunter: zur Weihe Simons von der Lippe zum Bischof von Paderborn am 22. Juli 1464: Anno domini millesimo CCCC LXIIII an sunte Marien Magdalenen dage do consegreden de wigelbiscope des biscopes van Hildensem des biscopes van Munstere vnde Osenbruge biscop to Pad. den erwerdigen in got heren Symon van der Lippe in deme chore to Bodeken dar by weren her Hinr. van Haxthusz domprouest to Pad. her Simon van dem Bergh scolaster to Hildesem her Hinr. van Harue prouest tho Geismar her Ludolff van scolaster to Buscoep (?) cum multis aliis. (13rb) zu einer Geldforderung des Johanns von Falkenberg: Farenhagen vnd Hanseken Stenbrink des moder sallycliken vnd heft her Johans van Falkenberghes foget vnd de vorg. knechte [...]. (13rb) Darunter ein Eintrag zum Lohn des Herman de Wefer de koherde tom Blomberg. (13rb) Darunter: zur Eroberung der Bramburg durch Herzog Wilhelm von Sachsen im Jahr 1458: Anno domini millesimo quadringentesimo quinquagesimo octauo do togh hertoge Wilhelm van Saszen lantgreue to Doringen vnde markgreue to Miszen mit den Doringeschen greuen vnde den steden Erfforde Molhusen Uarthussen by sunte Margreten dage vor de Bramburg vnde wan de mit gewalt stormes vnde brande do inne (?) vt vnde vordingede Johann van Ffalkenberg vnde dat de den heren vorlouen moste, dar vmme versameden sek Kolsche Pad. Rauesbergesche vnde Lippische myt andern eren naberen dem here dat wol viffteindusent menschen hadde wedder to stande so dat wart do brak dat her up vnde toghen wech. (13va) Vieh-Segen. De ko geit in der weide in des hilgen Kerstes geleide/ de hilge Kerst sy bouen er, das hilge cruse si vnder er … — … So motte dat notten in demme namen. Der Text des Segens im eigentlichen Sinn ist gereimt; hinzu kommt noch eine kurze Anleitung zu seiner Verwendung im Folgenden. (13va) Hir sal men to sprekken vif Pater [noster] vnd vif Aue Maria gode vnd syner leuen moder to eren. Amen. Vnd hir mach men mede segenen aller leige koe perd swyn schap … — … vnd wan men dusse segenyn doit so sal men sek wedder de sunnen keren. (13va-b) Notiz zur Einigung zwischen Walram von Waldeck und Bernd von der Lippe einerseits und dem Bischof von Paderborn andererseits im Jahr 1467: Anno domini M° CCCC° LXVII sexta feria ante festum Brigide do schededen juncher Walramen van Waldecke vnde juncher Bernd van der Lippe mit eren vrunden dem biscope van Pad. to vnde dem lantgrauen van Hessen aff dem Kalenberg [...].

14r-125v Schwabenspiegel. (14ra-100rb) Landrecht. (14r-14va) Prolog. ›Prologus van drier hande werdicheit dar god den menschen had to gheschapen‹. Here god himmelsche vader dor dyne gude schopestu den mynschen mit driualdigher werdicheyt … — … So en mochte he doch to hemmele nicht komen er das dat got mensche wart vnde de marter leet. (14va-100rb) ›Van der schepnisse hemelrikes vnde ertrikes capitulum I.Got de schop hemmel vnde erden vnde wat dar binnen besloten is, vnde dar na den menschen … — … So ne mach he sek nycht van ere scheden. Hir endighet sek nů dat landrecht der erbaren hillighen vedere pawes Sebastianus, Constantinus, Innocencius, Julius, Leo vnd Karolus vnde Frederik der erachtighen (?) keysere alsam de recht van on (?) vnde van eren meysteren vnde lereren der schrifte syn ghesat vnde gestedighet to holdende in alle den landen de den cristenen louen hebben vnde de erbodich wyllen syn deme stole to Rome vnde dem ryke an godes ere, amen. Explicit keyserrecht anno domini M° CCCC° XXX° in vigilia Michahelis. (28. Sept. 1430) Der Text ist eingeteilt in (CCC)XLIIII Artikel/Kapitel. Das Vorwort c der Edition wird in der Fassung der vorliegenden Handschrift bereits als Kap. I des Haupttextes gezählt, das Vorwort h als Kap. II (s. Eckhardt - Eckhardt Schwabenspiegel Normalform, S. 151-153); der Text des Landrechts-Teils endet in der vorliegenden Handschrift mit Kap. CCCXLIII (entspricht Kap. 377 II der Edition bei Eckhardt - Eckhardt Schwabenspiegel Normalform, S. 322-328; hingegen steht Kap. 377, ebd. S. 328, in der der Fassung dieser Handschrift davor und ist entsprechend als Kap. CCCXLII gezählt). (100va-125rb) Lehnrecht. (100va-101va) Register. ›Registrum‹. Allhyr beghinet dat registrum to deme lenrechte … — … CXXVIII. Van burmesters lene. (101va-125rb) Text. ›Jncipit leinrecht‹. Die Rubrik steht unterhalb des Schriftrahmens. Hir beghinnet dat boek van deme lenrechte, vnde dyt ys dat erste capitulum dat hir na volghet. De lenrecht kunnen wylle de volghe desses bokes lere … — … vnde vnrecht also krenken dat wy des gheneten wen sek liff vnde zele scal scheden, dat vorleue vns de vader vnde de sone vnde de hillighe gheist. Amen. ›Explicit leinrecht etc.‹ Der Text ist eingeteilt in CXXI Kapitel (entspricht Kap. 154 in der Edition bei Eckhardt - Eckhardt Schwabenspiegel Normalform, S. 394). Nach der Endrubrik sind - wohl von der späteren Hand 1 - die scherzhaften Verse eingetragen: Si wies uel dum is princeps sine munere stuem ys/ Munera da summis et wert wol recht dat dar crum ys. Der Text des Schwabenspiegels in dieser Handschrift gehört zur Klasse III (Normalform), Ordnung IIIb (nach Oppitz 1, S. 39); Edition: Eckhardt - Eckhardt Schwabenspiegel Normalform.

