de :: en
Permalink: PURL

Search

View as: OAI :: XML :: Print

Beschreibung von Göttingen, Staats- und Universitätsbibliothek, 2° Cod.Ms. jurid. 388
Lukas Wolfinger: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen volkssprachigen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Lukas Wolfinger.

Schwabenspiegel

Papier — III, 242, II Bl. — 28,5 × 20,5-20,7 cm — Köln (oder Umfeld) — 15. Jh. (Mitte)

Wasserzeichen: Krone (WZIS DE3270-jurid388_2; Varianten 1442-1444 bzw. 1440/50); Traube (WZIS DE3270-jurid388_5); Traube (WZIS DE3270-jurid388_32). Lagen: Der ausgelöste ma. VS (Pergament) ist zwischen ein neues und ein altes Vorsatzbl. eingebunden; anschließend folgen die Lagen: VI (14). V (24). 18 VI (238). III-2 (242); von der letzten Lage (Ternio) am Ende zwei leere Bl. weggeschnitten; auf dem letzten Bl. der einzelnen Lagen durchgehend Reclamanten; im Anschluss an die Lagen des Buchblocks folgen der gleichfalls ausgelöste und als Einzelbl. eingebundene ma. HS (Pergament) sowie ein neues Nachsatzbl.; Bleistiftfoliierung modern: 1-243 (die zwei Vorsatzbl. - eines alt, eines neu - sowie der alte, abgelöste und am Ende der Handschrift eingebundene HS sind als fol. 1-2 und fol. 243 in die Blattzählung miteinbezogen), nach Bl. 34 zwei leere Bl. als Bl. 341-2 gezählt; rechts über der Foliierung zusätzlich noch moderne Seitenzählung in Bleistift; in der rechten unteren Ecke einiger Bl. außerdem noch ma. lageninterne Blattzählung sichtbar (meist jedoch durch Beschnitt des Buchblocks weggefallen). Schriftraum: 16,2-16,6 × 9,5-10,2 cm; einspaltig, 30-35 Zeilen; gesamter Haupttext in schleifenloser Bastarda von geübter Hand, sehr regelmäßig und großzügig geschrieben (nur eine Spalte und sehr breite Seitenränder; große Abstände zwischen den einzelnen Abschnitten, Kapitelüberschriften weit abgesetzt); bisweilen Korrekturen und/oder Nachträge (zum Großteil wohl von selber Hand); auf 36v lateinische Anmerkungen zum Text von Hand des 16. Jhs.; zudem auf mehreren Seiten an leeren Stellen kaum lesbare Schreibproben bzw. Kritzeleien in übergroßen Buchstaben (so z. B. auf 34r; 36r; 206v, 207r, 208r, 210r, 219r, 230r, 238r). Die Handschrift ist anspruchsvoll gestaltet und gleichmäßig rubriziert; am äußeren Seitenrand eine über alle drei Teile durchlaufende Kapitelzählung in römischen Zahlzeichen (I-CCCCCXXX); zu Beginn der größeren Textabschnitte große und qualitätvolle Fleuronnée-Initialen in Rot, Blau, Braun, Grün, mit Blattgold und die ganze Seitenhöhe umfassenden Fleuronnée-Leisten (3r, 35r, 134v, 189v); die Binnenfelder mit Blüten und Blattwerk gefüllt; zudem mehrere an der Initiale aufsitzende oder daneben am Blattrand frei schwebende Blüten in denselben Farben sowie mit Blattgold im Blüteninneren; daneben einfache, aber qualitätvolle Initialen in Rot und Blau (klein und in normaler Tinte vorgeschrieben) sowie Paragraphenzeichen in denselben Farben; zudem vielfach Cadellen (speziell am Beginn der Rubriken).

