Schwabenspiegel
Papier — IV, 182, I Bl. — 29,5-29,8 × 21-21,5 cm — obersächsisch-thüringischer Raum (?) — 15. Jh. (2. V.)
Wasserzeichen: Ochsenkopf (
DE3270-jurid389_12; Variante 1432); Ochsenkopf ( DE3270-jurid389_7; Variante 1431); gekreuzte Schlüssel ( DE3270-jurid389_26; Variante 1431); gekreuzte Schlüssel ( DE3270-jurid389_28; Variante 1431); gekreuzte Schlüssel ( DE3270-jurid389_136; Variante 1429); gekreuzte Schlüssel ( DE3270-jurid389_95; Variante 1431). Lagen: Auf drei neue und ein altes Vorsatzbl. sowie ein Bl. Japanpapier folgen die Lagen: 3 VI (36). VI-1 (47). VI (59). VI-6 (65). (7. Lage fehlt). 3 VI (101). V (111). 5 VI (171). VI-7 (?; 176). III (?; 182); von der Handschrift fehlen also: ein einzelnes, nicht foliiertes Bl. nach Bl. 47 (Textverlust), zudem die zweite Hälfte der 6. Lage sowie die gesamte 7. Lage; ebenso wohl 7 Bl. der 17. Lage; an den Textblock anschließend ein Bl. Japanpapier und ein neues Nachsatzbl. eingebunden; am Beginn jeder Lage oben mittig, in der Rahmung zwischen den beiden Spalten, Kustoden bzw. Lagenzählung in römischen Zahlzeichen. Bleistiftfoliierung modern: 1-182 (bei der Neubindung der Handschrift in der 2. H. des 20. Jahrhunderts wurden die letzten Blätter in falscher Reihenfolge eingebunden: auf Bl. 176 folgt nun Bl. 180, dann Bl. 177-179, Bl. 182 und schließlich Bl. 181); zahlreiche Schmutz- oder Stock- bzw. Wasserflecken. Schriftraum: 20,5-21,7 × 13,7-14,7 cm; zweispaltig (Rahmen grob in Tinte gezogen), 27-34 Zeilen; gesamter Haupttext in Bastarda von einer geübten Hand und relativ groß, aber anspruchslos geschrieben; nur wenige Korrekturen; Haupttext durchgehend rubriziert; dabei wurde der Text der Rubriken zuerst am Ende des jeweils vorangehenden Kapitels bzw. Textabschnitts etwas kleiner und in normaler Tinte vorgeschrieben, bei erfolgter Rubrizierung dann mit roter Tinte durchgestrichen; neben den Textspalten Kapitelzählung; einfache Initialen und Lombarden in roter Tinte (diese wurden zuerst klein vorgeschrieben, dann wurden mit normaler Tinte grob die Umrisse vorgezeichnet und diese danach mit roter Tinte ausgefüllt; bisweilen unterblieb die Ausmalung jedoch, so etwa auf 57v). Nur auf 1ra eine 8-zeilige Initiale: simples Fleuronnée, in roter und schwarzer Tinte und von Textualis gerahmt bzw. umschrieben.Einband: neuer Pappeinband, am Rücken und an den Ecken mit Leder verstärkt (Halblederband); am Rücken in Goldprägung die Inhaltsangabe Schwabenspiegel sowie ein Papierschildchen mit moderner Göttinger Signatur; diese auch am neuen VS mit Bleistift eingetragen (Cod. Ms. jurid. 389); darunter eingeklebt das Formular Auch als Mikroform vorhanden unter Sign.: mit dem handschriftlichen Eintrag: MF/2o Cod. Ms. jurid. 389; darunter eingeklebt das Formular der Preuß. Akad. d. W. (Bearbeiterin Dr. Marie-Luise Dittrich, Mai 1938).