125va-125Av historiographische Notizen und Rechnungsvermerke. (125v) zu Schulden aus dem Jahr 1437 gegenüber der Georgskapelle zu Schwalenberg: Do men scref vortein hundert jar vnd XXXVII jar an sinte Gallen dage was dyt nagescr(euen)de schuelt de men sinte Jorgen in der Coppellen to Swalenberg schueldych was [...]. (125v) zu Heilmitteln gegen Lähmungen: pinguedo vrsi/ sepum cervinum/ pinguedo vulpis; pinguedo lupy, oleum laurinum, oleum mirtinum, oleum iuniperis, sanant paraliticos. (125v) Darunter: zum Heereszug des Erzbischofs von Köln und Bischofs von Paderborn, Dietrich von Moers (gest. 1463), und seiner Verbündeten gegen Soest im Rahmen der Soester Fehde (1447): Do men screff dusent verhundert sewen vnde vertigh do wasz en akenuart dat men dar to sunte Margreten wisede dat do togh biscop Dider. van Morse mit den hertogen van Sassen vel bemeschen hern vor Soest vnde let dar vnde ouer den tage wol twe dusent doden vnde dede vor dem vredeken (?) den van Haxthusen wol dusent gulden to schaden vnde lach dar vor eyne nacht wol mit twintigh dusent menschen vnde togh dar van vnde wan den Blomberg vnd Dransz (?) Lemego vnde Herne tor hulde. (125v-125Ar) Rechnungsnotizen des Johann von Haxthausen. (125v) Schuldvermerk zum Jahr 1437, betreffend das Kirchspiel Meygenberg: Ludeke, Bene Hagemesters, Henne to deme Holle, Henne Hagen, dusse vorgen. vere hebbet my vnd mynen eruen to gesecht vor vnd van des gansen kersspels wegen to Meygenberg hundert mark lubeneldescher werynge vnd wytte to betalende tom Blomberg [...] in dem XXVII. (125v) Ano [!] domini M CCCC° vnd XXXVII jar des frygdages vnd sunnafendes nest na sinte Gallen rekkende ek Johan van Haxthusz [...] myd Herman Langenhanse vnd Hanse Kokke alle schult vnd blef Langen Hanse schuldich XXIII mark vnd IIII s. vnd Hanse Kokke VIIII mark vnd I s. vnd betalde do dar selues her Corde Cappelmanne VIIII gulden vnd III s. der summen sins breues (?) he van my aftorekkende heft. (125v) Item des seluen jars rekkende ek Johan van Haxthusz myd Henneken Eywerszem mynem fogede tom Blomberg des neysten vrgdages vor sinte Symon et Jude dage alle schult de he my geborget hadde vnd ut genomen men (?) kosteken [...]. (125v) Item vnd mynem husheren Kortenakken sede he ouk na to V mark myn II s. de ek do selues ouk gerekkend hadde myd mynem husheren vorg. vnd was alle schult b[etalt?] ande vorg. tid. (125v) Item myn hirte tom Blomberg is van der mollen afgereken [...]. (125Ar) Eintrag von anderer Hand: Lutgeri. (125Ar) Item so heft de Lange Hans wedder van my entfangen van Hanse Kokke [...]. (125Av) leer.