Einband: Moderner schwarzer Pappeinband, Rücken und Ecken mit Leinen verstärkt; auf dem Rücken Aufschrift in Goldprägung: Kaiser- und Lehnrecht; zudem modernes Papierschildchen mit der Göttinger Signatur Cod. Ms. jurid. 388; im neuen VS gleichfalls vermerkt die moderne Signatur Cod. Ms. Jurid. 388 sowie eingeklebt die Handschriftenbeschreibung von W. Meyer und das übliche Formular der Preuß. Akad. d. Wiss. (Bearbeiterin Dr. Marie-Luise Dittrich; Mai 1938); der ma. VS und HS (Pergament) sind vom alten Einband abgelöst und nach dem modernen Vorsatzbl. bzw. Nachsatzbl. als Einzelbl. eingebunden (VS: Klebeseite leer; auf der ehemaligen Innenseite groß eine ma. Hausmarke sowie die moderne Göttinger Signatur Cod. Ms. jurid. 388; HS: als Bl. 243 in die Foliierung einbezogen; auf der Innenseite groß dieselbe ma. Hausmarke wie auf dem alten VS; zudem am unteren Seitenrand links in Bleistift die alte Göttinger Signatur Mss. Jurid. 14; darüber, gleichfalls in Bleistift, Literaturverweis auf Homeyer, Verz. d. Hdschr. 264; Klebeseite leer).

Herkunft: Die Wasserzeichen sprechen für eine Entstehung um die Mitte des 15. Jahrhunderts, die paläographischen Merkmale der Handschrift fügen sich hier durchaus ein. Die ripuarische Schreibsprache sowie die weitere Geschichte verweisen dabei auf Köln oder seine Umgebung als den Entstehungsort. — Bislang nicht identifizierbar ist die mittelalterliche Hausmarke, die sowohl auf dem alten VS als auch dem HS groß eingetragen ist. (Im umfangreichen Verzeichnis von Hausmarken aus Köln im Anhang von Kuske Quellen, ist sie nicht enthalten.) Bei dem ersten nachweisbaren Besitzer, Hermann von Inden (vgl. den Besitzvermerk auf 2r: Sum Hermanni ab Inden), handelt es sich vermutlich um den gleichnamigen Kölner Patrizier bzw. Ratsbürger, der sich um 1619 nachweisen lässt und ein Universitätsstudium absolviert hatte (vgl. Schilling - Diederiks Bürgerliche Eliten, S. 377; Matenesius Peripateticvs Christianvs, S. 65; nach ebd. war Hermann Inden licentiatus). Auch im 18. Jh. befand sich die Handschrift im Besitz eines Kölners, wobei der Schenker, der auf 2r im Eintrag Ex Donatione Domini de Oitmann Coloniensis, me suis annumerat Franc. Sales. L. B. d. Weichs, Officialis Osnabrugensis. 1780 genannt wird, bislang nicht zu identifizieren ist. Bekannt ist hingegen der in diesem Vermerk genannte Empfänger, Franz Sales, Freiherr von und zu Weichs zu Roesberg, der damalige Offizial des Bischofs von Osnabrück. — Er schenkte die Handschrift am 27. Okt. 1783 der UB Göttingen (vgl. den Eintrag im Manuale dieses Jahres im Göttinger Bibliotheksarchiv, S. 165).

Göttingen 1, S. 390-391. — Oppitz 2, S. 526 (Nr. 596). — Handschriftencensus.

1r-v (modernes Vorsatzbl.): leer, doch vorangeklebt der Nutzerbogen der SUB.

2r-v (ma. Vorsatzbl.): Besitz- und Schenkungsvermerke ; auf 2r am oberen Rand mittig die Einträge: Sum Hermanni ab Inden; darunter: Ex Donatione Domini de Oitmann Coloniensis, me suis annumerat Franc. Sales. L. B. d. Weichs, Officialis Osnabrugensis. 1780; zudem unlesbares Gekritzel; auf 2v oben mittig die Inhalts- bzw. Titelangabe: Dyt is dat keyser recht ind dat lehen recht mit der glosen; zudem auf halber Seitenhöhe der Eintrag Vysser dyeser tayffellen off der gelijch mach eyn yclich verstendich man leren bynnen veyr off sess vren gedenken vnvergessenclichen allet dat hey vysser dyschen boechener gelesen hait vnd vynden eyn yecliche materien dye vnvertzochlichen aller duyscher boecher dye alsust getaifferlt synt.