Zwei Fragmente von Urkunden des 14. Jhs. waren "auf dem vordern Deckel [...] aufgeklebt" (so absolviert Rath und Stadt Magdeburg wegen Ermordung des Erzbischofs Burchhard; Avignon, 30. Juni 1331 (siehe , S. 391; der Text der Urkunde ist nach der Überlieferung in den Vatikanischen Registern gedruckt in: , S. 263-267); II.: Fragment einer niederdeutschen Urkunde (9,5 cm hoch, 29 cm breit; erhalten waren die letzten 10 Zeilen des Urkundentextes), ausgestellt 1352; darin genannt: Bürger von Helmstedt (borghere to Helmstede; siehe , S. 391-392); auf der Rückseite waren Noten mit liturgischem Text geschrieben (ebd.).
, S. 391-392); vermutlich bei der Restaurierung der Handschrift bzw. bei der Erneuerung des Einbandes in der 2. H. des 20. Jhs. abgelöst. Aktuell sind sie nicht auffindbar, die Beschreibung von Wilhelm Meyer liefert jedoch wesentliche Informationen zu diesen beiden Fragmenten; I.: Fragment einer Papsturkunde (17 cm hoch; 29 cm breit; die ersten 22 Zeilen des Textes waren erhalten, der Rest abgeschnitten): Johannes XXII.Herkunft: Die Schrift spricht für eine grobe Einordnung der Handschrift um die Mitte des 15. Jahrhunderts, die Wasserzeichen deuten auf eine Entstehung um 1430; die Schreibsprache verweist auf den mitteldeutschen Raum (Obersächsisch/Thüringisch), während die beiden Einbandfragmente ein Indiz für eine Entstehung bzw. Bindung im Magdeburger oder Helmstedter Umkreis bilden könnten. — Der genau Zeitpunkt, zu dem die Handschrift an die Bibliothek der Georgia Augusta gelangte, ist unbekannt, doch nach der Accessionsnummer zu schließen (F. J. 4660; siehe dazu den Eintrag im alten, handschriftlichen Nominalkatalog der UB), muss sie um 1770 an dieselbe gekommen sein; dazu passt der älteste Göttinger Bibliotheksstempel auf 1v.
, S. 391-392. — , S. 526 (Nr. 597). — .
Ir-v Vermerke: modernes Vorsatzbl.; an der Rückseite angeklebt ein neues Doppelbl., auf das die Beschreibung von W. Meyer geklebt ist, sowie ein älteres Bl., auf dessen Verso-Seite erstens die moderne Göttinger Signatur vermerkt ist (mit Bleistift) und zweitens folgende Inhaltsangabe: Der Schwabenspiegel oder das Schwäbische Land und Lehnrecht; darunter: N(ota) B(ene). In jure provinciali folia 18 ab initio Cap. CLXXVII usque ad Cap. CCX. excisa vel evulsa sunt. Danach eingeklebt ein Blatt Japanpapier.