126r-151v Johann von Buch: Richtsteig Landrechts. (126r-v) Register. ›Incipit dat erste boek wo men vor gerichte dedingen sal‹. I. Wo men eynen vorspreken wynnet … — … XVI. van gerade. Der Text ist im Register eingeteilt in III Bücher zu XXVII, VI und XVI Kapitel. (126v-151v) Text. (126v-137r) Buch I. Wente dat eyn gerichte wert van drey personen, dat is van dem richtere, vnde van dem cleghere, vnde van dem antwordere ... . Text eingeteilt in XXVIII gezählte Kap. (137r-143v) Buch II. Hir begint dat andere boek wo men vor gerichte in pinliken saken richtere stelle/scolle ... . (in VII gezählten Kap.). (143v-151v) Buch III. Hir begint da derde boek wo men vor dem richte dedinget ... . (151r-v) Kap. 15-19 = Stück vom Musteil und 'Von Hergewäte'. Allerleye gud dar eyn man mede besteruet dar horet tom erue … — … dar vmme endarff men de eynveldicheyt nicht soken etc. Et est finis huius libri. Explicit liber wo men vor gerichte dedingen richten vnde vortuaten scolle myt ordelen to vragen to vinden vnde to vorrichten anno domini millesimo CCCC LIIII die beati Egidii et sociorum suorum. (1. Sept. 1454). Der Text des dritten Buches ist gegliedert in XIX gezählte Kap. Den Abschluss bilden – als Kap. 15-19 gezählt – das 'Stück vom Musteil' und 'von Hergewäte'. Edition: Homeyer Der Richtsteig Landrechts; ebd. S. 10 und S. 54, Nr. 31 zur vorliegenden Handschrift, die von Homeyer für seine Ausgabe benutzt wurde (Sigle Ap): "[...] Text, ohne Rubriken der Capp. und ohne Allegate. Die 28 Capp. des ersten Buches begreifen Capp. 1-28. Das zweite, überschrieben: wo men vor gerichte in pinliken saken richten solle gibt in 7 Capp. die Capp. 29-35; das dritte: wo men vor den richte dedinget enthält in den ersten 14 Capp. die Capp. 36-50; in den Capp. 15-19, welche rubriciert sind, und deren letztes zwei Absätze hat, das Stück vom Mustheil [...].".

II

Papier — ca. 1430-1460

Traube (WZIS DE3270-jurid385_155; vorhanden auf Bl. 155, 162; Varianten: WZIS DE0960-Mlf312_138 - 1442/1447; WZIS DE5580-Clm6503_184 - 1440/45); Traube (WZIS DE3270-jurid385_163; vorhanden auf Bl. 163, 164; ähnlich WZIS DE2730-PO-129336 - Frankfurt a. M., 1446; WZIS DE3270-jurid388_5 - 2. H. 15. Jh.); Traube (WZIS DE3270-jurid385_172; vorhanden auf Bl. 172; ähnlich WZIS DE2730-PO-129319 - Gelnhausen, 1446; WZIS DE5580-Clm6502_151 - 1433/1440); Traube (WZIS DE3270-jurid385_178; vorhanden auf Bl. 175, 178; ähnlich WZIS DE4200-Lichtental66_999; Variante: WZIS DE4440-701.219_37 - Mitte 15. Jh.); Traube (WZIS DE3270-jurid385_179; vorhanden auf Bl. 179); Ochsenkopf mit Kreis auf Stirn (WZIS DE3270-jurid385_157; vorhanden auf Bl. 157, 160; keine Variante nachgewiesen, alle motivisch ähnlichen Wasserzeichen aus den Jahren 1431-35); Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid385_165; vorhanden auf Bl. 165; ähnlich WZIS DE2730-PO-74895 - Frankfurt a. M., 1447; WZIS DE2925-PO-76618 - 1448; mögliche Variante: WZIS NL0360-PO-74917 - Geldern, 1439/40; allerdings konnte die mögliche Zwillingsmarke WZIS NL0360-PO-74881 nicht mit WZIS DE3270-jurid385_169 verknüpft werden; somit stellt sich die Frage, ob die Übereinstimmungen nur zufällig sind, zumal die anderen ähnlichen Wasserzeichen in beiden Fällen eher auf 1447/48 hindeuten); Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid385_169; vorhanden auf Bl. 166, 169; ähnlich WZIS CH0780-PO-74877 - Rötteln, 1447; WZIS DE3210-PO-74878 - Goslar, 1447; WZIS NL0360-PO-74881 - Geldern, 1439/40); Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid385_171; vorhanden auf Bl. 171; ähnlich WZIS DE3210-PO-76103 - Goslar, 1447; WZIS DE4200-PO-76112 - 1446; WZIS DE4200-PO-76113 - 1446; Variante: WZIS DE3315-GMXLIX.E.116._203 - 1440/1450); Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid385_183; vorhanden auf Bl. 183); Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid385_184; vorhanden auf Bl. 184); Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid385_182; vorhanden auf Bl. 182, 188; ähnlich WZIS DE3270-jurid385_139; sonst keine Variante nachgewiesen, die ähnlichsten Motive um 1456). Die Wasserzeichen unterstreichen den bereits aus der inhaltlichen Analyse erschließbaren Umstand, dass dieser Teil der Handschrift aus ganz verschiedenen, in den 1430er- bis 1450er-Jahren entstandenen Einzelteilen zusammengefügt ist, unter anderem auch aus Originalbriefen bzw. Dokumenten, die in das Konvolut eingefügt und eingebunden wurden. Schriftrahmen und Zeilenzahl entsprechend der heterogenen Zusammensetzung dieses Handschriftenteils stark variierend: Schriftraum: 20,5-23 × 11,2-16 cm; einspaltig, zwischen 21 und 39 Zeilen. Von mehreren – geübten – Händen geschrieben; während sich die eingeschobenen Originalakten von ihrer Schrift klar unterscheiden lassen, fällt die Händescheidung in den übrigen Abschnitten aufgrund der sukzessiven Entstehung, der teilweise ganz unterschiedlichen Textsorten und -funktionen sowie Anspruchsniveaus vielfach schwer. Prima facie lassen sich in diesem Teil der Handschrift rund acht Hände unterscheiden, bei denen jedoch nicht auszuschließen ist, dass mehrere von ihnen demselben Schreiber gehörten. Hand 3: Wenig anspruchsvolle, klein geschriebene gotische Kursive mit wenig ausgreifenden Oberlängen und unruhigem Duktus. Es handelt dabei sich dabei wohl um die Hand Heinrichs von Haxthausen, Dr. utr. iur., von dem der Hauptteil dieses zweiten Hauptteils der Handschrift gesammelt und/oder eigenhändig geschrieben worden sein dürfte; von ihm stammen wohl 152r-155v (?), 158v (zweite Seitenhälfte), 160v, 164v (oder andere Hand?), 172r-v, 181r-182v (oder andere Hand?). Hand 4: 156r-158v; gotische Urkundenkursive mit schmalem Mittelband und weit ausgreifenden Ober- und Unterlängen. Hand 5: 159r-160v; Johann von Reckersheim (Originalbriefe): ebenso flüssige wie flüchtige gotische Urkundenkursive. Hand 6: 165r-172r; regelmäßiger gestaltete gotische Kursive mit breiterem Mittelband (Akten- bzw. Urkundenreinschriften). Hand 7: 175r-179r; regelmäßig gestaltete gotische Kursive (Akten- bzw. Urkundenreinschriften). Hand 8: 183r-186r; sehr regelmäßige gestaltete gotische Kursive bzw. Bastarda mit Schlaufen (Akten- bzw. Urkundenreinschrift). Hand 10 = Hand 1 (s. dazu in Teil I): 186r-188v. Des Öfteren Nota-Vermerke und Korrekturen oder Nachträge am Seitenrand. Es handelt sich bei diesem Teil der Handschrift um eine schlichte Sammlung von Akten, Gutachten und Korrespondenzen. Sie weist keine Rubrizierung oder andere höherwertige Ausstattung auf; nur bei den eingefügten Originaldokumenten entsprechend anspruchsvollere Gestaltung.

152r-153v Heinrich von Haxthausen: Rechtsgutachten. (152r) Alse gi gevraget hebben eff eyn leye muge dem anderen sin lenwar geuen de he heuet to geystliken leynen ... . (152r) Mach eyn man ok wol dat syn vorgeuen wen he in sinem dotbedde leget ... . (152v) Alse gi vraget hebben eff eyn vnrecht gerouet eff gestollen goet vorkofft heuet, eff de koper scolle dat betalen ... . (153r) N. heuet siner husvrowen eine lifftught vorscreuen vnde von sine scult daran gulde vosrcreuen eff de vrowe nach sinem dode des vorscriuens entgelden scolle an erer lifftught ... . (153r) In vellen steden vnde kerken is eyn woncheyt we in den steden is dat men den geuet presencien distribuendas cottidianas ... . (153v) Eff eyns mans echte wiff in ouerspelle kint gewinnet sal dat ok eruen ... . (153v) Wo en vullenkomen scolle dat he van riddersart geboren sy ... . Wie bereits W. Meyer vermutet hat, dürfte Heinrich von Haxthausen, der nicht nur Dr. beider Rechte war, sondern auch Paderborner Domdechant, diese von ihm verfassten Gutachten ebenso wie weitere in der Handschrift folgende eigenhändig niedergeschrieben haben. Die Wasserzeichen verweisen auf eine Entstehung oder wenigstens Niederschrift in den 1440er-Jahren; zu Heinrich von Haxthausen s. Gramsch, Personenkatalog (CD), Nr. 243, S. 742-745; Koch Der Paderborner Domdechant; zudem den entsprechenden Eintrag im Repertorium Academicum Germanicum (RAG-ID: ngBR1A476BT2nqxPvBaq9Zny).

154r-160v Gutachten und Korrespondenz in Angelegenheit der Besetzung des Stifts (Neuen-)Heerse durch Haseke von Spiegelberg bzw. Pyrmont als Äbtissin. (154r-155r) Gutachten Heinrichs von Haxthausen. Edele leue juncher vnde guden vrunde, so gy my hauen bidden laten to scriven solke rechticheit de edele frowe Haseke van Pyrmont tho der ebedie to Hersze ... . (155r-v) Wolde hir nu en tegen we seyen de egenan. vrowe haseke syen wedewe vnde vrowe vnde haue kindere … — … des wille to dussen tijd in genogen. H. vtriusque iur. doctor. (155v) Ouk haue ik nu kort ervaren wo dussz eig. van Spegelberg wille van stunt scriven an vnsen heren van Mentze alse den nesten ouersten der ebedie ... . (155v) Eff eyn man steruet de sek vrig gekoft heuet sunder liues eruen we sal sin erue nemen ... . Dieser kurze Eintrag am Ende der Seite, der offenbar keinen Zusammenhang mit den anderen Texten zur Haseke von Spiegelberg/Neuenheerse hat, wurde wohl nur hinzugefügt, um das Papier zu nutzen. (156r-158r) Schreiben des Basler Konzils an Bischof Johann (VII.) von Lübeck (1420-1439) in Angelegenheit der Haseke von Spiegelberg als Äbtissin von Heerse. Sacrosanta Synodus Basiliensis etc. Sacrosancta generalis synodus Basiliensis in spiritus sancto legitime congregata venerabili Johanni episcopo Lubicensi Basilee commoranti salutem in domino etc. Racioni congruit et conuenit equitati ut ea que de Romani pontificis prouidencia processerunt … — … plenam et expressam ac de verbo ad verbum de indulto huiusmodi mencionem datis. Bei diesem Schreiben sowie dem nachfolgenden Dekret handelt es sich, wie die erkennbare Faltung der betreffenden Blätter zeigt, um 'originale Abschriften' der entsprechenden Schreiben, die hier in den Band aufgenommen bzw. eingebunden wurden. (158r) Dekret 'de pacificis possessoribus' des Basler Konzils (21. Session/11. März 1435). De pacificis possessoribus. Quicumque non intrusus nec violentus sed habens coloratum tytulum ... . Daneben angemerkt: Ista sunt nouissime edita sed non publicata in sessione generali die Ven. XI Martii 1435. Ed.: Alberigo, S. 489; Mansi, Bd. 29, S. 105; Birk, Bd. 2, S. 801-802. (158v) Eadem die Ven. XI Martii. Statuit hec sancta Synodus quod omnes quecumque cause exceptis maioribus et elecciones ecclesiarum ... . Zu Beginn ist hier ebenfalls am Rande vermerkt: Eadem die Ven. XI Martii. (158v) Heinrich von Haxthausen, Responsum. Amice dilecte sicud quesiuistis an quis possit se ipsum eligere, nominare seu presentare R. quod non … — … ut patet ex premissis. Hec H. vtriusque iuris doctor. (158v) Quid iuris in tali casu vbi aliquis dicit illa bona pertinent iuris proprietatis ad me ... . (159r-v) Johann von Rekersheim/Rickersheim: Brief (an Heinrich von Haxthausen?) (22. März 35). Venerabilis domine egregie vir recepi literas vestras per manus Jo. Koning michi presentatas in qua e. r. tangit causam generose domine H. de Speigelberg … — … r. v. conservet altissimus ad tempora longeua [...] ex Basilea Iouis XXII Marti per vestrum servitorem humilem, Jo. de Rekerssen. Originalbrief. Zu Johann von Rekersheim s. Gramsch, S. 429-430; Daniels - Woelki Ein Kölner Offizial, S. 179 (Johann von Rekersheim war wohl auch Paderborner Dombenefiziat; vgl. ebd.). (160r) Sanderus von Marteshusen, Johann von Rekersheim/Rickersheim: Brief an Heinrich von Haxthausen vom 13. März 1435. Venerabilis domine decane egregie vir post debitam recommendacionem in causa Hersien. abbattissatus que nunc in secunda pendet instantia nos semper vsque adhuc et adhuc laborauimus et laboramus pro expedicione literarum … — … omnipotens deus conseruare deignetur personam vestram in longeua sanitate (?), ex Basilea raptissime die dominica XIII Martii per vestros, Sanderus de Marteshusen et Jo. de Rekerssen seruitores. Originalbrief, dem nach der Nennung der Absender am Ende noch eine kurze Anfrage des Johann von Rekersheim an Heinrich von Haxthausen hinzugefügt, die von Ersterem ein weiteres Mal unterzeichnet ist mit vester Rekerssen und von Letzterem direkt darunter in vier Zeilen beantwortet sowie unterzeichnet ist (H. H. vtriusque iuris doctor); zu Haseke von Spiegelberg und der Geschichte von Neuenheerse s. Gemmeke Geschichte (hier speziell S. 159 ff.), der Haseke als Äbtissin jedoch erst für das Jahr 1450 belegt fand.