3r-241v Schwabenspiegel. (3r-34r) Register zum Land- und Lehnrecht. (alphabetischer Index mit Verweis auf die entsprechenden Kapitelzahlen): ›Hi hebit sich an daz lant recht von den friegen.Acker vreemden buwen … — … zibbetzaile off margenschaifft. 34av-34bv (die beiden ursprünglich nicht foliierten Blätter sind nun mit alphabetischen Unternummern bezeichnet): leer (jedoch sind auf diesen beiden Bl. die Konturen des Wasserzeichens partiell mit Nadelstichen nachgezogen). (35r-134r) Schwäbisches Landrecht (in 378 Artikeln bzw. 2 Teilen). (35r-134r) Teil I: Here got hemelsche uader durch dijne mijlde guede geschoiffs du den mynschen myt drijueldiger wirdicheijt. Die eirste is dat hee na dir gebildet is dat is eyne so hoe wirdicheijt … — … Geilt van moelen van tzoellen ind van moentzen ind van anderen dijngen is verdient yp wilchen dagh mant verdingijt. (Teil I endet mit Art. 219 des Landrechts nach der Ausgabe von Laßberg). (134r-189r) Teil II: ›Hie uolget dat edele boich van lantreichte.‹ ›So eyn kijnt sijne iair tzaill beheildet‹. Off eyn kijnt sijne iairtzaill beheildet dat man dat guet verdienen sall so sall man eme sijn geilt geuen jaiiret id sich na den reichten daigen … — … So soillen sij yr elijch reicht vur werentlich eme gerijchte behalden ind dar oeuer brieue des gerichtz neymen. So behalden sij yr reicht vur allen gerijchten. ›hye endit sich dat lantrecht.‹ (Teil II beginnt mit Art. 220 und endet mit Art. 377 des Landrechts nach der Ausgabe von Laßberg). (189r-241v) Schwäbisches Lehnrecht (in 152 Artikeln). ›Hie uolget dat leenrecht boich‹. Swie leenrecht kennen wylt die sall uolgen dis boichs lere. Zo aller yrst soillen wir myrcken dat die coenynge gesatt haint seuen herschijlde … — … da sich sele ind lieff scheiden dat verloene vns der uader ind der son ind der hillige geist. Nu spreichet alle Amen, Amen; laudetur deus qui trinus est et vnus, amen. Zum Schwabenspiegel und den entsprechenden Fassungen siehe Oppitz 1, 34-42 sowie Buchhester - Müller Art. Schwabenspiegel; 2VL 8, Sp. 896-907. (242r-242v) leer, abgesehen von dem Stempel J.R. rechts unten auf 242v, dessen Bedeutung unklar ist.


Abgekürzt zitierte Literatur

V. Rose, Die Handschriften-Verzeichnisse der Königlichen Bibliotheken zu Berlin, Bd. 13: Verzeichniss der lateinischen Handschriften, Bd. 2: Die Handschriften der kurfürstlichen Bibliothek und der kurfürstlichen Lande, 1. Abteilung, Berlin 1901
Göttingen 1 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 1: Universitäts-Bibliothek: Philologie, Literärgeschichte, Philosophie, Jurisprudenz, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 1)
Handschriftencensus Handschriftencensus. Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters. Online-Datenbank: https://handschriftencensus.de/
2VL Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 1–12, hrsg. von K. Ruh u. a., 2., völlig neu bearbeitete Aufl., Berlin, New York 1978–2005, Ergänzungsbde.: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon, Bd. 1–3, hrsg. von F. J. Worstbrock, Berlin, New York 2005–2015
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Volkssprachige Handschriften.
Dieses Dokument steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz (CC BY-SA). Für die Nutzung weiterer Daten wie Digitalisaten gelten gegebenenfalls andere Lizenzen. Vgl. die Copyright Information der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel.