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Beschreibung von Göttingen, Staats- und Universitätsbibliothek, 2° Cod.Ms. jurid. 93
Lukas Wolfinger: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen volkssprachigen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Lukas Wolfinger.

Jacobus de Teramo

Papier — 116 Bl. — 29,5 × 21-21,5 cm — südalemannischer Raum — 15. Jh. (Mitte)

Wasserzeichen: Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid93_17; Variante 1457); Ochsenkopf (WZIS DE3270-jurid93_113; Variante 1457). Lagen: Das erste Bl. der ersten sowie das letzte Bl. der letzten Lage sind als VS bzw. HS an die Einbanddeckel angeklebt; somit lautet die Lagenformel: 3 VI (35!). V (45). 6 VI (116!); am Ende der Lagen mehrfach Reklamanten oder Reste davon; die Falze durchgehend mit schmalen Pergamentstreifen verstärkt; Bleistiftfoliierung (modern): 1-116; geringe Spuren von Insektenfraß. Schriftraum: 19-20 × 12,5 cm, 27-32 Zeilen, 2 Spalten; gesamter Haupttext in Bastarda von einer geübten Hand und relativ groß geschrieben; nur wenige Korrekturen oder sonstige Benutzungsspuren; durchgehend rubriziert, (Heiligen-)Namen sowie Textzitate und -verweise rot unterstrichen (die Striche dabei zuerst in normaler Tinte vorgezogen); schlichte Lombarden bzw. Initialen in Rot (zweizeilig, nur zu Beginn auf 1r vierzeilig).

Spätma. Einband: braunes Leder auf Holzdeckeln; ursprünglich auf VD und HD jeweils fünf Metallbuckel, zudem zwei Metallschließen (Reste der Metallbeschläge auf dem HD noch vorhanden); am VD oben mittig aufgeklebt ein ma. Titelschildchen aus Pergament mit nicht lesbarer Aufschrift; auf dem Rücken aufgeklebt ein modernes Titelschildchen mit der Aufschrift Process Belials sowie ein Papierschildchen mit moderner Göttinger Signatur, die auch am VS in Bleistift eingetragen ist (Cod. Ms. jurid. 93). Auf dem VS sind außerdem aufgeklebt das Formular der Preuß. Akad. d. Wiss. (Bearbeiterin: Dr. Marie-Luise Dittrich; Juli 1938) sowie die Beschreibung von Wilhelm Meyer; auf dem HS mit Bleistift eingetragen die frühere Göttinger Signatur MS Jur 105.

Herkunft: Die Wasserzeichen machen eine Entstehung der Handschrift in den 1450er-Jahren wahrscheinlich; der Schreibsprache nach zu schließen, stammt sie aus dem südalemannischen Raum, eine Einordnung, die auch durch ihre spätere Geschichte gestützt wird. — Der Universitätsbibliothek Göttingen wurde sie nämlich 1798 - gemeinsam mit zwei weiteren Handschriften juridischen Inhalts (SUB Göttingen, 2° Cod. Ms. jurid. 390 und SUB Göttingen, 2° Cod. Ms. jurid. 214) - vom damaligen Kanzler der Malteser in Heitersheim im Breisgau (Baden-Württemberg, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) geschenkt, d. h. von dem Schriftsteller, Juristen und Diplomaten Joseph Albrecht von Ittner (geb. 1754 bei Bingen in Rheinhessen, gest. 1825 in Konstanz). Dieser hatte u. a. in Göttingen studiert, bevor er zuerst Hofrat und Archivar des Fürsten von Hohenzollern-Hechingen und dann Kanzler des Großpriorats des Malteserordens in Deutschland bzw. der Herrschaft Heitersheim wurde (1786–1806; siehe zu ihm etwa M. Jorio, Art. Ittner, Joseph Albrecht von, in: Historisches Lexikon der Schweiz). Auf 1r ältester kleiner Bibliotheksstempel der Georgia Augusta; ebd. finden sich außerdem die beiden wohl um 1800 entstandenen Göttinger Einträge Prozess Belial`s gegen Christum (am oberen Seitenrand) und (vid. Manuale 1798. S. 91) am unteren Seitenrand (Verweis auf den Eintrag im Manuale der Göttinger UB bzw. des Bibliotheks-Archivs). Nicht genau einzuordnen ist bislang der in der rechten oberen Ecke von 1r befindliche Vermerk N. III. (oder N. IV.?), der in den beiden anderen Handschriften aus dem Vorbesitz J. A. Ittners Parallelen hat, da sich dort an der gleichen Stelle ganz ähnliche Einträge finden (in 2° Cod. Ms. jurid. 214: N I; in 2° Cod. Ms. jurid. 390: N. V. [durchgestrichen]/ N. II.). Vermutlich handelt es sich hier um Altsignaturen, unklar ist allerdings, ob sie von J. A. von Ittner oder einem anderen Vorbesitzer stammen.

Göttingen 1, S. 330-331. — Ott Rechtspraxis, S. 301. — Magin – Eisermann Rechtsgeschichte, S. 274-300. — Handschriftencensus.

1ra–112ra Jacobus de Teramo: Belial (breitüberlieferte dt. Übersetzung). (1ra–2va) Vorrede: In dem namen der hailigen vnd vngetailten dryvältigkait vnd vnser fröwen der öwigen magt ze lob vnd ze ere vnd allem himelschen her. Ich hän gedaucht ich wöll mich versůchen, ob ich ze tütsch müg machen vnd bringen das bůch das da betrachtet ob Jhesus Marie sun der recht hab gehebt, das er die helle hab berobt … — … Also hant die vor red ain ende; gott helff vns das der fürsacz volbraucht werd in sinem lobe vnd willen, amen. (2va-112ra) Allen cristen vnd recht glöbigen die da buwend den globen der hailgen cristenhait die ansehent oder hörent lessen das kurcz gedicht enbüt priester Jacob von Lereinszhail vnder dem enpfelhen üwers gebets der sele vnd des libes … — … Dar vmb sprechen wir zů ir in andaucht Maria můter der gnaden beschirm vns vor dem vind vnd enpfauch vns in der zijt des todes amen, etc. Gott geb vns ain gůt end. Zu diesem Werk, seinem Autor und der dt. Übersetzung siehe Ott Rechtspraxis (zur vorliegenden Handschrift S. 301); 2VL, Bd. 4, Sp. 441-447 (zum Belial ebd. Sp. 442-447; Sp. 443 zur breitüberlieferten dt. Übersetzung); Müller Art. Jacobus (Paladini) de Theramo, Sp. 190-194. (112rb-116vb) leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

V. Rose, Die Handschriften-Verzeichnisse der Königlichen Bibliotheken zu Berlin, Bd. 13: Verzeichniss der lateinischen Handschriften, Bd. 2: Die Handschriften der kurfürstlichen Bibliothek und der kurfürstlichen Lande, 1. Abteilung, Berlin 1901
Göttingen 1 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 1: Universitäts-Bibliothek: Philologie, Literärgeschichte, Philosophie, Jurisprudenz, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 1)
Handschriftencensus Handschriftencensus. Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters. Online-Datenbank: https://handschriftencensus.de/
2VL Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 1–12, hrsg. von K. Ruh u. a., 2., völlig neu bearbeitete Aufl., Berlin, New York 1978–2005, Ergänzungsbde.: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon, Bd. 1–3, hrsg. von F. J. Worstbrock, Berlin, New York 2005–2015
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Volkssprachige Handschriften.
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