160v-164v Heinrich von Haxthausen: Rechtsgutachten. (160v) Quid si clericus contra suam ecclesiam cuius est membrum … — … H(oc) H. utriusque iuris doctor. (161r-v) Ex quo iudicantem [...] rimari donec ad rei veritatem proueniatur … in causa [...] inter capitulum Pad. ex vna et conuentum N. ex alia … — … in communi allegatis et productis non obstantibus. Hoc H. vtriusque iuris doctor. (161v-162r) In causa Johannis Dulweuer (?) contra proconsules [...] opidi Lemeg[o?] pro arbitris seu arbitratoribus (?) … — … Hoc H. vtriusque iuris doctor. (162r-v) Quidam prepositus cuiusdam collegiate consueuit ab antecessoribus (?) suis [...] canonicis dicte ecclesie ministrare prebendas … — … Hoc H. vtriusque iuris doctor. (163r) Quidam J et H clericis in sacris constitutis verbis rixos et obprobrios contendebant sic quod I cultello euaginato per manum violentam ipsum H invasit … — … Hoc H. vtriusque iuris doctor. (163r) Quesiuistis a me vtrum filia A sanctimonialis ubi A non habet alium successorem possit succedere in bonis emphiteoticis … — … Hoc H. vtriusque iuris doctor. (163r-v) Sicud quesiuistis vtrum talis interiret (?) … — … H(oc) H. et H. (163v) Quidam J erat per dominum feudi de quibusdam bonis inuestitus … — … H(oc) H. et H. (163v-164r) N episcopus intromisit se de quibusdam bonis sue ecclesie … — … H. et H. (164r) Quid si emphiteota vult rem emphitioticam dimittere … — … H. et H. (164r-v) An donata que pater dedit vni filiorum ad ad scolas seu miliciam alii filii ... . (164v) Vtrum contractus emptionis gratia reemendi celebratus sit licitus ... . (164v) Queritus N fuit tradita (?) tua pecunia ad fideles manus, ille emit equ[u]m cum tua pecunia … — … H. et H. (164v) Cum in aliqua civitate (?) reperiantur heretici populum decipientes ... .

