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Beschreibung von Göttingen, Staats- und Universitätsbibliothek, 8° Cod. Ms. philol. 164
Patrizia Carmassi: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen lateinischen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Patrizia Carmassi.

Martianus Capella

Pergament — I, 38, I Bl. — 17,5 × 12 cm — 12.-13. Jh.

Lagen: IV+1 (9). 3 IV (33). III-1 (38). Lagenzählung in roter Tinte am Ende der ersten Lagen (römische Zahlen I bis IV). Moderne Foliierung (schwarze Tinte und Bleistift). Das Pergament weist Fehlstellen im unteren Bereich des Vorderschnitts auf, wie es auch bei den anderen Teilen des Originalcodex der Fall ist (nur bei 8° Cod. Ms. philol. 170 restauriert). Häufig Flecken im Bereich des Fußstegs bei mehreren Blättern. Buchschnitt am Kopf vergraut. Liniiert. 24 Zeilen. Schriftraum: 13 × 8 cm Eine Hand. Interlinear- und Marginalglossen von wahrscheinlich zwei zeitgenössischen Händen, von denen die erste die Hand des Haupttschreibers zu sein scheint. Die zweite (ab fol. 6r bis 14r) in hellerer Tinte. Gelegentlich Korrekturen von erster Hand. Eine spätere Hand (15. Jh.) hat mit hellbraunem Stift am Rande gelegentlich kaum noch lesbare Worte geschrieben, z.B. Prescientia (11r), sonst Majuskeln (5r, 7r, 9r, 9v, 26r, 27v) und andere Objekte gezeichnet: Vgl. Gesichter (9r, 26r, 33v), ein Fass (25v). Carolino-gothica von einer Hand. Rubriziert und gestrichelt. Drei- bis fünfzeilige Fleuronéeinitialen in roter Tinte, gelegentlich mit heller Ockerfarbe gestrichelt. Punktverdickungen, manchmal von Parallelstrichen rechts und links begleitet; an der Silhouette Konturbegleitstriche; Besatzfleuronnée (stilisierte Palmetten und Halbpalmetten, Wellenmotiv, gebogt, Parallelstriche). Das letzte Wort auf dem Blatt gelegentlich eingerahmt mit Ornamentalmotiven (gewellte Linien, Profilbild, Schlange). 2r: T(u). Größere Initiale zu Beginn des Werkes. Linienkonturierung. Bei der Kreuzung von Stamm und Balken Aussparung mit kleinen roten Kreisen.

Moderner Halbledereinband (19. Jh.). Auf fol. 1r Fraßspuren (Löcher), die auf einen ursprünglichen Holzdeckeleinband hinweisen könnten. Hellbraunes Leder für Rücken und Eckkanten benutzt. Auf dem Rücken Titel in schwarzer Farbe eingeprägt (Martianus Capella) und aufgeklebtes modernes Signaturschild. VD und HD aus Pappe. Überzug aus braunem marmoriertem Papier (Pattern: Pulled). VS, HS und Vorsatzblätter aus hellblauem Papier, nicht foliiert. Gleiche Merkmale wie der Einband von 8° Cod. Ms. theol. 100. Papierstreifen auch zwischen den Lagen I und II, IIII und V beim Neubinden eingelegt. Auf VS moderne Signatur (Bleistift), augeklebter Papierzettel mit Angabe zum vorhandenen Mikrofilm und Ausschnitt aus Meyers Katalog zu dieser Handschrift. Auf HS bibliothekarische Angaben (Gewicht?) von November 1986 bis Juli 2005 und getilgte alte Signatur (Bleistift): Cod. philol. . HD verzogen, Flecken, Kratzer und Fehlstellen am Überzug, Rücken leicht brüchig.

Herkunft: Deutschland (Köln?). Siehe 8° Cod. Ms. philol. 170. — Provenienz: Diese Handschrift bildete im Mittelalter den ersten Teil eines Sammelbandes, der drei weitere Handschriftenteile enthielt: Zwei davon werden heute getrennt in der SUB Göttingen aufbewahrt, ein Teil ist verschollen. Vgl. Beschreibung von 8° Cod. Ms. philol. 170 (Archipoeta) und 8° Cod. Ms. theol. 100 (Mythographus Vaticanus III.). 1774 kam der ursprüngliche Codex in Erfurt in Besitz von Johann Christian Wilhelm Diederichs (1750-1781), wie der eigenhändige Vermerk auf fol. 1v verrät. Zu seiner Person vgl. Beschreibung von 8° Ms. philol. 127. Diederichs hielt sich in den Jahren 1772 und 1773 in Erfurt auf, wo er auch weitere Handschriften erwarb. — Aus dem Nachlass Diederichs wurde die Handschrift (noch als Sammelband) am 25.06.1787 zusammen mit einer anderen Handschrift (Kommentar zu Boetius: 8° Cod. Ms. philol. 167) erworben. Siehe Acquisitionsjournal (Manual) der Bibliothek aus dem Jahr 1787, S. 62. Dazu vgl. 8° Cod. Ms. theol. 100 und 8° Cod. Ms. philol. 170 Cim. Im Handgeschriebenen Katalog der Göttinger Bibliothek, Bibliotheksarchiv, Kataloge, 67:3, fol. 75, unter der alten Signatur Cod. philol. 77 (?), korrigiert in 164. Dort wird die Handschrift noch als eine Einheit mit zwei weiteren Teilen beschrieben, wobei der Wert des Archipoeta noch nicht erkannt wurde: Quarto. Codices Msti latini, 1. Marcianus Capella, 2. Super fabuli Ovidii metamorphoseon. 3. Versus macaronici incerti auctoris. Codex membranaceus. Ex libris Jo. Chr. Wil. Diederichs. 1787 in bibliothecam nostram illatus. Nachgetragen ist der Hinweis auf einen Brief in Reuss Briefsammlung vom 08.07.1836. Erst auf fol. 80a (ibid.) wird unter Poetae - Lat. In quarto Cod. Ms. philol. 170 separat beschrieben: Versus leonini varii argumenti. Cod. membr. saec. XIII. fol. 8 in fine mutilus (Archipoeta). Vgl. Grimm, Abhandl. d. Berliner Academie. Auf. fol. 2r ovaler schwarzer Stempel: EX BIBLIOTHECA REGIA ACAD. GEORGIÆ AUG: (in Benutzung ab ca. 1765). Vgl. Bibliotheksstempel, S. 93. In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts (nach 1833) wurden die einzelnen Teile getrennt, mit Stempel versehen und separat gebunden.