1ra–188rb Schwabenspiegel (Normalform, IIIb). Als Titel von neuzeitlicher Hand (wohl 18. Jh.) auf 1r am rechten oberen Seitenrand hinzugefügt: das provinciale Alemannicum. (1r-6v) Register zum Land- und Lehnrecht. (Angabe der Artikel mit entsprechender Zählung): ›Hi hebit sich an daz lant recht von den friegen.‹ (darüber: hi hebit sich an daz lant recht): II, Von den friegen; III Von voget dingen … — … ... Des keyers geboit mit der vursten rade, b XLIII; Von selff gherichte, b XLIIII. (7ra-130va) Schwäbisches Landrecht , in 368 Artikeln. ›Hye hebit sich an daz lantrecht‹. Herre got heymelischer vater důrch dyne milden gůde geschůffe dů den menschen myt drievaldiger wirdekeyt. Dye erste daz dir gebildet ist … — … vnde daz dů gesworen hast per deum Abraham per deum Ysaac per deum Iacob iz ist war dez helffe dyr god vnde der eyd den du gesworen hast. AMEN. ›hye endit sich dat lantrecht.‹ Im Landrechtsteil durchgehende Kapitel- bzw. Artikelzählung (I-CCCLXVIII); es fehlen die Artikel CLXXVII-CCX bzw. die zweite Hälfe der 6. Lage sowie die ganze 7. Lage. (130vb-178rb) Schwäbisches Lehnrecht , in 144 Artikeln (geteilt in 2 Bücher: A, I-C und B, I-XLII bzw. XLIIII, da der darauffolgende Text des Mainzer Landfriedens von 1235 als Artikel XLIII-XLIV in die Zählung von Buch B integriert ist). ›Hye hebit sich daz lehen recht‹. Der len recht wolle konnen der volge desis buchis lere. Allir erst so sulle wir merken daz dy konige han gesatzt syben herschilde … — … vnde daz vnrecht gekrenken daz wir da geniszen da sich lyp vnde sele scheyden sal dez helffe vns der vater vnd der son vnde der heylige geyst etc. Amen. sequitur. Vom Lehnrecht fehlen in der 17. Lage wohl 7 Blätter bzw. die Artikel B, XIV-XXXI. Zu dieser Fassung des Schwabenspiegels siehe , Schwabenspiegel Normalform; Edition: ebd.; zudem , S. 39; allgemein zum Schwabenspiegel ebd., S. 34-42 sowie ; 8, Sp. 896-907. (178va-182rb) : Mainzer Landfrieden von 1235 (dt. Fassung). ›Hye heben sich an der keyer gesetze.‹ Wir setzit mit vnsir keyserlichen gewalt vnde mit der ffursten rade vnde andirs dez richis getruwen mannen … — … Wir setzen vnde gebyden daz alle vnse fůrsten vnde alle dy gerichte von vns hant daz sie recht richten also dez landis gewonheit vnde recht sy vnde daz selbe den dy vort gerichte vor en han wer dez ouch ... Der Text ist als Kapitel B XLIII an das Lehnrecht angeschlossen und bricht ohne erkennbaren Grund mitten im Satz ab; Ed.: MGH, Constitutiones, Bd. 2, S. 248-263, Nr. 196b (der Text der Göttinger Handschrift entspricht hier weitgehend der Fassung III; allerdings ist die Anordnung bzw. Reihenfolge der einzelnen Absätze teilweise geändert; zudem fehlen - nicht nur am Ende - Textteile; die Göttinger Handschrift enthält folgende Abschnitte der in den MGH edierten Fassung: ebd., S. 250, Z.4 - 254, Z. 21 = 178va-180va; ebd., S. 257, Z. 27 - 259, Z. 19 = 180va-181va; ebd., S. 254, Z. 22 - S. 255, Z. 23 = 181va-182rb). Zum Mainzer Landfrieden von 1235 siehe ebd. (182v) leer, abgesehen von älterer, mit Bleistift eingetragener Göttinger Signatur links unten (Ms. Jurid. 24) sowie dem Literaturverweis Homeyer, Verz. d. Hdschr. 265.
Abgekürzt zitierte Literatur
Die Handschriften in Göttingen, Bd. 1: Universitäts-Bibliothek: Philologie, Literärgeschichte, Philosophie, Jurisprudenz, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 1) | |
Die Handschriften in Göttingen, Bd. 2: Universitäts-Bibliothek: Geschichte, Karten, Naturwissenschaften, Theologie, Handschriften aus Lüneburg, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 2) | |
Handschriftencensus. Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters. Online-Datenbank: https://handschriftencensus.de/ | |
Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 12 Bde., hrsg. von K. Ruh u. a., 2., völlig neu bearbeitete Aufl., Berlin/New York 1978–2005, Ergänzungsbde.: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon, Bd. 1–3, hrsg. von F. J. Worstbrock, Berlin/New York 2005–2015 | |
Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php) |
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Volkssprachige Handschriften.