165r-172v Rechtstexte und -fälle zur Frage gestohlener oder geraubter Güter. (165r) Urteil wegen gestohlener Güter (fragm.). Quia inter ceteras probaciones ipsius actoris probantis habetur de fama et condiciis verisimilibus presumendi ... . (165r-166r) König Friedrich III.: Edikt betreffend Angriffe gegen Leib und Güter (fragm.). Wir Friedreich von gots gnaden Romesscher koninck zu allen tziden merer des richs hertzog to Osterrich zu Steir zu Kernden vnde zu Krain [...] embeten allen vnde itlichen den erwerdigen vnde hochgeborn vnsern vnde des holligen Romeschen richs kurforsten, fursten [...] vnde itlicher staet merkt dorfferen vnde allen deneren iuwelken werden state edeir wesen de sein vnsen vnde des hilligen richs vndertanen vnd leiben getruwen vnser gnate vnde alles gud, sintdemale wyr von den gnaten des almechtigen gots vnuordienter sachesn zu deir wirde des Romschs kunigkichs gewaltes erhohet vnde gesetzt sein … — … vber se richten alles bij der pene vnde wie vorgescreben steit. Der Text ist unvollständig, insbesondere fehlt der angekündigte dispositive Teil. (166r-172v) Deduktionen in der Causa Johannes Lange gegen den Münsteraner Dompropst Dietrich Droste zu Vischering († 1465). (166r-170v) (Fastrardus?): Deduktionen in der Causa Dietrich Droste. In hac causa Johannis Lange contra venerabilem Theodericum Drosten prepositum ecclesie Monasteriensis pro informacione juris aduertendum quod iste Johannes Lange conqueritur quod licet bona sua sint in strata publica sibi depredata ... . Die Verfasserschaft wird durch die Namensnennung im nachfolgenden Text nahegelegt. (170v-172r) Quamvis venerabilis dominus Fastrardus legum doctor in sua formacione deduxit ex actis et actitatis inter Johannem Lange actorem ex vna et venerandum Theodericum Dorsten prepositum Monasteriensen partibus ex altera … — … ego Walterus de Blisia decretorum doctor attestor sub testimonio scripture manus mee proprie. Beide Deduktionen behandeln denselben Fall, in dem Dietrich Droste von Vischering vorgeworfen wurde, wissentlich Güter gekauft zu haben, die ersterem geraubt worden seien. Der am Ende des zweiten Textes genannte Walter de Blisia, decr. doct. und Kleriker der Diöz. Köln, ist auch sonst mehrfach nachweisbar.

172r-172v Heinrich von Haxthausen: Rechtsgutachten. (172r-172v) Sicud queritis an excommunicatus possit prouideri de beneficio ecclesiastico … — … H. et H. (172v) Queritis an cui datum est pignus id debeat tenere ad libitum creditoris … — … H. et H. (172v) Queritis qualiter puniri debeant clerici qui ebrietati insistunt … — … H. et H. (173r-174v) leer.

175r-179r Dokumente zur Mainzer Provinzialsynode von 1451. (175r-177v) Beschlüsse bzw. Statuta concilii provincialis Moguntini anno MCCCCLI habiti. Reverendissimus in Christo pater et dominus dominus Theodericus archiepiscopus Maguntinensis etc. super propositis pridem et avisatis … — … ut speratus reformacionis fructus laudabiliter exinde proueniat. Edition: Acta Cusana, Bd. 1, S. 1323–1334, Nr. 2064; dort ausführlich zur Überlieferung und Textgestalt (die vorliegende Handschrift enthält die Textfassung I 2 b) sowie zu jenen Texten, die häufig mit diesen Beschlüssen zusammen überliefert sind; s. auch E. O. Kehrberger, Provinzial- und Synodalstatuten des Spätmittelalters. Eine quellenkritische Untersuchung der Mainzer Provinzialgesetze des 14. und 15. Jahrhunderts, und der Synodalstatuten der Diözesen Bamberg, Eichstätt und Konstanz, Stuttgart 1938, 32–35. (177v-178v) Nicolaus V papa: Bulla 'Iniunctum nobis' (Rom, 28.11.1450). Tenor vero bulle [...] de qua supra sit mensio sequitur et est talis. Nycolaus episcopus seruus seruorum dei ad perpetuam rei memoriam iniunctum nobis desuper quo vniversis orbis astringimur ecclesiis … — … ad verbum de indulto huiusmodi mensionem. Nulli ergo omnino homini liceat [...]. Si quis autem hoc attemptare presumpserit [...]. Datum Rome apud sanctum Petrum anno incarnacionis dominice Millesimo quadringentesimo quinquagesimo quarto kalendas Decembris pontificatus nostri anno quarto. Druck: Concilia Germania, Bd. 5, S. 404–406; Mansi, Bd. 32, S. 135f. (beide mit anderem Datum). (178v) Am unteren Seitenrand eingetragen Besitzvermerk des Paderborner Jesuitenkollegs: Lib. Coll. Socitis Iesu Paderborn a°. 1610. (178v-179r) Nicolaus de Cusa: Littera confirmationis statutorum concilii provincialis Moguntini (Mainz, 3.12.1451 oder kurz danach). Confirmacio conclusionum karissimi domini legati. Quoniam captas conclusiones per vos reverendissimum in Christo patrem et dominum Theodericum … — … quibus huiusmodi mandata nostra insinuata non fuerint racione preuia processuri. Edition: Acta Cusana, Bd. 1, S. 1336-1337, Nr. 2066. (179v-180v) leer.