Göttingen 1, S. 36-37. — C. Leonardi, I codici di Marziano Capella, Milano 1959-1960, S. 54-55, Nr. 69.

(Ir) Handgeschriebene bibliothekarische Notizen zur Handschrift (schwarze Tinte, 19. Jh.): Martiani Capellae de nuptiis Philologiae et Mercurii liber I et II. Codex membranaceus saeculi XIII. fol. 37. — Iv leer. (1r) leer bis auf moderne bibliothekarische Notiz (schwarze Tinte): [Manual. 1787. pag. 62]. Siehe unten Provenienz. (1v) Besitzvermerk und Datum des Erwerbs: Jo Chr. Wil. Diederichs 1774.
(2r-38v) Martianus Capella: De nuptiis Philologiae et Mercurii, libri I-II. (cum glossis). ›Incipit Marcianus Capella‹. Tu quem spallentem [!] talamis … — … Faveantque muse et chelis LATONIA. Das N mit zwei Strichen versehen als Korrektur des Wortes in Latoia. ›Explicit‹. Nachgetragen auf dem Füßsteg. (2r) Die Randglosse beginnt auf dem rechten Rand mit Nota constructionem o tu Ymene quem spallentem in thalamis .... Interlinearglossen: TU O ymene; SPALLENTEM spallente est gesticulatione corporis letitiam exprimentem. Sie stimmen nicht mit den älteren Glossentradition überein, siehe Glossae aevi Carolini in libros I - II Martiani Capellae De nuptiis Philologiae et Mercurii, hrsg. von S. O'Sullivan, Turnhout 2010 (CCCM 237). Stichproben ergeben, dass die Glossen u.a. das Commentum in Martianum Capellam von Remigius Autissiodorensis verwenden. Vgl. z. B. fol. 11r, zu I,21,3: Tabens feriata et otiosa coniunctio deorum: Remigio di Auxerre, in Ramelli 2006, S. 932; fol. 11v, zu I,22,8, ibid. S. 934; fol. 12v zu I,23,15, ibid., S. 938. (11v) ›Incipit II liber‹. (38v) Nachtrag auf dem Fußsteg mit hellbraunem Stift: Explicit. — IIr-v leer. Edition: Martiani Capellae De nuptiis Philologiae et Mercvrii. Libri I-II. Hrsg. von L. Cristante, Hildesheim 2011 (Bibliotheca Weidmanniana 15). Martianus Capella, Les noces de Philologie et de Mercure. T. 1: Livre 1. Texte établi et traduit par Jean-Frederic Chevalier, Paris 2014 (Collection des universités de France. Série latine 407). Martianus Capella, Libros I-II: las bodas místicas. Introducción, edición crítica, traducción y notas de F. Navarro Antolín, Madrid 2016. Scoto Eriugena, Remigio di Auxerre, Bernardo Silvestre e Anonimi. Tutti i commenti a Marziano Capella. Testo latino a fronte. Introduzione, traduzione, note e apparati di I. Ramelli, Milano 2006. Literatur: S. O’Sullivan, The Oldest Gloss Tradition on Martianus Capella’s De nuptiis Philologiae et Mercurii: Its Form, Character and Routes of Transmission, in Clerics, Kings and Vikings: Essays on Medieval Ireland in Honour of Donnchadh Ó Corráin. Hrsg. von E. Purcell, P. MacCotter, J. Nyhan und J. Sheehan, Dublin 2015, S. 389–98. Carolingian Scholarship and Martianus Capella: Ninth-Century Commentary Traditions on De nuptiis in Context. Hrsg. von M. Teeuwen und S. O’Sullivan, Turnhout 2011 (Cultural Encounters in Late Antiquity and the Middle Ages 12).


Abgekürzt zitierte Literatur

Bibliotheksstempel Bibliotheksstempel. Besitzvermerke von Bibliotheken in der Bundesrepublik Deutschland, hrsg. von A. Jammers, Wiesbaden 1998 (Beiträge aus der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz 6)
Göttingen 1 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 1: Universitäts-Bibliothek: Philologie, Literärgeschichte, Philosophie, Jurisprudenz, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 1)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Lateinische Handschriften.
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