181r-188v Dokumente zur Benefizienordnung in der Paderborner (Dom)Kirche. (181r-182r) Gottesdienstordnung des Paderborner Domkapitels (1436). Nos prepositus decanus et capitulum ecclesie Pad. volentes diuersis defectibus et negligenciis circa diurnum officium in nostra ecclesia Pad. prouidere circa diurnum officium et ordinare … — … in corrigendo nemini parcendo in premissis datis anno domini M CCCC 36 circa festum Michahelis. (182r) Ordo beneficiatorum ... . Gegliedert einerseits nach den Diensten In choris prepositi und andererseits nach den Diensten In choro decani; zudem geordnet nach den sieben Wochentagen. (182r-v) (Heinrich von Haxthausen?): Deductio zur Gottesdienstordnung. Hic iam queritur vtrum illa ordinatio ut prefertur derogans antique consuetudini ecclesie possit de iure subsistere et est considerandum id quod … — … ordinacio predicta de iure non potest subsistere et sic decernenda irrita est ac inanis iuxta informaciones iuris superius pronotat(i). (183r-186r) Deductio zur Gottesdienstordnung. Quod vos venerabiles et circumspecti viri domini decane et priores ecclesie Paderburn. sub correctione cum fiducia et salua pace loquendo non poteritis distringere beneficiatos in eadem ecclesia Paderburn. … — … Nec iuste possint beneficiati memorati pretextu ordinacionis seu constitucionis premisse aliquo modo distringi seu coherceri iuxta eius contenta que de jure non subsistunt aut si subsisterint multociens per contrarios actus reuocata forent ut superius satis deductum extitit. Es handelt sich um eine bereits ältere Reinschrift, die in die vorliegende Handschrift zusammen mit später ergänzten Blättern und Text eingebunden wurde. (186r-188v) Wilhelm Kircher von Konstanz, Johann Plastewiek (?): Deductio zur Gottesdienstordnung. Certum statutum exstat factum in ea (?) ecclesia vicarios conseruientes per ecclesie canonicos sine consensu episcopi … — … Ita videtur mihi Wilhelmo Kircher doctori decretorum et in jure civili scholari de Constancia de jure fore dicendum senciendum et consulendum. Huic consilio eciam se subscripsit Johannes Plastewik decretorum doctor decanus et canonicus ecclesie Warmiensis. Die hier genannten Dr. decr. Wilhelm Kircher von Konstanz (nicht "Kirtherer", wie bei Göttingen 1, S. 388 zu lesen ist) und Johann Plastewiek sind auch sonst mehrfach nachweisbar. Der Text dieser Deductio stellt wohl die spätere Abschrift eines älteren Dokuments dar. W. Meyer hat angenommen, dass die Ergänzung dieser Deductio erfolgte, bevor die Blätter in die Hände Heinrichs von Haxthausen gelangten, der an ihrem Beginn dann zuerst den Text des Erlasses und dann eine dritte Deductio hinzugefügt habe (Göttingen 1, S. 388). Da die Deductio auf 186r-188v jedoch einerseits Bl. 166 mit der vorangehenden Reinschrift teilt und andererseits Bl. 187-188 zu jenen beiden Doppelblättern gehören, auf denen sich auch die mutmaßlich von Heinrich von Haxthausen geschriebenen Texte am Beginn der Lage befinden, kann der Text auf 186r-188v erst nach der Ergänzung der besagten beiden Doppelbl. hinzugefügt worden sein. Naheliegender wäre deshalb, dass die Reinschrift durch Heinrich von Haxthausen zuerst in zwei Doppelblätter eingelegt wurde, an deren Beginn er den Text des Erlasses und seiner eigenen Deductio eintrug, die er somit der Reinschrift voranstellte. Erst nach der Ergänzung dieser beiden Bl. wäre dann die Deductio auf 186r-188v hinzugefügt worden, die die Gegenblätter der beiden Blätter zu Beginn der Lage bilden.


Abgekürzt zitierte Literatur

Göttingen 1 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 1: Universitäts-Bibliothek: Philologie, Literärgeschichte, Philosophie, Jurisprudenz, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 1)
Gramsch R. Gramsch, Erfurter Juristen im Spätmittelalter. Die Karrieremuster und Tätigkeitsfelder einer gelehrten Elite des 14. und 15. Jahrhunderts, Leiden 2003 (Education and Society in the Middle Ages and Renaissance 17)
Handschriftencensus Handschriftencensus. Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters. Online-Datenbank: https://handschriftencensus.de/
Mansi G. M. Mansi, Sacrorum conciliorum nova et amplissima collectio …, Bd. 1–53, Florenz 1759–1927, ND Graz 1960–1962
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)